Streit und Trauer

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Meine Beine trugen mich von selbst zu den Gärten. Mit blutendem Herzen betrachtete ich die zerstörte Fläche. Anderthalb Jahre hatten wir hier jeden Tag unermüdlich gearbeitet. Anderthalb Jahre Pflege und Liebe, für nichts. Alles war weg. Ich setzte mich mitten in das zerstörte Grün und fühlte mich mindestens genauso kaputt.
Zart...Mein Kopf schien jetzt erst zu verarbeiten, dass er fort war. Die unendliche Wut, die ich vorher gespürt hatte, verwandelte sich in Trauer. Jeden Tag hatten wir Seite an Seite gearbeitet. Zart liebte die Arbeit mit den Pflanzen. Sie waren wie er. Am glücklichsten in der Sonne. Manchmal hatte ich das Gefühl, als hätte er einen Teil seiner Seele in diesen Abschnitt der Lichtung gesteckt. Doch jetzt war alles zerstört. Er war weg. Meine Erinnerungen von ihm, wurden von seinen Schreien überdeckt. Mein Körper zitterte, als ich versuchte die Schluchzer zu unterdrücken. Wenn ich jetzt begann zu weinen, würde ich nie wieder aufhören können. Dabei war so viel zu tun, so viel musste aufgebaut werden. Was würde passieren, jetzt wo Gally das Sagen hatte? Wie würde sich unser Leben ändern? Würden wir weiter versuchen zu fliehen? Wir hatten immer noch die Möglichkeit mit dem Griewerloch. Mein Kopf fühlte sich an, als würde er platzen. Tausende Gedanken sprangen darin herum und versuchten sich gegenseitig zu übertönen. Ich presste die Hände auf meine Schädeldecke, stützte die Arme auf den Knien ab und verbarg mein Gesicht. Leise hörte ich Schritte hinter mir. Ich wollte der Person sagen, dass sie gehen sollte. Am liebsten wäre ich jetzt alleine. Doch kein Ton kam aus meinem Mund. Sobald ich ihn öffnete, würde ich weinen. Ich würde nicht mehr aufhören können. Die Person stand hinter mir. Blätter raschelten, als sie sich setzte. Kurz darauf legten sich zwei Arme um mich und zogen mich in eine warme Umarmung. Tränen bildeten sich in meinen Augen. Ich erkannte den Körpergeruch.
„Ich vermisse ihn auch.", flüsterte Newt mir ins Ohr.
„Ich hab seine Hand verfehlt.", brach ich mein Schweigen. Tränen kullerten aus meinen Augen. Sie rollten meine Wangen hinab und tropften von meinem Kinn auf Newts Hände, die auf meinem Bauch lagen.
„Ich konnte Alby auch nicht festhalten. Der Griewer war stärker." Seine Stimme zitterte und etwas kaltes, Nasses tropfte auf meinen Hals. Kurz schwieg er, sammelte sich, dann fuhr er fort: „Zart hat dich aus dem Weg gestoßen. Sonst wärst du erwischt worden."
Diese Information war zu viel. Der Damm brach. Mein Körper bebte. Tränen liefen mir unaufhaltsam über die Wangen. Ich ließ mich kraftlos gegen Newts Oberkörper sinken, weinte den Kopf in den Händen vergraben. Er sagte nichts. Es gab auch nichts, was uns jetzt helfen könnte. Wir saßen einfach nur da und trauerten. Newt leise, kontrolliert. Sein Gesicht hatte er in meinen Haaren vergraben. Ich schluchzte laut und hatte Probleme zu atmen. Doch ich konnte nichts dagegen tun.
Erst nach einer ganzen Weile beruhigte ich mich ein wenig. Mein Hals tat weh, meine Augen fühlten sich ausgetrocknet an. Alles in allem war ich zwar am Leben, fühlte mich aber, als wäre ein Teil von mir heute gestorben. Trotzdem hatten die Tränen etwas tröstliches gehabt. Ich fühlte mich besser. Vermutlich würde ich diese Nacht niemals ganz hinter mir lassen können, aber da war ich nicht die einzige. Newt zeichnete mit seinem Daumen sanfte Kreise auf meinem Bauch. Ich nahm einen tiefen zittrigen Atemzug und setzte mich auf.
„Das mit Alby war nicht deine Schuld. Egal, was Gally sagt.", sagte ich, nachdem ich mich zu Newt gedreht hatte. Der Mond ließ seine Haare silber schimmern.
„Ich weiß." Seine Augen waren genauso rot und geschwollen, wie meine sich anfühlten. „Ich kann einfach nicht glauben das er weg ist."
Ich zog die Nase hoch. „Wo immer sie jetzt auch sind: Sie sind frei."
Newt lächelte ein wenig. „Vermutlich hast du Recht."
Ich sah in den endlosen Himmel über mir. Es war so friedlich, so ruhig. So als wäre nicht gerade unsere komplette Welt eingestürzt. „ Es wird genau so weitergehen. Nacht für Nacht. Bis keiner mehr übrig ist. Was sollen wir machen? Fliehen wir? Oder bleiben wir?"
Newt schien darüber nachzudenken. „Wir könnten. Vielleicht wären wir dann endlich frei. Ich meine..." Sein Blick wanderte über die zerstörten Gärten um uns herum. „Fühlt sich das noch wie ein Zuhause an?"
Ich schüttelte den Kopf. Das tat es wirklich nicht mehr. Die Lichtung, speziell die Gärten waren meine Sicherheit gewesen. Hier hatte ich mich geborgen und Zuhause gefühlt. Doch von diesem Gefühl war nichts mehr übrig. Ich fühlte nur noch Angst, wenn ich mich umsah.
Newt sah wieder zu mir. „Ich werde fliehen. Kommst du mit?"
Ich sah in seine braunen Augen und mir war sofort klar das ich überall dort hingehen würde, wo er war. Deswegen nickte ich.
„Vielleicht sollten wir mit Minho reden. Ein wenig planen.", schlug ich vor. „Wir sollten überlegen, wen wir einweihen."
„Außerdem müssen wir warten, bis Tommy wach ist.", merkte Newt an. „Er wird auf jeden Fall mitkommen wollen. Wir können ihn nicht hier lassen, wer weiß was Gally mit ihm anstellen wird."
Ich nickte. „Meinst du er bekommt seine Erinnerungen zurück?"
„Hoffentlich. Dann könnte er vielleicht ein wenig Licht in die Sache bringen."
Ich stand auf. „Komm wir gehen Minho suchen."
Lange brauchten wir nicht zu suchen. Minho war im Gehöft zusammen mit Bratpfanne.
„Ist Gally hier?", fragte Newt.
„Dann wären wir nicht hier.", antwortete Minho ihm, dann sah er zu mir. „Verdammt Neppdepp das du dich aus deinem Versteck überhaupt raus traust. Gally ist stinksauer. Ich fasse es nicht das du ihm auf die Schuhe gespuckt hast." Minho lachte herzhaft.
„Ich hab keine Angst vor Gally." Was auch irgendwie stimmte, zumindest mal nicht vor dem alten Gally. Die Seite, die er heute gezeigt hatte, war jedoch neu. Ich konnte sie nicht einschätzen, was mich unruhig machte.
„Trotzdem lassen wir dich vorerst nicht aus den Augen.", murmelte Bratpfanne und setzte sich auf den Boden. Das war vermutlich auch besser so.
„Ist Thomas wirklich im Bau?"
Pfanne nickte mit düsterer Miene und Minho ergänzte: „Teresa hat sich mit ihm einsperren lassen. Sie hat sich geweigert ihn alleine zu lassen. Chuck sitzt wie ein Leibwächter davor und wartet."
Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Wie konnte das alles hier so aus dem Ruder laufen? Wann war der letzte normale Tag hier gewesen? Ich konnte mich nicht erinnern.
„Wir wollten etwas mit euch besprechen." Newt setzte sich und auch ich suchte mir eine bequeme Sitzposition auf dem Boden.
„Ihr wollt fliehen.", riet Minho und traf damit voll ins Schwarze.
„Das Griewerloch ist unsere Chance.", meine Newt.
„Es könnte aber auch unser Tod sein.", bemerkte Pfanne.
Ich schnaubte. „Die Tore werden sich nicht wieder schließen. Nächste Nacht wird das gleiche wieder passieren. Hier zu bleiben wäre genauso tödlich."
Minho lehnte sich zurück und stützte sich auf seine Hände. „Wie sieht der Plan aus?"

Lauf, solange du noch kannst [Maze Runner Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt