21. eine Ära geht zu Ende

Beginne am Anfang
                                    

Ungehalten erzählte ich jedes Detail, von Anfang bis Ende. Vom ersten Sex, vom zweiten Sex, von Maxi, von Troy, von dem Blumenstrauß, dem Streit am Telefon, dem Treffen bei Freds Frittenbuden zu dem ich gegangen war, obwohl ich wusste, dass er nicht kommen würde.
Moritz hörte mir zu und unterbrach mich kein einziges Mal.

"Willst du meine Meinung dazu hören?", fragte Moritz einige Minuten nachdem ich meinen Monolog beendet hatte. "Ja."

"Ich denke, dass er mehr in dir sieht als nur ein Experiment oder ne schnelle Nummer. Ich glaube, dass er eifersüchtig auf die anderen Männer ist, die vielleicht in dein Leben treten und die dich ihm wegnehmen könnten und dass er einfach nur zu feige ist dir das zu sagen und stattdessen mit diesem Versprechen um die Ecke gekommen ist. Das du bei diesem Troy warst, hat ihn verunsichert und deswegen ist er so aufgegangen. Ich meine, vorher hat er dich zum Essen eingeladen, also geht es ihm offensichtlich um mehr als nur Sex. Keiner lädt sein Spielzeug zum Essen ein. Ich glaube wirklich, dass er dich mag und es ihm gefällt mit dir zusammen zu sein und intim zu werden, aber es ihm gleichzeitig Angst macht. Sonst würde er es wohl einfach ansprechen anstatt morgens zu verschwinden. Ich bin mir fast sicher, dass er nicht abgehauen ist, weil es für ihn nicht mehr als Sex war, sondern, weil er einfach nicht mit der Situation umzugehen weiß. Du bist wie wir wissen der erste Mann, den er anziehend findet, und nach seinen zahlreichen One-Night-Stands mit fremden Frauen, ist das wahrscheinlich ein harten Brocken für ihn mit dem er erst einmal klarkommen muss. Er bemüht sich ja. Er hat dir Blumen geschickt, dich zum Essen eingeladen, wollte den Abend mit dir verbringen. Er ist einfach nur überfordert und offenbar stark eifersüchtig. Ich an deiner Stelle würde auf ihn zugehen und ein offenes Gespräch suchen."

Moritz Worte hallten lange in meinem Kopf nach und erst einige Minuten später konnte ich ihm antworten.
"Meinst du?", kam es zögerlich aus meinem Mund.

"Ja. Hol dir deinen Mann, Zachary. Und lass dir von Francis nicht auf der Nase herumtanzen. Charles ist nicht John und ich bin mir sicher, dass er nicht den gleichen Fehler macht wie sein Bruder."
Seine Worte beruhigten mich und ließen das Gedankenchaos in meinem Kopf langsam absterben und mich endlich in den wohlverdienten Schlaf gleiten.


Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Tina und Casimir wurden nach drei Tagen bereits aus dem Krankenhaus entlassen und bis dahin hatten Moritz und ich jeden Tag von früh bis spät die Besucherzeiten bis ins Maximum ausgereizt und Zeit mit der frischgebackenen Mama und ihrem Sohn verbracht.

Das Familienglück der Drei war wirklich schön anzusehen und als sie Casimir endlich nach Hause bringen konnte, weinte Tina die ganze Autofahrt über und selbst Moritz standen die Tränen in den Augen als er seinen Sohn in dessen Kinderzimmer in seinem Kinderbett liegen sah.

Ich genoss jede Sekunde, die ich hier verbringen konnte und je öfter ich Klein Casimir auf dem Arm hatte, desto geringer wurde meine Angst ihn zu verletzten oder fallen zu lassen.

Ich fand wirklich gefallen daran das kleine Menschlein in den Schlaf zu wiegen und ihn zu beobachten, wie er sich in meinen Armen so sicher fühlte, dass er ohne zu schreien, bei mir blieb.
Denn Schreien konnte der kleine Kerl wirklich gut, vor allem nachts, und ich konnte jetzt aus Erfahrung sagen, dass so ein Baby einen ganz schön auf Trab hielt und das obwohl wir momentan sogar zu dritt waren.

So schön die Familienharmonie auch war, ich musste leider irgendwann wieder zurück in die Firma.
Nach einem langem Gespräch mit Karla in dem ich ihr meine Situation erklärt und mein plötzliches Verschwinden gerechtfertigt hatte und einem Telefonat mit Sam, der netterweise in meiner Abwesenheit ein Auge auf meine Arbeit hielt, damit nichts Wichtiges zu lange unbeachtet herumlag, konnte ich noch einige wenige Tage herauskitzeln, aber dennoch nahm mein Aufenthalt langsam ein Ende.

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