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Ich stehe jetzt schon eine Weil hier am Abgrund und warte auf den perfekten Augenblick, ich habe zwar keine Ahnung ob es den für das was ich hier vorhabe gibt. Aber ich will einfach diesen Moment in dem ich einfach bereit dazu bin, bereit mein Leben aufzugeben. Schon traurig, ich kämpfe so lange um mein Leben, so lange lasse ich all das was Dad mit mir macht über mich ergehen. Und jetzt so ich endlich mal Freunde gefunden habe will ich mein Leben einfach weg schmeißen, ja ich kann so einfach nicht mehr leben und ich will es auch nicht mehr. Ja das hier ist genau die richtige Entscheidung, ich bin so weit. Ich atme einmal tief durch, „Das warst dann wohl, jetzt kannst du von jemand anderem das Leben zerstören.“ Sage ich leise Richtung Himmel, „Was glaubst du was du da tust?“ höre ich auf einmal eine Stimme im Hintergrund. Ich schrecke so stark zusammen das ich beinahe runter gefallen wäre, „Bist du des Wahnsinns?“ frage ich Jace empört, er sieht mich skeptisch an. „Du stehst da und willst von der Brücke springen und du fragst mich ob ich wahnsinnig bin?“ fragt er mit hochgezogenen Augenbrauen, ok da ist wahrscheinlich was dran. „Was machst du überhaupt hier?“ frage ich ihn jetzt und sehe wieder den Abhang hinunter, „Ich bin dir gefolgt um zu sehen was du vorhast, mir ist heute Mittag schon aufgefallen das du irgendwas vorhast.“ Sagt er gelassen und kommt noch einen Schritt näher, „Bleib weg.“ Sage ich und hebe die Hand, er bleibt stehen und hebt abwertend die Hände. „Ok ich bleibe hier, aber willst du mir nicht erstmal sagen warum du das tun willst bevor du springst?“ fragt er als wäre es das normalste der Welt, ich schüttle nur den Kopf weil mir schon wieder die Tränen kommen und ich meiner Stimme nicht traue. Kann er nicht einfach wieder gehen? „Komm schon erzähle es mir.“ Fordert er mich auf, „Nein, bitte geh einfach wieder.“ Sage ich, und selbst ich höre aus meiner Stimme das ich weine. „Das kann ich nicht.“ Sagt er, ich sehe ihn verwundert an „Und warum nicht?“ frage ich ihn verwirrt. „Naja du willst springen und ich habe nichts getan um das zu verhindern, ich hätte ewig Schuldgefühle. Und das will ich beim besten Willen nicht.“ Scherzt er, „Dann tu halt so als hättest du mich gar nicht gesehen.“ Sage ich und sehe wieder nach unten, „Ok.“ Sagt er und dreht sich um, warte er will echt gehen? „Warte!“ rufe ich und er bleibt stehen, „Ja?“ fragt er und kommt wieder zu mir, dieses mal stellt er sich direkt neben mir, nur nicht hinter dem Geländer. „Ich will nicht alleine sein wenn ich das mache, kannst du bleiben?“ frage ich ihn leise und sehe ihn mit Tränenverschleiertem Blick an, doch zu meiner Enttäuschung schüttelt er den Kopf. „Nein ich werde nicht hier stehen und zusehen wie du da runter fällst, komm gib mir deine Hand.“ Fordert er mich auf und hält mir einladend seine Hand hin, ich sehe ihn wieder verwirrt an. „Warum?“ frage ich ihn und beobachte seine Hand, „Ich will wissen warum du das vor hast, und wenn du mich überzeugt hast dann bleibe ich bei dir bis du gesprungen bist.“ Verspricht er, sein Angebot ist wirklich nett gemeint aber ich will es ihm nicht erzählen, dafür schäme ich mich zu sehr. „Ich kann nicht.“ Sage ich leise und sehe wieder runter, „Warum denn nicht?“ fragt er mich, als ich nicht antworte fährt er fort. „Davina du bist mir echt wichtig, ich mag dich. Und vor allem dein Lächeln, dabei siehst du nämlich verdammt hübsch aus. Und ich könnte es einfach nicht vertragen wenn du jetzt einfach springen würdest, bitte.“ Sagt er so sanft wie er noch nie gesprochen hat und reicht mir wieder seine Hand, seine Worte sind wie Balsam auf meiner Seele. Auf einmal will ich gar nicht mehr springen, ich will bei Jace sein und auch bei Clary. „Ok.“ Sage ich leise und reiche ihm meine zitternde Hand, als meine auf seiner Liegt umschließt er sie feste. „Ok, komm zu mir rüber.“ Sagt er leise, ich drehe mich langsam um. Als ich meine Fuß hebe um übers Geländer zu steigen rutsche ich ab, und hätte Jace mich nicht gehalten wäre ich jetzt tot. „Fuck!“ flucht Jace und greift auch mit seiner zweiten Hand nach meiner, ich habe Sterbens Angst. Schon lustig gerade wollte ich noch springen und jetzt wo ich kurz vor dem tot bin habe ich fürchterliche Angst. „Jace lass mich einfach los, ich will nicht das du verletzt wirst.“ Sage ich ihm leise und sehe ihm in die Augen, erst jetzt fällt mir auf was für schöne Augen er doch hat. „Niemals wir bekommen das hin, zusammen.“ Schwört er mir und sieht mir dabei fest in die Augen, ich nicke stumm. „Los gib mir deine andere Hand.“ Weißt er mich an und hält mir die Hand hin, ich ergreife sie. „Gut und jetzt stemme deine Füße gegen die Mauer während ich dich hochziehe.“ Sagt er, ich nicke wieder stumm. „Gut auf drei. Eins, zwei, drei.“ Sagt er und fängt an zu ziehen, er stöhnt schmerzhaft auf hört aber nicht auf zu ziehen. Als ich fast über dem Geländer bin zieht er einmal ruckartig so das ich übers Geländer falle, direkt auf ihn drauf. Wir atmen beide sehr schnell und stockend, als wir langsam wieder zu atmen kommen setzt er sich so auf das ich zwischen seinen Beinen sitze. Er nimmt mich in den Arm und drückt mich fest an seine Brust, nach ein paar Minuten hat sich unser beider Atmen wieder beruhigt. „Willst du mir jetzt sagen was los ist?“ fragt er leise, ich schüttle nur den Kopf. „Komm schon, ich habe mir gerade beinahe die Arme ausgerissen um dich zu retten, ich finde ich habe eine kleine Belohnung verdient.“ Sagt er leise, ich nicke nur. Aber ich bin noch nicht bereit. Lass mir noch kurz Zeit, flehe ich leise. Und als hätte er es mitbekommen hält er mich einfach und wartet, „Mein…Vater der…. Naja wenn er sauer ist… oder einfach nur so… dann…“ ich hole einmal tief Luft bevor ich weiter rede. „…dann schlägt er mich.“ Sage ich so schnell das ich bezweifle das er es nicht verstanden hat, aber er holt tief Luft. Er hebt mein Kopf leicht an, „Das habe ich mir schon gedacht, immerhin können die blauen Flecken nicht von irgendwoher kommen. Genauso wie die immer wieder aufgeplatzte Lippe.“ Sagt er leise und streicht mit seinem Finger leicht über meine Unterlippe, ich zucke wegen der ungewohnt sanften Berührung zusammen, ich bin halt nur Schläge gewohnt. Jace zieht seine Hand sofort wieder zurück, beschämt sehe ich zu Boden woraufhin er mich wieder an sich drückt. „Das kann aber nicht alles sein, so wie du auf Körperkontakt reagierst muss da noch was sein.“ Sagt er leise, in meinem Hals bildet sich ein Klos. Das kann ich ihm nicht sagen, „Sag es mir bitte.“ Fleht er und drückt mich noch enger an sich. Das ist zu nah, ich fange an zu zittern. Beruhig dich, das ist Jace nicht Dad er will dir helfen! Faucht mich meine innere Stimme an, ich weiß das sie recht hat. Und ich versuche wirklich ruhig zu bleiben, aber der Schatten meines Vaters will einfach nicht verschwinden. Jace löst seinen Griff ein wenig, „Bitte Davina ich will dir helfen, und so wie du schon nur auf meine Umarmung reagierst muss da was sein.“ Sagt er wieder und haucht mir einen Kuss auf den Scheitel, „Nicht, bitte nicht. Das vertrage ich nicht.“ Sage ich leise und fange an zu weinen, Jace ist einfach perfekt und ich ertrage es einfach nicht das er mich berührt, so berührt. „Aber warum nicht, ich möchte es gerne verstehen.“ Sagt er wieder leise und löst sich etwas von mir um mich anzusehen, ich sehe auf meine ineinander verschränkten Hände ich kann ihn jetzt einfach nicht ansehen. Es scheint so als wollte er mich verstehen, für mich da sein. Ich weiß nicht woher die plötzliche Gewissheit kommt das er mich nicht von sich stoßen wird wenn ich es ihm sage, aber ich will dieses Geheimnis einfach nicht länger mit mir rumtragen. „Er.. er schlägt mich nicht nur… er.. Benutzt mich… fast jede… Nacht… immer wieder…. Er vergewaltigt mich brutal… und schlägt mich… wenn ich versuche ihn von mir zu stoßen… dann wird er immer brutaler.“ Sage ich und fange hemmungslos an zu weinen, ich vergrabe mein Gesicht in den Händen, „Oh mein Gott, das tut mir so leid.“ Sagt er fassungslos und nimmt mich wieder in den Arm, „Du wirst da nicht wieder hin zurück gehen.“ Beschließt er, ich löse mich abrupt von ihm „Nein ich muss wieder zurück, wenn ich das nicht tue wird er mich finden und dann wird es nur umso schlimmer.“ Sage ich ängstlich, doch er schüttelt nur den Kopf. „Ich passe auf dich auf versprochen, aber ich werde nicht zulassen das du wieder zurück zu diesem Schwein gehst.“ Sagt er entschlossen, das er Dad gerade beleidigt habe überhöre ich gekonnt. Aber ich habe Angst, Angst davor das er mich finden wird wie schon so oft. Und dann lässt er wieder seine ganze Wut an mir aus, „Er wird mich holen.“ Sage ich leise und senke wieder den Blick, „Nein das werde ich nicht zulassen.“ Sagt er und hebt meinen Kopf wieder an so das ich ihm in die Augen sehen muss. „Hörst du? Ich werde nicht zulassen das er dich bekommt.“ Bestätigt er noch einmal seine Worte, ich nicke schwach allerdings immer noch nicht ganz überzeugt. Ich habe mich schon oft vor ihm versteckt aber bisher hat er mich immer gefunden, „Ok.“ Sage ich, „Ich werde bleiben.“ Lüge ich, ich bin einfach nicht mutig genug um mich gegen meine Vater zu stellen. „Komm es ist spät und zudem hat es angefangen zu nieseln, lass uns nachhause gehen.“ Sagt er und erhebt sich zusammen mit mir, wir gehen zu seinem Auto und ich setzte mich schweigend auf den Rücksitz. Die ganze Fahrt über sagt keiner von uns ein Wort, ich mache mir die ganze Zeit über Gedanken wie ich unbemerkt wieder verschwinden kann, und das bevor zu viel Zeit vergangen ist und Dad wieder ganz ausrastet.

Jace Sicht

Das was Davina mir da erzählt hat schockiert mich mehr als alles andere was ich in meinem Leben bisher erfahren habe, wie kann ein Vater seiner Tochter so etwas antun? Wie kann ein Mensch überhaupt so etwas antun? Ich werde nicht zulassen das dieses Schwein sie noch einmal anfasst, nicht solange ich das verhindern kann. Ich bin wirklich wütend, aber Davina tut mir so leid. Ich wusste zwar schon das er sie schlagen würde, aber das er sie auch vergewaltigt hätte ich nicht gedacht. Aber das erklärt auch das sie eine Panikattacke bekommen hat als Kaleb ihr so nahe kam, und auch das sie niemanden an sich ran lässt. Als ich vor der Tür halte sehe ich sie stumm an, sie ist wirklich hübsch trotz dem was ihr Vater ihr antut. Aber das schönste an ihr ist das sie selber nicht glaubt das sie wunderschön ist, genauso wie ihr Lächeln. Konzentriere dich! Ja stimmt ich darf mich nicht ablenken lassen, sie ist nur eine Freundin die ich ab jetzt vor ihrem Vater beschützen werde. „Komm lass uns rein gehen, die anderen werden sicher schon schlafen.“ Sage ich leise, als sie nicht reagiert sehe ich ihr ins Gesicht welsches sie von mir abgewendet hat. Und jetzt weiß ich auch warum, sie schläft. Und sieht dabei so friedlich aus das ich sie nicht wecken will, ich steige leise aus und gehe um den Wagen herum. Ich hebe sie vorsichtig aus dem Auto und trage sie ins Haus, ich trage sie direkt in mein Zimmer und lege sie vorsichtig aufs Bett. Ich gehe schnell duschen und lege mich dann neben sie und umarme sie von hinten, sie regt sich kurz und kuschelt sich an mich. „Bitte lass mich nie wieder alleine.“ Murmelt sie im Schlaf, ich kann mir ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. Ich nehme sie in den Arm und schlafe ein.

Davinas Sicht

Als ich langsam wach werde und die Augen vorsichtig öffne, sehe ich das es noch dunkel ist. Gut, ich will mich umdrehen und merke das ich nicht alleine im Bett liege. Ich bleibe still liegen und drehe nur meinen Kopf um in dann in Jace wunderschönes Gesicht blicken zu können, er hat so friedliche Gesichtszüge wenn er schläft so gar nicht kalt. So gerne ich jetzt hier liegen bleiben würde steht mein Entschluss fest, ich streiche leicht mit meinem Finger über seine Wange und werde mir einem zufriedenen schmatzen belohnt. Ich lächle leicht und schäle mich dann aus seiner Umarmung, ich nehme mir meine Schuhe und meine Jacke und mache mich auf den Weg nach unten. Zu meiner Erleichterung stelle ich fest das alles noch still ist, ich gehe geradewegs nach draußen wo ich dann meine Schritte vorschneller um so schnell wie möglich zuhause zu sein. Als ich zuhause ankomme stelle ich mehr als nur Erleichtert fest das auch hier alles still zu sein schein, aber sicher sein kann ich mir da erst wenn ich in meinem Zimmer bin. Und tatsächlich, auch hier ist von Dad keine Spur. Ich ziehe mich schnell um und lege mich ins Bett, und schlafe auch sofort wieder mit einem letzten Gedanken an Jace ein.

my Soul of iceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt