Verschneiter Weg (abgeschlossen)

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Verschneiter Weg


Eh ich wurd gewahr was geschah

der Weg des Schicksals lenkte gar

jeden Schritt den ich je getan.


Ein jeder kennt es, ein jeder weiß es wie es ist.

Familienurlaub

Der einzige Weg dem Trubel zu entkommen ist dem ganzen zu entfliehen.

So nahm ich mir meinen Mantel und Schal, ging in den Flur zog mich an und schlüpfte in meine roten Halbstiefel. Ich riss die Tür auf und floh nach draußen.

Vor mir lag eine Landschaft in Schnee. Still, unberührt, ruhend.

Die Dämmerung senkte sich über das Land und tauchte alles in ein grau. Schimmernd doch sacht samtig würde es sich wohl anfühlen.

Ich drehte mich um, sah den Lichtschein der die offene Tür umgab.

Warm, einladend und Glück versprechend. Doch trotz dieses einladendes Lichtes kehrte ich um und floh in die Nacht.

Ich floh vor meiner Familie, vor dem glückseligen Lachen, vor allem vor dieser Heimeligkeit.

Zuerst lief ich bis die Kälte meine Lunge zum Schmerzen brachte, dann wurde ich langsamer und stapfte durch den Schnee. Immer ein Fuß vor den anderen wohin mich meine Füße auch tragen mögen. Mal war der Schnee so flach, dass es knirschte mal so tief das ich einsank bis zu den Knien, doch trotzdem setze ich den Weg fort. Bald wurde mir warm, da es ziemlich anstrengend war so durch den Schnee zu stapfen.

Ich musste anhalten um zu atmen zu kommen.

Als ich den Kopf hob stand ich staunend da. Um mich herum glitzerte und funkelte es. Der Mond ließ alles in einem anderen Licht erscheinen. Diese Stille die mich umgab, diese tiefe Ruhe die mich erfüllte, ließ alles in mir erstarren. Mein Herz schlug langsamer, mein Atem wurde weniger, die Wärme meines Körpers wich. So starr und kalt wie die Wald, so wunderschön der funkelnde Schnee und Frost, so unberührt und bald vergessen wie dieser Moment, wollte ich sein.

Ich wollte von mir selber weichen, mir selbst fremd werden, mein eigenes Ich und Herz und Seele heraus schneiden.

Wenn das Licht des Mondes diese kalte Landschaft in so etwas Schönes und unberührtes verwandeln konnte, konnte es dann auch mich ändern? Ich blickte zum Mond und rief die Göttin Diana an. Ich bat sie darum, mich von mir selbst zu erlösen. Mich ohne jedes Wissen und Gefühl zurück zulassen. Denn wie sollte ich weiter leben, atmen, arbeiten, lernen aber vor allem lachen und lieben? All diese Dinge waren mir verhasst, denn das einzige was ich begehrte, was ich mehr als alles andere im Leben haben wollte, durfte nicht sein. Mir war es nicht gestattet, geschweige denn erlaubt auch nur daran zu denken.

Doch wenn man sich erinnert, wirklich erinnert an das was geschah, an Leben die längst zurückliegen, so trägt man diesen Schmerz, Träume, Hoffnungen und alles andere mit sich mit. Es lastet nicht nur ein Leben auf einem, sondern viele. Zu viele.

Auch wenn ich nur dieses eine Leben noch überstehen musste, ohne ihm nah zu kommen, ohne meine Liebe zu gestehen, auch nur zu zeigen. Ihn absolut zu verneinen, erst dann wäre der Fluch gebrochen, der auf unseren Seelen lastet.

Wie viele tragische Liebesgeschichten, hat die Geschichte bereits geschrieben? Wie viele Tragödien? Sie alle ähneln sich, gleichen sich irgendwo. Es gibt keine Ausnahme.


Auch unsere war eine dieser. Wenn ich ihn ansah, sah seine Liebe, sein Vertrauen, das Wissen. Was aber fehlte war der Schmerz, das er mich nicht haben konnte, nicht durfte. Sein ein paar Monaten waren seine Augen und sein Wesen kaum noch auf mich gerichtet. Sie verfolgten eine andere. Eigentlich sollte mich das erleichtern, denn nach diesem Leben, würden wir uns finden und endlich und für immer lieben.

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