Hush Hush

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"Harry, nimm deine Hand von meiner Schulter", zischte Louis zu dem Lockenkopf neben sich, zuckte leicht mit seinem Arm, um seine Hand abzuschütteln. "Sofort!" Er versuchte ein fröhliches Grinsen aufrechtzuerhalten, schließlich standen sie vor einer Horde Paparazzi, welche unermüdlich Fotos von ihnen schossen und sich wahrscheinlich die nächste große Schlagzeile in der morgigen Klatschpresse erhofften. Doch das würde nicht passieren.

Louis verfestigte seinen Griff um Liams Schulter, welcher auf der anderen Seite neben ihm stand und lehnte sich etwas weiter zu dem Braunhaarigen herüber, immer darauf bedacht, sein Lächeln echt wirken zu lassen.

"Alles klar, das reicht für heute!", verkündete Mike, ihr Manager, schließlich, wedelte mit den Armen und scheuchte die aufdringliche Meute an Fotografen vor ihnen weg. Sofort sackten die fünf Jungs in ihrer aufgesetzten Haltung in sich zusammen. "Man, ich bin verdammt müde", gähnte Louis, fuhr sich mit der Hand einmal übers Gesicht und klopfte sich dann auf die Wangen. "Ich auch", stimmte Niall ihm zu. "Der Tag war echt anstrengend."

Heute hatten unzählige Interviews und Pressetermine auf ihrem Plan gestanden, um ihr aktuelles Album 'Four' zu promoten, welches in nur wenigen Wochen auf dem Markt erschien. So viel Öffentlichkeitsarbeit an einem Tag schlauchte, doch wenn man dabei auch noch aufpassen musste, dass man sich keinen Fehltritt erlaubte, machte es das noch einmal doppelt so anstrengend.

"Habt ihr Lust den Abend noch ein bisschen ruhig ausklingen zu lassen? Wir könnten 'ne Pizza bestellen und noch einen Film gucken", schlug Liam vor, er sah sich in der müden Runde um, erntete ein paar Schulterzucker und vereinzeltes Kopfnicken. "Klar, warum nicht." Zayn stand von dem Sofa auf, auf welchem er bis eben noch gelegen hatte und packte seine Sachen zusammen. "Treffen wir uns bei dir, Tommo? Du wohnst am nächsten", fragte Niall und nachdem ein "Ja, von mir aus" von Louis' Seite kam, verabschiedete er sich mit einem Winken mit Zayn zu den Parkplätzen, wo sie alle ihre Autos stehen hatten.

"Liam, könnte ich vielleicht bei dir mitfahren? Draußen sind bestimmt noch Paparazzi und du weißt, dass wir es nicht riskieren dürfen, dass mein Auto in Louis' Einfahrt gesehen wird." Harry seufzte und fuhr sich einmal durch die Haare. Er hasste es, dieses Versteckspiel. Doch sowohl Louis als auch er wussten, dass es das Beste war, wenn sie sich unauffällig verhielten.

"Baby, bist du sicher? Was ist dann mit deinem Auto?" Louis ging auf den Lockenkopf zu und legte ihm jeweils links und rechts eine Hand an die Wange, zwang ihn so ihm in die Augen zu schauen. Harry zuckte nur mit den Schultern. "Ich hole es einfach morgen ab, das geht schon." "Okay", stimmte Louis zu, stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte Harry einen kurzen Kuss auf die Lippen. "Ich gehe schon mal zum Auto, ich warte draußen auf dich, H.", hörten sie Liam sagen und Harry dankte ihm, bevor er sich wieder seinem Freund vor sich widmete.

"Ich habe dich vermisst heute." Harry schob schmollend seine Unterlippe vor, streichelte mit seinen Händen über Louis' unteren Rücken und fuhr schließlich mit seinen Fingern unter den Stoff seines T-Shirts. "Ich weiß, Love, ich dich auch. Tut mir leid wegen vorhin, das war nicht böse gemeint, aber die Paparazzi waren da und Mike stand direkt-" Harry unterbrach seinen Freund mit einem Kuss, der die restlichen Worte verschluckte. "Ich weiß, Babe, alles gut." Louis zog Harry erneut zu einem Kuss zu sich nach unten, welcher diesmal etwas länger andauerte und intensiver war.

Doch bevor ihr Kuss zu etwas anderem ausarten konnte, vernahmen sie leise Schritte auf dem Gang, welche dem Raum, in dem sich die beiden aufhielten, immer näherzukommen schienen. "Shit, versteck dich!", zischte Louis schnell, fuhr sich mit dem Handrücken über die geschwollenen Lippen, zog sein Shirt wieder nach unten und richtete seine Haare, durch die Harry eben noch mit seinen Fingern gefahren war. "Was? Wo!?", flüsterte der Lockenkopf panisch und sah sich suchend im Raum um, bevor er hektisch zum Sofa rannte und sich dahinter fallen ließ, gerade rechtzeitig, bevor die Türklinke nach unten gedrückt wurde.

"Louis, was machst du denn noch hier?", ertönte die Stimme von Mike, welcher soeben den Raum betreten hatte. "Oh, ehm, ich habe mein, ehm, Handy gesucht. Ja! Aber ich habs gerade gefunden, also alles gut." Bestätigend klopfte er sich gegen die Hosentasche, in der sein Handy steckte und lachte leicht nervös. "Wie auch immer", meinte ihr Manager mit leicht misstrauischen Unterton und winkte den Braunhaarigen zu sich. "Ehrlich gesagt wollte ich sowieso noch mit dir sprechen." Er legte Louis eine Hand in den Nacken, als dieser bei ihm angekommen war und führte ihn dann auf den Gang hinaus (nachdem Louis noch einen schnellen Blick in den Raum gewagt hatte, in dem Harry sich immer noch versteckte).

"Es sind schon wieder neue Spekulationen zu Harrys Sexualität im Umlauf, nachdem er letztes Wochenende erneut mit Nick Grimshaw gesehen wurde und ich will nicht, dass einer von den Jungs oder du mit in diese Gerüchte hineingezogen werden. Es reicht, wenn ein Womanizer der Band als schwul abgestempelt wird, ich will mir gar nicht ausmalen, wie groß das Ausmaß wäre, wenn zwei der Band davon betroffen wären. Schlimm genug, dass dieser ganze Larry-Mist immer noch in aller Munde ist."

Louis' Hände ballten sich zu Fäusten, seine Lippen hatte er zu einem festen Strich zusammengepresst und seine Nasenflügel vor Wut aufgebläht. Es war nicht das erste Mal, dass Mike oder ein anderes Mitglied ihres Managements so abfällig über ihre und vor allem Harrys Sexualität sprachen, doch es brachte ihm jedes Mal erneut zum Kochen. Am liebsten würde er Mike dann in die Fresse schlagen, ihn anbrüllen, dass er sich verpissen sollte und in die ganze Welt herausschreien, dass Harry sein Freund war. Doch diesen Stress wollte er der Band und allen voran Harry ersparen. Letzterer hatte sowieso schon an den Hasskommentaren zu knabbern, welche im Internet über ihn verbreitet wurden und ihn insgeheim mehr belasteten, als er jemals öffentlich zugeben würde.

Doch Louis kannte Harry mittlerweile seit vier Jahren, mehr als die Hälfte davon waren sie bereits ein Paar und inzwischen wusste er ganz genau, wann der Lockenkopf versuchte, ein glückliches Lächeln vorzutäuschen und wann es echt war. Harrys labiles Selbstbewusstsein war auch der ausschlaggebende Grund gewesen, warum sich die beiden damals entschlossen hatten, ihre Beziehung geheim zu halten und keinem etwas zu verraten.

Anfangs hielten sie ihre Beziehung sogar vor Zayn, Niall und Liam geheim, doch da sie, während sie auf Tour waren, quasi 24/7 aufeinander hockten, erwies sich das relativ schnell als ein Ding der Unmöglichkeit. Somit weihten sie ihre Bandkollegen schließlich in ihre heimliche Beziehung ein (nun, vielleicht hatte Zayn sie auch eines Nachts knutschend im Tourbus erwischt, als sie dachten alle anderen würden bereits schlafen), doch sie gingen ziemlich cool damit um und hatten sich tatsächlich wirklich aufrichtig für ihre Freunde gefreut.

In diesem Moment wussten sie, dass die fünf Jungs nicht nur Bandkollegen, sondern wirkliche Freunde waren, die sich in allen Dingen unterstützen und gemeinsam durch Dick und Dünn gingen, egal, wer sich ihnen in den Weg stellte.

"Worüber wollte Mike mit dir sprechen?", war das erste, was Harry fragte, als sie schließlich um viertel vor drei nachts alleine in Louis' Haus waren. Sie hatten sich tatsächlich noch Pizza bestellt und zwei Filme geschaut, wobei sie alle nach einer Weile im Wohnzimmer eingeschlafen und erst tief in der Nacht wieder aufgewacht waren.

"Ich habe nur schon wieder irgendetwas mit Gerüchten und Sexualität gehört." Louis sah den traurigen Gesichtsausdruck seines Freundes, sofort nahm er seine Hand in seine und drückte sie fest. "Baby, scheiß auf Mike. Alles, was ich höre, ist ein lautes Rauschen, sobald er seine Klappe aufreißt und dann dieser furchtbare Gestank!" Louis grinste und schaffte es tatsächlich Harry ein Lachen zu entlocken. Louis schaffte es immer, seine Laune wieder zu heben.

"Ich liebe dich", sagte Harry leise und legte eine Hand an Louis' Hüfte, umschlang den zierlichen Körper vor sich mit seinen Armen und drückte ihn an sich. "Und ich liebe dich, Love", erwiderte Louis, strich ihm liebevoll über die Wange, pikste dabei in eins seiner niedlichen Grübchen, die jedes Mal zum Vorschein kamen, sobald er lachte, bevor er ihre Lippen zu einem sanften Kuss miteinander verbanden. Zu einem Kuss, der all ihre Liebe zueinander ausdrückte, die so viel stärker war als irgendwelche Nichtsgönner, die nur ihre Namen durch den Dreck ziehen und ihre Beziehung kaputt machen wollten, damit sie davon Profit schöpfen konnten.

Doch solange sie sich gegenseitig sowie ihre Familien und Freunde hatten, die ihnen den Rücken stärkten, würden sie sich ihre Beziehung und ihr Glück von nichts und niemandem kaputtmachen lassen. Und irgendwann wären sie stark genug, der ganzen Welt zu zeigen, dass sie  ein Paar waren, denn gemeinsam konnten sie alles schaffen.

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Song: Hush Hush - The Band CAMINO

Wörter: 1.445

I Want To Write You A Song [larry OS]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt