"Komm jetzt. Du solltest etwas essen." Murmelte Jungkook leise.
Er hatte die ganze Zeit seinen Blick gesenkt gehalten, doch nun ließ er ihn in die Ecke mit der Tür schweifen und sein Herz tat irgendwie weh, bei dem Anblick, der sich ihm bot. Jimin lag zusammengekauert auf den kalten Fliesen und hatte beide Arme, wie ein schützendes Dach in seine knallig blau leuchtenden Haare gekrallt. Sein geschwächter Körper wurde immer wieder von heulkrämpfen geschüttelt, doch Jungkook hörte kein Schluchzen. Er sah bloß die kleine blaue Pfütze, die sich unter Jimins Kopf gebildet hatte.
Vorsichtig trat Jungkook näher, an das kleine Häufchen Elend. "D-du musst etwas essen." Bat er schon fast flehend und erschrak, da seine Stimme zitterte, was sie vorher noch nie getan hatte.
Jimin antwortete nicht, allerdings konnte Jungkook ein leises Wimmern seinerseits vernehmen. "-Jimin." Versuchte er es erneut, doch der blauhaarige gab weder eine Antwort, noch ging er zum Esstisch.
Irgendwann gab Jungkook, das Bitten auf und seufzte einmal tief. "Jimin, ich muss das jetzt tun. Du musst wirklich essen." Mit diesen Worten bückte er sich und hob Jimin hoch. Immer noch in der zusammengerollten Position, in der der kleine sich befand. Jimin begann stärker zu weinen, sobald Jungkook ihn in den Armen hielt und nun hörte man auch seine leisen Schluchzer. Er hob einen Arm an, ballte seine Hand zur Faust, und ließ diese dann ganz langsam auf Jungkooks Schlüsselbein sinken, da ihn vermutlich die Kraft verlassen hatte.
"Du hast- ihn- u-umgebracht." Schluchtzte Jimin mit bebender Stimme. "E-er hat s-o wenig-" weiter kam Jimin nicht, da er wieder laut losweinte. Jungkook nickte mechanisch und fixierte einen unbestimmten Punkt in der Luft, um die Tränen zu unterdrücken, die sich anbahnen wollten. "Es wäre gut, du würdest etwas essen." Flüsterte er ohne wirklich auf das Thema einzugehen, als Jimins Weinen kurz leiser wurde.
Da Jungkook natürlich keine Antwort erhielt, ging er auf Jimins Platz zu und ließ sich dort auf dem samtigen Sessel nieder, sodass Jimin nun zusammengekauert auf seinem Schoß saß. Der blauhaarige hatte das Gesicht in den Händen vergraben und weinte inzwischen etwas ruhiger. "Weißt du Jimin... ich habe mir ein paar Gedanken gemacht, was gut für dich sein könnte mit deinem Fieber. Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass hausgemachte Hühnersuppe als Vorspeise dir gut tun würde." Sagte Jungkook versöhnlich, während er eine elegant drapierte Suppentasse heranzog, aus der duftender Dampf aufstieg.
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Jimin hörte, was Jungkook sagte, doch schaute nicht auf und verbarg sein Gesicht hinter den Händen. Es liefen nur noch einzelne Tränen aus seinen Augen, aber es ging ihm auf keinen Fall besser. Sein ganzer Körper war geschwächt und müde. Lange hielt dieser versteckte Zustand nicht an, denn Jimin spürte zwei größere Hände, die sich um seine eigenen legten und sie langsam von seinem Gesicht entfernten. Er ließ resigniert alles mit sich machen, da er sich ohnehin nicht wehren konnte. Es machte ihm auch nichts aus, dass seine Handgelenke von Jungkooks linker Hand, umschlossen und in seinen Schoß gelegt wurden, wo der rothaarige sie weiterhin festhielt.
Nun hob Jimin seinen Kopf und sah, die zahlreichen Speisen und im Vordergrund, die warme Suppe, deren würziger Geruch ihm sofort angenehm in die Nase stieg.
Wie eine Aufforderung, begann sein Magen genau in diesem Moment laut zu knurren. Er gab sich geschlagen und wollte schon seine Hand heben und nach dem Löffel greifen, da hielt ihn ein sanfter Druck, an seinen Handgelenken, davon ab. "Du bist zu müde." Murmelte die angenehm tiefe Stimme, hinter seinem Ohr.
Jimin nickte bloß leicht. Dann würde er eben keine Suppe essen.. Was war denn dann der Sinn daran, dass er hier saß? Doch zu seiner Verwunderung, griff Jungkooks rechte Hand nach dem Löffel und tauchte ihn in die Suppe. Anstatt diesen nun Jimin zu geben, führte er ihn an dessen Kopf vorbei, nach hinten. Wollte er die Suppe etwa selbst essen?
Jimin hörte ein leises Schlürfen und dann ein "hmm.. etwas zu heiß." Von Jungkook.
Nun schien er die Suppe auf dem Löffel zu pusten. Kaum war er damit fertig, hob er den Löffel vorsichtig, damit nichts herunter schwappte, zu Jimin nach vorne.
"Es dürfte jetzt etwas abgekühlt sein." Sagte der rothaarige in einem freundlichen Tonfall und hielt die Suppe vor die plumpen Lippen des Jungen. Er öffnete den Mund und Jungkook schob den Löffel hinein.
Sofort breitete sich ein himmlischer, warmer Geschmack in Jimins Mund aus. Das war mit Abstand das köstlichste, was er jemals gegessen hatte! ..Obwohl er ja eigentlich nicht genau wusste, was er schon alles gegessen hatte.
Wieder füllte Jungkook den Löffel mit Suppe und pustete sie, bevor er Jimin damit fütterte. Das machte er so lange, bis die ganze Suppentasse geleert war.
Auch wenn Jimin durch sein Fieber weniger Apetitt hatte, spürte er ganz deutlich, dass er noch lange nicht satt war.. Er hatte auch wirklich lange nichts mehr gegessen. Jungkook erfüllte Jimins Hoffnungen auf mehr Essen sofort, indem er einen weiteren Teller heran zog. "Wenn du allgemein etwas krank bist und es deinem Magen ebenfalls nicht gut geht, solltest du nicht so viel fettiges oder ungesundes essen, deshalb habe ich einen frischen Salat, mit viel Gemüse und leckeren Kräutern aus dem Garten machen lassen. Als Beilage gibt es gesundes Körnerbrot, was die Köchin eben erst gebacken hat. Es ist noch warm."
Präsentierte Jungkook den nächsten Gang.
"Warte ich schneide das Brot für dich klein. Dann ist es nicht so anstrengend zu essen." Er griff nach einer Gabel und einem Messer und schnitt die drei Brotscheiben, sorgfältig in kleine Würfel. Jimin schaute nur erstaunt zu. Der Vorfall von eben war, für diese kurze Zeit am Esstisch, aus seinen Gedanken verbannt. Viel mehr wunderte er sich darüber, wie fürsorglich und sanft der Kaiser gerade mit ihm umging.
Jimin fühlte sich gerade sehr wohl und beschützt und auch irgendwie... er wusste es nicht, aber es war ein schönes Gefühl. Schon begannen seine Haare zu kribbeln, was Jungkook für einen Moment das Besteck weglegen ließ. "Was bedeutet die Farbe rosarot, wenn sie etwas dunkler ist?" Fragte er neugierig. Jimin spielte nervös mit seinen Fingern. "D-dunkel rosa?" Er glaubte sich verhört zu haben. Schon beim letzten Mal hatte er Jungkooks Aussage nicht wirklich wahrhaben wollen und für ein Missverständniss gehalten, aber zweimal..?
"Ehm.. hatte ich das nicht schonmal gesagt? Es war die Farbe.. eehm..wenn einem kalt ist." Fiepte Jimin mit roten Wangen. "Warte mal... war es beim letzten Mal nicht die Farbe der Sorge?" Fragte Jungkook, betont langsam und mit viel Misstrauen in der Stimme. "Eh.. ja- k-kann sein." Stammelte Jimin, wobei seine Hände zu zittern begannen.
Er spürte plötzlich, den warmen Atem des anderen, direkt an seinem Ohr, was ihm eine Gänsehaut bescherte. "Dann sagst du mir jetzt sofort, was diese Farbe bedeutet. Ich möchte gerade wirklich nicht wütend werden, das wäre nicht fair, aber du weißt ganz genau, dass ich Lügen nicht ausstehen kann." Sagte Jungkook, gefährlich leise in Jimins Ohr.
Der -offenbar rosarothaarige- begann leicht zu zittern und neue Tränen bildeten sich in seinen Augen. Er wollte diese blöde Farbe doch selbst nicht auf seinem Kopf haben! Er wollte das alles doch gar nicht. Aber am wenigsten, wollte er, dass Jungkook wusste, was diese Farbe bedeutete. "I-ich möchte es n-nicht s-sagen." Wimmerte Jimin verzweifelt.
Ein lauter Knall ließ ihn zusammenzucken. Erschrocken hob er den Kopf und sah, wie das silberne Messer, bis zum Griff in der hölzernen Tischplatte steckte und Jungkooks Faust sich fest darum geschlossen hatte. "Du machst mich so-" Schnaubte der ältere, als müsste er seine Wut krampfhaft zurück halten. "Es t-tut mir leid." Sagte Jimin panisch, was Jungkook tatsächlich zu besänftigen schien. "Iss weiter." Murrte er nur knapp und zog das Messer aus dem Tisch, als bestünde dieser aus Butter.
Der Daumen von Jungkooks linker Hand, die noch immer um Jimins Handgelenke lag, strich beruhigend über den Handrücken des anderen. Dann atmete er hörbar tief ein. "Mir sollte es leid tun. Weißt du was? Diese Farbe bleibt dein Geheimnis, in Ordung? Wenn du dich bereit fühlst, kannst du mir irgendwann sagen, was sie bedeutet, aber du musst nicht." Sagte er nun wieder sanfter. Jimin nickte. "D-danke."
"Iss jetzt weiter." Befal Jungkook, schon damit beginnend, den Salat und die Brotwürfel aufzuspießen und den Jüngeren damit zu füttern. Dieser verschlang den gesamten Salatteller, gierig.
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Jungkook musste schmunzeln, als er sah, wie sehr es Jimin anscheinend schmeckte und, dass er die Geschehnisse von vorhin gerade ausblenden konnte. Natürlich war er mehr als neugierig, was die Haarfarbe von eben betraf, doch wenn Jungkook eines gelernt hatte, seit er Jimin kannte dann, dass der kleine unglaublich viel Zuneigung benötigte und sehr sensibel war. Also war ausrasten, bei Kleinigkeiten keine gute Idee, wenn man Jimins Vertrauen wollte.
Und aus irgendeinem Grund wollte Jungkook genau das. Seit wann war ihm das Vertrauen von anderen wichtig, wenn er sich doch alles durch Wut und Gewalt holen konnte? Er wusste es selbst nicht. Eigentlich war seine Meinung immer gewesen, dass Vertrauen nur dafür da sei, um es zu missbrauchen, aber seine Meinungen gerieten allgemein etwas durcheinander, wenn es um Jimin ging.. Er hatte keine Ahnung warum das so war, aber bisher hatten die neuen Ansichten in seinem Kopf ihn keineswegs gestört.
Im Gegenteil: Er fühlte sich irgendwie sogar wohler in der Gegenwart des jüngeren, wenn es diesem auch so erging.
Genau deswegen, würde Jimin jetzt auch den Rest der Mahlzeit präsentiert bekommen. "Selbstverständlich habe ich dir auch einen Nachtisch bestellt. Etwas leichtes, mit vielen Vitaminen und ein wenig Zucker." Sagte er, einen weiteren Teller herbei ziehend. Auf dem Teller befanden sich geschälte Orangen, in Scheiben geschnitten und Melonendreiecke. Jungkook konnte beinahe hören, wie Jimin das Wasser im Mund zusammen lief, als er das hübsch angeordnete Obst sah. Jungkook griff nach der Gabel, die neben dem Teller lag und drückte mit der Kante ein Stück Apfelsine ab, um es aufzuspießen und in Jimins geöffneten Mund zu schieben.
Genauso machte er es mit den Melonen Stücken, bis sich irgendwann nichts mehr auf dem Teller befand. "Viel trinken ist auch wichtig. Deshalb habe ich extra viel Wasser holen lassen. Aber natürlich kannst du auch warmen Tee trinken." Sagte Jungkook, während er besagte Getränke nach vorne holte. "Ich neme gerne beides." Antwortete Jimin, woraufhin Jungkook leise lachte. "Umso besser. Hier, nimm zuerst den Tee." Er hatte die Teetasse schon halb angehoben, da fiel ihm etwas ein. "Warte, ich muss erst gucken, ob er nicht zu heiß ist." Sagte Jungkook hastig, die Tasse zu seinem eigenen Mund hebend.
Er nippte vorsichtig an dem Tee, der zwar heiß war, aber dennoch trinkbar. Trotzdem... was wenn Jimin empfindlicher war? Zur Sicherheit pustete Jungkook den Tee. "Jetzt ist er kühl genug." Meinte er schließlich und hielt die Tasse vorsichtig an Jimins Lippen. Sobald der grauhaarige den Tee ausgetrunken hatte, trank er noch den ganzen Kelch mit Wasser und ließ sich danach erschöpft nach hinten, gegen Jungkooks Oberkörper fallen.
"Essen macht so müde." Nuschelte er schläfrig. Und schaute nach diesem Satz, mit halb offenen Augen und geröteten Wangen zu Jungkook hoch, dessen Herz einen kleinen Hüpfer machte.
Danach tat der rothaarige etwas seltsames, was ihm selbst gerade nicht einmal richtig bewusst war.:
Er ließ Jimins Handgelenke los, um den kleineren mit beiden Armen zu umschließen und noch fester an sich zu ziehen. Dabei drückte er seine Lippen, an Jimins Haaransatz auf seine Stirn und presste danach sein ganzes Gesicht in Jimins Frisur.
"Du bist so niedlich, weißt du das?" Brummte er gedämpft auf den rosanen Schopf.