Kapitel 9

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•Gideons Sicht•
Seit Gwens Unfall sind nun schon vier Wochen vorüber und heute waren wir genau einen Monat zusammen. Aus diesem Grund wollte ich sie überraschen. Die Überraschung hatte ich auch schon geplant und ich musste nur noch Gwen bei Leslie abholen. Leslie geht es nun besser, sie hatte die Operation hinter sich und musste nur noch etwa ein Monat im Krankenhaus bleiben. Schnell schrieb ich Leslie eine SMS, dass ich mich nun auf den Weg machen würde, um Gwen abzuholen. Leslie war natürlich in meinen Plan eingeweiht gewesen, ansonsten wäre es schwierig geworden, Gwen zu überraschen, da ich die meiste Zeit mit ihr verbrachte. Und da ich für meinen Plan einiges an Zeit brauchte, bestellte Leslie Gwendolyn ziemlich viel zu sich ins Krankenhaus. Gwen machte mich so glücklich wie niemand zuvor und mir war es immer noch ein Rätsel, wie sie das schaffte. Ich stieg in meinen dunkelgrünen Mini und fuhr zum Krankenhaus. Raphael kam mit, er blieb nachher bei Leslie. Ich hatte da so eine Vermutung, dass die Beiden auf dem besten Weg waren, auch ein Paar zu werden, obwohl es keiner von beiden zugeben wollte. Bevor wir dann vor dem Krankenhaus ausstiegen sagte ich zu Raphael: „Nun sag doch Leslie endlich mal, dass du in sie verliebt bist." „Ich bin nicht in sie verliebt", kam es sofort von Raphael, was mich in meiner Annahme aber einmal mehr bestätigte. „Du kannst mir sagen was du willst, aber ich kenn dich zu gut, als dass du mir etwas vormachen kannst", lachte ich. Inzwischen waren wir vor Leslies Zimmertür angekommen und betraten nach dem Klopfen das Zimmer. „Hi Mädels", meinte Raphael lachend und auch ich begrüsste sie. Gwen sah mich überrascht an. Mit mir hatte sie wohl nicht gerechnet. Lächelnd ging ich zu ihr und drückte ich einen sanften Kuss auf den Mund. Dann nahm ich eine Augenbinde hervor: „Es tut mir leid Gwen, aber ich muss dir nun leider die Augen verbinden." „Och manno, Gideon, muss das sein?", meinte sie und sah mich mit ihren wunderschönen Augen an. „Ja, muss es", lächelte ich und fügte hinzu: „Es wird dir gefallen. Ich versprich es dir." Gwen willigte ein und nachdem wir uns von Leslie und Raphael verabschiedeten, verband ich ihr die Augen. Verschwörerisch zwinkerten mir Raphael und Leslie zu.

•Leslies Sicht•
Hier im Krankenhaus war es stinklangweilig. Ich konnte nichts machen, ausser in meinem Bett zu sitzen. Meine Diagnose war zuerst ein Schock für mich, doch nun, nach der Operation ging es mir ziemlich gut und ich konnte es kaum erwarten, wieder ganz normal zur Schule gehen zu können. Zwar müsste ich immer wieder zur Kontrolle gehen, doch das war mir im Moment noch egal, Hauptsache ich wurde wieder gesund. Gwens Besuche waren immer wieder willkommene Abwechslungen und wir, beziehungsweise sie hatte viel zu erzählen. Bei mir passierte ja kaum was. Ich freute mich so für Gwen, dass sie Gideon hatte und sich auch mit Raphael so gut verstand. Es tat ihr gut, dass sie nicht immer so alleine war und durch die Beziehung zu Gideon schien sie sich wieder mehr zu öffnen. „Glaubst du, Gwen gefällt die Überraschung? Du weisst schon, nachdem sie...", holte mich Raphael aus meinen Gedanken. „Ja, ich kenne sie schon lange genug und Gideon hat ja auch hart gearbeitet", erwiderte ich. Gideon hatte im Baumhaus ein Dinner vorbereitet. Gwen war seit ihrem Unfall nie mehr beim Baumhaus, da sie Angst hatte, dass sie wieder die Strickleiter runterfallen würde. Doch Gideon hatte extra für den heutigen Tag und auch für die folgende Zeit das Baumhaus sozusagen renoviert. Anstelle der Strickleiter führte nun eine richtige Leiter zum Baumhaus hoch und auch im Baumhaus selbst hat Gideon ordentlich Arbeit geleistet. Raphael hat mir einmal Bilder von Vorher und von Nachher gezeigt und ich war einfach nur baff. Das Baumhaus sah fantastisch aus und wenn das Gwen nicht gefallen würde, weiss ich auch nicht. „Leslie ich ähh... ich muss dir was sagen", druckste Raphael plötzlich herum. „Ja?", erwartungsvoll sah ich ihn an. „Na ja, Gideon hat mir vorhin so was gesagt und ich glaube, dass er recht hat", meinte er. Wobei sollte Gideon denn Recht haben? „Ich habe mich in dich verliebt", sagte Raphael nun schliesslich und guckte dabei wie ein Tier, das auf dem Schlachthof stand. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Raphael hat sich in mich verliebt? Ich sprang auf und warf mich in seine Arme. Überrascht erwiderte er die Umarmung. „Warum bist du so überrascht?", wollte ich wissen. „Ich dachte, dass du voll wütend wirst", flüsterte Raphael und ich flüsterte zurück, „Wie könnte ich", bevor sich unsere Lippen berührten.

•Gwendolyns Sicht•
Ich sass nun schon eine ganze Weile mit verbundenen Augen in Gideons Mini. „Gideon, wo fahren wir hin", fragte ich ihn neugierig. „Nur weil du mich alle fünf Sekunden fragst, verrate ich es dir nicht", ich konnte Gideons Grinsen in seiner Stimme hören. Nach weiteren fünf Minuten fahrt hielt Gideon den Mini an und half mir aus dem Auto, da ich ja nichts sehen konnte. Als ich draussen stand, hob mich Gideon einfach hoch. „Hey, lass mich runter", lachte ich. Er erwiderte: „Nein, sonst fällst du mir noch um." Ja, Gideon hat mittlerweile natürlich auch mitbekommen, dass ich ein richtiger Tollpatsch bin. Als ich mir in der Schule wieder einmal mehr mein Essen über die Schuluniform gekippt hatte, meinte Gideon nur, als mir das voll peinlich war: „Du bist süss wenn dir kleine Missgeschicke passieren." Ich fands weniger süss und versuchte Gideon zu ignorieren, was mir aber keine fünf Minuten lange gelang. Es war kaum zu glauben, dass ich innerhalb so kurzer Zeit mein Herz verschenkt habe. Als Gideon mich wieder runterliess, sagte er: „So wir sind hier." Vorsichtig nahm er meine Augenbinde ab. Wir standen vor dem Baumhaus. Ich musste schlucken. Seit ich meinen Unfall hatte, war ich nie mehr hier. Gideon schien meine verkrampfte Haltung zu bemerken, denn er umschlang meine Taille von hinten und flüsterte ins Ohr: „Keine Angst, die Strickleiter existiert nicht mehr. Du kannst als nicht fallen. Und ausserdem werde ich unten sein und auf dich aufpassen." Daraufhin drehte ich mich in seinen Armen um und küsste ihn sanft. Gideon löste sich wieder von mir und ich machte ein enttäuschtes Gesicht. Er lächelte leicht und meinte dann: „Das ist ja noch die nicht die Überraschung. Die eigentliche Überraschung wartet oben im Baumhaus." Also gingen wir händchenhaltend dorthin, wo die Strickleiter war. Nur war da keine Strickleiter mehr, sondern eine normale Leiter. Erleichtert erklomm ich die Sprossen und als ich oben war staunte ich nichts schlecht. Gideon hatte das ganze Baumhaus restauriert, die Wände waren frisch gestrichen, die alten Decken wurden durch neue ersetzt und es war mit Lichterketten dekoriert. Ich liess meinen Blick erneut herumschweifen und entdeckte auch das grüne Sofa, auf Gideon und ich uns das erste Mal geküsst haben. „Wow, Gideon, das ist wunderbar", staunte ich. „Und es wird noch besser", entgegnete Gideon lächelnd und hielt mir ein Picknickkorb vor die Nase. „Ein Picknick nur für dich", verkündete er und lenkte mich zum Sofa. Ich setzte mich hin und Gideon neben mich. Gideon nahm eine grosse Pizza aus dem Picknickkorb, die wir uns dann auch teilten. Während dem Essen legte Gideon einen Arm um mich und zog mich dichter zu sich. Das liess ich natürlich nur zu gerne geschehen, denn in seinen Armen fühlte ich mich sicher und geborgen. Nachdem wir die Pizza zu Ende gegessen hatten, holte Gideon auch noch Schockoerdbeeren hervor. „Oh mein Gott, Gideon, woher wusstest du, dass ich Schockoerdbeeren liebe?", fiel ich ihm um den Hals. „Ehrlich gesagt hatte ich da einen kleinen Tipp von Charlotte", meinte er und sah mich dabei etwas ängstlich an, als ob er Angst davor hatte, dass ich ihn nun anschreien würde, weil er Charlotte erwähnte. Er fuhr fort: „Als wir, bevor ich nach London zog, mal miteinander schrieben, hatte sie geschrieben, dass ihre Cousine sich Schockoerdbeeren macht und sich dann darüber ausgelassen, wie viele Kalorien das nun hat. Und da dachte ich, dass können nur du oder Caroline gewesen sein. Und dann habe ich halt mein Glück versucht." Ich lächelte ihn an, kuschelte mich noch enger an ihn und liess mich von ihm füttern. Nachdem die Erdbeeren auch alle waren, suchte Gideon nochmals etwas im Korb. „Was suchst du jetzt noch?", fragte ich neugierig. Zur Antwort bekam ich: „Das wird eine Überraschung. Schliess doch mal die Augen und dreh dich um." Ich tat, was Gideon sagte. Sachte strich er mir meine Haare über meine Schultern und gab mir einen Kuss auf den Nacken. Dann legte er mir eine kleine Kette um. Der Anhänger war ein kleines Herz, das mit Diamanten besetzt war und auf der Rückseite unsere Namen eingraviert waren. „Oh Gideon", drehte ich mich mit Freudentränen in den Augen um, „Danke, die Kette ist wunderschön. Aber das ist doch viel zu teuer." „Für dich ist mir nichts zu teuer. Und die Kette soll dich beschützen, wenn ich mal nicht bei dir bin. Ich liebe dich.", sagte er. „Ich liebe dich auch Gideon." Und dann küssten wir uns.

Love HurtsWhere stories live. Discover now