11 - Party vs. Streit

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„Rayla, schön dich zu sehen. Geht es dir wieder besser?"

Traces Stimme löst eine unangenehme Gänsehaut auf meinem Körper aus. Wie kann er einfach so vor mir stehen und mir mit seinem engelsgleichen Lächeln ins Gesicht lachen, obwohl er genau weiß, dass er mich von vorne bis hinten belügt? So unschuldig wie er immer tut, ist er nämlich gar nicht.

Nachdem ich eine ganze Weile nicht auf Traces Frage antworte, rammt mir Tory irgendwann auffordernd ihren Ellenbogen in die Seite. Das ist auch der einzige Grund, weshalb ich ein abweisendes „Mhm" von mir gebe.

Eigentlich hat der Lederjackenjunge nämlich gar keine Antwort verdient.

„Du-" Gott sei Dank wird Trace von einer kreischenden Megan unterbrochen, sodass ich die Chance nutze und die Flucht ergreife.

Keine Sekunde länger hätte ich es in seiner Anwesenheit ausgehalten.

Mein Weg führt mich in die Küche, in der ein kleiner Bartresen aufgebaut ist, hinter dem ein Junge in meinem Alter steht. „Was darf es sein?", fragt er mich, als ich an der Reihe bin. Unschlüssig zucke ich mit den Schultern. „Überrasch mich."

Schlimmer als die Überraschung eines Dopingskandals kann es ja nicht werden - hoffe ich jedenfalls.

„Einen Cuba Libre und meine Handynummer", grinst mich der Barkeeper wenige Minuten später an. Tatsächlich hat er an dem Glas mit meinem Longdrink einen Zettel befestigt.

Denkt er ernsthaft, dass ich ihm schreiben werde? Da hätte er mir schon Pommes statt Alkohol geben müssen.

„Danke." Wohlwissend, dass ich die Nummer des Jungen im nächsten Mülleimer entsorgen werde, möchte ich die Küche wieder verlassen, doch genau in diesem Moment betritt Trace den Raum.

Als würde er spüren, dass ich ebenfalls hier bin, wandern seine Augen zu mir.

Kurz halte ich die Luft an, weil mich seine kristallblaue Iris so sehr fasziniert, doch nach einigen Sekunden löse ich meinen Blick von ihm.

Trace ist nicht die Person, für die ich ihn gehalten habe.

Während der Blondschopf langsam auf mich zukommt, ergreife ich die Flucht, indem ich ihn anrempele und dann aus der Küche renne. Dass dabei der Inhalt meines Longdrinks über meine Hand schwappt, ist mir egal.

Es war eine ganz dumme Idee, Tory zuliebe auf diese Party zu gehen. Apropos Tory - wo ist die Schwarzhaarige überhaupt?

Um möglichst viel Abstand zwischen Trace und mich zu bringen, gehe ich in den Garten. Hier ist die Luft wenigstens nicht so stickig und heiß wie im Wohnbereich. Außerdem können meine Ohren kurz entspannen, da die Musik nicht mehr unerträglich laut ist.

„Ah, Rayla!", macht plötzlich Tory winkend auf sich aufmerksam. „Ich habe dich schon überall gesucht!"

„Und deshalb sitzt du an einem Gartentisch und spielst Armdrücken?"

Grinsend schaue ich der Braunäugigen dabei zu, wie sie einen Jungen besiegt, und nippe an meinem Getränk.

„Kannst du mal kurz übernehmen?", wendet sich Tory an mich, nachdem sie drei weitere Jungs besiegt hat. „Ich muss nämlich ganz dringend meinen Tampon wechseln."

Da ich sowieso nichts Besseres zu tun habe und mein Longdrink bereits leer ist, nicke ich. Dann nehme ich Torys Platz ein und krempele die Ärmel meiner Jeansjacke nach oben. „Wer will nochmal, wer hat noch nicht?", frage ich schmunzelnd in die Runde Jungs, die sich um den Tisch versammelt hat.

„Ich." Ein großgewachsener Junge mit schwarzen Haaren und grünen Augen tritt aus der Menge hervor. „Aber weine bitte nicht, wenn ich dich besiege, okay?"

Fries before guysWo Geschichten leben. Entdecke jetzt