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Hier standen wir nun also.
Er unterhielt sich gerade mit drei weiteren beanzugten Männern.

Ich stand teilnahmslos daneben, zupfte am Saum meines Kleides herum. Meine Jacke hatte ich wieder weggepackt.
Neben mir trat Markus unruhig umher. Er fühlte sich sichtlich unwohl.

Nach einigen Minuten ließ Er sich dazu herab, ein Gespräch mit uns zu beginnen.

Grummelig sah er zu uns herüber, als Er jedoch Markus erblickte, hellte sich sein Gesicht kaum merklich auf: "Ah, hallo. Wo sind deine Eltern?"

Natürlich. Endlich wieder jemand zum herumkommandieren. Seine Eltern würde Er wahrscheinlich auch wieder abziehen.

Ich hatte zu oft versucht etwas zu unternehmen. Keiner hatte mir geglaubt und die Strafe war hart gewesen.

Ich war mit einem gebrochenen Arm und einer Platzwunde ins Krankenhaus eingeliefert worden.

"Uhm - mh, am Buffet", stotterte Markus, "da haben sie mit Bangens gesprochen."

Er sah schon wieder sehr genervt aus.
Schlechtes Zeichen. Ganz schlechtes Zeichen.

"Steht mit Habermann am Tresen," entfuhr es mir.

Augenblicklich zog Er die Brauen zusammen: "Habe ich dir erlaubt zu sprechen?"

Darauf antwortete ich nichts.
Es war besser so.

"Mitkommen", knurrte Er. Dann drehte Er sich um und lief zum Buffet.

Klar. Warum sollte Er mir Glauben schenken.

Markus sah mich etwas verwirrt, aber auch ängstlich, an. Ich nickte ihm stumm zu.
Wir beeilten uns, Ihn wieder einzuholen.

Weiße Deckchen lagen auf den Tischen. Zwischen den verschiedenen Kleinigkeiten standen in regelmäßigen Abständen geschmacklose Plastikpflanzen in Blumentöpfen.
Um es mit den Worten meiner Großmutter auszudrücken: Prollig.

Wie zu erwarten standen dort weder Markus' Eltern, noch einer seiner Gesprächspartner.

Also stampfte Er weiter in Richtung Tresen.

Wäre ja zu schön gewesen, wenn Er mir auch nur einmal geglaubt hätte.
Und, oh Wunder, da standen sie.
Sogar Herr Habermann war noch da.

Er gesellte sich zu den Dreien.

Markus' Mutter erblickte ihren Sohn und rief ihn zu sich.

"Kommst du mit?", fragte er mich.

"Ich kann dich doch nicht Ihm allein überlassen", erwidert ich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.

Unsicher sah er mich an, zögerlich erwiderte er es.

Kaum merklich richtete ich mich auf, strich mir die roten Haarsträhnen wieder hinter das Ohr und setzte ein strahlendes Lächeln auf.

"Dann komm", flüsterte ich ihm aus dem Mundwinkel zu.

Widerstrebend setzte ich einen Fuß vor den anderen. Jedoch nickte ich den Umstehenden höflich zu. Hin und wieder nickte jemand zurück. Die meisten starrten nur in ihre Sektgläser oder besprachen sich mit ihren 'Stehpartnern'.

Ich konnte Markus' Nervosität spüren. Ich versuchte möglichst beruhigend auf ihn einzuwirken und ihm ein entspanntes Gefühl zu vermitteln.

Er zögerte, und es verunsicherte mich.

Ich holte tief Luft, nahm seine Hand und schritt zielstrebig auf seine Eltern zu.

Er lehnte am Tresen und hatte ein Sektglas in der Hand. Himmel, musste er denn immerzu saufen?

Heule mit den WölfenWhere stories live. Discover now