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"Endlich!", stöhnte ich erleichtert auf, als der Schulgong den heutigen Tag beendete. Schnell packte ich meine Sachen ein und versuchte die ganzen Physik-Formeln zu verdrängen, die uns unser Lehrer an den Kopf geschmissen hatte. Ich hasste Physik. Und Mathe. Und Chemie. Generell alle Naturwissenschaften, nur Bio war okay. Ich war eher der Sprachen-Mensch. Neben meiner Muttersprache Italienisch, sprach ich noch fließend Französisch, Spanisch und Englisch. Zayn zog mich immer damit auf, dass wenn ich sauer war, auf anderen Sprachen fluchte. "Dank dir, kann ich jetzt auf 4 verschiedenen Sprachen fluchen!", bemerkte er immer lachend. Als ich auf den Ausgang der Schule zusteuerte, sah ich ihn schon von weitem. Ich hatte schon wieder dieses komische Gefühl, doch verdrängte es einfach. "Du machst dir einfach unnötige Sorgen. Hör auf ständig nachzudenken Ella!", schimpfte ich mit mir selbst. Zayn stand mit dem Rücken zu mir, deshalb schlich ich mich leise von hinten an und legte blitzschnell meine Hände auf seine Augen. "Wer bin iiich?", flötete ich mit verstellter Stimme. "Hmm...Angelina? Sara? Oder doch Laura?", sagte Zayn ratlos. Ich zog meine Hände weg und verschränkte meine Arme vor der Brust. Zayn drehte sich um und sagte 'ganz' überrascht: "Ohh, Ella! Wieso kam ich bloß nicht auf dich?"
"Keine Ahnung, anscheinend bin ich nicht besonders genug.", gab ich in einem zickigen Ton zurück und unterdrückte mein Lächeln. Ich tat oft so, als wäre ich beleidigt und manchmal fiel Zayn immer noch drauf rein. Er löste meine verschränkten Arme voneinander, hielt meine Hände fest und sah mir Ernst in die Augen: "Du bist alles für mich, Ella. Mein Atem, mein Herzschlag, mein Leben. Du bist der Grund, weshalb ich jeden Morgen aufstehe. Ich liebe dich über alles, vergiss das nie, okay?", er zog mich in eine Umarmung und ich schlang verwirrt meine Arme um ihn. Seine Worte waren wirklich süß, doch die Art und Weise wie er es sagte, ließen die Alarmglocken in meinem Kopf wieder schrillen. Er drückte mir einen Kuss auf den Kopf und Hand in Hand gingen wir zu seinem Auto.

"Oh Gott, ich hab sooo Hunger!", jammerte ich und zog den Geruch von Pizzas, Nudeln und anderen italienischen Köstlichkeiten auf. Zayn hatte mich in unser Lieblingsrestaurant eingeladen und wir warteten gespannt auf unser Essen. Naja, jedenfalls ich. Zayn hatte irgendwie nie so einen großen Hunger, doch ich zwang ihn immer mitzuessen, denn ich wollte nicht wie ein kleiner Vielfraß rüberkommen. Doch heute konnte ich tun und lassen was ich konnte, er hatte sich nur einen Salat bestellt. Als ich ihn fragend ansah, zuckte er bloß mit den Schultern und sagte knapp: "Kein Hunger."
Ich schaute auf meine Finger, mit denen Zayn jetzt schon seit 10 Minuten spielte. Er verschränkte sie mit seinen, löste sie wieder voneinander, verschränkte sie wieder und so weiter. Er bemerkte wohl meinen Blick, denn er sagte: "Siehst du wie perfekt sie zusammen passen? Wir sind füreinander bestimmt, Ella.", bei seinen Worten fing ich an zu lächeln. Ich zog seine Hand zu meinen Lippen und küsste sie. "Ich weiß, Zayn. Nichts wird uns trennen können."
Plötzlich ließ er meine Hand so abrupt los, als hätte er sich verbrannt. Ich sah ihn verwirrt an und sein Blick war irgendwie finsterer. Sofort schrie meine innere Stimme wieder, dass irgendwas falsch war, doch ich ignorierte sie einfach, genau wie ich Zayns Reaktion auf meine Worte ignorierte. Gespielt fröhlich plapperte ich los und erzählte von jeder Kleinigkeit, nur damit zwischen uns nicht diese komische Stille herrschte. Sogar als wir aßen, (naja Zayn stocherte eher in seinem Salat herum) sprach ich unbeirrt weiter. Zayn sagte fast gar nichts. An den passenden Stellen nickte er oder gab zustimmende Laute von sich und das war's. Im Grunde genommen, führte ich also Selbstgespräche. "Ich kann es einfach nicht fassen Zayn! Dieses Jahr mit dir ging so schnell herum! Schon in 6 Tagen sind wir seit einem Jahr zusammen, wie krass die Zeit vergeht!", sagte ich in einem schwärmerischen Ton. Dieses Jahr war wirklich perfekt. Natürlich hatten er und ich auch Auseinandersetzungen und sie waren nicht immer klein, doch das gehörte einfach zu einer Beziehung dazu.
"Wir sollten jeden Moment genießen, der uns bleibt.", Zayns Stimme drang durch meine Gedanken, sickerte so langsam in meinen Verstand, verwandelte sich dann in scharfe Messer, schlitzen mein Herz auf und landeten mit einem dumpfen Schlag in meiner Magengrube. "Warum? Haben wir nicht mehr viel Zeit?", ich selbst erschrak über den Ton meiner Stimme. So verletzt klang ich schon lange nicht mehr. Das merkte auch Zayn, denn er griff nach meiner Hand. "Nein, das meinte ich nicht so. Wir wissen halt nicht, was in der Zukunft passieren wird, es kann ja sein, dass..", ich unterbrach ihn indem ich meine Hand aus seiner zog. "Dass, was, Zayn? Dass wir uns trennen? Hast du das vor? Wenn ja, musst du mich nicht hinhalten, spucks ruhig aus.", ich kämpfte mit den Tränen. Was war bloß los mit ihm?
"Nein, Ella du verstehst mich ganz falsch.", er raufte sich verzweifelt durch die Haare. "Ich..", fing er an, doch ich unterbrach ihn erneut. "Nein, ich denke, ich habe dich ganz richtig verstanden. Was ist los?! Habe ich einen Fehler gemacht? Du bist so komisch, seit heute Morgen. Deine ständigen Stimmungsschwankungen, deine komischen Worte. Wir können doch über alles reden, oder nicht? Wenn du mich nicht mehr liebst...", meine Stimme brach ab. Ich konnte es nicht mal zu Ende sprechen, geschweige denn denken. Nun strömten die Tränen unkontrolliert über meine Wangen und ich stand auf.
"Ich hasse diese Unklarheit, Zayn. Es frisst mich auf!", während ich sprach zog ich schnell meine Jacke an und griff zitternd nach meiner Schultasche.
"Ella..", Zayn stand ebenfalls auf doch ich schüttelte mit dem Kopf. "Nein, lass mich jetzt in Ruhe. Anscheinend musst du über viele Sachen nachdenken und ich werde dich dabei nicht stören. Komm mir bitte nicht nach.", ich schaute noch einmal in seine Augen und verließ dann das Restaurant. Ich atmete tief ein und aus und spürte nur den Schmerz, der sich wie Gift von meinem Herzen durch meinen ganzen Körper verteilte.
Ohne noch länger drüber weiterzudenken, rannte ich einfach los. Ich rannte um die Straßenecke und konnte wegen meinen Tränen nicht viel erkennen.
Plötzlich knallte ich gegen eine Person und wäre fast hingefallen, wenn die Person mich nicht festgehalten hätte.
Konzentriert blinzelte ich meine Tränen weg und schaute in zwei wunderschöne grüne Augen...

CloserWhere stories live. Discover now