Trockenheit breitet sich in meinem Hals aus, während ich nervös versuche den Fahrer zu identifizieren. 

"Amara? Kommst du auch?", reißt mich Jake aus meinen Gedanken.
Schnell löse ich meinen Blick von den getönten Scheiben und schließe zu den beiden auf.

"Alles in Ordnung?", fragt mich Jake irritiert und schaut in die selbe Richtung, in die ich vor ein paar Sekunden gestarrt habe.

"Ja, klar", lenke ich ab und ziehe ihn am Arm ins Gebäude, damit er endlich seinen Blick löst.

Es beunruhigt mich, dass ich seit Tagen diesen teuren SUV sehe. Entweder steht er hier vor meiner Schule oder sogar bei mir zu Hause in der Straße. Es ist immer derselbe - das Kennzeichen ändert sich nicht. Ich habe das Gefühl, als würde man mich auf Schritt und Tritt verfolgen, wird immer dominanter, je öfter ich ihn sehe. Die getönten Scheiben machen mir Angst, genauso wie die breiten Reifen, die glänzend-schwarzen Felgen und der pechschwarze, blitzblanke Lack. 
Ich könnte meine Hand dafür ins Feuer legen, dass er Wagen nagelneu sein muss.


13.17 Uhr

"Amara, hast du gehört?"
Brooke hat sich dicht vor mich gestellt und sieht mich erwartungsvoll an. Mein Gesichtsausdruck verrät ihr, dass ich absolut nichts gehört habe. Meine Aufmerksamkeit gilt einzig und allein dem schwarzen Land Rover, der noch immer direkt vor dem Schulhof auf der anderen Straßenseite parkt.
Und wieder kann ich niemanden erkennen. 

"Man Amara! Als wenn dich die Sache mit Mason so sehr beschäftigt, dass du gar nichts mehr mitkriegst?", atmet sie genervt aus und stemmt die Arme in die Hüften.
Ich antworte nicht - was soll ich dazu auch sagen? 

Vielleicht bilde ich mir das mit den Auto ja auch nur ein und mich verfolgt niemand. 

Dann würde ich mich ja total zum Affen machen, wenn ich jemandem davon erzähle.

"Wie dem auch sei, morgen 21 Uhr bei Jackson, da geht ne Party. Du bist doch dabei oder?" Abwartend schaut sie mich an - ihre Augenbrauen hat sie auffordernd hochgezogen und wartet ungeduldig auf eine Antwort von mir.

"Klar, bin doch immer dabei!", nicke ich schnell zustimmend und zwinge mich meinen Blick vom Land Rover abzuwenden.
Erfreut klatscht sie zweimal in die Hände.

"Super, dann bis morgen", flötet sie und küsst mich zum Abschied auf die Wange.
Während ich mich auf den Weg nach Hause mache, hole ich mein Handy heraus und stecke meine Kopfhörer in meine Ohren.
Es ist schon fast halb zwei, ich sollte dringend nach Hause gehen. Außerdem muss Mama gleich zu einem Termin und mein kleiner Bruder kann nicht alleine zu Hause bleiben. 

Ich erschrecke, als sich mir Tor des Schulgeländes zwei glänzende, schwarze Lackschuhe in mein Sichtfeld stellen. 
Erschrocken hebe ich meinen Kopf an, sodass meine Augen zeitgleich über den Körper meines Gegenübers wandern können. 

Schwarze Anzughose, weißes Hemd - schneeweiß. 
Silberne, geflochtene Kette, silberne schwere Uhr. 

Als ich hoch in sein Gesicht schaue, sieht er mich unbeeindruckt an. 

Kalt. 

Nüchtern. 

Nichts sagend.

Gebräunte Haut; dunkle Haare; leichter Bart und ein kleiner Cut an seiner Augenbraue, der noch frisch sein muss.
Ein schwarzes kleines Tattoo ziert die linke Seite seines Halses.

Es ist so fein, dass es fast nicht auffällt.

Er deutet stumm auf seine Ohren, doch ich verstehe nicht, was er von mir will. Stirnrunzelnd schaue ich zu ihm hoch, da er fast 2 Köpfe größer ist als ich.

AmaraWhere stories live. Discover now