»34. Kapitel

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Mein Atem wurde in unregelmäßigen Zügen durch kleine Wolken sichtbar, als ich auf die Fußmatte trat, die vor der Haustür platziert worden war, von der ich mir eigentlich geschworen hatte mich nie wieder in ihrer Nähe aufzuhalten.

Die Nacht kam mir ungewöhnlich kalt vor, irgendwie war es kälter als sonst. Trotz der Dunkelheit konnte ich das kleine, vergoldete Namenschild mit dem perfekt eingravierten Wort Payne noch klar entziffern. Nervös scharte mein Fuß über den rauen Stoff der Matte, ehe ich meine Jacke etwas enger um mich zog und meine Hand in die Jackentasche gleiten ließ.

Schnell zog ich mein Handy heraus und entriegelte den Bildschirm. Die Helligkeit stach mir im ersten Moment unangenehm in die Augen, doch es störte mich nicht sonderlich. Anstatt zu warten, bis sie sich daran gewöhnt hatten, öffnete ich meine Kontakte und suchte nach Liams Nummer.

Mein Herz schlug mir bis zur Brust, als ich, nachdem ich sie gefunden hatte, auf den grünen Hörer drückte und die kühle Oberfläche gespannt gegen mein Ohr presste.

Es vergingen nur ein paar Sekunden der Stille, bis ich im oberen Stockwerk des kleinen Hauses ein Telefon klingeln hörte. Automatisch trat ich einen kleinen Schritt zurück, um nach oben zu blicken. In einem Fenster auf der rechten Seite leuchtete ein Moment später ein schwaches Licht auf, ehe die Musik verstummte und sich etwas am anderen Ende der Leitung etwas regte.

„Hallo?“

Müde Worte wurden in den Hörer genuschelt, kurz darauf folgte ein herzliches Gähnen. Als ich die schlaftrunkene Stimme hörte, biss ich mir auf die Unterlippe, um nicht loszulächeln.

„Liam? Könntest du vielleicht die Tür aufmachen? ich stehe unten.“

Da ich nicht wusste wie dünn die Wände dieses Hauses waren, sprach ich so leise, das ich mich fast selbst nicht mehr verstand. Schließlich wäre es nicht so angenehm jetzt von Karen oder Geoff (oder schlimmstenfalls beiden gleichzeitig) erwischt zu werden.

„Was zur…?“

Ein Schatten, der hinter dem erhellten Fenster auftauchte ließ mich ein zweites Mal nach oben lugen. Da erkannte ich Liam, der nur mit einem T-Shirt und einer Boxershorts bekleidet am beleuchteten Fenster stand und mich durch die Scheibe anstarrte.

„Bitte lasse mich rein.“

formte ich mit meinen Lippen und betätigte den roten Knopf, da ich wusste, dass er mich auch so hören konnte.

„Wir beide müssen reden.“

*

Die Holzdielen knarzten verräterisch laut auf, als ich durch den schmalen Türspalt schlüpfte und das Zimmer betrat, wo mich auch schon Liam erwartete.

Kaum war ich angekommen, trat er schon hinter mich und verschloss die Tür hinter mir. Als er fertig war drehte er sich zu mir herum und bat mich mit einer kurzen Handbewegung auf dem Bett Platz zu nehmen. Er hingegen blieb dort stehen und lehnte sich an die Wand.

„Also.“

begann er, nachdem ich Platz genommen hatte, und fuhr sich kurz mit dem Handrücken über die Augen.

„Was treibt dich dazu nachts um drei Uhr hier aufzutauchen?“

Mit schiefgelegten Kopf verschränkte er seine Arme vor der Brust und wartete darauf, dass ich anfangen würde.

„Ich…uhm…“

fing ich deswegen stotternd an, jedoch unterbrach ich mich selbst, da mit jetzt erst einmal auffiel, das ich noch gar nicht überlegt hatte, wie dieses Gespräch hier überhaupt ablaufen sollte.

Rock meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt