Kapitel 2

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•Gwendolyns Sicht•
„Hey Gwen", begrüsste mich Leslie an der Bushaltestelle, wo wir auf den Schulbus warteten. „Hi", sagte auch ich und umarmte sie. Mir fiel auf, dass sie schon seit einigen Tagen blasser war als sonst. Als ich sie mal danach gefragt habe, beruhige sie mich und sagte, dass das sicherlich vom vielen Lernen komme. In der letzten Zeit hatten wir wirklich viele Prüfungen. „Hast du gehört, wir bekommen heute zwei neue Schüler", begann sie aufgeregt. Ich nickte nur. Schon jetzt wusste ich, dass ich mit ihnen nur das nötigste sprechen würde, so wie mit allen. „Komm schon, Gwen, du musst auch mal wieder unter Menschen", meinte Leslie aufmunternd. „Und wieso? Damit sie mir ans Herz wachsen und ich sie dann wieder verliere? Darauf kann ich gut verzichten, ich würde diesen Schmerz nicht nochmals ertragen", gab ich ein wenig gereizt zurück. „Tut mir leid, ich meinte es ja nur gut", entschuldigte sich Leslie. „Ich weiss", murmelte ich, „Ich will nur nicht noch jemanden verlieren." Der Bus kam und wir stiegen ein. Die Fahrt zur Schule schwiegen wir und als wir angekommen waren, gingen wir zu Mr Whitman in die Englischstunde. Wir hörten uns wieder einmal einen seiner endloslangen Shakespearevorträgen an, als es an die Türe klopfte und zwei Jungen hineinkamen. Ich wendete mich wieder meinen Aufgaben zu, als ich mich beobachtet fühlte. Ich schaute mich um und sah geradewegs in grüne Augen. In smaragdgrüne Augen. Sie gehörten dem grösseren Jungen der beiden Neuen. Ich löste meinen Blick und kritzelte in meinem Heft herum. Ein Räuspern von Mr Withman ertönte und alle hoben den Blick. „Das sind eure zwei neuen Mitschüler. Sie werden sich nun vorstellen", sagte Mr Whitman. „Ich bin Raphael De Villiers und sechzehn Jahre alt", stellte sich der kleinere der Beiden vor. Auch er hatte grüne Augen. „Ich bin Gideon De Villiers, der Bruder von Raphael und bin 18 Jahre alt. Ich komme in eure Klasse, da ich Medizin studieren muss und hier noch meinen Abschluss machen muss", stellte sich der grössere vor. Sie hiessen auch De Villiers. Sicherlich waren sie die Kinder von dem entfernten Verwandten von Dad. Er hatte zu ihnen nicht so guten Kontakt wie mein Onkel Falk, er wusste nur, dass er zwei Söhne hat. Als meine Eltern starben, hätte ich auch zu Falk gehen können, aber ich wollte bei Grandpa bleiben. Aber war ja auch egal, wer Gideon und Raphael genau sind, da ich wahrscheinlich nie mehr als das nötige mit ihnen reden werde.

•Gideons Sicht•
„So nun da alles ausgefüllt ist, könnt Ihr in eure Klasse gehen. Einen schönen ersten Schultag an der St. Lennox", wünschte uns die vom Sekretariat und Raphael und ich suchten unseren Klassenraum. Wir klopften und betraten dann das Zimmer. Sofort schnellten alle Köpfe zu uns und starrten uns an. Die Blicke der Mädchen verwandelten sich von überraschten zu schmachtenden Blicken. Alle, bis auf die von einem Mädchen mit rabenschwarzen Haaren. Sie schaute mit ausdruckslosem Blick in unsere Richtung, als sich unsere Blicke trafen. Mir stockte der Atem. Sie hatte wunderschöne blaue Augen, fast wie Saphire. Schnell wandte sie den Blick ab und widmete sich wieder dem Arbeitsblatt zu, das sie vor sich liegen hatte. Wer das wohl war? Ich werde es schon noch herausfinden. Mr Whitman, unser Klassenlehrer sagte der Klasse, dass wir neu hier waren und wir mussten uns vorstellen. Danach wies uns Mr Whitman unsere Plätze zu. Wir sassen gerade hinter der Schwarzhaarigen und deren blonder Kollegin. Diese flüsterte der Schwarzhaarigen gerade etwas zu, worauf sie ernst den Kopf schüttelte. Raphael stiess mir in den Ellbogen: „Was starrst du denn für Luftlöcher?" „Haha, sehr witzig", meinte ich matt. Da flüsterte Raphael mir zu: „Ich habe schon gesehen wie du die Schwarzhaarige vor uns beobachtet hast." Mann, wieso musste der alles merken? Ich beschloss, ihn zu ignorieren und mich auf den Unterricht zu konzentrieren. Mr Whitman erzählte viel von Shakespeare und ich seufzte. Das könnte noch lange dauern. Am Schluss ging der Unterricht dann doch recht zügig vorbei und es war schon Mittag. Raphael und ich folgten einfach den anderen in die Cafeteria und stellten uns an die Schlage. Als wir das Essen geholt hatten, suchten wir uns einen Platz. Raphael sah, dass neben der Schwarzhaarigen und der Blonden, die vor uns sassen, noch zwei Plätze frei waren. Wir gingen zu ihnen: „Dürfen wir uns setzen?" Die Schwarzhaarige nickte nur schwach und die Blonde meinte: „Wenn es sein muss." Eine Weile assen wir schweigend, bis ich fragte: „Wie heisst ihr? Wir sind ja in derselben Klasse." „Also ich bin Leslie Hay", sagte die Blonde und stellte die Schwarzhaarige gerade mit vor: „Und das ist Gwendolyn." Gwendolyn blickte kurz auf und senkte dann den Kopf wieder. „Könnt ihr echt uns nach dem Unterricht noch die Schule zeigen?", fragte mein Bruder diese Leslie. „Ja, können wir, oder Gwen?", antwortete sie und blickte dabei Gwendolyn fragend an. „Wenn es sein muss", murmelte sie und wandte sich wieder ihrem Essen zu. Wieso sie wohl so verschlossen war? Sie kam mir nicht arrogant rüber, obwohl sie fast nichts sagte und ihre Freundin Fragen für sie beantwortete. Gwendolyn kam mir wie ein Rätsel vor. Noch nie hatte ich so ein Mädchen gesehen. Normalerweise schmachteten mich alle Mädchen an, doch sie schien mich nicht mal richtig wahrzunehmen.
Nach dem Essen verabschiedeten sich die Beiden von uns und wir machten uns auf zur nächsten Unterrichtsstunde. „Hast du Leslie gesehen?", fragte mich mein Bruder. „Ähm ja? Sie sass neben mir?", antwortete ich mit ein wenig Sarkasmus in der Stimme. „Ich mein ja nicht so. Sondern wie... wie...", druckste Raphael herum. „Ja wie? Bist du verknallt?", zog ich ihn auf. „Nein?", antwortete Raphael zögernd, fügte aber nach meinem skeptischen Blick hinzu: „Ok, vielleicht ein wenig. Aber du hast Gwendolyn auch die ganze Zeit angeschaut!" „Hab ich das?", stellte ich mich ahnungslos. „Ja hast du", sagte Raphael bestimmt. „Mich wundert es nur, weshalb sie so still ist", meinte ich und Raphael antwortete: „Ja klar. Na gut, das wundert mich auch etwas. Aber vielleicht finden wir es noch raus." Als wir auf unseren Plätzen sassen, kamen auch Leslie und Gwendolyn ins Klassenzimmer. Der Unterricht bei Ms Couter ging relativ schnell vorüber und nach dem Unterricht gingen wir zu Leslie und Gwendolyn. „Zeigt ihr uns jetzt noch die Schule?", fragte ich sie und Leslie nickte. „Les, ist egal wenn ich schon nach Hause gehe?", wollte Gwendolyn von Leslie wissen. „Bleib doch auch noch, dir tut es gut, wenn du unter Leute kommst", meinte Leslie und Gwendolyn nickte widerwillig. Was sie wohl hatte? Ich konnte nicht mehr darüber nachdenken, da Leslie sofort mit der Führung begann. Sie zeigte uns die ganze Schule und plapperte unentwegt, während Gwendolyn uns stumm hinterhertapste. Als ich sie einmal versuchte, in ein Gespräch zu verwickeln, blockte sie ab. „Wollt ihr noch zu Starbucks gehen? Ich lade euch zum Dank für die Führung ein", lud ich Gwendolyn und Leslie nach der Führung ein. Leslie stimmte begeistert zu, doch Gwendolyn lehnte dankend ab und verabschiedete sich. Im Starbucks sassen wir an einem Tisch und Raphael und ich erzählten Leslie von Frankreich. Sie war wirklich interessiert. Nach einiger Zeit fragte ich: „Wieso redet Gwendolyn so wenig?" Leslie seufzte und überlegte, bis sie sagte: „Sie hat Angst davor, dass sie, wenn sie sich mit jemanden anfreundet, verletzt wird." „Aber wieso? Mit dir ist sie ja auch befreundet?", hakte ich nach. Ich wusste, dass das privat war und mich eigentlich nichts anging, aber es interessierte mich. „Eigentlich steht es mir nicht zu, es euch zu erzählen. Niemand in der Schule weiss es, abgesehen von mir. Doch es gibt viele Gerüchte. Wenn ihr verspricht, es niemanden weiter zu erzählen, verrate ich es euch, da ich nicht will, dass ihr einem der Gerüchte Glauben schenkt, da sie teilweise ziemlich fies sind. Und ihr scheint nett zu sein", erklärte sie uns. Ich sah Raphael an und wir sagten beide gleichzeitig: „Wir erzählen es niemandem weiter." „Also", begann sie, „Als Gwen sechs war, fuhren ihre Eltern nach Norwegen in die Ferien zum campen. Auf einer Strasse kam ein Geisterfahrer entgegen und krachte in den Wagen ihrer Eltern, welche beim Unfall starben. Seither lebt sie bei ihren Urgrosseltern. Doch ihr Urgrossvater, Grandpa Lucas, starb vor etwa sechs Monaten an einem Herzinfarkt. Schon seit dem Tod ihrer Eltern war Gwen verschlossen, doch seit Grandpa Lucas starb lässt sie gar niemanden mehr an sich ran. Ich bin da eine Ausnahme, da ich sie schon seit klein an kenne." Während Leslie erzählte, musste ich einige Male leer Schlucken. Gwendolyn tat mir so leid. Da kam mir etwas in den Sinn. „Leslie, waren Gwendolyns Eltern Paul und Lucy De Villiers?", fragte ich sie. „Woher weisst du das?", wollte sie wissen und auch Raphael sah mich fragend an. „Unser Dad ist ja auch tot. Als ich gestern bei seinem Grab war, sah ich neben ihm den Grabstein von Paul und Lucy De Villiers", erklärte ich. Raphael fragte: „Also sind wir mit Gwendolyn verwandt?" „Dad und Paul haben denselben Ururururururgrossvater. Also sind wir eigentlich gar nicht richtig verwandt", erklärte ich. Wir sassen noch eine Weile in Starbucks, bevor wir uns verabschiedeten.
Nach dem Essen verabschiedeten sich die Beiden von uns und wir machten uns auf zur nächsten Unterrichtsstunde. „Hast du Leslie gesehen?", fragte mich mein Bruder. „Ähm ja? Sie sass neben mir?", antwortete ich mit ein wenig Sarkasmus in der Stimme. „Ich mein ja nicht so. Sondern wie... wie...", druckste Raphael herum. „Ja wie? Bist du verknallt?", zog ich ihn auf. „Nein?", antwortete Raphael zögernd, fügte aber nach meinem skeptischen Blick hinzu: „Ok, vielleicht ein wenig. Aber du hast Gwendolyn auch die ganze Zeit angeschaut!" „Hab ich das?", stellte ich mich ahnungslos. „Ja hast du", sagte Raphael bestimmt. „Mich wundert es nur, weshalb sie so still ist", meinte ich und Raphael antwortete: „Ja klar. Na gut, das wundert mich auch etwas. Aber vielleicht finden wir es noch raus." Als wir auf unseren Plätzen sassen, kamen auch Leslie und Gwendolyn ins Klassenzimmer. Der Unterricht bei Ms Couter ging relativ schnell vorüber und nach dem Unterricht gingen wir zu Leslie und Gwendolyn. „Zeigt ihr uns jetzt noch die Schule?", fragte ich sie und Leslie nickte. „Les, ist egal wenn ich schon nach Hause gehe?", wollte Gwendolyn von Leslie wissen. „Bleib doch auch noch, dir tut es gut, wenn du unter Leute kommst", meinte Leslie und Gwendolyn nickte widerwillig. Was sie wohl hatte? Ich konnte nicht mehr darüber nachdenken, da Leslie sofort mit der Führung begann. Sie zeigte uns die ganze Schule und plapperte unentwegt, während Gwendolyn uns stumm hinterhertapste. Als ich sie einmal versuchte, in ein Gespräch zu verwickeln, blockte sie ab. „Wollt ihr noch zu Starbucks gehen? Ich lade euch zum Dank für die Führung ein", lud ich Gwendolyn und Leslie nach der Führung ein. Leslie stimmte begeistert zu, doch Gwendolyn lehnte dankend ab und verabschiedete sich. Im Starbucks sassen wir an einem Tisch und Raphael und ich erzählten Leslie von Frankreich. Sie war wirklich interessiert. Nach einiger Zeit fragte ich: „Wieso redet Gwendolyn so wenig?" Leslie seufzte und überlegte, bis sie sagte: „Sie hat Angst davor, dass sie, wenn sie sich mit jemanden anfreundet, verletzt wird." „Aber wieso? Mit dir ist sie ja auch befreundet?", hakte ich nach. Ich wusste, dass das privat war und mich eigentlich nichts anging, aber es interessierte mich. „Eigentlich steht es mir nicht zu, es euch zu erzählen. Niemand in der Schule weiss es, abgesehen von mir. Doch es gibt viele Gerüchte. Wenn ihr verspricht, es niemanden weiter zu erzählen, verrate ich es euch, da ich nicht will, dass ihr einem der Gerüchte Glauben schenkt, da sie teilweise ziemlich fies sind. Und ihr scheint nett zu sein", erklärte sie uns. Ich sah Raphael an und wir sagten beide gleichzeitig: „Wir erzählen es niemandem weiter." „Also", begann sie, „Als Gwen sechs war, fuhren ihre Eltern nach Norwegen in die Ferien zum campen. Auf einer Strasse kam ein Geisterfahrer entgegen und krachte in den Wagen ihrer Eltern, welche beim Unfall starben. Seither lebt sie bei ihren Urgrosseltern. Doch ihr Urgrossvater, Grandpa Lucas, starb vor etwa sechs Monaten an einem Herzinfarkt. Schon seit dem Tod ihrer Eltern war Gwen verschlossen, doch seit Grandpa Lucas starb lässt sie gar niemanden mehr an sich ran. Ich bin da eine Ausnahme, da ich sie schon seit klein an kenne." Während Leslie erzählte, musste ich einige Male leer Schlucken. Gwendolyn tat mir so leid. Da kam mir etwas in den Sinn. „Leslie, waren Gwendolyns Eltern Paul und Lucy De Villiers?", fragte ich sie. „Woher weisst du das?", wollte sie wissen und auch Raphael sah mich fragend an. „Unser Dad ist ja auch tot. Als ich gestern bei seinem Grab war, sah ich neben ihm den Grabstein von Paul und Lucy De Villiers", erklärte ich. Raphael fragte: „Also sind wir mit Gwendolyn verwandt?" „Dad und Paul haben denselben Ururururururgrossvater. Also sind wir eigentlich gar nicht richtig verwandt", erklärte ich. Wir sassen noch eine Weile in Starbucks, bevor wir uns verabschiedeten.

Love HurtsWhere stories live. Discover now