Entwurf

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„Und dann sagen sie, sie können meinem Weltbild nicht folgen?! Es sind zwei Menschen, die sich gernhaben, was ist da dabei? Ist doch völlig nebensächlich, ob das nun beides Frauen sind oder nicht!"

Cols Haare fallen, wie immer unordentlich von ihrem Kopf, während sie mit dem Rücken zu mir über den Herd gebeugt steht und in einem ziemlich hohen Topf herumrührt.

Ob ihr bewusst ist, dass die rote Brühe darin am Überkochen ist? Ihr Blick scheint zwar auf den Herd gerichtet zu sein, aber das allein sagt noch wenig aus.

„Aber für ihn verlangen sie sofort eine feste Freundin – und wehe, ich mache ihn homo oder bi oder pan. Ich mein, geht's noch?! Er ist schwerstens traumatisiert! Er braucht eine Therapie, keine Freundin!"

Prüfend steckt sie sich den Löffel in den Mund, streut daraufhin das ein oder andere Gewürz über was auch immer sie gerade kocht (ich tippe mal auf einen Monatsvorrat an Tomatensauce), ehe sie diese mit demselben Löffel wieder untermischt – ohne ihn vorher abzuwaschen.

„Gebt ihm wenigstens ein halbes Buch Zeit, sich wieder zu erholen. Eine aus tiefstem Hass wird tiefste Liebe Nummer aus der Identitätskrise zu machen unterstützen dann wieder alle, aber wenn die Hauptcharaktere sich verabreden, meckern sie nur, weil die das Ende der Geschichte fürchten! Es ist immerhin meine Geschichte!!!"

Jap. Ich werde Fanfiction nie verstehen. Colettes Probleme müsste man haben.

Andererseits reicht mir die aktuelle Misere voll und ganz.

Im Spülbecken steht ein Sieb mit zartgekochten Nudeln und daneben Wie immer die Salatschüssel samt Essig, Ölflasche und Salzstreuer.

Ich schmunzle, auch wenn es im Moment eher unangebracht ist.

Col wartet immer, bis ich komme, um den Salat abzumachen. Es muss Jahre her sein, seit sie das zum letzten Mal selbst gemacht hat und mein Gaumen ist relativ froh, dass es auch nie wieder dazu kommen muss. Nicht, olange sie mich hat, der weiß, wie man Essig und Öl nach Gefühl mischt, ohne das Ding komplett zu versalzen.

Oder Schlimmeres, mir immer noch Unergründliches damit anzustellen.

Ich schlucke schwer. Ich will sie nicht bei ihren Selbstgesprächen unterbrechen. Schon gar nicht, wenn sie Barfuß in einem meiner T-Shirts mit Kochen beschäftigt ist.

Aber was soll man tun, wenn einem gerade eine Pistole gegen die Schläfe gehalten wird?

„Hey Col."

Mein kleiner Psycho erwacht aus ihren Träumereien, sie dreht sich zu mir um und das freudenstrahlende Haifischlächeln weicht nacktem Entsetzen. Für eine Sekunde streift panische Angst ihr Gesicht, ehe sie versteht und wieder ganz ruhig wird.

Oder sich zumindest bemüht, ruhig zu sein.

„Hi Edgar."

Wie immer, wenn sie in Müllcontainern nach Brawlerartefakten gewühlt, sich künstlerisch betätigt oder Abendessen gemacht hat, ist sie von oben bis unten befleckt. Soße tropft ihr vom Kin, ein Stück Petersilie hängt in ihrem Haaren und ihre Mundwinkel sind zu diesem speziellen ich-habe-Angst-aber-muss-ruhig-bleiben-Lächeln verzogen, dass es mir fast das Herz zerreißt.

Sie ist so süß und diese Idioten sollten sie gar nicht mit in die Sache reinziehen! Nur da ist leider immer noch dieses kleine, momentan tödliche Ding, welches unangenehm kühl gegen meinem Kopf drückt.

„Tut mir leid. Sie haben mich überrumpelt. Würdest du bitte Collection holen?"

Langsam scheint sie zu verstehen, was ich meine und nickt. Als sie sich jedoch in Bewegung setzen möchte, zielt der zweite Vermummte meiner Eskorte mit seiner Pistole warnend auf sie.

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⏰ Last updated: Mar 03 ⏰

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