Abschlussrede

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Heute ist Tag der Abreise.

Ich packte in meinem Zimmer schnell alle Sachen in meinen Koffer. In etwa drei Stunden sehe ich endlich meine Eltern wieder. Zumindest hoffte ich das.

Pansy, Daphne und Luisa packten auch gerade ihre Koffer, zu meinem Pech. Parkinson ignorierte mich seit der Sache mit Riddle grundlos, und anscheinend hatte sie meinen anderen Zimmergenossinnen ebenfalls verboten, mit mir zu reden. Aber mich störte das eher weniger, da ich ja meine Jungs hatte. Und die waren tausendmal besser, als solche nervigen Zicken. Draco meinte, er wolle sich ebenfalls von Pansy distanzieren, da er nur mit ihr befreundet war, weil ich es war. Das wird ihr zwar überhaupt nicht gefallen, aber wen interessiert das schon?

Als ich endlich fertig mit Koffer packen war, machte ich mich auf den Weg in unseren Gemeinschaftsraum. Dort standen schon Blaise und Draco, und warteten ungeduldig. „Na Cousinchen? Auch mal geschafft hier aufzutauchen?" witzelte Draco mit ernstem Unterton. Ich verdrehte nur genervt die Augen und schleppte die Jungs mit aus den Gemeinschaftsraum.

„Wo ist eigentlich Tom?" fragte ich verwundert. Die Beiden lachten nur, worauf ich mit einem irritierten Blick antwortete. „Das ist dir aber auch zeitig aufgefallen!" lachte Blaise. Stimmt, wir waren mittlerweile schon in der Großen Halle und ich hatte kein einziges Mal an Tom gedacht. „Das hat nicht meine Frage beantwortet!" entgegnete ich kalt. Daraufhin zuckten die Beiden nur mit den Schultern und vertieften sich in ein Gespräch. In letzter Zeit ist Riddle aber fast immer weg, und wenn ich ihn hinterher frage wo er war, meinte er immer 'nur in der Bibliothek Prinzessin' und zischte ab. Manchmal verwirrt mich dieser Typ.

Schließlich knallten die Türen der Großen Halle zu und Dumbledore stapfte zu seinem Pult. McGonnagle klirrte mit dem Griff ihres Löffels an ein Glas, und sofort war die Aufmerksamkeit aller Schüler bei unserem Schulleiter.

„Einen schönen Vormittag, alle miteinander! In exakt einer Stunde und fünfzehn Minuten müsst ihr in Hogsmeade sein, deswegen halte ich es kurz und schmerzfrei. Dieses Schuljahr war wieder sehr ereignisreich, wir hatten Höhen und leider auch viele Tiefen. Unter anderem ist vor ein paar Tagen unser Professor für Verteidigung gegen die dunklen Künste von uns gegangen, Professor Crouch." als er dies sagte, kullerten mir ein paar Tränen über die Wange, und mir ging es schlagartig wieder schlecht. Mir rutschte ein kleiner Schluchzer heraus, woraufhin sich zwei mir bekannte Arme um mich schlingen.
Es war Tom.
Er streichelte meinen Arm und ich versuchte, weiterhin Dumbledores Rede zuzuhören.

„Er wurde von einem Dementoren angegriffen, als er zusammen mit Professor Snape und einer Schülerin zwei andere Schüler retten wollte. Deswegen würde ich es für richtig halten, wenn wir jetzt alle mal eine Schweigeminute für Professor Crouch halten." und daraufhin war es mucksmäuschenstill in der Halle. Ich schloss meine Augen und kämpfte mit den Tränen. Tom hielt mich immer fester, aber keineswegs unangenehm. Also lehnte ich mich an ihn und atmete tief durch. Mir ging die Aussage von Dumbledore durch den Kopf; Barty wurde von einem Dementoren angegriffen. Natürlich stimmte das nicht, aber die anderen Schüler mussten ja nicht unbedingt die Wahrheit wissen. Und sofort schossen mir wieder diese Bilder durch den Kopf. Als er meinte, er liebt mich für immer, und ich so perplex war, dass ich nichts erwidern konnte. Und er daraufhin tot umfiel. Mein Barty.
Einfach tot.
Ich konnte es immer noch nicht glauben.

Plötzlich strömten die Tränen wie Wasserfälle über meine Wange. Ich konnte es nicht mehr zurückhalten. Ruckartig riss ich mich von Tom los und stürmte aus der Halle raus. Alle Blicke lagen auf mir, manche waren mitleidig, manche waren verärgert. Aber wieso verärgert? Waren die etwa böse, weil ich traurig über den Tod meines Geliebten war? Ist so etwas nicht normal?

Aber das war mir jetzt auch herzlichst egal. Ich schmiss die Türen auf und rannte weg. Wohin wusste ich nicht, Hauptsache weg. Schließlich trugen mich meine Beine nach Hogsmeade, wo ich mich in die drei Besen setzte. Dort waren am Wenigsten Leute und hier konnte man sich wenigstens in eine Ecke verziehen und seine Ruhe haben. Ich legte meinen Kopf auf den Tisch und weinte. Es ging nicht mehr zu kontrollieren, also ließ ich all meinen Gefühlen freien Lauf. Wenn man mich, eine Lestrange, jetzt so hier sehen würde, wäre es enorm peinlich. Immerhin kennt unsere Familie jeder, und ich sehe meiner Mutter auch ziemlich ähnlich. Also riss ich mich zusammen und schaffte es schließlich, aufzuhören mit weinen. Ein paar Minuten lang starrte ich angestrengt in die Luft, bis mich jemand aus den Gedanken riss.

„Was darf's sein? Butterbier ist heute im Angebot." meinte eine Kellnerin lächelnd zu mir. Ich quittierte das nur mit einem kalten Blick und stand auf. Mir war jetzt nicht nach überfreundlichen Kellnerinnen. Bevor ich aber hinaus ging, wagte ich noch einen Blick auf die Uhr.

In zehn Minuten fährt der Zug ab. Huch.

Also ging ich schnellen Schrittes zum Bahnhof.

Die Todesserin | Harry Potter ffWhere stories live. Discover now