Queens- When darkness falls

By annikemai

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*abgeschlossen* Früher wurden die sechs Reiche von Eria von sechs Königen regiert. Dann brach ein Krieg aus u... More

Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Epilog

Kapitel 6

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By annikemai

Raven ließ die Lianen des Urwaldes durch ihre Hände gleiten. Castiell trug sie durch das Unterholz und schnaubte nervös, wenn er über eine Leiche steigen musste. Beruhigend tätschelte Raven seinen Hals. „Es ist alles gut.", flüsterte sie leise und ließ sich von seinem Rücken gleiten. Sie glaubte sich selbst nicht. Nichts war gut. Ihr halbes Volk lag im Laub verteilt und sie wusste, dass noch mehr Leute in der Stadt liegen würden. Langsam ging sie zu dem Baum und griff nach dem Seil, dass schlaff aus der Baumkrone hing. Sie schluckte, ließ sich dann jedoch nach oben ziehen. Ihr Arm schmerzte, als sie sich an dem Siel festkrallte. Schmerzerfüllt biss sie die Zähne zusammen. Ihr Arm zitterte. Endlich war sie oben angekommen und wollte sich auf die Plattform schwingen, doch da ließ sie ihre Kraft im Stich und sie rutschte vom Seil ab. Mit einem Aufschrei krachte sie gegen das Holz. Ein fürchterlicher Schmerz durchzuckte ihren Körper und Tränen stiegen in ihren Augen auf. Mit aller Kraft strampelte sie mit den Füßen und versuchte sich auf die Plattform zu hieven. Schließlich schaffte sie es und rollte sich keuchend auf den Rücken. Stöhnend betastete sie ihren Arm. Ihre Finger streiften den Druckverband, der teilweise mit einer blutigen Kruste beschmiert war. Keuchend rappelte sie sich auf und taumelte voran. Im Licht der aufgehenden Sonne konnte sie die Zerstörung nun noch viel intensiver wahrnehmen. Die zerstörten Häuser, die vielen Toten, das blutgetränkte Holz der Plattformen. Raven schluckte. „Das alles hier ist meine Schuld.", sagte sie leise und ging die lange Hängebrücke zum Palast entlang. Auf dem Weg entdeckte sie weitere Leichen, getränkt in dunklem Sekret. Manchen war der Kopf abgerissen worden, anderen fehlten Arme und Beine und wiederrum anderen war das Herz aus dem Brustkorb gerissen worden. Um die Kadaver herum tummelten sich Fliegen. Raven rümpfte bei dem strengen Geruch die Nase. Traurig ließ sie ihren Blick über die Toten schweifen. Je näher sie dem Palast kam, desto öfter stieß sie auf bekannte Gesichter. Sie unterdrückte die Tränen. Die Tür zum Palast stand immer noch offen. Raven machte einen großen Schritt über den Berg aus Leichen, der hinter der Tür lag und durchquerte die Eingangshalle. Die Kälte jagte ihr einen Schauer rüber den Rücken. Sie zitterte am gesamten Leib. Ihre schwarzen Stiefel machen platschende Geräusche auf dem Sekret überfluteten Boden.

Endlich erreichte sie das Zimmer ihrer Mutter. An der Tür konnte sie Kratzspuren erkennen. Mit klopfendem Herzen legte sie eine Hand auf die Klinke und drückte sie langsam herunter. Die Tür schwang auf und gab den Blick auf das verwüstete Zimmer frei. Das bodentiefe Fenster war eingeschlagen und aus dem Boden waren Dielen herausgerissen. Auf dem Boden hatten sich schwarze Pfützen gebildet, das weiße Laken, mit dem Ravens Mutter zugedeckt war, war jedoch nur teilweise mit dem schwarzen schleim befleckt. Raven stand nun neben dem Bett. Sie holte tief Luft und griff nach der Kante des Lakens. Dann zögerte sie. Wollte sie das wirklich? Sie schluckte und schlug das Tuch mit einem Ruck zurück. Darunter kam das blasse Gesicht ihrer Mutter zum Vorschein. Von ihrer Trauer überwältigt sank Raven auf dem Boden zusammen und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Zitternd hob sich den Kopf und tastete nach der Hand ihrer Mutter. Traurig verschränkten sich Ravens Finger mit denen ihrer Mutter.

„Es tut mir alles so leid.", flüsterte sie mit dünner Stimme. Nun fielen die ersten Tränen auf das Bett. „Es ist alles meine Schuld. Ich hätte schneller reagieren müssen. Und auch Peeter...es hätte ihm weitaus mehr passieren können. Wären die anderen nicht gekommen wären wir verloren gewesen. Und ich Idiot stoße sie von mir weg. Ich will sie doch nicht verletzen. Ich will sie nicht mit meinen Gefühlen belasten.", schluchzte sie. Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus. Jade spähte durch den schmalen Spalt der Tür. Sie war Raven mit reichlich Abstand bis hier her gefolgt. Sie hatte vieles erwartet, aber ganz sicher nicht das. Raven tat ihr so unendlich leid.

„Ich wünschte ich könnte das alles wieder in Ordnung bringen.", presste Raven hervor, „Aber das kann ich nicht. Ich kann niemanden wieder lebendig machen, weder dich, noch irgendjemanden anderen. Es sind so viele Leute gestorben...alle wegen mir. Ich bin nicht dazu gemacht eine Königin zu sein..." Raven wischte sich über die Augen. „Es läuft alles schief und ich weiß nicht was ich tun soll. Bitte Mama, sag mir was ich machen soll."

Jade stieß lautlos die Luft aus. Also war die Frau auf dem Bett Ravens Mutter. Sie sah noch so jung aus. Man hätte sie für Ravens ältere Schwester halten können. Doch es war tatsächlich ihre Mutter. „Dann stimmen die Gerüchte ja noch.", dachte sie, „Die eigentliche Königin hat noch gelebt, als Raven gekrönt wurde."

„Bitte Mama, wie zur Hölle soll ich das alles wieder in Ordnung bringen? Sag mir wie!", schrie Raven verzweifelt schaute auf das leblose Gesicht ihrer Mutter, als erhoffte sie sich dort Antworten zu finden. Nun nahm Jade allen Mut zusammen und betrat den Raum. Langsam kam sie auf die schluchzende Raven zu. „Vielleicht wäre es ein guter Anfang mit mir zu reden.", sagte sie leise und zuckte im nächsten Moment zusammen, als eines von Ravens scharfen Wurfmessern ihre Wange streifte und ihr eine kleine Schnittwunde zufügte. Irritiert fasste sich Jade an die Wange und schaute auf ihre blutigen Finger. „Das hätte ich kommen sehen müssen.", murmelte sie und ging weiter auf Raven zu. „Komm auch nur noch ein Stückchen näher und ich werfe noch eins.", fauchte Raven wütend. Ihre Stimme bebte. Jade verschränkte die Arme. „Meinetwegen, dann bleibe ich hier stehen, aber ich werde nicht gehen, bevor du mit mir geredet hast."

****

Ylva lehnte sich erschöpft neben der Tür des Versammlungssaales an die Wand und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Sie versuchte sich zu sammeln und ihre Gedanken zu ordnen. Schließlich stieß sie sich wieder von der Wand ab, straffte die Schultern und zwang sich zu einem Lächeln. Dann drückte sie die geschwungene Klinke herunter und betrat den Versammlungssaal. Irritiert blieb sie an der Tür stehen. Diese wurde von einem Windstoß krachend ins Schloss gedrückt. Im Saal befanden sich nur Monara und Evelyn. Monara beugte sich über ein dunkles Notizbuch und schrieb eifrig hinein. Evelyn hingegen lag mit ausgebreiteten Armen auf dem großen Teppich und hatte die Augen geschlossen. Monara sah bei dem lauten Knall auf. Ylva kam auf sie zu und stützte sich mit den Händen auf der Tischplatte ab. „Was machst du da?", fragte sie neugierig. Monara schlug seufzend das Buch zu. „Tagebuch schreiben, wenn du es genau wissen willst.", entgegnete sie müde und streckte sich. „Aha." Ylva nickte verstehend und deutete dann auf Evelyn, die sich nicht einmal geregt hatte. „Schläft sie?" Monara drehte den Kopf zu ihrer Freundin und lächelte. „Glaube ja, niedlich oder?" Ylva verdrehte grinsend die Augen und schaute zu Evelyn. Monara hatte recht, es sah echt süß aus, wie sie dalag. Jetzt meldete sich Evelyn zu Wort. Langsam hob sie ihren Arm und wedelte mit ihrem Zeigefinger in der Luft herum. „Ich schlafe nicht.", murmelte sie mit immer noch geschlossenen Augen. Ylva kicherte und ließ sich neben ihr auf dem Teppich fallen. „Ist klar.", lachte sie und kniff Evelyn leicht in den Arm. Diese gab einen überraschten Schrei von sich und setzte sich ruckartig auf. Monara sah Ylva tadelnd an. „Hör auf meine Freundin zu ärgern.", sagte sie lachend und glitt vom Stuhl. Nun saß sie direkt vor Evelyn und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht, die sich aus ihrem Dutt gelöst hatte. Ylva schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Reibt es mir noch mehr unter die Nase, dass ich total Single bin.", beschwerte sie sich und verschränkte trotzig die Arme. Evelyn lachte. „Die richtige Person kommt schon noch.", sagte sie und sah dann Monara tief in die Augen und gab ihr einen Kuss. Ylva drehte den Kopf weg. „Brech, Würg.", spottete sie, „Das ist ja nicht auszuhalten." Schnell wechselte sie das Thema und sah sich suchend in dem großen Saal um. „Wo ist Feya eigentlich?"

„Hier wirst du sie nicht finden.", antwortete Evelyn und rieb sich über die Augen, „Sie wollte frische Luft schnappen." Ylva ließ sich auf den Teppich neben Evelyn fallen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Aha."

„Und wo hast du Jade gelassen?", fragte Evelyn, „Ich habe gehört wie sie dir nachgelaufen ist." Ylva drehte sich auf den Bauch und zupfte an den langen Fransen des dunkelblauen Teppichs. „Sie ist mir entgegengekommen, als ich bei Raven war.", entgegnete sie leise.

„Hast du ihr deine Meinung gesagt?", fragte Monara leise. „Klar, warum wärst du sonst zu ihr gegangen. Du willst doch nicht mehr Zeit mit ihr verbringen als unbedingt nötig." Ihre Stimme klang bitter. So langsam hatte sie genug von den ewigen Streitereien, auch wenn sie Ylva in einigen Punkten, was Raven anging, zustimmen musste. Ylva drehte sich seufzend wieder auf den Rücken. „Lass mich doch in Ruhe.", murrte sie. „Hast du sie angeschrien oder nicht?", mischte sich jetzt auch Evelyn ein. „Du weißt, dass wir uns Streitereien nicht leisten können.", sagte Monara vorwurfsvoll. Ylva stöhnte auf. „Sie war nicht da, ok? Ich hatte gar keine Gelegenheit dazu. Und warum nehmt ihr sie eigentlich immer in Schutz? Das hat sie gar nicht verdient..."

„Vielleicht nicht.", sagte Evelyn leise, „Aber sie hat auch nicht verdient, dass wir sie zusätzlich noch runtermachen. So sind wir nicht. Du würdest das auch nicht wollen." Ylva schwieg betroffen. „Ihr habt Recht.", sagte sie leise. „Ich weiß nicht was mit mir los ist. Keiner hat es verdient so viele Schmerzen zu erleiden." Ihre Stimme bebte. „Ich bin so ein Idiot...", murmelte sie kaum hörbar. Evelyn legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Bist du nicht.", sagte sie leise. Ylva holte rasselnd Luft. „Doch...bin ich..."

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