14 - Lernen vom Profi

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„Trockenübungen?", wiederhole ich. „Nichts für ungut, aber ich weiß, wie man einen Startsprung macht."

„Anscheinend ja nicht", erwidert Trace gelassen. „Denn sonst hättest du beim letzten Mal keinen Bauchplatscher gemacht."

Es ist unfair, dass er das sagt. Nur weil er einen missglückten Köpper von mir gesehen hat, kann er deshalb nicht gleich darauf schließen, dass jeder meiner Startsprünge so schlecht ist.

„Komm schon, Rayla. Probiere es wenigstens aus." Trace schaut mich so flehend aus seinen kristallblauen Augen an, dass ich seufze und letztendlich nachgebe. „Na schön", brumme ich. „Dann machen wir halt diese blöde Trockenübung."

Der Lederjackenjunge zeigt mir die richtige Körperhaltung eines Köppers, welche ich nachahme. Inwiefern mir das bei meiner Blockade helfen soll, weiß ich nicht.

„Du musst die Arme ausgestreckt lassen, Rayla", korrigiert mich der Blondschopf. „Am besten klemmst du die Oberarme an deine Ohren." Begleitet von einem Augenrollen komme ich seiner Aufforderung nach.

Um ehrlich zu sein fühle ich mich gerade wie ein kleines Kind, das noch nie zuvor kopfüber ins Wasser gesprungen ist.

„Versuch jetzt einmal den ganzen Bewegungsablauf an Land nachzumachen", gibt mir der Lederjackenjunge eine neue Aufgabe. „Du kannst dich dann einfach auf dem Boden abrollen." Zur Veranschaulichung seiner Worte macht er mir die genannte Übung einmal vor.

„Ich verstehe wirklich nicht, wie mir das helfen soll", seufze ich frustriert. „Außerdem ist der Boden dreckig."

„Stell dich nicht so an. Pommes würdest du bestimmt auch vom Boden essen."

Dieser Punkt geht an Trace.

Trotz meiner Demotivation stelle ich den Bewegungsablauf des Startsprunges ein paar Mal an Land nach. Die belustigten Blicke der anderen Badegäste entgehen mir dabei natürlich nicht.

Vor allem die zwei kleinen Mädchen, die kaum älter als sechs Jahre alt sein können, und immer wieder kopfüber ins Wasser springen, haben ihren Spaß.

Toll. Nach diesem Tag kann ich mich bestimmt als Clown im Zirkus bewerben.

„Okay", erlöst mich Trace endlich von meinem Leid. „Als nächstes möchte ich, dass du dich an den Beckenrand hockst und dich dann wie bei einem Startsprung ins Wasser fallen lässt."

Jede einzelne Faser meines Körpers sträubt sich gegen seine Anweisung, aber letztendlich hocke ich doch am Beckenrand und lasse mich wie ein nasser Sack ins Wasser plumpsen. „Achte darauf, dein Kinn mehr einzuziehen", verbessert mich Trace sofort.

Mindestens zehn weitere Male muss ich mich vom Beckenrand ins Wasser fallen lassen, bis der Blondschopf einigermaßen zufrieden mit meiner Ausführung ist.

„Du musst dich wirklich vor jedem Absprung daran erinnern, dein Kinn auf die Brust zu legen."

„Sei mir nicht böse, Trace, aber ich glaube nicht, dass das hier etwas bringt", murmele ich leise. Für Anfänger wären die Übungen bestimmt optimal, jedoch nicht für mich. Ich weiß, wie man einen technisch korrekten Startsprung ausführt – es ist mein Kopf, der mich blockiert.

„Vertrau mir einfach, Rayla." Wieder schaut mich Trace so intensiv mit seinen blauen Augen an, dass mir gar nichts anderes übrig bleibt, als ihm zu gehorchen. Das ist auch der Grund, weshalb ich seufzend frage: „Was soll ich als nächstes machen?"

„Entweder springst du aus der Hocke oder du springst aus dem Stand."

Traces Übungen bringen mich meiner Meinung nach keinen Schritt weiter.

Fries before guysWo Geschichten leben. Entdecke jetzt