14. Geschäftsgespräche der anderen Art

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Erleichtert atmete ich auf als der Strauß vollends den Raum verlassen hatte. Erstens, störte mich der Strauß in meinem Büro, zweitens, freute Klara sich sowieso mehr darüber als ich und drittens, wenn der Strauß wirklich von Charles war, dann sollte er sehen, wie wenig er mich damit beeindruckt hatte.

Und was würde diese Message besser rüberbringen als wenn der Strauß bei jemanden anderen am Schreibtisch stand.

Charles verdrängend, arbeitete ich fleißig meine Aufgaben ab und etwa eine halbe Stunde bevor wir zu dem Geschäftsessen mussten zog ich mir noch ein frisches Hemd an, trug wenige Spritzer meines Parfüms auf und richtete meine Krawatte.

Wenn ich es heute schaffte diesen Deal endlich abschließen zu können, würde ich vielleicht etwas Anerkennung in diesem Laden bekommen.

"Sind Sie so weit?", fragte Francis als ich aus meinem Büro trat. Ich nickte nur und musste überrascht feststellen wie Francis mich von Kopf bis Fuß musterte.

"Judith.", mit strengem Ton rief Francis seine Sekretärin zu uns.
Mit schnellen Schritten dackelte die zugegebenermaßen hübsche Frau an seine Seite und fragte ihn arschkriecherisch was los war.

"Sieht er heiß aus?" Mit einer Handbewegung zeigte er auf mich und jetzt mehr als überrascht sah ich an mir hinunter. Was? Perplex blickte ich wieder zu Francis und Judith, welche den Kopf etwas schrägt gelegt hatte und langsam nickte. Sie überwand die wenigen Meter zwischen uns und begann mir ungeniert durch die Haare zu wuscheln.
Irritiert wich ich etwas zurück und versuchte ihren Händen zu entkommen, doch die Frau ließ sich nicht von ihrer Mission abbringen und erneut strich sie meine Strähnen hin und her.
"So sieht er richtig heiß. Sie sind ein richtiges Sahneschnitten, Mister Shepperd." Sie zwinkerte mir zu und stakste auf ihren High Heels wieder von dannen.

"Was soll das?", fragte ich immer noch extrem verwirrt und fasse mir an die Haare.
Toll, der ganze Aufwand, den ich heute morgen betrieben hatte um sie in Form zu halten war nun dahin. Ich konnte förmlich spüren wie sie unordentlich herumstanden.

Francis beantwortete meine Frage nicht und als Charles an uns heran trat, was für Francis offenbar das Zeichen war sich auf den Weg zu machen, drehte der Mittsechziger sich von uns weg und ging Richtung Aufzug.

"Du siehst wirklich heiß aus."
Ein schüchternes Lächeln lag auf Charles Lippen, während er leise die Worte aussprach.

Kurz sah ich den hübschen Mann an, drehte mich jedoch wortlos weg und folgte Francis, während ich mein rasendes Herz ignorierte.

Charles hatte mir ein Kompliment gemacht!

Der Weg zum Restaurant legten wir schnell zurück und ein letztes Mal erinnerte Francis uns daran wie wichtig dieses Essen war und dass ich es ja nicht verbocken sollte.
Ich rollte nur genervt mit den Augen. Das hatte er mir oft genug gesagt und mittlerweile konnte selbst ich als dummer Bauarbeiter es mir merken. Was mich daran vor allem nervte, war das er anscheinend nur Angst hatte, dass ich es verbocken könnte. Von Charles ging offenbar kein derartiges Risiko aus.

Das Nobelrestaurant, das wir betraten war des selbe in dem wir auch anderweitige Geschäftsessen abhielten. Klara hatte mir mal gesagt, dass es Francis Lieblingsrestaurant war und wir deswegen immer hier waren.
Ich beklagte mich nicht, denn das Essen war wirklich sehr lecker und die Bedienungen schenkten einem immer mehr ein als normalerweise.
Ob das jedoch am Restaurant lag oder vielleicht nicht doch an dem Namen der Firma, die wir repräsentierten, wusste ich nicht genau.

unmoralisch ✓Where stories live. Discover now