Kapitel 17: Todfeinde

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„Namensmagie ist die stärkste Macht der Welt.“ (bekannte Volksweisheit)

Ich hatte gedacht, wenn wir den Mörder von Najedo Ellusan finden würden, dann würden wir auch meinen Todfeind finden, doch das entpuppte sich nun als Irrtum.

Doch wenn Molli Nateri und Uster Horin Nateri nicht meine Todfeinde waren, sondern nur Gauner, die von meinem Reichtum profitieren wollten, wer hatte dann einen Grund, mich tot zu sehen?

Es folgte eine hitzige Diskussion darüber, was jetzt geschehen sollte. Beide Nateris hatten sich als Verbrecher herausgestellt, ihre mächtige Dynastie war nur noch eine Illusion und Schatten aus der Vergangenheit. Wie sollte es nun in Himmelstor und Mirabortas weitergehen? Sollte die Dynastie Nateri zur Strafe aufgelöst werden?

Gilmaja konnte und wollte das nicht allein entscheiden, daher hatte er Soldaten zu den drei anderen Regenten geschickt. Nun warteten wir auf das Eintreffen von Fingua Klighero, Bicker Rernber und Lostaria Imlanda, während Gilmaja Abendessen für uns alle orderte. Nicht nur mir und meinen Freunden knurrte nach dem langen Tag der Magen.

Die Nacht war vor einiger Zeit angebrochen. Die Urias und Mosnarols hatten schon längst die Erbverwaltung verlassen und waren nach Hause gegangen, während im Saal über mir die Diskussion weiterging und ich durch das menschenleere Gebäude stromerte, auf der Suche nach einer Toilette.

Ich war allein gegangen und hatte Rustans Angebot mich zu begleiten abgelehnt. Seitdem ich wusste, dass er mich liebte, war ich mir seiner ständigen Aufmerksamkeit bewusst und konnte sie nicht länger als die Fürsorglichkeit eines guten Freundes und Beschützers abtun. Zu große Nähe zu Rustan war mir nun unangenehm. Ich wusste nicht, ob ich imstande war, ihn zu lieben, so wie er mich liebte. Ich wusste nur, dass ich es bislang nicht tat. Und so ging ich ihm lieber aus dem Weg.

Ich wollte mich gerade auf den Rückweg machen, als ich ein leises Knirschen hörte. War hier noch jemand im Erdgeschoss?

Ich sah mich um und lauschte, ob ich die Grekasols hören konnte, deren Rückkehr die Ankunft der drei anderen Regenten ankündigen würde, doch es blieb ruhig.

Niemand hier.

FALSCH!

Meine Magie rief mir eine Warnung zu, doch es war zu spät. Plötzlich packte mich jemand von hinten, legte mir eine kräftige Hand mit einem Stück Stoff über den Mund und zerrte mich nach hinten.

Ich stöhnte, während mir schwummerig wurde. Meine Beine trugen mich nicht länger, doch mein Angreifer musste damit gerechnet haben, denn plötzlich wurde ich die Kellertreppe hinunter getragen.

Es waren zwei. Ich konnte ihre Gesichter nicht sehen, denn sie trugen lange Mäntel mit Kapuzen, die sie unkenntlich machten. Waren es Kurbabus? Aber warum hatten sie mich dann noch nicht getötet?

Es ergab keinen Sinn. Mein Kopf pochte wie verrückt. Ich bekam gerade noch mit, wie meine Entführer eine Geheimtür in der Wand öffneten, als ich das Bewusstsein verlor.

Als ich erwachte, wusste ich nicht, wie lange ich bewusstlos gewesen war. Und in dem Raum, in dem ich mich befand, war kein Fenster, das mir einen Blick auf den Himmel gewährt hätte.

War ich wieder im Gefängnis?

Ich stöhnte und wollte mir an den Kopf fassen, doch es ging nicht. Ich war gefesselt.

Ich blinzelte in das Licht der Lampen, die jedoch zu weit weg waren, um mich viel erkennen zu lassen. Langsam kamen die Erinnerungen zurück. Ich hatte keine Ahnung, wo ich war. Und wenn meine Entführer mich durch einen Geheimgang verschleppt hatten, dann hatten Rustan, meine Freunde, Gilmaja und seine Soldaten keine Chance, mich zu finden. Ich war auf mich allein gestellt.

Die Magie der NamenWhere stories live. Discover now