»18. Kapitel

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 Rachel‘s Point of View

Ich war mir sicher, das Zayn stolz auf mich gewesen wäre, wenn er gesehen hätte, was für ein Wunder ich vollbracht hatte. 

Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen beobachtete ich das Geschehen vor  mir. Ich hätte nie in meinem gesamten Leben gedacht, dass ich ihn so vor mir sehen würde. Wie er so auf den Boden lag, die Hände vor den Schritt gepresst und dem Gesicht auf den Boden. Wahrscheinlich war es die bisher unentdeckte Seite in mir, die mich momentan mit tiefer Erfüllung erfüllte, aber vielleicht war es auch einfach nur die Befriedigung, nach der ich mich seit der Sekunde gesehnt hatte, in der Harry mir erzählte, das Liam so etwas über mich gesagt hatte.

„Wieso hast du das getan?“

Stöhnend drehte Liam sich mit dem Gesicht in meine Richtung. Das Grinsen auf meinem Gesicht wurde unwirklich noch breiter. Ach Liam, du kleiner, naiver Junge, dachte ich mir nur kopfschüttelnd und trat auf ihn zu.

„Wieso ich das getan habe, fragst du?“

erkundigte ich mich gut gelaunt und ging in die Hocke, damit er mich besser verstehen konnte. Die braunen, klaren Augen, die einen eigentlich immer groß ansahen, waren nun aufgrund der Schmerzen, die ich ihm gerade zugefügt hatte, zu Schlitzen verzogen.

„Was denkst du denn?“

fragte ich und beobachtete mit Freude, wie der Junge vor mir sich die Hände etwas fester gegen seine Weichteile presste. Das musste ja mal echt weh getan haben. Obwohl ich den größten Teil meines bisherigen Lebens fast nur von Männern umgeben gewesen war, hatte ich nie wirklich begriffen, wieso es jemanden so sehr wehtat, wenn man sein bestes Stück traf.

Aus reiner Erfahrung wusste ich nur, dass sie danach ganz schon beleidigt waren. Eigentlich hatte ich noch nie einen Jungen absichtlich dort Schmerzen hinzugefügt, doch bei meiner Ungeschicktheit waren hauptsächlich Zayn und mein Vater sehr gefährdet.

„Woher zur Hölle soll ich das wissen, huh?“

Schnaufend versuchte Liam sich wieder aufzurichten. Obwohl er plötzlich so mitleidserregend auf mich wirkte, blieb ich knallhart. Ohne mit der Wimper zu zucken beobachtete ich ihn ausdruckslos. Jetzt tat er wirklich so, als würde er nicht wissen wovon ich redete? Das wurde ja echt immer besser hier.

„Willst du noch mal solche Schmerzen haben oder tust du weiterhin so, als wüsstest du nicht was ich meine. Du hast die Wahl.“

Liam hatte es inzwischen geschafft sich hinzusetzen. Als er mich mit angehobenen Augenbrauen sah, flammte unweigerlich ein Hauch von Mitleid in mir auf. Er erinnerte mich an ihn, als er noch mit mir zusammen im Kindergarten gewesen war. Dieser hilflose Blick hatte mich damals schon zum Schmelzen gebracht, und wenn ich ehrlich war, tat er es heute immer noch. Cool bleiben. Jetzt ihm auf jeden Fall weiterhin die kalte Schulter.

„Kannst du mir jetzt mal bitte sagen was das ganze hier soll? Erst sagst du mir, das du mich willst, dann machst du...das mit meinen Eiern und denkst dann, das ich wüsste was gerade in die abgeht?“

Verständnislos rappelte mein Gegenüber sich auf. Sein gespieltes Verhalten machte mich so langsam aber sicher wieder wütend.

„Bleib hier, oder ich mache endgültig Rühreier draus!“

befahl ich ihm, als ich realisierte, das er zum gehen ansetzte. Wie auf Kommando verharrte der Bad Boy der gesamten Schule sofort. Du hast dir durch die Aktion jetzt bestimmt etwas Respekt verschafft. Ich konnte wirklich sagen, dass ich das erste Mal seit langem wieder richtig stolz auf mich selbst war.

„Was willst du jetzt von mir, Rachel? Ich habe wirklich keine Ahnung was du von mir willst.“

„Ach ja. Du behauptest also, das du nicht rum erzählt hättest, das wir beide...ab und zu mal...also du weißt schon, was ich meine.“

Er scheint wirklich nicht zu wissen was ich meinte, rief die Stimme in mir in mein Ohr und sorgte dafür, dass ich etwas unsicherer wirkte. Auch Liams Blick unterstützte die angehende Vermutung. Vielleicht war es doch gar nicht Liam gewesen, der das über erzählt hatte. Aber er war der einzige für mich, der infrage kam.

„Was? Ich erzähle das doch nicht wild durch die Gegend! Ich mache zwar viele sinnlose Sachen, aber da ich weiß, dass du dadurch mächtig Stress bekommen könntest, habe ich das keinem gesagt. So gut müsstest du mich aber eigentlich kennen, um zu wissen, dass ich das nie tun würde.“

Liams Worte überzeugten mich. Er sagte sie so ernst, dass ich einfach wusste, dass er nicht schauspielerte. Innerhalb von ein paar Sekunden spürte ich, wie brennende Wärme in meine Wangen raste. Dieser Moment, wenn eine Situation nicht mehr peinlicher für dich werden kann.

„Also hast du nicht...?“

„Um Gottes Willen .nein!“

Liam warf mir andauernden Blick zu. Seine Augen verrieten nichts darüber was ihm gerade durch den Kopf ging, jedoch sagten seine Augen mir, das er ... enttäuscht von mir war?! Kopfschüttelnd drehte er mir den Rücken zu.

„Wenn du mich entschuldigst, aber ich gehe jetzt wieder in den Unterricht zurück.“

Ohne etwas Weiteres zu sagen stapfte er davon. Nach ein paar Metern war er um die Ecke verschwunden und ließ mich somit regungslos zurück. Liam James Payne war enttäuscht von mir, weil ich ihm so etwas zugetraut hatte? 

Eigentlich hatte ich angenommen, dass er mich angeschrien hätte und eine Entschuldigung für den Schaden an seinen Weichteilen erwartet hätte, doch das er so reagiert hatte warf mal wieder Fragen über Fragen in mir auf.

Wer hatte es dann eigentlich hinaus posaunt?

Wenn es nicht Liam gewesen war...wer war es dann gewesen? Es sah ganz danach aus, als hätte ich nun wieder eine neue Aufgabe. Aber das erste, das ich gleich tun würde, war, mich bei Liam zu entschuldigen. Irgendwie tat er mir nun doch ein wenig leid.

Ich drehte mich um, um den Unterricht auch mal wieder einen Besuch abzustatten, als eine Hand meine Schulter berührte. Ruckartig wurde ich herum gedreht. Ich war zuerst erschreckt, doch als ich erkannte, wer mich da umgedreht hatte, entspannte ich mich wieder.

„Hi.“

sagte ich überrascht, aber auch freundlich.

„Wir müssen reden. Komm gleich in der Pause in die Mensa, ich warte dort am Tisch in der Ecke auf dich.“

Rock meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt