*~Golden Eyes~*

Lichts Erwachen

"Ich soll bei was mitmachen?" entsetzt starrte mich der junge Mann mit dem gräulichen Haar an. Rades Spirito hatte keinen besonders begeisterten Eindruck gemacht, als die Elfen bei ihm aufgekreuzt waren. Besonders Patri schien er nicht leiden zu können. Hah! Da waren wir schon zu zweit. Jedenfalls wollte ich die ehemaligen Kameraden des Elfenjungen für meine Zwecke gewinnen.
"Mit uns demonstrieren. Für mehr Gleichheit in Clover. Wurdest du nicht rausgeworfen, weil du Totenmagie verwenden kannst?" wiederholte ich meine Bitte erneut.
Mein Gegenüber sah mich aber weiterhin an, als hätte ich den Verstand verloren, nur um sich dann hektisch nach seinem Kollegen umzublicken und diesen zu fragen: "Hey, Valtos. Verstehe ich das richtig? Die Elfe da will, dass ich mit ihr für mehr Gleichheit in Clover demontrieren gehe?".
"So sieht es wohl aus." entgegnete dieser ihm ziemlich unbeeindruckt.
"Halbelfe, wenn." schmollend verschränkte ich die Arme vor der Brust.
"Du weißt aber schon, dass ich hier nur meine Sozialstunden ableiste, ehe ich in den Knast muss? Ich kann also nicht hier weg und für eine Demo lassen die mich sicher nicht gehen. Mal davon abgesehen... Warum sollte ich einer Freundin von dem da helfen, hmm?" dabei deutete Rades mit dem Finger direkt auf Patri, "Ich habe echt genug von euch Elfen. Also verpisst euch."
"Och! Ihr habt euch nicht lieb?" richtete ich meine Frage an Patri.
Dieser rieb sich nur genervt die Schläfen: "Nein. Das habe ich dir aber auch schon gesagt, bevor wir losgelaufen sind. Aber du wolltest ja nicht hören..."
"Da hörst du's. Ich kann ihn auch nicht leiden, weil er mir meinen Freund ausgespannt hat. Als wieder Gutmachung muss er bei meiner Demo mitmachen. Das ist also alles meine Idee und nicht der Elfen. Die ich übrigens auch nicht leiden kann. Also... Wenn du sehen willst, wie ich ihn schickaniere, musst du bei meiner Demo mitmachen. Was sagst du, bist du dabei?"
'"Auf jeden Fall."
"Und wie sieht es mit deinen Freunden aus?"
"Valtos, Sally. Wir gehen auf eine Demo."
"Prima. Rhya? Bitte löse 9ihre Fesseln."

Wenig später saßen wir mit den drei Scherzkeksen, unseren neuen Kameraden, im Quartier der Elfen und beratschlagten, wie es nun weitergehen soll.
"Die Drei sind ja nicht gerade viel. Was ist mit dem Rest des Kalten Auge der weißen Nacht passiert? So werden wir wohl keine ordentliche Demo aufstellen können." ein wenig erschöpft rekelte ich mich auf der Couch. Neben mir saß Rhya und gähnte herzhaft.
"Die hat Patri alle getötet, damit wir unsere Kameraden wiederholen konnten." entgegnete der Schwarzhaarige mir gelassen.
"Gail. Und wo sind deine Kameraden jetzt?"
"Im Himmel."
Genervt verdrehte ich die Augen und ließ meinen Blick lieber zu William gleiten, der mit Patri auf Stühlen saß und heimlich Händchen hielt. Mir kam mein Mitttagessen wieder hoch.
"William. 1. Ich sehe was du da machst und 2., hast du noch Leute, die du fragen kannst? Irgendwelche aus deinem noblen Orden?"
Peinlich berührt ließ William Patris Hand wieder los, der daraufhin nur seuftze, ehe er entgegnete: "Nein."
"Was ist mit diesem Sandtypen? Der folgt dir doch überall hin."
"Alecdora Sandler? Den frage ich sicher nicht und auch keinen anderen aus meinem Orden. Wenn die wüssten, was ich hier mache..."
"Deine Mir-scheint-die-Sonne-aus-dem-Arsch-Mitglieder haben deinen letzten Verrat aber echt gut verkraftet."
Wlliam verzog nur das Gesicht, während Rades und Rhya sich einen ablachten.
"Ich würde wie der letzte Depp darstehen, wenn ich meine Sonnenscheinmitglieder darum bitten würde mich auf eine Demonstration zu begleiten. Also NEIN. Such dir deine Anhänger bitte woanders."
Ich zuckte daraufhin nur mit den Achseln: "Ich kann ja nichts dafür, wenn Patri keinen leben lässt.".
"Wie recht sie hat." fügte der Grauhaarige noch hinzu.
Patri erwiederte daraufhin nichts. Sein Gesicht hatte er gesenkt, sodass man seinen Blick nicht erkennen konnte. Wortlos stand er auf und machte sich daran den Raum zu verlassen.
"Patri, warte." mit etwas Verzögerung rief William nach dem Blondhaarigen und stolperte etwas unbeholfen hinter ihm her.
Fana warf mir nur einen bösen Blick zu und verließ ebenfalls den Raum.
Rhya hüstelte nur, ehe er sich mit einem ernsten Blick an mich wandte: "Ich kann ja verstehen, dass Patri gegenüber ein wenig gekränkt reagierst, weil er dir William weggenommen hat. Aber das was passiert ist, ist nicht alleine seine Schuld. Wir alle tragen die Verantwortung dafür."
"Aber er hat sich doch als Licht, den erleuchteten Erlöser, hingestellt und eine heile Welt propagiert. Es ist ja nicht so, dass die Leute nur tot sind. Nein. Er hat mit ihren Hoffnungen, Wünschen und Träumen gespielt. Ihm waren diese Menschen scheiß egal, so wie ihm alles scheiß egal ist. Sonst hätte er mir William nicht weggenommen. Und der liebt ihn doch nur, weil Patri sich schon immer wie die Lösung aller Probleme hingestellt hat. Für ein Kind wie William, mit 'ner scheiß miesen Vergangenheit sicher das Richtige." entgenete ich ihm mit vor der Brust verschränkten Armen. Ich würde mir sicher kein schlechtes GEwissen wegen diesem Elfen einreden lassen.
"Das Eine kann man nicht mit dem Anderen vergleichen... Keine Ahnung, was William und Patri für eine Verbindung haben. Ich kann es nicht nachvollziehen, da ich sowas in meinem Körper hier nie hatte. Aber Patri ist sicher nicht erleuchtet..." versuchte Rhya mir mit weiten Gestiken klar zu machen. Er sah ein wenig verzweifelt aus. Scheinbar war ihm Harmonie unter seinen Leuten wichtig.
"Ach nee. Hieß er nicht Licht, der Erlöser, ist mit einem fetten goldenen Gliztzergrimoire und Goldschmuck rumgerannt. Hat er nicht Leuchti-Leuchti-Magie eingesetzt und es Urteil. Gericht oder göttliche Bestrafung genannt? So ungefähr war es doch. Auf der Jagt nach dem König der Magier hat er doch mit seiner goldenen Peitsche halb Clover verwüstet. Also, wenn der Junge nicht abgehoben ist, weiß ich es auch nicht. Und ihr wart seine Jünger oder so. Wie hießt ihr noch? Schmerz, Bestrafung und göttliches Licht."
Erstmal herrschte Schweigen, ehe alle Anwesenden in schallenden Gelächter ausbrachen.
"Schmerz, Bestrafung und göttliches Licht." kicherte Vetto. Auch Patri ar schon wieder da.
Er hatte de letzten Teil meiner Rede noch mitbekommen und runzelte darüber die Stirn: "Oh Gott. WAs die eine Meinung von mir hat."
William und Fana standen hinter ihm und sahen ziemlich verwirrt aus.
"Die hießen nicht Schmerz und göttliche Bestrafung, sondern Lügen, Verzweiflung und Hass." bemühte Rades mich aufzuklären.
"Und Licht, so hieß unser Anführer. Patri steckt Dank Rades in seinem nachgebauten Körper. Eigentlich ist er ein fünfzehnjähriger Knirps mit Stalkingpotential und kein Gangster mit gold Bling-Bling. Er hat sich quasi als Licht ausgegeben." fügte Rhya noch hinzu.
"Ich stalke hier niemanden, Rhya. Das Grimoire habe ich nicht mehr und meine Magie heißt Lichtschwerter des Urteils, Lichtpeitsche des Urteils und Lichtstrahl der göttlichen Bestrafung. Außerdem kann ich eine Heilmagie, namens Heilender Lichtschimmer einsetzen. Das hat aber nichts mit mir und meiner Lebenseinstellung zu tun."
"Dein Grimoire ist dir rennen gegangen? Ist ja gail. Also hatte das Buch keinen Bock mehr auf dich. Haha! Lügen, Depressionen und Angst? Klingt ja furschtbar. Ich sach'doch Urteil und göttliche Bestrafung. Und warum hast du dich für deinen Anführer ausgegeben?"
Patri verzog minimal das Gesicht, ehe er mir antwortete: "Ja, genau. Mein Grimoire ist mir weggelaufen. Weil ich in Williams Körper eben genau wie Licht aussah und auch ein goldenen Grimoire erhielt. Ich habe das für ein Zeichen gehalten..."
"Ein Zeichen zum Größenwahnsinn?"
"Ja, genau."
"Und Moment mal? Du bist eigentlich erst fünfzehn? Also steht William auf Minderjährige? HEY WILLIAM, du alter PÄDOBÄR!!!"
Der Angesprochene zuckte daraufhin heftig zusammen und wurde knallrot im Gesicht. Beschämt und mit glühenden wAngen wandte er den Blick ab.
Das von Patri genuschelte "In zwei Monaten werde ich doch schon sechszehn." überhörte ich gefliesentlich, denn... "Ich muss mal kacken."
Mit diesen glorreichen Worten stand ich auf, um mich auf die Suche nach dem Klo zu begeben: "Wo macht ihr Elfen eigentlich hin?"
"Da wo das Gras grün ist." entgegnete mir Rhya, ehe ich mich aus dem Raum verzwiebelte.