Kapitel 10

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Als ich aufwachte, merkte ich, wie mich Yuri die ganze Zeit beobachtete. Er hat wahrscheinlich noch nicht mitgekriegt, dass ich wach bin. „Hey, bin ich etwa so schön, dass du mich so lange beobachten musst.". Ich kicherte leicht und sah, wie seine Wangen leicht rosa wurden. „Äh... also, ic-". „Lass dich doch nicht immer so von mir verarschen. War doch nur Spaß.". Er lächelte leicht, auch wenn ich schwören könnte, ein Fünkchen Trauer in seinen Augen vernehmen zu können. War bestimmt nur Einbildung. Ich schaute auf die Uhr und viel vor Schreck aus dem Bett. Fuck! „Ana, alles ok?". „NEIN! WIR HÄTTEN VOR EINER HALBEN FUCKING STUNDE BEI YAKOV SEIN MÜSSEN. DAS TRAINING!!!". „Scheiße!". Ich schnappte mir schnell meine Sachen und zog meine Trainingskleidung schonmal an. Ich schnappte mir meine Tasche mit den Schlittschuhen und zog mir schonmal Jacke und Schuhe an. Yuri kam nun auch runter und zog sich noch seine Schuhe an. Auf dem Weg rauchte ich noch schnell eine Zigarette, um mich schonmal ein bisschen runterzufahren.

Wir kamen gerade an, da kam uns schon ein schreiender Yakov mit einer noch wütenderen Lilia entgegen. Wait, Vic und das Katsudon sind auch hier? Warum haben die uns nicht geweckt? Ich hörte garnicht hin, was Yakov da wieder laberte. Ich ging schnurstracks an ihm vorbei und schrie Vic an. „DU IDIOT, WAS FÄLLT DIR EIN MICH NICHT ZU WECKEN, OBWOHL WIR HEUTE TRAINING HABEN!!!". Er schaute geschockt zu mir und kam auf mich zugefahren. Den schreienden Yakov hinter mir, ignorierte ich komplett. „Oh Ana? Du bist ja schon wach. Hehe. Ich dachte wegen der Sache von gestern, dass du vielleicht ausschlafen willst. Du sahst nämlich echt schlimm aus.". „Was hab ich erst letztens gesagt? Solange man nicht krank ist, wird zum Training gegangen. Du weißt wie ich bei sowas bin.". „Sorry, fürs nächste Mal weiß ich ja Bescheid.". Ich murmelte noch schnell was. „Naja, bei deiner Vergesslichkeit weiß man nie.". „Was?". „Ach nichts.". Ich lächelte ihn an und drehte mich danach zu Yakov und Lilia. „Ja, ich werde erstmal ein paar Extrarunden laufen. Dann geh ich den ganzen Tag zu Lilia, hab verstanden.". „Gut so.". Ich zog also meine Schlittschuhe an und begab mich aufs Eis, um mich erstmal ein paar Runden einzulaufen. Danach machte ich mich auf den Weg zu Lilia. Und wie ich es mir gedacht hatte. Heute war sie mal wieder richtig mies drauf und deshalb achtete sie auf jedes kleinste Detail. „Ana, dein Bein musst du noch ein Ticken höher halten. Nein, das war wieder zu weit. Argh, verstehst du überhaupt was ich von dir will? Du bist echt zu untalentiert.". Meine Fresse, die ist ja mal schlimmer als Mutter drauf und ich dachte das geht nicht. Ich nahm einfach alles so hin und hoffte einfach nur darauf, dass es endet. Nach gefühlten Stunden, entließ sie mich dann auch. Ich sah, dass ich anscheinend die letzte war. Keiner hat also gewartet. Naja, was soll's, kann ich wenigstens einmal noch durch den Park gehen. So machte ich mich auf zum Park und setzte mich auf die Bank. Ich zündete mir erstmal eine Zigarette an und genoss die kühle Brise zu dieser Jahreszeit. Nach einiger Zeit begab ich mich nach Hause. Alle warteten anscheinend auf mich. „Man Ana, kannst du mir nicht mal schreiben, wenn du länger draußen bist? Ich hab mir doch Sorgen gemacht.". „Ach Vic, du weißt doch wie ich bin, wenn etwas sein sollte, wirst du informiert. Du bist doch als mein Notfallkontakt eingetragen.". Ich lächelte ihn kurz an. „Ich bin müde, dass Training war heute wieder sehr anstrengend.". „Und was ist mit Abendessen?". „Ich hab kein hunger, hab unterwegs schon was gegessen. Also gute Nacht schonmal.". „Ähh... ok? Gute Nacht.". Ich begab mich also auf mein Zimmer. Ich war nicht wirklich müde, aber ich wollte mal wieder etwas Zeit für mich haben. Ich dachte über alles nach, was in den letzten Tagen passierte. Bin ich denn wirklich zu untalentiert für alles? Oder was das mal wieder Lilia's schlechte Laune? Ich weiß es echt nicht. Vielleicht wäre es ja besser, wenn ich einfach nicht da wäre. Dann hätten viele weniger Probleme. Vic müsste sich keine Sorgen machen, dass mir was passiert. Yuri müsste nicht den besten Freund spielen. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass er freiwillig mit mir befreundet ist. Wahrscheinlich hat Vic in bestochen. Sachi müsste sich für nichts schuldig fühlen. Yūri müsste sich meine schlechte Laune und meinen Hass auf ihn nicht antun. Und Mutter und Vater müssten sich nicht immer mit mir streiten. Alles wäre vermutlich besser. Ich fing leicht an zu weinen. Warum lebe ich eigentlich noch? Habe ich überhaupt einen Grund zum Leben? Ich überlegte ziemlich lange, doch dann fiel mir einer ein. Mein Grund zum Leben, sind die Gefühle, die ich immer spüre, wenn ich mit meinen Freunden oder Vic etwas mache. Ich lebe für die Berührungen, sowas wie umarmen oder Händchen halten. Ja, genau dafür lebe ich, für die schönen Momente im Leben und nicht für die schlechten und depressiven. Ich ging runter zu den anderen. Sie saßen alle im Wohnzimmer und guckten gemeinsam Stranger things. Als ich den Raum betrat, guckten mich alle an. „Ana? Hast du geweint?". Ich stürzte mich auf Yuri. Ich umarmte ihn, was er nach kurzer Verwirrung erwiderte. Ich fing leise an zu schluchzen. Nun kamen Vic und Sachi auch dazu. Wir machten eine kleine Gruppen Umarmung. „Ich liebe dich. Ich liebe euch alle.". Das flüsterte ich ihnen zu. Ich merkte wie Yuri leicht lächelte. „Ach, so ist das also.". Ich könnte schwören, leichte Trauer in seiner Stimme zu hören. Das versetzte mir ein Stich im Herzen. Ich wollte nicht, dass er leidet. Die anderen lösten sich von uns. Ich tat es ihnen gleich und setzte mich auf die Couch. Yuri kam auch hinterher. Ich lehnte mich an seine Schulter. Ich flüsterte so leise, dass nur Yuri mich verstand. „Was ist los? Du klangst eben so traurig. Du weißt, dass du mit mir auch über alles reden kannst.". „Ja, klar weiß ich das. Aber es ist nichts.". Naja, ob das stimmt? Aber ich vertrau ihm.

Nach zwei Folgen machten wir eine kurze Pause. Manche gingen auf Toilette. Andere, so wie Sachi und ich, gingen rauchen. Yuri kam bei uns mit. Ich gab Sachi eine Zigarette und ein Feuerzeug, damit wir zusammen rauchen konnten. Als ich fertig war, wollte ich eigentlich noch auf Sachi warten, doch Yuri meinte, er wolle noch was mit ihr besprechen und ich soll schonmal vorgehen. Dies tat ich auch, aber ich hatte ein komisches Gefühl. Vielleicht liebt er sie ja oder sie haben eine Affäre? Aber ich glaube kaum, da Sachi anscheinend ein echt treuer Mensch ist und Gil wirklich aufrichtig liebt. Oder sie kann wirklich gut schauspielern. Ich sollte mir darum keine Gedanken machen. Es sind nicht meine Angelegenheiten.

Yuri PoV:
„Also, was willst du Yurio?". Ich überlegte gerade, wie ich sie am besten frage. „Naja, weißt du... ich... ähhh, wie sag ich das am besten?". „Du stehst auf Ana und willst jetzt Ratschläge von mir, richtig?". „Ähh... ja, woher weiß-". „Yurio, ich merk doch wie du bei ihr bist, du bist einfach komplett anders bei ihr. Du wirst sogar rot in ihrer Umgebung. Du schaust sie mit diesem Blick an. Aber, ich werde dir nicht helfen. Das musst du alles schön selbst machen.". „HÄÄÄ? Aber ich hab doch von sowas kein Plan.". „Und genau deshalb musst du es alleine machen. Übung macht den Meister. Aber wenn du willst, kannst du an mir üben. Du sagst zum Beispiel mal irgendwas zu mir, was du ihr am liebsten sagen würdest und ich sage, ob es gut oder schlecht war. Wenn es schlecht war, dann musst du es ALLEINE verbessern, klar?". „Das wäre lieb, aber ist das nicht irgendwie auch helfen?". „Halt die Klappe oder ich überleg es mir anders.". „Ja ist ok, ich halt einfach die Klappe.". So gingen Sachiko und ich runter, um weiterzugucken.

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Soooo, das war's mit dem Kapitel. Ich hab mich ein bisschen von dem Film 'I want to eat your pancreas' inspirieren lassen. Meine Freundin Typischjoy hat mir den Film nämlich empfohlen.

Anastasia Nikiforov, die kleine Schwester des Victor NikiforovWhere stories live. Discover now