29. 🌹 KAPITEL

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......

Am Sonntag hat sich Kiara den ganzen Vormittag in ihrem Zimmer verkrochen. Weder meine Mutter noch Miriam haben nachgefragt und dafür bin ich mehr als dankbar.
Während Miriam mit Kiara am Nachmittag im Café um die Ecke Waffel essen gegangen ist, bin ich mit meiner Mutter in ihre Wohnung gefahren.
Der Brand und die Löscharbeiten haben größeren Schaden angerichtet, als gedacht. Meine Mutter war den Tränen nahe und auch mir hat es abermals schwer zugesetzt.
Wir haben mit der Vermieterin gesprochen und ich bin froh, dass die Versicherung dafür aufkommt. Schnell haben wir einige Sachen zusammen gesucht, die ich alle waschen muss, da sie nach Rauch riechen. Doch das ist mein Geringstes Problem.

Außerdem war ich mehrmals dran, Leyla oder Scott nach Alex Adresse zu fragen. Ich wollte so gerne mit ihm, über die ganze Situation, reden. Doch er hat mich um Zeit gebeten und auch wenn es mir schwerfällt ihm diese zu geben, weiß ich doch, dass er sie dringend braucht. Zu erfahren, dass man ein Kind hat, kann den stärkten Mann umhauen.
Umso zwiegespaltener gehe ich am Montag zur Arbeit. Tausend fragen schwirren mir im Kopf umher, als ich den Callahan Tower betrete. Wird Alex heute hier sein? Wird er mir aus dem Weg gehen? Oder verhält er sich normal, als wäre nichts gewesen.
Schnaufend betätige ich den Knopf für die vierzigste Etage. Dabei fällt mir auf, dass wir auch, seit unserer gemeinsamen Nacht, dass erste Mal wieder zusammenarbeiten.
In der dreißigsten Etage hält der Aufzug und die Türen gleiten auf. Ein lockiger blonder Schopf ist tief über einem Laptop gebeugt und betritt den Aufzug.
„Guten Morgen Liam." Begrüße ich ihn. Verwirrt blickt er sich um und bemerkt mich.
„Guten Morgen Chloe. Hattest du ein schönes Wochenende?" Fragt er mich mit einem Lächeln.
„Nichts erwähnenswertes." Gelassen winke ich ab und bin froh, als der Aufzug auf der 40. Etage hält. Schnell setze ich noch ein lächeln nach, bevor ich, gemeinsam mit ihm, hinaus trete.
„Guten Morgen Chloe." Leyla lächelt mich breit an, bevor sie den Tresen umrundet und mich kurz an sich drückt. Dabei wandert ihr blick zu Liam, der immer noch neben mir steht.
„Mr. Callahan. Sie sind früh dran." Liam räuspert sich nervös und packt seinen Laptop fester.
„Äh, ja. Ich habe einen Termin mit Alex."
„Oh, er ist allerdings noch nicht im Haus." Informiert ihn Leyla und ich horche auf. „Er rief mich eben an und teilte mir mit, dass er sich etwas verspätet." Verdutzt ziehe ich eine Augenbraue nach oben. Alex und sich verspäten?
„Mmpf, ok. Ist ja nicht so, dass wir einen Termin haben. Aber ich habe ja Zeit. Ist ja nich so, dass meine Arbeit wichtig wäre. Ich warte dann in seinem Büro." Damit stapft Liam an uns vorbei und lässt uns irritiert zurück. Der Sarkastische Unterton ist Leyla ebenfalls nicht entgangen.
„Was ist mit ihm?" Sie deutet in die Richtung, in der Liam verschwunden ist. Achselzuckend drehe ich mich um und betrete die Küche. Leyla folgt mir.
„Keine Ahnung. Vielleicht hatte er ein schlechtes Wochenende." Ich stelle zwei Tassen unter die Maschine und warte bis sie sich Aufgewärmt hat.
„Oder lange keinen Sex mehr." Kichert Leyla hinter mir, bevor sie ernst wird.
„Wie geht es dir?" Ich betätige den Knopf der Maschine, bevor ich mich umdrehe.
„Es geht schon." Gebe ich schnaufend zurück. Ich will sie nicht mit meinen Problemen belästigen. Das tue ich schon mit Miriam. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass meine beste Freundin mir permanent zur Seite steht. Was in ihrem Leben momentan los ist, habe ich schon lange nicht mehr gefragt.
Abermals seufze ich. Gott bin ich eine schlechte Freundin. Eine schlechte Tochter und noch dazu eine schlechte Mutter, da Kiara immer noch nicht mit mir redet. Ich habe es zwar nochmal versucht, doch sie ist genauso stur wie ich.
Die Arbeit ist das einzige wo ich mich momentan nicht wie eine Versagerin fühle. Und die Angst in meinem Rücken, Alex nimmt mir das heute weg, treibt die Tränen in meine Augen.
„Chloe." Leyla zieht mich an sich und schluchzend sinke ich an sie. Die ganze Kraft, dass Wochenende stark zu sein, lässt von mir ab. Wie eine Hülle die Leer ist, lehne ich mich an meine Kollegin.
Was ist, wenn er mich Kündigt? Was ist wen ich den Job verliere? Kann er mir Kiara wegnehmen? Was mache ich mit meiner Mutter und der Wohnung?
Ich schluchze die nächste Welle von Tränen weg, bevor ich mich von meiner Kollegin abwende und mich der Kaffeemaschine zuwende. Leyla streicht mir über den Rücken.
„Rede mit mir, Chloe." Langsam atme ich aus, bevor ich mich mit einem Lächeln zu ihr drehe.
„Es ist alles gut. War nur gerade ein kleiner Schwächeanfall." Versuche ich sie zu beruhigen. Doch selbst, glaube ich diese Lüge nicht. Auch Leyla hebt ungläubig eine Augenbraue.
„Ich kaufe dir das aber nicht ab." Mein Lächeln bleibt und schnaufend nimmt Leyla ihre Tasse entgegen. „Aber gut. Wenn du reden willst. Bin ich für dich da."
„Danke." Das Pling der Aufzugtüren kündigt einen Gast an und ich spähe an Leyla vorbei ins Voyeur.
Als Alex hinaustritt, halte ich die Luft an. Von Kopf bis Fuß ist er heute wieder schwarz gekleidet. Die dunklen Haare zurückgestrichen und frisch rasiert, sieht er erholt aus. Als hätte er nicht vor zwei Tagen erfahren, dass er Vater ist.
Sein Blick gleitet zum nicht besetzten Empfang und anschließend zu uns in die Küche. Seine Eisblauen Augen treffen auf meine und kurz vergesse ich wirklich zu atmen.
Er geht in unserer Richtung, was auch Leyla bemerkt.
„Ich geh Mal zurück zum Empfang." Damit wendet sie sich ab und zu Alex gewandt, der in dem Moment die Küche betritt. „Guten Morgen Mr. Callahan. Ihr Buchhaltungschef wartet in ihrem Büro." Er nickt knapp.
„Dann lassen sie ihn noch ein wenig warten." Leyla verschwindet nickend aus der Küche und lässt mich mit ihm allein. Imposant steht er im Raum und füllt ihn mit seiner Präsenz aus.
Er schließt die Tür hinter sich. Sofort füllt sich der Raum enger und kleiner an. Ich drücke mich an die Theke und stelle die Tasse ab, da ich merke wie meine Hände anfangen zu zittern.
Alex lehnt sich an den kleinen Tisch mitten im Raum, seine Hände in seine Hosentaschen geschoben, blickt er mich einfach nur an. Seine Augen gleiten über mein Gesicht, hinab zu meinen Händen, die ich schnell verschränke um meine Nervosität zu verstecken.
Schnaufend reibt er sich über sein Gesicht.
„Du hast mich angelogen, Chloe. Aber das kann man nun nicht mehr Rückgängigmachen. Ebenfalls die Schwangerschaft." Er verschränkt ebenfalls seine Arme und sofort macht sich ein schlechtes Gefühl in mir breit. „Glaub mir, wenn ich dir sage, dass diese Situation für mich mehr als schwierig ist. Gott, ich habe erfahren, dass ich Vater bin." Schweigend warte ich darauf das er fortfährt.
„Ich habe eine Tochter, mit meiner Assistentin." Kurz schnauft er, bevor sein Blick sich gen Decke richtet. Eine lange Zeit sagt er nichts. Als ich schon überlege doch etwas zu erwidern, seufzt Alex und blickt mich wieder direkt an. Und dass ich diesen Blick nicht deuten kann, beschert mir ein Flaues Gefühl im Magen.
„Ich werde, mich nicht aus der Verantwortung ziehen. Ich werde dir Geld bezahlen für ihren Unterhalt und ich habe mich schon um eine Wohnung für euch drei gekümmert. Außerdem habe ich meinen alten Professor an der Ensworth School angeschrieben. Er könnte sie ab nächstes Jahr dort unterbringen. Natürlich zahle ich ihr die Ausbildung, keine Frage." Mit jedem Satz den er spricht, lasse ich meine Arme sinken und blicke ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Er greift in seine Jackettasche und holt ein Heft heraus. Er zückt seinen Stift und schreibt etwas um es mir anschließend zu reichen. Immer noch perplex nehme ich den Scheck an. Die Summe ist immens.
Wut breitet sich in mir aus und Tränen sammeln sich in meinen Augen. Meine Hände fangen an zu zittern und das Blatt knittert. Schwer schluckend versuche ich die Wut einzudämmen, doch vergeblich. Mit einer schnellen Bewegung zerreiße ich den Scheck in zwei hälfen und lasse ihn auf den Boden gleiten.
Alex hebt eine Augenbraue, doch bevor er etwas sagen kann, bin ich schon einen Schritt auf ihn zugegangen und hebe meinen Zeigefinger.
„Deswegen habe ich so mit mir gehadert es dir zu sagen. Ich will das nicht. Ich will deine Verbindungen nicht und auch dein Geld brauche ich nicht." Zum Schluss hinaus werde ich lauter und ich bin mir ziemlich sicher, dass uns Leyla hören kann. Doch ich bin gerade so wütend. Meine Stimme zittert, während Alex die ruhe selbst ist. Seine perfekte Maske wieder aufgesetzt und diese uneinnehmbare Mauer um sich gezogen hat. Egal was ich sage, ich werde ihn nicht verletzten können.
„Wir sind bis jetzt prima alleine zurechtgekommen. Ich bin eine gute Mutter und ich liebe meine Tochter. Ich brauche keinen Mann in ihrem Leben, der denkt alles kontrollieren zu können." Hecktisch atme ich ein und aus um das wummern in meiner Brust unter Kontrolle zu bringen. Doch der Anblick von Alex, bezweckt genau das Gegenteil. Immer noch lehnt er am Tisch, die Hände in den Hosentaschen und blickt mich ruhig an. „Ich habe es dir gesagt, da du ein Recht hast es zu erfahren. Du kannst sie gerne ab und an sehen, wenn es in deinen Zeitplan passt. Aber ich lasse nicht zu, dass du dich in unser Leben einmischt." Da ich alles gesagt habe, was ich momentan loswerden wollte, mache ich einen Schritt auf die Tür zu, doch eine große Hand schlingt sich um meinen Oberarm und lässt mich in der Bewegung innehalten. Schwungvoll dreht er mich zu sich und zwei eisblaue Augen blitzen mich wütend an. Kurz Stockt mir der Atmen und in diesem Moment weiß ich, zu weit gegangen zu sein.

Fateful Night - Für immer verbundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt