Bruchtal - eine vergessene Heimat -

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„Ja, es sind Elben, Thorin," sagte Gandalf, auf seinen Zauberstab gestützt und irgendwie sogar ein wenig amüsiert.

„Das war dein Plan. Von Anfang an," rief er aufgebracht und deutete dabei mit seinem Zeigefinger auf Gandalf.

„Wir haben keine Pferde, kein Proviant, nichts," mischte ich mich dann ein und steckte meine Waffen weg. „Es wäre klug die Elben um Hilfe zu bitten." Ich war auch nicht begeistert in dieses Thal zurückzukehren. Ich hatte mir geschworen, diesen Ort nie wieder zu betreten. „Und wenn du deinen Berg zurückhaben willst, dann musst du sowieso jemanden dort fragen, ob er diese Karte lesen kann," fügte ich noch hinzu und zog meine Kapuze tief ins Gesicht. „Also sei kein Kind."

Thorins Züge verzerrten sich, doch Balin legte ihm eine Hand auf die Schulter und wisperte einige Worte. Der Zorn verschwand zwar nicht aus seinen Augen, aber er grummelte ergeben und folgte einem vergnügt wirkenden Gandalf tiefer in die Höhle hinein. Eigentlich war es keine wirkliche Höhle. Die obere Wand löste sich auf und wir zwängten uns durch einen engen Pfad, die Steinmauern hunderte Meter links und rechts neben uns in den blauen Himmel ragend. Es war sehr eng, so eng, dass meine Schultern manchmal an dem kalten Stein schliffen. Die Zwerge murrten und wisperten, während ich einfach nur schwieg. Mein Herz wurde schwer, bei dem Gedanken an diesem Ort. Alles in mir zog sich zusammen und ich spürte eine längst vergessene Angst in mir aufkeimen, einen sonst so gut verborgenen wunden Punkt. Bruchtal war ein Teil meiner Vergangenheit, ein Teil, den ich ausradiert und versucht habe zu vergessen. Ich spürte, dass Gandalf mich beobachtete, doch ich sagte kein Wort. 

„Du warst lange nicht mehr hier, nicht wahr?", ertönte seine Stimme hinter mir und ich seufzte leise. Ich führte die Zwerge an, ich wusste welche Wege man gehen durfte und welche nicht. „Ja, sehr lange und ich hatte eigentlich nie vor zurückzukehren," wisperte ich nur. Ich hatte eigentlich damit abgeschlossen.

Wir zwängten uns weiter durch den schmalen Pfad, wanderten durch dieses Labyrinth, dessen Ausweg ich noch immer kannte. Ich kannte alles hier noch, nichts war wirklich vergessen, auch, wenn ich es mir vielleicht gewünscht hätte. Und dann tauchte ein warmes Licht den Boden, der Pfad wurde breiter und die Wände wichen nach links und rechts. Mir blieb der Atem weg. Wir standen auf einem kleinen Vorsprung und zu unseren Füßen lag es, das letzte friedliche Haus in der Wildnis.

„Wo sind wir?", knurrte einer der Zwerge und ich schloss meine Augen.

„Im verborgenen Thal, auf elbisch heißt es Imladris, aber in eurer Sprache kennt man es unter..."

„Bruchtal," keuchte Bilbo und ein Funkeln trat in seine Augen. Ich nickte schweigend, während Thorins Gesicht sich verdüsterte. Ehrlich gesagt wirkte keiner der Zwerge sonderlich begeistert.

Ich öffnete meine Augen wieder, sah hinab, auf meine Vergangenheit, auf mein – nun ja, auf das, was wohl am Ehesten ein Zuhause für mich gewesen war. Der Wind wisperte sachte durch mein Haar, wehte leise Gesänge zu uns herauf und sang für uns die Lieder der plätschernden Bäche. Es war so friedlich, so rein und so...sanft alles hier.

„Lasst am besten mich sprechen...oder Naira," sagte Gandalf und sah Thorin dabei scharf an. „Hier gibt es keinen Ärger, keine Bosheit, keinen Zwiespalt. Das einzig böse, was es hier gibt, bringst du selbst hinein." Für einige Sekunden musterten sich Zauberer und Zwerg, bevor Gandalf sich abwandte und den Abstieg hinunter in das Thal begann.

Bilbo folgte ihm neugierig und ich ein wenig zögernd. Es hatte gute Gründe, dass ich dieses Thal verlassen hatte und es jetzt wieder zu betreten, weckte Erinnerungen an Zeiten, die vergangen sind und auch vergangen bleiben sollten. Gandalf begann fröhlich über Bruchtal zu erzählen. Der einzige, der allerdings zuhörte, war Bilbo.

Der Hobbit - die Reise zum EreborKde žijí příběhy. Začni objevovat