19. Kapitel

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Harry P.o.V.

Irgendwie habe ich es geschafft, den ersten Flieger nach London zu erwischen – das Ticket hat mich bestimmt ein halbes Vermögen gekostet, aber darauf kommt es auch nicht mehr an. Irgendwie und irgendwann, bestimmt nach einer kleinen, kostbaren Ewigkeit, bin ich in London gelandet, habe mir meinen Koffer geschnappt und mich durch das Gewühl gekämpft. Jetzt sitze ich einem Taxi, welches mich zu ihr bringen soll.

Mein ganzer Kopf fühlt sich leer an. Emily ist tot, das ist eine Tatsache. Aber jetzt muss ich zu ihr! Ich darf keine Sekunde verlieren, denn sie braucht mich! Ohne mich ist sie verloren!

Ich muss zu ihr. Ich muss zu ihr. Ich muss zu ihr,

Dieser Satz brennt sich wie eine Tattoo Nadel in mein Gehirn.

Keine Ahnung, wie lange das Auto schon still steht und der Taxifahrer auf mich einredet. Ich kann ihm einfach nicht zuhören, auch wenn ich es noch so sehr will. Tatsache ist, dass ich meinen Körper nicht mehr steuern kann. Er macht einfach was er will. Mir grösster Mühe versuche ich die Augen zu schliessen und meine ganze Energie zu sammeln.

Mit letzter Kraft bezahle ich den Taxifahrer und steige aus. Hinter mir braust das Taxi davon. Der Fahrer muss mich für verrückt gehalten haben. Das hätte ich mich an seiner Stelle wohl auch. An der frischen Luft beruhige ich mich allmählich ein kleines Stück. Aber nur ein klitzekleines Stück. Wahrscheinlich habe ich den schlimmsten Teil schon hinter mir. Es ist echt schlimm, wenn man nichts tun kann, sondern einfach nur rumsitzt und sich Gedanken macht. Gedanken, die immer schlimmer werden. Ich habe mir im Flugzeug die schlimmsten Szenen ausgemalt. Aber eigentlich ist es gar nicht so schlimm. Es sieht alles so harmlos aus. Eigentlich wie immer. Wie damals, als ich vor ein paar Wochen – wohl eher ein paar Tagen, das Haus verlassen habe. Hätte ich damals gewusst, dass es das letzte Mal sein würde, hätte ich mich vermutlich viel schwerer getan, das Haus zu verlassen.

Ich sehe mich einmal um. Auf der gegenüberliegenden Strassenseite steht ein älterer Mann mit einem Regenschirm in der Hand, der mich beobachtet. Hat der nichts Besseres zu tun, als mich zu begaffen? Ich bin doch bloss ein normaler, junger- Ach stimmt ja, leider bin ich ein Mitglied der nicht ganz unbekannten Boyband One Direction.

Eigentlich bin ich immer freundlich zu allen Menschen. Eigentlich. Aber jetzt kann ich einfach nicht anders. „Hey Opa, jetzt beweg deinen alten, faltigen Arsch weg von da drüben, oder du kriegst es mit mir zu tun!“ Ich zeige ihm noch meinen Mittelfinger um noch bedrohlicher zu wirken. Eigentlich kann ich das gar nicht, das ist eher Zayn’s Spezialgebiet. Aber anscheinend scheint es zu wirken, denn der Herr setzt kopfschüttelnd und hinkend, auf seinen Regenschirm gestützt, seinen Weg fort.

Ich drehe mich wieder um und betrachte das dunkelbraun gesprenkelte, rostige Gartentor viel länger als nötig. Noch einmal atme ich tief ein und schreite auf das Gartentor zu, welches quietschend auf schwenkt. Heute empfinde ich es nicht für nötig, das Tor zu schliessen, sondern lasse es mit Schwung hinter mir zu krachen.

Mit grossen, aber langsamen Schritten komme ich der Haustür immer näher. Mit einem Mal wird mir bewusst, dass ich nur immer an sie gedacht habe. Nie an Emily. Doch schon, aber ich habe es verdrängt. Die einzige Frage die mich beschäftigt ist, ob sie hier gestorben ist. In diesem Haus. Sollte die Antwort ja sein, will ich dann überhaupt dieses Haus noch betreten? Nein, eigentlich nicht. Ich habe dieses Haus für Emily gekauft, als sie noch gelebt hat. Ich wollte in diesem Haus mit ihr alt werden – und dann vielleicht sterben. Aber nicht jetzt!

Jetzt bin ich vor der grossen, grauen Haustür angelangt. Ich strecke meinen Arm aus, um zu klingeln, wie immer. Dann fällt mir ein, dass sie ja gar nicht da ist. Sie wird nie mehr da sein. Emily wird nie wieder da sein und mir die Tür öffnen. Ich werde nie wieder ihre rosigen Wangen sehen, weil sie aus dem zweiten Stock die Treppen heruntergesprintet ist, nur um mich so schnell wie möglich zu sehen. Es wird nie wieder so sein.

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⏰ Última atualização: Sep 29, 2014 ⏰

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Behind The Scenes (1D FF)Onde histórias criam vida. Descubra agora