Kapitel 13: Antworten und neue Fragen

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„Der Besitz eines Namens ist ohne dessen Zustimmung unveräußerlich. Dies gilt sowohl zu seinen Lebzeiten als auch zu seinen Todeszeiten.“ (Paragraph 1 des Regelwerks der Erbverwaltung von Mirabortas)

Ich stand da wie betäubt, während hinter mir der Saal in Jubel ausbrach. Das war’s? Ich war frei? Irgendwie konnte ich es noch nicht fassen.

Rustan klopfte mir auf die Schulter und plötzlich waren auch die anderen da und umarmten mich, während die Richter den Saal nach und nach verließen. Gilmaja Tolbo kam kurz zu mir. „Ich wollte dich kurz informieren, dass ich einen Trupp Grekasols zu deinem Schutz abkommandiert habe“, erklärte er zu meiner Überraschung. „Solange die Gefahr eines erneuten Kurbabu-Überfalls nicht beseitigt ist, gehe ich kein Risiko ein.“

„Äh, vielen Dank“, sagte ich verwirrt, während er mir kurz zunickte und dann den Gerichtssaal verließ.

„Ihnen danke ich ebenfalls von ganzem Herzen“, wandte ich mich dann an Kandara Hero.

„Unsinn, junger Mann, das hätte jeder gute Hero mit einem gesunden Menschenverstand geschafft“, wehrte sie ab.

„Aber Sie haben den Antrag auf Namensverfall gefunden“, wandte Baro ein.

„Steht in dem Antrag vielleicht noch etwas mehr über Tir?“, wollte Nelia wissen und mein Herz begann vor Aufregung schneller zu schlagen.

Die Anwältin seufzte, als sie unsere hoffnungsvollen Gesichter sah. „Nicht wirklich“, meinte sie. „Lediglich, dass Tirasan Passario im Jahr 21 verstorben ist und der Name seitdem keinen Träger mehr hatte. Was eine ungewöhnlich lange Zeit ist, so wie es mir die Elluren erklärt haben.“

„Das heißt, mein Name stammt aus der Entstehungszeit der Dynastien?“, fragte ich überrascht. Ich hatte Gerunders Bemerkung, dass mein Name aus dieser Zeit stammen könnte, nicht ernst genommen, weil mein Freund sich nicht sicher gewesen war. Aber anscheinend hatte er doch Recht gehabt.

„Steht auf dem Antrag auch, von wem er gestellt wurde?“, fragte Rustan misstrauisch.

„Ja, das steht da“, antwortete Kandara Hero, „aber ich bezweifle, dass dies der Name von Tirasans Todfeind ist. Wenn er auch nur einen Funken Intelligenz besitzt, dann hat er den Antrag von einem Mittelsmann stellen lassen.“

Das half uns also nicht weiter. Dennoch bedankte ich mich noch einmal bei ihr, bevor auch wir den Saal verließen. Plötzlich war ich erschöpft und hätte im Stehen einschlafen können.

„Ich habe draußen eine Kutsche“, meinte Baro und lotste uns zum Ausgang. Ein Dutzend Grekasols begleiteten uns und stiegen draußen auf ihre Pferde, während ich unter den gebrüllten Fragen von gut zwei Dutzend Elluren in die Kutsche stolperte und die Zuschauermenge sang.

Meine Freunde lächelten. „Dein Lied hat wirklich sehr gut funktioniert“, sagte Nelia zu Allira und mir wurde klar, dass mir hier gerade etwas entging.

„Hä?“

„Hast du gerade nicht zugehört?“, fragte Rustan. „Sie haben das Loblied gesungen, das Allira zusammen mit uns geschrieben und noch um ein paar Strophen ergänzt hat.“

„Deshalb war ich auch so selten bei euch im Gefängnis“, erklärte Allira beinahe entschuldigend. „Ich habe versucht, so vielen Leuten wie möglich von dir zu erzählen und ihre Sympathien zu erringen. Was meinst du, warum heute so viele Zuschauer da waren?“

Ich war gerührt. Das hatte ich nicht erwartet. „Danke.“

Rustan ließ mich nicht am Fenster sitzen, daher wusste ich nicht, wohin wir fuhren, doch wir mussten zwei oder drei Terrassen über dem Gerichtsgebäude sein, als wir unser Ziel erreichten.

Die Magie der NamenWhere stories live. Discover now