Kapitel 6

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Ayaz
Schon wieder derselbe Scheiß. Ich kriege zurzeit nur Kopfschmerzen und bin mental komplett weg. Wenn, auch mal etwas so laufen würde so wie ich es mir vorstelle. Seit 2 Tagen kann ich nicht einmal richtig schlafen, weil der beschießene Papierkram nach mir schreit. Eine kleine Pause, nur eine kleine. Ist das zu viel verlangt? Du hast dir dieses Leben ausgewählt, also halt deine Fresse und beschwere dich nicht. Ob ich es mir ausgesucht habe oder damit aufgezogen worden bin, ist eine andere Sache.

Heute ist ja genug Komisches passiert. Der Tag fing um 09:00 Uhr schon an mit einem Meeting. Da wird mir erst gesagt, dass unser Projekt für die Erbauung des Skyline-Hotels nicht vollendet wurde und dass wir etwas hinten liegen, was das Aufzeichnen der Skizzen angeht. Hat ja super angefangen. Ich reiße meinen scheiß Arsch auf jeden gottverdammten Tag und diese Menschen, die ich Mitarbeiter nenne können nichts auf die Reihe bringen. Jeder macht Fehler. Ich aber nicht! Ich darf keine Fehler machen. Ich darf meinen Vater nicht enttäuschen. Ich darf ihn bloß nicht enttäuschen. Meine Familie. Sie darf nicht von mir enttäuscht werden. Niemals. Ich kriege das hin. Ich bin ein Korkmaz. Nichts wird und darf mir im Weg stehen.
Jedenfalls nach den ganzen Meetings und Besprechungen traf ich mich noch mit Eymen. Das hatte ich echt gebraucht. Er sah ziemlich glücklich und hyperaktiv aus. Ich hab ihn nach dem Grund gefragt, er meinte da ist noch nichts Festes zu erzählen. Eine Frau. Ich weiß es. Es war schön ihn so fröhlich zu sehen. Ich wollte ihn nicht mit meiner schlechten Laune anstecken. Und hab deshalb so gut es geht, mich seiner Stimmung angepasst. Zu meinem Pech hatte er mein inneres knockdown schon längst gemerkt und wollte mit mir darüber reden, was ich aber verneinte. Ich meinte, dass wir die Tage mal privat darüber sprechen sollten. Hab sowas echt nötig, momentan. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal einen entspannten Tag hatte, wo ich nicht wegen irgendeinen Problem, welches auch ohne mich gelöst werden konnte, angerufen worden bin. Du bist der Chef. Das ist dein Job.Wie gerne ich manchmal meine Menschlichkeit und diesen ganzen Stress abschalten wollen würde. Später kam es auch schon zu einer überraschenden Begegnung. Havva Tunç war hier. Diese eine Studentin, in meiner Coaching-Vorlesung. So stur und selbstsicher. Ungewöhnliches Mädchen. Sie hat wohl eine Aufzugphobie, den sie ist in Panik ausgefallen. Ihr ganzer Körper hat gezittert. Ihr Puls hat sich verdoppelt. Ihre Atmung hat geschwankt. Sie sah so hilflos aus. Unschuldig. Abgesehen von dem was passiert ist muss man echt sagen, dieses Mädchen wird echt unterschätzt. So entschlossen und geladen mit großem Stolz. Genauso wie du. Freches Mundwerk hat die kleine. Vor allem, sie meint Eymen hätte sie eingeladen. Warum? Ich muss ihn morgen fragen. Warte mal. Ist es etwa Havva? Dieses Mädchen, welches Eymen den Kopf verdreht? Kann ja sein, werde ich auf jeden Fall morgen erfahren.

Nach dem ganzen Aussortieren meiner Gedanken, klappe ich den Ordner zu.
Ich nehme mein Handy und mein Schlüssel in die Hand und verlasse mein Zimmer. Am Aufzug angekommen drücke ich auf den Knopf und lege währenddessen meine Hände auf die Metallstangen. Ich sehe mich etwas um und stelle fest, das noch wenige hier sind. Verständlich um diese Uhrzeit. Wir haben 22:32 Uhr. Anstrengender Tag. Ich komme unten an und bekomme einen Anruf. Es ist meine Mutter.
„Oğlum (Mein Sohn), bist du schon fertig für heute?", fragt sie mit ihrer sanften Stimme.
„Anne (Mutter), ja ich bin gerade fertig geworden. Wie geht es dir?", versuche ich so gut gelaunt wie möglich rüberzubringen.
„Gut soweit. Und dir? Hörst dich erschöpft und müde an. War heute wohl wieder stressig."
Diese Frau weiß einfach alles.
„Ja ganz okay. Heute war es zu viel Papierkram. Aber das passt schon."
„Ayaz, ich will nicht das du dich zu sehr überlastest. Verschaffe dir Zeit für dich selbst. Arbeit, Arbeit, Arbeit. Irgendwo hat das auch seine Grenzen", gibt sie in einem warnenden Ton an.
„Mach ich, anne. Ich habe alles unter Kontrolle, ich schaffe das schon."
„Gut, dann komm morgen bei uns vorbei. Du hast Wochenende. Ich will meinen Sohn sehen."
„ Aber anne-..".
„Nichts da anne, du kommst morgen oder ich werde richtig sauer. Diskussion beendet. Komm gut nachhause. Hab dich lieb.
Gute Nacht."
„Ich liebe dich auch. Gute Nacht, anne."
Ich muss wohl morgen dahin. Mütter eben, was soll man machen.

Ich steige ins Auto und fahre los. Zuhause angekommen lege ich mich sofort ins Bett. Ich brauche diesen Schlaf. Wir haben Wochenende. Morgen gehe ich zu meinen Eltern und am Sonntag treffe ich mich mit Eymen. Da gibt es so einiges zu bereden. Ich brauche auch meine Auszeit.
Mal sehen, was mich morgen so erwartet.

Kurzer Kapitel. Wie fandet ihr es? Ein kleiner Einblick, in Ayaz Gedankenwelt. Feedback oder Verbesserungen? Bin offen für alles.

Doktor Merve rettet Leben.

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