Kapitel 13

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Herr Schmidt und Herr Braun saßen sich auf den Bänken im Inneren des Gefängnisvans gegenüber und starrten sich an.

Braun räusperte sich.

„Ich vermute, du bist sauer auf mich, Schmidt.“

„Wie hast du das nur erraten?“

„Aber im Ernst, eigentlich hast du keinen Grund dazu. Ich habe uns zu Millionären gemacht.“

„Und was nützt uns das, wenn wir den Rest unseres Lebens im Hochsicherheitstrakt verbringen?“

„Das ist noch nicht gesagt.“

Schmidt schnaubte. „Nun, in ein paar Tagen wird es gesagt werden. Vom Richter.“

„Sei nicht so pessimistisch.“

„Ich bin immer pessimistisch wenn ich keinen Whiskey habe. Aber heute wäre ich auch in einer Brauerei sauertöpfisch. Schließlich habe ich Grund genug.“

„Wir haben eine Wahnsinns-Summe Geld auf unserem Konto. Davon können wir die besten Anwälte der Welt bezahlen.“

„Wir können, werden aber nicht. Wir haben schon einen Rechtsvertreter. Genaugenommen einen Rechts- und Linksvertreter.“

Brauns Augen weiteten sich. „Doch nicht etwa Haake, diesen Scharlatan?“

„Doch, genau den. Er spricht wenigstens die gleiche Sprache wie ich. Ich hasse Anwälte mit denen man sich nicht ohne ein Fremdwörterlexikon für juristische Fachausdrücke unterhalten kann.“

„Ich dachte, der Kerl sitzt auch im Gefängnis. Oder war er nur zu Besuch und hat sich in den Aufenthaltsraum verirrt?“

„Er kommt in 2 Tagen raus. Solange brauchen sie allemal, um die Jury zusammenzukriegen.“

„Du bist verrückt.“

„Nein, du. Schließlich war dies alles deine Idee. Außerdem ist es sowieso egal, was für eine Art Anwalt wir haben. Der Staat wird auf jeden Fall einen besseren haben. Was wir bisher eingesackt haben, nehmen die an einem Tag an Steuern ein.“

Zu Schmidts Überraschung huschte ein Lächeln über Brauns Gesicht.

„Sei Dir da nur mal nicht so sicher. Ich habe einige Einträge in unserem Internet-Forum studiert. Die Leute nehmen diese Sache ernst. Sie haben ihren eigenen Staat. Sie sind Staatsoberhäupter. Und weißt du, was das interessante an Staatsoberhäuptern ist? Sie zahlen keine Steuern. Nur Mitgliedsgebühren an WAHNSINN.“

„Wie bitte? Ich fühle mich zwar davon umgeben, aber wie soll man Mitgliedsgebühren an einen krankhaften Geisteszustand zahlen?“

„Nicht Wahnsinn, sondern WAHNSINN. Die Worldwide Association of Habitable, Nameable and Standard Instituted Normal Nations.”

Das Lächeln auf Herrn Brauns Gesicht wurde zu einem breiten Grinsen.

„Klingt besser als NATO oder UNO, findest du nicht? Ich meine UNO... genauso gut könnte man eine Staatenvereinigung Poker nennen.“

„Du sagtest vorher etwas vom einem Mitgliedsbeitrag.“

„Oh ja. Nichts Schlimmes. Monatlich 1 Cent pro Quadratmeter. Und weißt du was das Seltsame ist? Die Leute zahlen freiwillig. Fast jeder hat sich schon immer seinen eigenen Staat gewünscht. Und wenn jemand kommt, ihnen gibt was sie wollen und auch garantiert dass sie es behalten können... da zahlt man gern 50 oder 60 Cent im Monat.“

„50 Cent? Und davon wolltest du einen Topanwalt bezahlen?“

„50 Cent monatlich von inzwischen wohl schon über 50 Millionen Leuten. Das macht... lass mich rechnen... monatlich etwa 25 Millionen Euro. Wobei man nicht vergessen darf, dass unser Kapital bis zum Jahresende 1% Zinsen abwirft. Das sind noch mal gute 20 Millionen. Du meine Güte, hoffentlich hat die Bank genügend Reserven.“

Herr Schmidt lauschte diesen Kalkulationen mit offenem Mund.

„Du glaubst tatsächlich, dass du damit durchkommst, nicht wahr?“

„Oh ja. Ich glaube, ich habe inzwischen begriffen, wie dieses Spiel läuft. Wir veranstalten einen Pressewirbel wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat, engagieren eine ganze Anwaltsfirma, meinetwegen unter dem Kommando deines Hamburgers, obwohl ich noch nie gerne bei McDonalds gegessen habe. Die Wächter in unserem neuen Gefängnis werden bestochen, damit wir 24 Stunden am Tag Besuchszeit haben und unseren Geschäften nachgehen können...“

„24 Stunden? Und wann schlafen wir?“

„Abwechselnd. Schließlich sitzen wir im selben Boot, und ich sehe nicht ein, warum ich die ganze Arbeit allein machen sollte.“

Schmidts Lippen zuckten.

„Ich bekomme die Nachtschicht. Ich bin es von meinen Saufgelagen sowieso gewohnt, bis fünf Uhr morgens auf den Beinen zu sein. Obwohl ich in dem Zustand meistens nicht mehr hätte sagen können ob es 2, 4 oder ein Dutzend waren.“

„Also einverstanden? Du machst mit?“

„Nun, wie du gesagt hast, wir sitzen im selben Boot, und das in einem Fluss voller Piranhas.“

„Was für eine Art von Piranhas?“ wollte Braun wissen.

„Wie bitte?“

„Was für eine Art von Piranhas? Eine die Menschen angreift oder eine der friedlichen?“

„Ich dachte alle Piranhas sind Kannibalen.“

Braun lächelte. „Oh nein. Ich habe einmal ein Jahr fachfremd Biologie unterrichtet. Über 80 % aller Piranhas sind für Menschen vollkommen ungefährlich.“

Schmidt warf seinem Freund einen säuerlichen Blick zu.

„Nun, diese gehören zu den restlichen 20 %, da kannst du dir sicher sein.“

Die Staats-AGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt