Zusatz: Haha das ist nur ein Scherz

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Charles
(Kapitel spielt zwischen Kapitel 21 und 22)

"Charles!" Ruckartig wurde ich am Jackett gepackt, damit rücksichtslos aus meinem Gespräch gerissen und von meinem Vater in dessen Büro gezogen. Schwungvoll stieß er mich zur Tür hinein und schmiss diese lautstark ins Schloss. "Was zum–? Was soll d–" "Hier.", unterbrach mit mein Vater forsch und drückte mir ein Blatt Papier in die Hände. "Das lag heute morgen in meinem Postfach. Niemand darf davon erfahren. Wir müssen das irgendwie regeln."

Skeptisch musterte ich meinen Vater, der mich eindringlich anstarrte, ehe ich die wenigen Zeilen überflog.
"Ist das echt?", fragte ich danach dümmlich und drehte das Papier in meinen Händen als würde irgendwo kleingedruckt stehen Haha das ist nur ein Scherz. Doch nichts derartiges war zu finden.
"Ich gehe davon aus." Dad strich sich gestresst durch die Haare und mit einem lauten Seufzen ließ er sich auf dem dunklen Leder des Sofas nieder.

Wieder und wieder las ich die Sätze und blieb schlussendlich an seiner schwungvollen Unterschrift hängen. Zachary Shepperd.

Ich versuchte ruhig weiter zu atmen, versuchte meine Emotionen in Schach zu halten und nicht sofort in Panik zu verfallen und vor allem meinem Vater diese Gefühlsregungen nicht zu offenbaren.

Er hat gekündigt. Warum? Wegen mir? Ich wusste, dass ich ihm gegenüber nicht fair war und seine mir geltende Wut war allemal berechtigt, aber gleich deswegen kündigen?
Ich konnte ihm wegen seinem Ausbruch am Telefon nicht böse sein, immerhin habe ich es praktisch herausgefordert.

Es gefiel mir ganz und gar nicht, dass er mit diesem Schleimbeutel geschlafen hatte und zu hören, dass er dort war, dass er den Abend mit ihm verbrachte, fern von allen geschäftlichen Verpflichtungen, ließ meine Eifersucht in einem Ausmaß durch die Decke gehen, dass die Worte ungehalten aus mir gesprudelt waren. Ich konnte seine Reaktion verstehen und ich konnte nachvollziehen, warum er diesen Schlussstrich gezogen hatte, dennoch wollte ich es nicht einfach so hinnehmen. Denn eigentlich vertraute ich ihm, ich wusste, dass er treu war, aber Zachary bei Troy zu wissen, dass war wie der Funke im Ölfass und ich hatte ihm ungerechtfertigte Sachen an den Kopf geworfen, auf die er nur so drastisch erwidern konnte. Ich hatte ihm gar keine andere Möglichkeit gelassen.

Natürlich war mir das erst viel zu spät klar geworden und anstatt zu ihm zu gehen und mich zu entschuldigen, verkroch ich mich lieber mit eingezogenem Schwanz in meiner Arbeit und versuchte das anhaltende Gefühlschaos zu verdrängen.

"Ich habe versucht ihn anzurufen, aber er ist nicht erreichbar." Mein Vater seufzt, reißt mich damit aus den Gedanken und blinzelnd wand ich meinen Blick endlich von Zachs Unterschrift ab.

"Charles, du und Jonathan, ihr hattet doch ein relativ gutes Verhältnis, oder?" Überrascht zog ich eine Augenbraue nach oben und nickte zögerlich. Wie kam er jetzt darauf?

"Wusstest du, dass sie Kinder geplant hatten?"

Diese Frage ließ mich aufkeuchen und nur schwer konnte ich verhindern einen Schritt zurückzutreten, denn ich wusste davon. Natürlich wusste ich das. John wäre damals fast vor Freude geplatzt. Er wollte immer Kinder haben und seinem Traum so nah zu sein, machte ihn zum glücklichsten Menschen auf der Welt.

Ich nickte stumm. Ich wollte nicht daran zurückdenken, wie glücklich mein Bruder damals war, nur um kein halbes Jahr später Caroline zu heiraten.

unmoralisch ✓Where stories live. Discover now