»32. Kapitel

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Meine Augen weiteten sich.

Was zur..., war das einzige, das ich denken konnte, während ich dabei zusah, wie Liam aus dem Wasser stapfte und zu einem immer kleineren Punkt wurde.

Dass er mich dabei wie eine Idiotin mitten im Wasser stehenließ schien ihm wohl nicht zu interessieren.

Als mir nach ein paar Minuten, in denen ich sinnlos herumstand und einfach nur auf die Stelle starrte, wo ich Liam zum letzten Mal gesehen hatte, wurde mir endlich mal klar wie doof ich wohl aussehen musste. In der Hoffnung, dass ich in der Zeit nicht beobachtet worden war, setzte ich mich in Bewegung und watete an den Strand zurück, damit sich die Haut an meinen Beinen nicht noch ganz auflöste.

Irgendwie hatte ich nicht einmal den blassesten Schimmer wie ich auf Liams Handlung sowie die verletzende Antwort reagieren sollte. Mein Gehirn sagte mir, das es verständlich gewesen war, doch mein Herz sorgte dafür die Enttäuschung ordentlich in mir aufzumischen. Doch das andere Gefühl, das ich nicht zuordnen konnte, bereitete mir eindeutig mehr Sorgen, als die Enttäuschung.

Meine Augen suchten so unauffällig wie möglich den unendlich langen Strand nach den braunhaarigen Kopf ab, doch so sehr ich mich auch anstrengte, ich konnte ihn nirgends entdecken. Es war, als hätte der Erdboden ihn verschluckt.

Mit hängenden Schultern lief ich auf mein Handtuch zu, nur um mich regelrecht darauf zu werfen und mein Gesicht resigniert in den weichen Stoff zu pressen.

War es nicht irgendwie klar gewesen, das in diesem Urlaub irgendetwas Denkwürdiges passieren würde, fragte ich mich und begann mich mit einem zweiten Handtuch etwas trocken zu reiben, und wenn das nicht mal ein einprägendes Erlebnis gewesen war.

Mit schwerem Kopf ließ ich mich nach hinten fallen. Das kleinere Handtuch verwendete ich dabei in zusammen geknüllter Form als Kopfkissen.

Liam hatte mich vollkommen entkräftet. Das hatte er nicht nur seelisch, sondern auch körperlich geschafft, denn schließlich hatte er mich erbarmungslos durch das kalte Nass gehetzt und mich auch noch jedes Mal gefangen.

Meine Augenlider fielen wie von alleine aufeinander. Meine Muskeln taten besonders von der andauernden Anstrengung weh, sodass ich ernsthaft vermutete sie würden gleich abfallen.

Bevor ich wieder nach Hause gehen würde, beschloss ich mir kurzerhand ein kleines Schläfchen zu gönnen. Das ich Liam heute, geschweige denn den gesamten Urlaub noch einmal über den Weg laufen würde, bezweifelte ich stark, jedoch wäre es eindeutig besser für uns beide.

Vollkommen in Gedanken versunken kuschelte ich mich in die kleine Kuhle, die zwischenzeitlich im Sand unter mir entstanden war, und seufzte leise auf. Natürlich konnte ich meinen Problemen nicht ewig davon laufen, aber dieser Urlaub bot sich als die perfekte Gelegenheit dafür.

Das mit Liam wird sich noch klären, beruhigte mich mein Gewissen mit weicher Stimme, aber wann das passiert kannst nur du wissen.

*

Etwas warmes, das vorsichtig meinen Arm herauf strich, ließ mich aus den unruhigen Träumen, die mich bis kurz vor diesem Zeitpunkt noch heimgesucht hatten, erwachen. Verwirrt schlug ich meine Augen auf, um herauszufinden was genau dafür verantwortlich war, das sich eine leichte Gänsehaut an der Stelle bildete.

„Hey.“

Der Klang der rauen Stimme sorgte dafür, dass ich verwirrt, erschrocken und müde zugleich meine Stirn in Falten legte.

„Liam?“

Ich musste regelrecht die Augen zusammenkneifen, um die dunkle Silhouette zu identifizieren, die sich neben mir nieder gelassen hatte und mich ansah. Träume ich noch oder sitzt er gerade wirklich neben mir, fragte ich mich und setzte mich aufrecht hin, da der Sand sich durch das bewegungslose liegen verhärtet hatte und meine Gelenke zum schmerzen brachte.

Rock meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt