Die Verlierer - Sklaven des E...

Od traumjaegerin

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[TEIL 2] Während Jay alles gibt, um der gefürchtetste Dealer der Stadt zu werden, dafür, dass jeder in Berli... Viac

1 | Immer noch am Gewinnen
2 | Wie in alten Zeiten
3 | König von Berlin
4 | Irrelevant
5 | Warum Herzen unnötig sind
6 | Ihr habt Gift geleckt
7 | Gnadenlos untergehen
8 | Dealer, kein Therapeut
9 | Kopflose Pläne
10 | Von Spitzentangas und Boxershorts
11 | Echte Männer brauchen keinen Trost
12 | Kaffee und Provokation
13 | Paranoia
14 | Fast Geschäftspartner
15 | Keine Moral
16 | Nur ein bisschen cool
17 | Pornos und Probleme
18 | Nicht in Hollywood
19 | Taten und Träume
20 | Ein Whirpool voller Nutten
21 | Nur Freundschaft
23 | Nur noch Dreck
24 | Gehirnmatsch
25 | Vaginas sind keine Controller
26 | Ertrunken in Wut
27 | Ausbrennen
28 | Aufgeschmissen
29 | Nehmen, was man will
30 | Wer vertraut, wird gefickt
31 | Worauf wichst du?
32 | Blut, Schweiß und Wodka Melone
33 | Niemals entschuldigen
34 | Niemals bedanken
35 | Niemals
36 | Die Welt soll bluten
37 | Keine Gefühle
38 | Kein Bock auf Menschen
39 | Zwei Flaschen Sterni
40 | Rücksichtslos
41 | So viel Hass
42 | Nichts als Verlierer
43 | Verliebt in Geld
44 | Lila Scheine
45 | Shopping Queen und Whisky
46 | Niemals daten, nur ficken
47 | Para und Palaver
48 | Marode Männlichkeit
49 | Leicht zu haben
50 | Pinke Wattewelten
51 | Angst vor Schwänzen
52 | Vom Kotti bis zum Xenon
53 | Loslassen
54 | Auf Abruf bereit
55 | Kokainrausch
56 | Okay, gut
57 | Braun, Gelb, Grün
58 | Ich will dir wehtun
59 | Lösch meine Nummer
Ankündigung

22 | Leggings, Tanga und Arschdellen

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Od traumjaegerin

Weihnachten war so ein unnötiger Schwachsinn und es war einfach nervig, wie in allen Läden, kaum, dass es Dezember geworden war, billigen Dekokram ausgegraben wurde. Selbst in diesem ranzigen Aldi mit den schmutzigen, zersprungenen Fliesen, den stinkenden Pennern neben den Einkaufswägen und den vielen aufgerissenen Essenspackungen hing so Zeugs. Kitschige goldene Weihnachtskugeln und Plastik-Tannenzweige.

Großartig. Ich konnte den Frieden förmlich spüren.

Warum musste eigentlich jede Missgeburt dieser Stadt ausgerechnet jetzt, kurz vor Ladenschluss, einkaufen gehen? Und warum hatte ich mal wieder genau den einen absolut inkompetenten Kassierer erwischt, dessen Bewegungen noch langsamer waren als bei Rashid im zugekifften Zustand?

Die fette Frau vor mir, deren Tanga und Arschdellen sich unter ihrer grauen Leggings abzeichneten, watschelte ein paar Schritte weiter und auch ich rückte auf. Auf dem Band neben ihr lagen ein Haufen in Plastik verpacktes Gemüse, als würde das noch etwas an ihrer Figur ändern. Wahrscheinlich hatte sie einfach zu viel Rosins Fettkampf auf Kabel1 – oder wo die Scheiße lief – geguckt.

Bei mir dagegen lagen nur eine Packung Zigaretten und zwei Schokoriegel auf dem Kassenband, daneben nicht-identifizierbarer Schmodder. Es hatte sich echt nicht gelohnt, wegen dem bisschen Scheiß hier reinzugehen. Ich hätte die Sache mit dem Geld eintreiben lieber zuerst hinter mich bringen sollen.

Genervt verschränkte ich meine Arme vor der Brust. Das Gewicht der Waffe konnte ich in meiner Jacke fühlen und mittlerweile fand ich es ziemlich geil, dieses Ding zu haben. Es würde meinen Job später sicherlich wesentlich entspannter machen. Einmal diesen Idioten den Lauf unter die Nase drücken und fertig.

Leichter konnte man kein Geld machen.

Und wenn irgendwas schief lief, schoss ich halt. Alles gar kein Problem. Wenn dieser picklige Hurensohn an der Kasse ein bisschen schneller machen würde, wäre ich schon fast zufrieden.

»Kasse vier wird geöffnet«, klang durch die blechernen Lautsprecher, als die Schlange hinter mir immer länger wurde, Stimmengewirr den kleinen Aldi erfüllte. So viele Menschen auf einem Haufen gingen gar nicht. Kurz kamen mir wieder Fede und sein Wunsch, auf ein Metalkonzert zu gehen, in den Sinn. Vielleicht könnte das ja echt ganz cool sein.

In diesem Moment begann mein Handy zu vibrieren. Ich zog es hervor und las Tareks Namen auf dem Display, während ich ein paar Schritte nach vorne rücken konnte und endlich die Fette an die Reihe kam.

Ich drückte das Handy an mein Ohr. »Was gibt's?«, pampte ich ihn an. Die nervige Durchsage wurde derweil wiederholt, weil die Mitarbeiter hier wahrscheinlich genauso wenig Bock wie ich auf den Scheiß hatten. Aber ich war zumindest freiwillig hier und ließ mir nicht von einem dummen Chef das Leben kaputt machen.

»Ja, Jay, hey«, begrüßte mich Tarek und lachte. Im Hintergrund war Musik zu hören, Klassik, was ein unwiderlegbares Indiz dafür war, dass er gerade Auto fuhr. Oder er hatte angefangen, die Scheiße auch nicht in anderen Situationen zu hören. Dann wurde es aber ernsthaft Zeit, seinen Geisteszustand anzuzweifeln.

»Willst du was?«, fragte ich. »Oder willst du nur jemand nerven, weil dir langweilig is', he?«

Die brünette Trulla vor mir wandte sich zu mir um und warf mir einen Blick zu, wie ihn in diesem Viertel so viele auflegten. Irgendwas zwischen genervt und unterschwellig kampflustig. Ich erwiderte ihn, zog die Augenbrauen zusammen. Ich spürte die Aggression, die von mir ausging und die die Olle dazu veranlasste, sich wieder umzudrehen. Sie hatte gar kein Recht darauf, mich so dumm anzugucken.

»Ach, ich habe es nur nicht länger ohne deine liebevolle Art ausgehalten«, lachte Tarek. Im Hintergrund war ein Hupen zu hören und ich konnte mir gut vorstellen, wie er jemanden die Vorfahrt genommen und es noch nicht einmal bemerkt hatte. Dagegen waren ja sogar meine Fahrstunden schon fast erfolgreich gewesen.

»Haha.« Ich verdrehte die Augen und sah auf meine Zigaretten, die sich keinen Millimeter bewegten. Irgendso'n Wichtigtuer im Anzug – meiner Meinung nach ein sehr zuverlässiges Kriterium, um festzustellen ob ein Mensch mit absoluter Sicherheit ein Hurensohn war oder nur eine Wahrscheinlichkeit darauf bestand – belaberte mittlerweile den Kassierer, weil er etwas umtauschen wollte.

»Was geht heute Abend? Ey, Bruder, is' ja nice.« Tareks Lachen erklang und erinnerte wie immer an das Wiehern eines Gauls, dem man ein paar Drogen zu viel unters Futter gemischt hatte. »Da steigt so ein Kerl an 'ner Ampel gerade einfach aus, nimmt entspannt was aus'm Kofferraum, auch wenn schon lange grün wird.«

»Hab' noch was zu erledigen«, antwortete ich knapp. Ich hatte ihm nichts davon erzählt, dass ich einen neuen Auftrag von Kiral entgegen genommen hatte. Das musste er auch nicht wissen. Der Nachtteil an Tarek war bloß, dass er selbst die unmöglichsten Dinge auf eine Art erfuhr, die ich mir nicht erklären konnte. Manchmal wusste er einfach alles und das war verfickt anstrengend.

»Komm nachher rum, wenn du mit deinen geheimnisvollen Sachen fertig bist.« Etwas Bestimmtes, für ihn ziemlich Ernstes lag in seiner Tonlage. Die legte er immer nur dann auf, wann es um etwas mit Wichtigkeit ging.

»Ja, Alter. Mach ich. Später irgendwann«, stimmte ich darum zu, ohne herumdiskutieren, auch wenn ich nicht so viel Bock hatte, noch was zu unternehmen.

Mittlerweile kassierte der Kerl in der Aldi-Uniform die Olle vor mir ab. »Meine Fresse, mach mal jetzt«, maulte ich sie an, als sie es nicht schnell genug schaffte, ihr Grünzeugs in ihre übergroße schwarze Handtasche zu stopfen. Konnte ja nicht so schwer sein, hier nicht den ganzen Laden aufzuhalten.

»Jaha«, seufzte sie genervt, während ich von Tarek ein »Sehr gut« vernahm.

»Zu fett dafür oder was?«, höhnte ich mit Blick auf die Frau.

An meinem Ohr hörte ich Tareks Lachen und wie er irgendetwas von wegen »Ich warte nur darauf, dass mal abgestochen wirst« laberte. »Auf jeden Fall möchte ich eine Rede auf deiner Beerdigung halten.«

»Asozialer Penner. Solche wie du sind wohl beim Wickeln zu oft runtergefallen«, keifte die Fette und schmiss sich den Träger ihrer Handtasche über die Schulter. An ihrem Dekolleté hatte sie ein paar hässliche Sterne tättowiert.

»Acht Euro Einundzwanzig«, forderte der Kassierer in diesem Moment und streckte mir seine Hand entgegen, während er ein Gähnen unterdrückte. In seinen Augen stand ein genervter Ausdruck.

Einhändig kramte ich mein Geld aus der Hosentasche, ließ dabei eine leere Kaugummiverpackung auf den Boden fallen und knallte ihm die Kohle hin.

»Absolut nichts können und sich dann super stark fühlen. Das braucht doch niemand!«, meckerte die Olle weiter und ich musste mir ein kurzes Grinsen verkneifen. Sie hatte ja keine Ahnung, wie stark ich wirklich war. Wie viel verfickte Macht die Waffe, die ich bei mir trug, mir verlieh.

Ich würde jetzt die Scheiße hinter mich bringen und dann hatte ich alle Zeit, das mit Fede irgendwie hinzukriegen. Klang doch ganz gut alles.

Ostberlin hatte eine unfassbar langweilige Ausstrahlung irgendwie. Genauso das Haus, in dem ich wohl Kirals sogenannten Freunde finden sollte. Ein kleiner Plattenbau, der verloren am Ende einer Seitenstraßen neben ein paar Bäumen, einer Baustelle am Bürgersteig und ein paar Altglascontainern. Davor ein kaputter Kinderwagen, der auf dem Boden lag. Im Gegensatz zu den Gebäuden in unserer Siedlung bröckelte hier der Putz nicht ab, sondern es wirkte schon fast frisch gestrichen. Zumindest war hier noch keine Weihnachtsbeleuchtung zu sehen.

Ich inhalierte den im Vergleich zur kalten Luft warmen Rauch meiner Kippe, während ich langsam auf den Block zuging. Wenigstens schneite es heute nicht, sondern war nur siffig und nass.

Ich würde schnell die Sache hier hinter mich bringen, Kiral seine Waffe und das Geld zurückbringen, aber natürlich erst meinen Anteil verlangen. Sonst würde der Wichser gar nichts bekommen, außer ein paar zielgerichtete Schläge in seine Visage, die so schon verunstaltet genug war. Danach kurz bei Tarek vorbeigucken, herausfinden, was der für'n Problem hatte und dann heim in mein Bett.

Ich war froh, wenn ich diesen scheiß Tag hinter mir hatte. Irgendwie war ich noch immer aufgewühlt und fühlte diese unruhige Grummeln tief in meiner Magengegend. Fede. Der war jetzt echt der letzte, an den ich denken wollte.

Und doch schlich sich der Gedanke an ihn immer wieder unter all die anderen. Wie ich es irgendwie gut fand, dass er schwul war. Dass er mir davon erzählt hatte. Okay, wahrscheinlich war das für ihn keine große Sache, weil's ihm eh scheißegal war, was andere von ihm dachten.

Alter. Ich hatte etwas zu tun, ich war nicht zum Nachdenken hier. Ich nahm noch einen tiefen Zug, dann warf ich meine Kippe schwungvoll weg und begann damit, meinen Blick über die Namensschilder gleiten zu lassen. Romanyuk, Brankovic, dann Schwenke, welches die Klingel war, auf die ich meinen Finger legte.

Niemand öffnete mir. Abgesehen davon, dass die Leute Kiral einen Haufen Kohle schuldeten und eigentlich immer jemand zuhause sein sollte, wusste ich nichts Näheres über sie. Im Grunde erwartete mich da drin alles, doch nichts, mit dem ich nicht fertig werden könnte. Es war nur nervig, dass ich mich nur schlecht auf die Situation einstellen konnte.

Ich klingelte noch ein paar Mal in immer kürzer werdenden Abständen, doch eigentlich wusste ich schon, dass es zwecklos war. Kurz legte ich meinen Kopf in den Nacken, um zu dem Plattenbau hochzusehen, dessen drei Stockwerke im Schein des Vollmonds in die helle Nacht aufragten. Besonders hoch war er nicht.

Ich ließ meinen Blick schweifen, doch natürlich war das Leben nicht wie in diesen schlechten Filmen, in denen sofort eine Mutter mit Kinderwagen oder so aufgetaucht wäre und mich in das Haus hereingelassen hätte. Die einzigen Menschen, die zu sehen waren, waren ein paar Jugendliche bei den Bäumen, die um einem Motorroller herumstanden. Hin und wieder klangen deren Stimmen zu mir rüber.

Wie würde ich es am besten anstellen, da reinzukommen? Und machte das überhaupt Sinn – vielleicht waren sie auch gar nicht zuhause? Warum zum Fick hatte ich das eigentlich so weit rausgeschoben?

Wegen Fede. Ich verdrängte den Gedanken an ihn, das leicht aufgeregte, viel zu freudige Kribbeln.

Aber andererseits hatte Kiral ja selbst gesagt, ich sollte abends vorbeigehen.

Mit zusammengezogenen Augenbrauen inspizierte ich die Haustür. Milchiges Glas, davor ein Gitter. Ließ sich bestimmt einschlagen oder ich könnte auch mit der Knarre daraufschießen.

Okay, ich brauchte etwas, das weniger Aufmerksamkeit auf sich zog.

Kurzerhand läutete ich bei einem der anderen Namen. In der Sprechanlage tat sich nichts, stattdessen tauchte auf einem Balkon im zweiten Stock ein Glatzkopf auf. Er schob einen leeren Wäscheständer zur Seite und stützte sich auf der Brüstung auf.

»Ey, Mann, ey, wat willst'n?«, rief er runter. Über seine Arme zogen sich dunkle Tattoos.

Ich zögerte einen Moment. »Ich hab' meinen Schlüssel vergessen, ich will wenigstens rein«, erklärte ich und griff in meine Hosentasche. Umfasste meine Kippenschachtel, ohne eine davon herauszuholen.

»Wat? Ick hab keen Wort verstanden.«

Gereizt wiederholte ich meine Worte, dieses Mal ein Stück lauter. Der Typ sollte lieber mal über die Anschaffung eines Hörgeräts nachdenken anstatt neuer Tattoos.

»Und dit soll ick dir glauben, wa?«

»Ey, du Wichser, lass mich rein, kann dir doch scheißegal sein«, schnauzte ich ihn an, fühlte die Aggression in meinem Bauch aufwallen. Fest presste ich meine Zähne aufeinander, während ich die stärker werdende Kälte auf meiner Gesichtshaut fühlte. Ich zwang mich dazu, ruhig zu bleiben, denn es hatte absolut keinen Sinn, jetzt auszurasten.

»Ick weeß, wer hier wohnt. Ick kenn jeden hier. Hau ab, solche wie dich brauchen wir hier nicht. Nachher raubst du noch 'ne unschuldige Omi aus.« Er schüttelte den Kopf, dann stieß er sich von der Brüstung ab und verschwand einen Moment hinter der Balkontür. An der hing ein hässlicher, orangeroter Perlenvorhang.

Ich musste mich echt zusammenreißen, um ihn nicht hart auszulachen. Wie er ernsthaft von Wir sprach, als hätte er irgendetwas mit seinen Nachbarn zu tun, als gäbe es wie eine Hausgemeinschaft. War doch lächerlich.

Ich machte mich daran, bei den weiteren Wohnungen zu klingeln. Die einen reagierten gar nicht erst, die nächsten auch nicht, bei der vierten dann wurde endlich auf den Summer gedrückt. Der Geruch von Frischgebackenem empfing mich im Flur des Hauses. Als ich die Betontreppe nach unten stieg, beschleunigte das Adrenalin meinen Herzschlag. Ich legte meine Finger um die Waffe, umschloss den Griff, der sich ein wenig kühl anfühlte. Die Idioten gleich würden schon verstehen, dass man sich mit mir besser nicht anlegte. Es war ein geiles Gefühl, das nach und nach Besitz von mir ergriff. Weg mit all diesen unnötigen Gedanken, den Zweifeln, die einem Menschen wie mir nicht ebenbürtig waren. Sowas hatte ich nicht nötig.

Denn ich würde es sowieso schaffen. Das war alles, das zählte.

Pokračovať v čítaní

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