The chosen princess

By Mysticdream18

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,,Ein Ball. Eine Prinzessinnenwahl. Drei mögliche Kronprinzen und ein Mädchen, das alles verändert." Fait Mon... More

Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Aesthetics
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Eine kleine Info, die ich nicht in die Author's Note quetschen will
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 74
Kapitel 75
Kapitel 76
Kapitel 77
Kapitel 78
Kapitel 79
Kapitel 80
Kapitel 81
Kapitel 82
Kapitel 83
Kapitel 84
Kapitel 85
Kapitel 86
Kapitel 87
Kapitel 88
Kapitel 89
Kapitel 90
Kapitel 91
Kapitel 92
Kapitel 93
Kapitel 94
Kapitel 95
Kapitel 96
Kapitel 97
Epilog
Danksagung

Kapitel 46

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By Mysticdream18

Das wird sicherlich ein großer Spaß, denke ich einige Zeit später, als ich mich gerade von einem der königlichen Leibwächter durch den Flur im dritten Stock führen lasse. Dean hat mich vor wenigen Minuten bei einer Gruppe Wachen abgeliefert, die den Eintritt in die Stätte der Königsfamilie regulieren. Und ja, genau das war die Wortwahl des Soldaten – Stätte. Denn so ehrwürdig er über die Herrscher und seinen Job hier spricht, küsst er jeden von ihnen nachts vorm Schlafen gehen sicher noch die Schuhe glänzend.

Jedenfalls sind wir nach einer Menge Lobeshymnen auf seine fünf großen Vorbilder endlich vor Macens Tür angekommen und noch ehe ich auch nur die Hand zu einem schnellen Klopfzeichen heben kann, kommt mir der Stiefellecker auch schon zuvor. >>Denk daran, nur Prinz Macen entscheidet, ob er dich empfangen möchte oder nicht. Deshalb möchte ich bei einer Ablehnung deines Aufenthaltes keinerlei Gejammer von dir vernehmen, sondern fordere, dass du dich einfach stillschweigend von mir zur Treppe führen lässt<<, verdeutlicht er noch mal das, was ich sowieso schon weiß, da er es schon ein paar Mal auf dem Weg hierhin erwähnt hat.

Für diesen kurzen Gang eine wirklich große Leistung, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass er klingt, als hätte er ein Schriftstück aus dem Mittelalter verschluckt und müsse sich jetzt an seinen Sprachkodex halten. Ich bin mir sicher, Ms. Swan und er, würden ein hervorragendes Paar ergeben. Da stellt sich bloß die Frage, wer zu dieser Hochzeit erscheinen wird, denn beide haben einen so hohen Nervigkeitsgrad, dass die Kombination aus den beiden für jeden anderen unerträglich wäre.

In diesem Moment öffnet sich endlich die Tür vor meinen Augen, was Mister Schleimsyndrom neben mir sofort stramm stehen lässt. >>Guten Abend, Sir. Ich bitte um Verzeihung für diese kurze Störung, aber diese Dame wollte sie unbedingt sehen<<, rattert er runter, während er hingebungsvoll den Kopf neigt. Ich verdrehe einfach nur die Augen und sehe dabei zu wie Macens Kopf zwischen dem engen Spalt zwischen Tür und Rahmen erscheint. Wie immer sieht er mit seinen sandfarbenen Haaren aus, als wäre er geradewegs vom Strand gekommen und um seine Mundwinkel zuckt ein ebenso amüsiertes Lächeln, wie das meinige – auch wenn seines eine weniger genervte Präsenz versprüht.

>>Danke, Hengsten. Lassen Sie die Dame bitte passieren<<, gibt er im gleichen gestochenen Tonfall wieder, obwohl in seinen Augen ganz klar der Schalk glänzt. Es sieht so aus, als wäre ich nicht die einzige, die das Verhalten des Wachmanns einfach nur lächerlich findet. Aber das soll nicht mehr meine Sorge sein, denn er dreht sich nach einer kurzen Verbeugung und einem gemurmelten ,,Natürlich, mein Prinz" von uns weg und läuft zu seinem Ausgangspunkt.

>>Also, was führt dich zu mir, Fait? Wenn ich mich so zurückerinnere ist dies das erste Mal, dass du vor meiner Tür auftauchst<< Lächelnd sieht Macen zu mir hoch, was in mir sofort ein Gefühl von Geborgenheit auslöst. Seit seinem Outing kann ich seine strahlende Persönlichkeit ganz ohne Sorgen in mich aufnehmen, denn jetzt ist es genau so, wie es schon immer sein sollte: eine gute Freundschaft, in der man sich alles sagen kann. Na ja, fast alles, setzt eine zynische Stimme in meinem Inneren leise hinzu, obwohl ich versuche meiner Fähigkeit so wenig Beachtung und Gedankenplatz zu vermachen, wie nur irgend möglich.

>>Na ja, ich muss dringend mit dir reden. Es geht um Cameron<<

---

>>Nein<< Eine kleine, schlichte Aussage, die all meine Pläne durcheinanderbringt und die ich in diesem Moment, innerlich mit mehreren Flüchen belege. Verdammt, warum lenkst du nicht ein?!, frage ich mich, während ich meine Lippen für eine lange, hoffentlich überzeugende Rede befeuchte. >>Aber das ist deine letzte Möglichkeit<<, rutscht es mir anders als geplant heraus, was Macen mir gegenüber verwirrt blinzeln lässt.

Okay, kurzer Einschub für euch. Nachdem mich Macen in sein Zimmer geleitet hat, habe ich mich etwa eine Minute der Vorstellung hingegeben ich könnte mittels meiner schlechten Small-Talk-Fähigkeiten, den Grund für meinen Besuch clever in eine Unterhaltung einbringen. Tja, diese Idee ist dann doch meinem gewöhnlichen Mit-der-Tür-ins-Haus-fallen-Verhalten gewichen. Sprich: Ich habe versucht Macen bestmöglich zu verklickern, wie viele Vorteile es hätte Cameron endlich seine Gefühle zu gestehen, doch wie ihr seht, sind meine Überredungskünste bisher auf Eis gestoßen.

Und jetzt habe ich auch noch einen wichtigen Hinweis auf das gegeben, was ich mittels eines blöden Versprechens nicht verraten darf. Ist irgendjemand vielleicht daran interessiert diesen Kupplungsjob für mich zu übernehmen? Ich scheitere gerade nämlich kläglich. >>Na ja, wenn wir das mal ganz nüchtern betrachten, solltest du am Ende dieses Castings eigentlich einer Erwählten einen Ring an den Finger stecken<<, versuche ich meinen Ausrutscher so lässig wie möglich zu begleichen.

>>Des Weiteren... Nehmen wir mal rein hypothetisch an, Cameron würde das Gleiche für dich empfinden und wäre genauso ahnungslos deinen Gefühlen gegenüber. Er würde sicher denken, dass du heterosexuell bist und dir in diesem Wettbewerb wirklich eine Frau suchen willst, was ihn automatisch dazu bringen würde, seine Liebe für dich in den Wind zu schlagen, damit du glücklich sein kannst. Meinst du nicht auch?<<, frage ich in einem Rutsch und beuge mich ein wenig nach vorne.

Das große Himmelbett unter mir gibt dabei nicht das leiseste Geräusch von sich und so langsam steigt in mir die absurde Vermutung auf, dass ich in Wahrheit auf einer mit Federn befüllten Wolke sitze. Allgemein ist in Macens Zimmer alles noch viel größer und prachtvoller, als in meinem eigenen Gemach. Ich weiß zwar nicht, was ich erwartet hatte, doch das übertrifft nochmal alles bisher gesehene. Die Wände sind in einem hellen gelb gestrichen und überall im Raum sind mintgrüne Akzente zu finde, was dem Ganzen einen modernen Flair verleiht, obwohl die einzelnen Möbelstücke in ihrer Pracht und Größe eindeutig nur als prunkvoll bezeichnet werden können.

Aufmerksam studiere ich Macens Gesicht, das wegen meiner Hartnäckigkeit oder vielleicht sogar allgemein wegen dem Thema Liebe, zu einer verzweifelten Miene verzogen ist. >>Oh man, Fait. Ich weiß du willst nur helfen, aber das ist hoffnungslos, okay? Ja, vielleicht würde es im realen Leben wirklich so ablaufen, wie du dir das in deinem Kopf ausmalst, aber dafür müsste Cameron erstmal dieselben Gefühle für mich besitzen, was allein schon wegen seiner Sexualität unwahrscheinlich ist<<

Innerlich stöhne ich auf, es wäre so unglaublich einfach ihm jetzt das Geständnis des Spaniers zu verraten, doch ich zähme mich. Ich habe es versprochen, außerdem würde ich in Bezug auf mein eigenes Geheimnis nichts anderes verlangen. Egal, ob es zu meinem besten ist oder nicht. Private Dinge sollten immer unter Verschluss bleiben, ansonsten säht man nur noch mehr Grund für Misstrauen und Zwietracht.

Trotzdem ist die Versuchung den kurzen, steinlosen Weg einzuschlagen groß, vor allem da ich das Gefühl nicht loswerde, dass ich hier nur meine Zeit verschwende. Macen scheint nicht mal annährend bereit zu sein, Cameron heute noch eine romantische Ich-liebe-dich-Rede zu halten, doch ich bin noch nicht bereit aufzugeben. Es muss eine Möglichkeit geben, die beiden zusammenzubringen, denn eine Welt, in der eine erwiderte Liebe den Kampf gegen Unsicherheit und gesellschaftlichen Schranken nicht bewältigen kann, ist in meinen Augen nicht akzeptabel.

>>Okay, aber kannst du nicht für einen kurzen Moment die Augen schließen und deinen Kopf ausschalten, damit ich dir eine ernsthafte Frage stellen kann?<<, fordere ich und bin kurz davor ein frustriertes Arme-in-die-Luft-werfen hintendran zu hängen, um die dramatische Wirkung noch zu verstärken. Doch da schließt Macen auch schon kapitulierend die Augen. >>Warum habe ich nochmal gerade dich als beste Freundin auserkoren? Bisher machst du nämlich einen besseren Job als Quälgeist<<, murmelt er vor sich hin und an dem Lächeln, dass um seine Mundwinkel zuckt kann ich erkennen, dass er genau weiß, dass ich ihn hören kann.

>>Du wusstest es noch nicht?<<, frage ich gespielt überrascht, >>In ganz Heavensent gilt das Wort Quälgeist, als zertifiziertes Synonym für beste Freundin. Weshalb ich - << Trotz Macens geschlossenen Augen, kann ich den Reflex mit der rechten Hand auf mich zu deuten nicht unterdrücken >> - ganz wunderbare Freundschaftsarbeit leiste. Und jetzt entspann' dich endlich! Also, stell dir vor du wärst in einem leeren Raum. Keine andere Person ist in Sicht und plötzlich steht Cameron vor dir und gesteht dir seine Liebe. Mal es dir in all den Einzelheiten aus und dann sage mir, ob du auf seine Frage: ,,Willst du Macen Sinclair mit mir Cameron El Paso zusammen sein?" mit Ja antworten würdest<<

Der Satz hängt zwischen uns im Raum wie zementschwerer Beton, doch ich bereue es nicht diese Frage gestellt zu haben. Ich muss wissen, wie tief sich Macens Selbsthass bereits in seine Seele gefressen hat und ob sein, von der Gesellschaft manipuliertes Hirn eine Beziehung mit einem gleichgeschlechtlichen Partner überhaupt zulassen würde. Denn wenn seine Antwort ,,Nein" lauten sollte, muss ich wohl daran arbeiten Cameron zum Hierbleiben zu bewegen, damit Macen mehr Zeit hat sich von mir in dieser Sache helfen zu lassen.

Nach einem Moment der Stille öffnet er schließlich gequält die Augen und raubt mir mit dem Ausdruck, der sich in den grün-blauen Teichen wiederspiegelt, fast den Atem. Er sieht zerrissen aus, so als ob er sich die Frage jeden Tag stellen würde – nur um zu dem gleichen, unzufrieden stellendem Ergebnis zu gelangen.

>>Ja, würde ich und ich verabscheue mich dafür, obwohl auch dieses Denken wahrscheinlich von Grund auf falsch ist. Doch egal wie oft ich es drehe und wende, mir die Frage nochmal stelle... Die Antwort wird immer die gleiche bleiben, denn so ist das mit Liebe nun mal, du willst sie, obwohl du sie am liebsten im nächsten Friedhof vergraben und nie mehr um dich haben willst. Doch immer, wenn ich nur ein kleines bisschen weiter denke... Mir vorstelle wie es in dieser Traumvorstellung nach meiner Zustimmung aussieht, dann denke ich, dass ich es schaffen würde. Ich würde diesen Selbsthass und die Prägung der Gesellschaft zusammen mit Cameron abschütteln und es endlich schaffen glücklich zu sein. Mit mir selbst, meinen Gefühlen und vor allem mit dem Leben, im Reinen zu sein. Denn im Moment scheint alles, nur aus einem Haufen Verpflichtungen zu bestehen, die ich nicht erfüllen möchte<<

Offenherzig sieht mich Macen für einen kleinen traurigen Moment an, in dem seine ganze fröhliche Fassade von ihm abfällt und eine zerbrochene Seele zum Vorschein bringt, die nichts dringender benötigt, als das helle Licht der Liebe. Doch dann pinselt er sich wieder ein Lächeln auf die Lippen und fragt mich, ob ich mir schon etwas für die bevorstehende Aufgabe überlegt habe – so als wäre alles wie immer. Und während ich, als Antwort auf seine Frage, betäubt den Kopf schüttle, schwöre ich mir, dass ich irgendwie eine Lösung für dieses Chaos finde.

----

>>Wie, du hast dir noch nichts überlegt?<<, ruft Miri aus, als wäre sie ganz kurz davor, mich eigenhändig zu erwürgen. Eine Tatsache, die im Moment ganz schlecht in meinen Zeitplan passt, da ich heute nicht nur ein Geschenk für einen der spanischen Botschafter aussuchen muss, sondern auch noch geplant habe, zwei Menschen, die einfach für einander geschaffen sind, auf magische Weise zusammenzubringen. Nicht zu vergessen, dass ich auch noch pünktlich, zu der Entscheidung heute Abend, auftauchen muss.

>>Na ja, mir ist bis jetzt eben noch nichts eingefallen<< Eine glatte Lüge, da schon seit der Aufgabenverkündung eine Idee am Rande meines Gesichtsfeld herumtanzt, die ich da ganz sicher nicht haben möchte. Aber wie der Hase eben so läuft, spiele ich trotzdem mit dem Gedanken sie in die Tat umzusetzen. Vor allem jetzt, da die Zeit bis zur Auswahl immer kürzer wird und ich auch noch einen Verkupplungsplan ausarbeiten muss, der in meinem Gehirn leider immer noch keine Form annehmen will.

>>Dir ist aber schon bewusst, dass dir die Zeit davonrennt, oder? Außerdem hast du eigentlich nur noch die Möglichkeit etwas selbst zu machen, da alle zur Verfügung stehenden Limousinen schon von den anderen Erwählten in Beschlag genommen wurden. Kannst du in diesem Bereich denn etwas zaubern? Blumenkranz, ein Landschaftsbild, eine Geburtstagskarte?<< Miris Stimme wird zum Ende hin immer verzweifelter, so als könnte sie einfach nicht glauben, dass ich noch nicht mit einem fertigen Präsent vor ihr stehe. Tja, leider Gottes hat meine Macen-Überredeaktion, die ich mir eigentlich auch hätte sparen können, mehr Zeit in Anspruch genommen als gedacht, so dass mir tatsächlich nur noch vier Stunden bis zur Auswahl bleiben.

>>Ach, keine Sorge, Miri! Unsere Kleine schafft das schon! Jetzt sollten wir aber erstmal zusammen ein paar Ideen sammeln, oder was meint ihr?<<, schaltet sich nun auch noch Dean ein, der wie immer einen klaren Verstand behält. Fatalerweise stehen wir am Ende des berüchtigten Ideenkorbes aber immer noch ganz am Anfang. Nur mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass wir noch eine weitere Stunde verschenkt haben und zu dem Schluss gekommen sind, dass gute Einfälle nicht einfach so vom Himmel fallen.

>>Du könntest der Königin Pralinen machen<<, schlägt Dean gerade mit einem bewundernswerten Optimismus in der Stimme vor, den weder ich noch Miri nach so vielen gescheiterten Ideen noch aufbringen können. Während ich nämlich zunehmend genervter werde und die tickende Uhr in meinem Hinterkopf, langsam aber sicher, nicht mehr ausblenden kann, steht meine Zofe kurz vor einem Nervenzusammenbruch. >>Keine Zeit. Die Pralinen müssen mehr Zeit im Kühlschrank verbringen, ansonsten werden sie nicht fest<<, widerspricht sie seufzend und beginnt sich rhythmisch die Schläfen zu massieren, so dass ich nicht umher komme, mich schlecht zu fühlen. Wenn ich nur nicht so verdammt ängstlich wäre, hätte sie diese nervenaufreibende Ideensammelstunde gar nicht mitmachen müssen.

Aber es ist viel zu riskant sie wirklich umzusetzen, oder? Es ist schließlich mehr als hirnrissig für ein blödes Geschenk die Aufdeckung meiner Fähigkeiten zu riskieren. Andererseits... Unruhig knabbere ich mir auf meiner Unterlippe herum, während ich für alle möglichen Fehltritte ein paar Ausreden durchgehe. Ach verdammt, was ist schlimmer, die zwanzig prozentige Chance, dass mein Geheimnis offenbart wird oder wegen dem Nicht-Bestehen der Aufgabe aus dem Wettbewerb zu fliegen und all meine neu-gewonnenen Freunde nie wieder zu sehen?

Gott, ich kann nicht fassen, dass ich das hier gerade wirklich durchziehe. >>Miri, Dean! Ich glaube, ich hab's! Warum bin ich nicht schon viel eher darauf gekommen? Könnt ihr mir die Sachen auf dieser Liste besorgen?<<, frage ich, um einen aufgeregten Tonfall bemüht und kritzele schnell ein paar Alibigeräte auf einen Zettel, damit keiner von beiden Verdacht schöpfen kann.

---

>>Wow, das ist wunderschön! Und das hast du tatsächlich selbstgemacht?!<<, fragt Cassie begeistert, während sie den Glasarmreifen von rechts nach links dreht, um die Inschrift besser lesen zu können. Lächelnd nicke ich, obwohl in meinem Inneren natürlich mehrere Alarmglocken zu schrillen beginnen, die sich nerviger Weise nicht abstellen lassen. Nur weil sie das Ding hübsch findet, denkt sie noch lange nicht, dass ich den Gasbrenner links liegen gelassen habe, um mich mit bloßen Händen an die Arbeit zu machen, rede ich mir genervt zu.

Denn, obwohl ich alles haarklein geplant habe und keine einzige Ungereimtheit in meinen Lügen auftaucht, bin ich trotzdem extrem angespannt, während ich hier mit meinem selbstgemachten Geschenk darauf warte, dass ich von der Moderatorin aufgerufen werde. Was ist wenn sie es herausfinden?, geistert eine andere Stimme durch mein Hirn, die ich innerlich mit einem Augenverdrehen quittiere. Das werden sie nicht! Immerhin habe ich Miri und Dean alles bringen lassen, was man zum Erschaffen dieses Armreifs auch nur benötigen kann.

Dass ich, bis auf ein scharfes Messer und ein spitzes Utensil, das geradewegs aus einer Zahnarztpraxis hätte kommen können, alles nur mit Hilfe meiner Kräfte gemeistert habe, kann dabei ja niemand wissen. Tatsächlich bin ich selbst ein wenig beeindruckt davon, wie schnell ich das Werkstück fertiggestellt habe, da ich so einen Glasarmreifen schon Jahre zuvor für Rocelyn gezaubert habe. Bei der Erinnerung daran muss ich automatisch lächeln, da kein Tag vergeht an dem sie das Armband nicht trägt. Anders als bei ihr ist aber ,,Du bist mein Licht" und nicht das spanische Sprichwort ,,Eine Superheldin ohne Umhang nennt man Mutter" eingraviert, das ich für Juliana ausgewählt habe.

>>Ich sehe schon, du hast ungeahnte Talente<<, neckt mich meine Freundin und reißt mich damit wieder aus meinen Gedanken. Vorsichtig gibt sie mir das Präsent zurück, während sie sichtlich nervöser wird. Und hier sind wir bei einer weiteren Folge, wie sich Cassie unnötig um die Entscheidung sorgte, denke ich und sehe dabei zu, wie sie unruhig einen edlen Umschlag in ihren Händen hin- und herdreht. >>Dein Gedicht ist sicher spitze geworden. Königin Juliana wird begeistert sein<<, versuche ich ihr Mut zu machen, während ich meinen Blick über das Treiben der anderen Erwählten schweifen lasse.

Die heutige Auswahl findet im gleichen Raum statt, wie das Gespräch mit dem Königspaar, an das ich mich nur ungern zurückerinnere. Der einzige Unterschied besteht darin, dass sich alle Wartenden dieses Mal im anderen Zimmer versammeln und nacheinander nach draußen gerufen werden, um einen der drei Spanier ihr Geschenk zu vermachen. Diese sitzen – wie ich auf einem kleinen Bildschirm, der über den Köpfen der Anwesenden angebracht ist, sehen kann – zusammen mit den Prinzen auf einem goldenen Sofa.

Mit einem breiten Grinsen muss ich feststellen, dass Cameron und Macen nebeneinander Platz genommen haben und sich, seit ich die beiden beobachte, schon mehrere unauffällige Blicke zugeworfen haben. Plötzlich ersetzt ein schwerer Kloß, das was wahrscheinlich mein Magen sein sollte und ich rufe mir nochmal meine grobe Idee ins Gedächtnis, an dessen Umsetzung ich bisher aufgrund von Zeitmangel noch nicht richtig feilen konnte. Das wird schon gut gehen, sage ich mir. Du hast schon immer am besten impulsiv gehandelt und Liebe gehört sicher nicht zu den Dingen, die man planen kann.

>>Ja, meinst du? Ich meine, ich habe schon viele Komplimente zu meinen Zeilen bekommen, aber ich bin nicht sicher, ob die Königin der Typ ist, der Gedichte liest<<, gibt Cassie mal wieder zu bedenken, was mir beinahe ein tiefes Seufzen entlockt hätte. Wir müssen dringend mal an ihrem Selbstbewusstsein arbeiten, wenn ich das Maron-Drama erst einmal hinter mir habe. Vorzugsweise mit einem Happy End im Rückspiegel.

>>Ich glaube, Juliana lässt sich für alles begeistern, was wirklich von Herzen kommt<<, meine ich, während ich die anderen Erwählten mustere, die aufgeregt ihre Errungenschaften in die Höhe halten, um die anderen von ihrer Qualität zu überzeugen. Wenn ich meinen Blick so über die Gegenstände schweifen lasse, die die anderen Damen zwischen ihren lackierten Fingern halten, beginne ich mich zu fragen, ob Cassie und ich die einzigen sind, die nicht in die Stadt gefahren sind.

Besonders auffällig ist natürlich mal wieder meine liebreizende Schwester, die dieses Mal nicht nur durch ihr Flamingoaussehen auffällt, sondern auch durch die Tatsache, dass das Collier in ihren Händen vor Protz und Geld so sehr strahlt, dass man den Blick nicht davon abwenden kann. Ich will gar nicht wissen, wie viele Nullen der Check hatte, den sie dem Juwelier in die Hände gedrückt hat. Wenn man näher darüber nachdenkt eine wahre Verschwendung, denn ich bezweifle, dass Juliana zu den Frauen gehört, die sich ihre Sympathie erkaufen lässt. Und so wie die Königin Trish am Ballabend abserviert hat, ist das so ziemlich ihre einzige Hoffnung, um bei ihr noch zu punkten.

>>Fait Montgomery?<<, spricht mich eine unauffällig gekleidete Arbeiterin an, die genauso aussieht wie eine der anderen zehn, die hier stetig durch den Raum wuseln. >>Ähh, ja?<< In meiner Stimme schwingt eindeutig ein verwirrter Tonfall mit, den ich nur zu gern an den Tag lege, wenn ich in meinen Gedanken unterbrochen werde. >>Sie sollen sich schon mal in die Nähe der Tür begeben. Sie sind bald dran<<, antwortet mir die Frau und ehe ich mich versehe, ist sie auch schon abgezischt.

>>Sie wird total hin- und weg sein<<, meint Cassie mit einem breiten Grinsen, bevor sie mir einen behutsamen Schups, in Richtung Tür gibt, den ich mit einem amüsierten Schnauben quittiere. >>Versuch' bitte vor Nervosität nicht durchzudrehen, so lange ich weg bin<<, rufe ich ihr über meine Schulter noch zu, bevor ich mich in den dichtbevölkerten Teil der Erwähltenmenge aufmache.

Ob sich die Königin über mein Geschenk freuen wird?, überlege ich, was eine willkommene Abwechslung zu dem ewigen, unnötigen Werden-sie-mein-Geheimnis-herausfinden-Fragenpool bildet, der ansonsten einen Großteil meines Gehirns einnimmt. Zusammen mit anderen Sorgen, die meine mangelnden Fähigkeiten als Verkupplerin und Amoramateurin betreffen. Ich darf das einfach nicht versauen, denke ich, während ich schon fast in einem Bereich angekommen bin, den man als Nähe der Tür gelten lassen kann.

Plötzlich durchdringt eine fremde Stimme mein Trommelfell, die seltsamer Weise meinen Namen zu rufen scheint. Verwirrt drehe ich mich halb zu dem Geräusch um, während ich noch einen weiteren Schritt nach vorne mache. Und gerade als ich die ominöse Ruferin, als orientalische Schönheit und treue Gefährtin meiner Schwester ausmachen kann, stoße ich unverhofft mit meinem Fuß gegen einen Widerstand, der mich unverzüglich ins Stolpern bringt.

Sofort aktiviert sich mein Instinkt, mich mit den Händen abfangen zu wollen, bevor endlich meine Soldatenreflexe schalten und dafür sorgen, dass ich noch rechtzeitig mein Gleichgewicht wiederfinde. Und noch während mein Gehirn diesen Prozess verarbeitet, höre ich ein Klirren, das gefährlich nach zerbrechendem Glas klingt und ein hochnäsiges Lachen, das mir viel zu bekannt vorkommt...

---

Hi Leute (mir fällt gerade auf, dass ich mir vielleicht mal einen Namen für euch ausdenken sollte),

Eine weitere Woche mit einem Häckchen hinter den einwöchentlichen Updates. Auch wenn ich dieses Kapitel irgendwie langweilig finde, aber na ja immerhin endet es mit einem Cliffhanger ^^

Was mich noch brennend interessieren würde: Was meint ihr, bekommen Cameron und Macen bald ein Happy End oder endet ihre Geschichte mit zwei gebrochenen Herzen?

Erträgliche Schulwoche euch allen!


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