Schätzungsweise eine Stunde später wagte ich mich aus meinem Zimmer.
Von Graham war nichts zu sehen.
Endlich hatte ich Zeit mein neues Zuhause kennenzulernen.

Die ganze Wohnung war für eine kleine Familie vorbereitet worden, hinter einer Tür fand ich sogar ein Kinderzimmer.
Es war vollständig eingerichtet.

Ungläubig strich ich über die Pelzdecke, die in der Wiege lag.
Graham schien es eilig zu haben.
Meine Finger glitten weiter über das alte Holz. Vermutlich ein Familienerbstück, weitergereicht im Werwolfsadel.

Die kunstvollen, mit Gold verzierten, Schnitzereien zeugten von vergangenem Reichtum und alten Legenden.
Sie bildeten die Wölfe gegenüber menschlich wirkenden Kriegern, aber auch wild ineinander verbissen ab.
Alles hier zeugte von Kämpfen.
Ich schluckte und verließ den Raum wieder.

In wie vielen Kriegen würde unser Kind wohl kämpfen?
Dieser Satz fühlte sich falsch an. Alles hier fühlte sich falsch an.
Tränen rannen über mein Gesicht.
Ich wollte doch nur Ivan und mein altes Leben zurück.

Meine Eltern suchten bestimmt nach mir.
Ich wollte gar nicht darüber nachdenken, wie Graham dieses Problem löste.

Mein Puls stieg an.
Ich musste mit ihm reden, dringend.

Fast wäre ich gestürzt, als ich die Treppe heruntereilte. "Graham?"

"Honey?", hörte ich es aus der Küche.
Graham saß am Esstisch und arbeitete an seinem Laptop.
"Alles in Ordung?"

"Was passiert mit meinen Eltern?"
Ich sah ihn ernst an.
Für Höflichkeitsformeln hatte ich keine Zeit.

Graham seufzte leise.
"Honey, das Thema ist nicht ganz einfach."
Er kratzt sich am Kinn.
"Die Rudelkämpfe haben sich ja an verschiedenen Plätzen ausgetragen. Unteranderem auch in einem Café, das du gelegentlich besuchst.
Darin gab es eine Schießerei mit einigen Toten."

Graham schien meine Reaktion abzuwarten, bevor er weitersprach, doch meine Miene blieb undurchsichtig.
"Ich habe dich auf die Liste der Opfer setzten lassen. Offiziell bist du tot und deine Leiche ist zu entstellt, um sie seinen Eltern zu zeigen."

Stumm dachte ich nach.
Es war unglaublich grausam, meinen Eltern diesen Schmerz zuzufügen. Ich war ihr einziges Kind.
Doch gerade sah ich keinen anderen Weg, wenn Graham mich nicht freilassen würde.

"Du", ich dachte kurz nach und fasste mich wieder, "Es war wohl notwendig."

Graham lächelte und zog mich an sich.
"Danke, ich wusste, dass du es verstehen würdest", murmelte er und drückte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen.

"Jetzt muss ich aber weiterarbeiten. Es wäre toll, wenn du uns vielleicht etwas kochen würdest."
Er deutete auf die edle Küche neben sich.

Doch auch wenn die Frage freundlich geklungen hatte, wollte ich besser keinen Wiederspruch leisten.
Ich nickte vorsichtig und stellte mich an den Herd.

Nach dem Essen bat Graham mich den Abwasch zu machen und setzte sich wieder an seine Laptop.

"Was passiert jetzt eigentlich mit Louis?", fragte ich unsicher.

Auch wenn Graham nicht sofort antwortete, sah ich, wie er seine Arbeit unterbrach und sich nachdenklich zurücklehnte.
Schließlich atmete er tief durch und lächelte mir zu.
"Ich denke, dass ich ich ihn freilassen werde. Die französischen Rudel sind wichtige Handelspartner und außerdem will ich nicht unnötig grausam sein, nicht?"

Ein sanftes Lächeln huschte über mein Gesicht. Louis hatte tapfer gekämpft und er hatte wirklich keine Gefangenschaft verdient.
"Danke", flüsterte ich und beugte mich herunter, um Graham zu küssen, einfach weil ich ihn nicht aufbringen wollte.

"Siehst du, mit gutem Verhalten kommt man weiter", meinte der Werwolf nur und widmete sich wieder seiner Arbeit.
"Du kannst jetzt gehen."

Ich nickte, doch meine Gedanken waren plötzlich wieder weit weg.
Was hatte Graham gerade gesagt?
Louis Schicksal war von mir abhängig gewesen?
Oder manipulierte Graham mich nur?

Dieser Gedanke verstörte mich.
Ich hätte für seinen Tod verantwortlich sein können, wenn ich mich nicht zusammengerissen hätte.
In Zukunft musste ich auf meine Worte aufpassen.

Hallöle,
offenbar habt ihr das Drama im letzten Kapitel verkraftet und lest meine Story immer noch.
Danke :)

Also, zuerstmal: Was hat es wohl mit dem Anfang auf sich?

Wie fandet ihr ihn so? Soll ich sowas öfter machen oder lieber rauslöschen und die Andeutung anders unterbringen?

Ah und natürlich: Vermisst ihr Ivan?

Was haltet ihr von Graham?

Und findet ihr es in Ordnung, wie
er sie manipuliert?

Ich versuche in Zukunft regelmäßig am Dienstag und Freitag zu upgraden, aber ich kann nichts versprechen :/

Liebe Grüße,
Kuchenstreusel

AstheneiaWhere stories live. Discover now