Lin

20 1 1
                                        

Genervt schlage ich auf meinen Wecker. Es ist 7 Uhr morgens, eine Zeit zu der ich eigentlich noch schlafe. Ein zweites Mal ertönte das schrille Geräusch meines Weckers und ich spiele mit dem Gedanken ihn an die Wand zu schmeißen. Doch dann stelle ich mir vor, wie ich die Scherben und das andere abgesplitterte aufsammeln müsste und entscheide mich dann doch dafür ihn ganz normal auszumachen. Jetzt muss ich mich nur noch aus meinen Bett quälen. Ich bin definitiv kein Frühaufsteher, aber ich wollte auch kein Stress mit meinem Vater bekommen. Langsam schlurfe ich durch mein Zimmer. Es ist nicht sehr groß, aber auch nicht zu klein. Für mich ausreichend. Es ist sehr schlicht. Meine Wände sind in einem leichten Lila gestrichen. Mein Bett ist ein typisches von Ikea, mein Glasschreibtisch mit dem lilanen Lederstuhl davor. Gegenüber vom Bett, mein weißer Schrank. Ich öffne ihn und suche mir eine weiße Hose und einen lilanen Hoodie aus. Ja meine Lieblingsfarbe ist Lila, falls das noch nicht klar sein sollte. Damit schlurfe ich an das angrenzende Bad. Richtig verstanden, ich habe mein eigenes Badezimmer. Mein Vater ist Filmproduzent und Regisseur und zwar ein erfolgreicher. Deshalb haben wir auch viel Geld, was mich aber weniger interessiert. Ich habe nur sehr wenige teure Markenklamotten und das nur, weil mein Vater mir welche mal mitgebracht hatte. Ich schaue in den Spiegel und erschrecke. Man sehe ich schrecklich aus. Meine Haare komplett durcheinander und Augenringe. Ich will nicht leugnen, dass ich sehr wenig geschlafen haben. Immerhin lerne ich heute ganz viele Menschen kennen und da ist ein bisschen Aufregung ja wohl berechtigt.
Da ich so fertig aussehe und noch echt müde bin, entscheide ich mich duschen zu gehen. Kalt, versteht sich.

Nachdem ich mich geduscht habe und angezogen bin, gehe ich runter in unsere Küche. Unsere Küche ist riesig und hat für meinen Geschmack zu viele Fächer, für Zeug das man eigentlich echt nur selten brauchte. Manche Fächer sind sogar leer. Gerade will ich an unseren Kühlschrank gehen, da wurde ich gerufen. „Guten Morgen, mein Schatz. Der Tisch ist schon gedeckt." Es ist mein Vater, er muss wohl gute Laune haben, sonst nennt er mich nicht "mein Schatz". Also bewege ich mich ins Esszimmer. Mein Vater sitzt an einem vollgestellten Tisch und hält eine Zeitung in der Hand. Ich setzte mich ihm schräg gegenüber. Langsam lässt er seine Zeitung sinken und schaut mich an. „Und schon aufgeregt?" fragt er mich. Ich nicke stumm. Natürlich bin ich aufgeregt, ich werde in zwei Stunden in einem Filmstudio stehen, eingewiesen werden und darf dann noch dabei sein wie die Schauspieler ihr erstes Skript gemeinsam einlesen und schon ein paar Akte spielen. Ich habe die Ehre dabei zu sein, bei sowas kann man doch nicht, nicht aufgeregt sein!
Mein Vater nimmt sich seine Tasse Kaffee und trinkt einen Schluck bevor er mich wieder anschaut und mit einem Lächeln sagt: „Du brauchst dir keine Gedanken machen. Alles wird gut und wenn was sein sollte kannst du auch einfach zu mir kommen." Ich schaue meinen Vater etwas schräg an. Jedoch nimmt er sich wieder seine Zeitung zur Hand und ließt weiter. So kenne ich ihn. Immer fokussiert auf das wichtigste. Solange alles nach Plan abläuft ist er zufrieden und glücklich und tut es das nicht, sollte man seine Beine in die Hand nehmen und rennen!

Noch zwanzig Minuten sitzen wir schweigend am Tisch. Ich mache mir ein Brötchen und esse es stillschweigend. Natürlich durfte ein Glas Orangensaft nicht fehlen. Ohne den komme ich nicht voran. Und bevor ihr euch jetzt wundert, ich weiß eigentlich ist Kaffee der munter Macher, aber bei mir ist es einfach ein Glas Orangensaft. Jeder ist anders. Mein Vater schaut auf seine Rolex und reißt die Augen auf. Hastig faltet er, aber immer noch sehr ordentlich, die Zeitung zusammen. Trinkt seinen Kaffee leer und springt förmlich auf. Als ich ihn fragend anschaue, sagt er gestresst: „Wir müssen los!!" Sofort springe ich auch auf, renne in den Flur hole meine Jacke und ziehe meine Schuhe an. Wir beide gehen aus dem Haus, ich sage unserem Butler noch auf Wiedersehen. Höflichkeit muss sein!
Rein ins Auto und ab zum Filmstudio. Die Fahrt über schweigen wir. Es ist eine etwas erdrückende Stille für mich, weil ich wusste, dass sobald auch nur ein Autofahrer vor ihm blöd fährt, er sofort rumbrüllen würde. Zum Glück verlief, aber alles glatt und waren somit pünktlich um 9 Uhr am Studio.

So unrealWhere stories live. Discover now