Kapitel 3: Ein Haufen Arbeit

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„Wieso ziehst du mich da mit rein?", fragte Grässlich aufgebracht, als er neben Ravel durch das neue Sanktuarium lief.

„Ihr habt mir den Job aufgehalst und Skulduggery redet sich aus allem raus, also... Mitgehangen, mitgefangen, würde ich sagen", gab Ravel schulterzuckend zurück.

„Du weißt immerhin, wie der Laden hier läuft, aber ich? Ich bin Schneider, kein Politiker, Erskin. Das ist nichts für mich."

„Ich werde die Sache jetzt durchziehen, aber nicht allein. Komm schon, für Corrival..."

Grässlich seufzte: „... Gut. Für Corrival."

Die zwei liefen weiter durch das Gebäude und erkundeten die vielen unterirdischen Gänge. Misty war damit beschäftigt sich gebührend auf ihren neuen Posten vorzubereiten – was auch immer das bedeuten mochte.

Nachdem sie eine Weile gelaufen waren fragte Grässlich: „Weißt du eigentlich, wie wir wieder nach oben kommen?"

Ravel blieb stehen: „Äh..."

„Um Himmels Willen, wir haben uns verlaufen."

„Nein, quatsch, haben wir nicht."

„Bist du sicher? Ich will nicht ewig hier herumirren."

„Wir müssen nur diesen Gang hier zurück und..."

„Hier unten sind furchtbar viele Flure."

„Sei still, ich muss nachdenken."

Einige Zeit lang irrten sie noch in der Kälte und Dunkelheit herum. Ihre einzige Lichtquelle waren die kleinen Feuerbälle, die sie in den Händen hielten. Das Echo von plätschernden Wassertropfen, das weiß Gott wo seinen Ursprung fand, erschwerte die Orientierung ebenfalls.

Doch schließlich gingen sie eine Treppe hinauf. Bald darauf noch eine und die Luft wurde wieder wärmer und roch weniger abgestanden.

„Wir müssen dringend in Erfahrung bringen, was da unten noch alles zu finden ist", befand Ravel.

Er wollte wissen, worauf er demnächst Tag und Nacht stand.

„Ich schicke nachher mal eine Truppe Zauberer nach unten", schlug Grässlich vor, „Sie sollen eine Karte anfertigen."

„Gute Idee", stimmte Ravel ihm zu, „Vielleicht finden sie ja noch etwas Nettes."

Wieder an der Oberfläche trennten sich ihre Wege. Grässlich suchte Zauberer, die er befehligen konnte und Ravel suchte das Büro, in dem er bald länger sitzen würden, als ihm lieb war. Es war schon größtenteils eingerichtet. Das lag daran, dass der Umzug nach Roarhaven schon seit dem ersten Treffen vor Wochen feststand.

Aber so unschön diese Stadt auch war, das Büro war ganz nett. Etwas zu düster, für seinen Geschmack, aber ok. Große, schwere Regale standen an zwei der Wände. Noch standen nur einige leere Ordner und obligatorische Gesetzbücher auf einem Regalbrett. Ravel sah es schon vor seinem geistigen Auge: In überraschend kurzer Zeit würde er beidseitig von hunderten Ordnern voller unnötiger Dokumente und vermeintlich wichtiger Papiere erschlagen werden. So tief wollte er nicht in Bürokratie versinken...

Es lag sogar schon ein wenig Arbeit auf dem massiven, dunklen Eichenholztisch, der unbeweglich und eindrucksvoll die Mitte des Raumes markierte. Immerhin war der dazugehörige Sessel gepolstert. Das stellte Ravel fest, als er sich darauf fallen ließ und zurücklehnte. Vielleicht war es ja doch nicht so schlimm 24/7 hier zu sitzen.

Er nahm den obersten Zettel von dem Häufchen Arbeit und überflog ihn. Der Text war abgetippt, aber von Hand unterschrieben. Tippstaff, der Administrator, hatte ihn geschrieben und dort abgelegt. Er war sehr formell und enthielt lediglich einige Hinweise und Informationen, keinerlei persönliche Note.

"Was wäre wenn..." Teil 3: Hier und JetztWhere stories live. Discover now