[9] m. verstappen

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Für fraugoretzka 

Words: 1.373
[geschrieben am 02.08.2020]

[9]: „Ich lass dich jetzt bestimmt nicht mitten in der Nacht alleine nach Hause!"

„Und, weißt du schon, ob Homeoffice für dich nach dem Sommer weiter geht?", erkundigte sich Ashley bei mir. Sie drehte ihren Kopf dabei in meine Richtung, sodass ihre schwarzen Locken ihr nun locker auf die Schulter fielen, die bisweilen noch auf der Sofalehne gelegen hatten. Kurz war ich wieder begeistert von diesen unfassbar schönen und auch gepflegten Haaren, bevor ich meinen Kopf schüttelte, um mich einerseits aus meinem Starren zu lösen, anderseits auch, um ihr Antwort auf die Frage zu geben.
„Du bist Journalistin, nicht?", fragte sie weiter und klemmte sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr. Ich wackelte mit meinem Kopf hin und her.
„So halb, halb. Ich hab Journalismus studiert, aber eigentlich will ich jetzt doch mehr in Richtung Autorin gehen!", erklärte ich ihr. Ihre Augen leuchteten begeistert auf: „Autorin hört sich mega gut an. Max hat gesagt, dass du Geschichten schreibst. Wirst du dann so Bücher schreiben oder was?"
Wieder wackelte ich meinen Kopf und begann ihr kurz darauf zu erklären, dass ich plante Traumageschichten zu schreiben, für Patienten von Psychotherapeuten. Hinzu erklärte ich ihr noch, dass ich dafür mich aber fortbilden musste, was während Corona schwer war.
„Krass, dann macht dir Corona ja wirklich einen Strich durch die Rechnung!", murmelte sie erstaunt. Ich nickte daraufhin mit einem niedergeschlagenem Gesichtsausdruck. Mein Blick fiel aufs Meer, das vor uns lag.
Alice, meine beste Freundin und Mitbewohnerin und zeitgleich auch Mitarbeiterin von RedBull feierte hier an der Küste der Niederlande eine kleine Fete, wobei es doch eher ein Zusammenkommen verschiedener Freunde und Bekannter war, die gerade hier waren. Unter ihnen war auch Max, der unfassbar gut mit Alice befreundet war. Es war schön den Niederländer mal wieder um dich zu haben, da wir uns während Corona kein einziges Mal gesehen hatten, was eine große Umstellung war, da Max und ich vor Corona angefangen hatten zu daten. Mittlerweile wusste ich nicht mehr ganz, was zwischen uns war, denn über den ganzen Lockdown hinweg hatten wir den Kontakt verloren. Heute hatten wir ein paar einfache Gespräche geführt, doch ernster als übers Essen war es nie geworden.
„Ash, wollen wir? Es ist schon zwei?", hörte ich dann die Stimme von Alec, Ashleys Ehemann und Alices Bruder. Alec sah über seine Frau hinweg zu mir und lächelte mir warm zu. Ihn kannte ich genauso lange wie Alice, er behandelte mich auch wie seine Schwester.
„Ja, lass uns gehen!", stimmte ihm dann Ashley zu und wandte ihren Kopf dann wieder zu mir. Sie legte ihre Hand auf meine Schulter.
„Immer schön dich zu sehen, Katja!", lächelte sie. Ich lachte: „Kann ich nur zurückgeben!"
Ashley erhob sich von der Bank, auf der wir beide den Abend und die Nacht über gesessen hatten und schlug sich den Sand vom Rock ab. Auch ich spielte mit dem Gedanken zu gehen, seither ich mich morgen um meine Bewerbung kümmern wollte. Ich wartete bis Ashley und Alec sich von allen verabschiedet hatten und verschwunden waren, bevor ich in die Hände klatschte.
„Ich verziehe mich dann auch!", erklärte ich meine Handlung und sah quer über den Tisch hinweg zu Alice, die in den Armen von Thomas lag, der ihr keine Ahnung was war. Beziehung wollten die beiden es nicht nennen, dennoch benahmen sie sich in der Anwesenheit des anderen so. Aber wer war ich, um Alice und ihren Lebensstil zu beurteilen. So lange sie glücklich war, was definitiv der Fall war, misch ich mich nicht ein.
„Du willst jetzt schon gehen?", fragte mich meine beste Freundin. Ich nickte und erhob mich von der Couch.
„Kannst du nicht so eine halbe Stunde oder so warten, dann muss ich jetzt noch nicht gehen!", bat sie mich. Ich lachte auf und sah wieder zu ihr: „Du musst doch nicht gehen. Ich gehe nur!"
Ich rutschte aus dem Spalt zwischen Couch und Sofa heraus und lief ums Sofa herum bis zu Alice, die mich nicht wirklich begeistert ansah.
„Ich lass dich jetzt bestimmt nicht mitten in der Nacht alleine nach Hause!", erklärte sie mir mit einer Hand an meinem Oberarm. Meine Mundwinkel zuckten wieder nach oben. Manchmal merkte man uns die zwei Jahre Altersunterschied an. Nichtsdestotrotz war ich 20 und in der Lage den Weg ins Hotel zu finden.
„Süße, ich schaff das schon. Die Bushaltestelle ist ja nicht weit!", versicherte ich ihr und wollte mich eigentlich dran machen, um mich von den restlichen fünf Gästen zu verabschieden, die um den Tisch hier im Strandcafé saßen, doch da schnappte sich Alice meine Hand und machte mir einen Strich durch die Rechnung.
„Nein, komm schon. Das ist den Haag, hier geht man nachts nicht als Mädchen alleine!", murmelte sie. Ich drehte mich zu ihr und rollte genervt meine Augen. Einerseits war es süß, anderseits hatte ich schon eine Mutter in München und eine große Schwester in Berlin, ich brauchte keine dritte Person, die dachte, dass ich mich nicht  selbst verteidigen konnte.
„Alice hat recht, ich leb hier schon lang genug!", stimmte ihr dann Thomas zu. Ihm wollte ich nicht widersprechen, da ich ihn nicht gut genug kannte, um schlimmstenfalls eine Diskussion zu beginnen. Aber in diesem Moment meldete sich Max zu Wort.
„Ich kann dich fahren! Ich wollte eh los!"
Etwas überrascht, dass ausgerechnet er, nach einem für unsere Beziehung misslungenen Abend, anbot mich zu fahren, sah ich zu ihm herunter, wo er auf einem Klappstuhl dass.
„Perfekt, das ist die Lösung!", schlug Alice begeistert in die Hände und gab mir so nicht einmal die Möglichkeit das Angebot auszuschlagen. Aber vermutlich hätte ich das auch nicht getan, schließlich hatte ich noch was für den Rennfahrer übrig. Ich trauerte unserem ins leere gegangenen Geflirte noch immer hinterher und das wusste Alice auch.
Max erhob sich vom Stuhl und verabschiedete sich, genauso wie ich, von den nun nur vier Gästen. Als ich gerade Alice umarmte, zog sie mich am Arm zu sich runter, sodass mein Ohr an ihren Lippen lag.
„Frag ihn, was das jetzt zwischen euch ist!", forderte sie. Ich schielte zu ihr und nickte dann, einfach weil ich wusste, dass sie das sonst selbst übernehmen würde und diese Peinlichkeit wollte ich sowohl Max, als auch mir ersparen.
„Okay, bye ihr beiden!", rief meine beste Freundin und dann hinterher, als ich mir noch meine Schuhe vom unter dem Tisch schnappte und Max dann über den Sand hinterher folgte.
„Ich hab gleich da geparkt!", erklärte er und deutete auf die Straße, die den Strand passierte. Ich nickte bloß gleichgültig. Auch beim Einsteigen im Auto waren wir ungewöhnlich schweigsam, genauso wie während der Fahrt. Eigentlich hatte ich tausend Fragen, die ich ihm stellen wollte. Ob noch etwas zwischen uns war? Ob wir jetzt Freunde waren? Ob er mittlerweile wen anders hatte? Aber ich wusste nicht einmal, ob ich auf diese ganzen Fragen die Antwort kennen wollte. Was, wenn sie mir das Herz brechen würden?
Wieder in Gedanken versunken ließ ich meinen Kopf gehen die Fensterscheibe gleiten und schloss meine Augen. Das Radio summte leise vor sich hin und wog mich in ein leichtes Dösen.
Erst, als der Wagen stoppte, wurde ich wieder richtig wach. Ich blinzelte einige Male, sah mich verloren um, bevor mir unser Hotel auffiel.
„Das ist das richtige, oder?", fragte Max dann und deutete auf das graue Gebäude. Ich nickte sofort und legte meine Hand auf die Autotürklinke. Geplant war, mich jetzt einfach zu bedanken und auszusteigen, doch auf einmal packte mich der Mut.
„Was ist jetzt eigentlich zwischen uns?", fragte ich schnell in einem Atemzug, bevor mich mein Mut noch verließ. Max zog sofort überrascht seine Augenbrauen hoch.
„Wow, wusste nicht, dass du damit jetzt noch kommst!", lachte er dann und fuhr sich durch die blonden Haare. Ich zuckte mit den Achseln, doch ließ meinen fordernden Blick auf ihm haften, damit er wusste, dass ich noch immer eine Antwort erwartete. Meine Finger kratzte nervös am Leder der Autotür, da ich Angst hatte, dass mir die Antwort nicht gefallen würde.
„Weiß nicht, hast du wen Neuen?", erkundigte sich Max. Sofort schüttelte ich entschlossen meinen Kopf, was ihm ein Lächeln ins Gesicht zauberte.
„Ich hab auch keine. Wenn du willst, können wir da weitermachen, wo wir vor Corona aufgehört haben!", schlug er vor. Mein Herz machte vermutlich ein Salto, zumindest fühlte es sich so an. Begeistert strahlte ich ihn an und nickte dann hastig.
„Das hört sich perfekt an!"

So, hier ist auch schon der erste OS. Ich hoffe er gefällt euch, lasst es mich gerne wissen. Aber spoilert bitte nichts vom Rennen heute, ich muss es nachschauen, da ich gerade auf der Heimreise vom Urlaub bin, hehe 😜

Sport Oneshots 2.0 || boyxgirl Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt