❀ Kapitel 14

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»Das Leben ist viel zu wichtig, um es ernst zu nehmen.«
(Oscar Wilde)

Die Mascara flog mit fluchendem Unterton in das Waschbecken

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Die Mascara flog mit fluchendem Unterton in das Waschbecken. Genervt nahm Mags ein Wattepad zwischen die Finger und wischte die kleinen schwarzen Punkte um ihr Auge weg.

„Immer muss diese scheiß Bürste mir das Auge ausstechen."

Natürlich war es ihre eigene Schuld gewesen, aber es war einfacher, die Schuld auf alles andere zu schieben.
Hinter dem offenen Türspalt vernahm die Fotografin das Kratzen am Holz und warf eine Badelatsche nach ihrem Kater.

„Aberfeldy! Die Tür ist offen, komm rein oder bleib draußen!"
Ihre Laune befand sich in einem emotionalen Tief.
Zu viele Gedanken flogen um sie herum und nagten an ihrer Geduld. Ein kurzer Absacker sollte ihr später wohl behilflich sein.
'ein oder vielleicht auch zwei.'
Es gab allerdings kein später mehr.
Die Zeit war knapp und innerlich hörte sie schon die Reifen von Leonards Wagen auf die Auffahrt brettern.
„Hey, Mags-"
„-Ich bin im Bad und hab es eilig, Henry!"

Magnolia hasste es ihn anzufauchen, so wie Aberfeldy es tat, wenn ein fremder Kater sich auf ihren Balkon traute.

„Du klingst busy, Gnolly. Was ist lo-..."
Ihr Nachbar stand inmitten des Türrahmens, als er sie nur mit einem Handtuch bekleidet vorm Spiegel fand. Mags war ihm allerdings nicht wirklich böse.
Er konnte wenig für sein schlechtes Timing.
„Wo geht es denn heute Abend hin?"
Die Angesprochene hielt stumm ihr Kinn in die Höhe, nicht darauf aus ihm die Wahrheit zu erzählen.
Aber er sah die Fassade sofort und ahmte ihren Blick perfekt nach, als er es erneut versuchte.
„Mags?"
Angespannt presste sie die Lippen aufeinander und drehte den Deckel zurück auf die Mascara, nachdem die Wimpern ihrem Geschmack nach betont genug waren. Sie drehte sich vom Spiegel weg und nahm den Lockenwickler in ihre Hand.

„Na schön, Sherlock. Ich gehe auf eine Hochzeit. Muss dort Fotos machen."
Henry glaubte ihrer Aussage durchaus, dennoch war er sich sicher, dass sie ein Detail bewusst ausließ.

Eines, das ihn womöglich hätte stören können.

„Ohne Begleitung, den ganzen Abend... allein?"
Sie stockte. Er wusste sofort bescheid.
„Er begleitet dich, verstehe."
„Henry, bitte. Ich woll-"
„-ist schon gut." Sein Ton sollte versöhnend klingen, doch an Magnolias Ohren gelang nur ein enttäuschtes Seufzen.
Sie schluckte schwer und lenkte sich durch das Frisieren ihrer Haare ab.

„Es wird ihm gut tun, weißt du? Zwischen all den Leuten sein. Mal wieder einen fröhlichen Abend erleben. Du warst meine erste Wahl, wirklich! Aber nach- ich glaub einfach, dass es keine gute Idee wäre."
Henry zuckte mit seinen Schultern, versuchte seinen Blick auf etwas anderes zu fokussieren, als auf ihre nackte Haut, an der noch immer feine Wassertropfen abperlten.
„Ich kann dir gerade nicht folgen."
„Was würdest du sagen, wenn jemand dich darauf ansprechen würde?" Sein Fuß klopfte ungeduldig auf den Fliesen herum, deren cremefarbener Ton ihn an feinen Sand erinnerte.

All die verschwundenen FarbenWhere stories live. Discover now