Liebes Tagebuch || #Wattys2015

By Chichis-World

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Durch einen Autounfall verliert Lola Cane ihren Bruder. Innerhalb weniger Augenblicke bricht ihre Welt zusamm... More

Chapter One
Chapter Two
Chapter Three
Chapter Four
Chapter Five
Chapter Six
Chapter Seven
Chapter Eight
Chapter Nine
Chapter Ten
Chapter Eleven
Chapter Twelve
Chapter Thirteen
Chapter Fourteen
Chapter Fifteen
Chapter Sixteen
Chapter Seventeen
Chapter Eighteen
Chapter Nineteen
Chapter Twenty
Chapter Twenty One
Chapter Twenty Two
Chapter Twenty Three
Chapter Twenty Four
Chapter Twenty Five
Chapter Twenty Six
Chapter Twenty Seven
Chapter Twenty Eight
Chapter Twenty Nine
Chapter Thirty
Chapter Thirty One
Chapter Thirty Two
Chapter Thirty Three
Chapter Thirty Five
Chapter Thirty Six
Chapter Thirty Seven
Chapter Thirty Eight
Chapter Thirty Nine
Chapter Fourty
Epilog

Chapter Thirty Four

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By Chichis-World

„Hast du Pläne für die nächsten Tage?", fragte ich Kyle und lehnte mich mit einer Schüssel Eiscreme zurück, während ich ihn dabei beobachtete, wie er den Rauch der Zigarette in seiner Hand, aus seinen Lungen pustete.

Er stand an seinem Balkongeländer angelehnt und starrte dem Rauch, der sich verflüchtigte, hinterher, bevor er erneut an dem Glimmstängel sog. Mir fiel auf, dass er mit jedem Zug und Ausstieß sein Gesicht zu einer Grimasse verzog.

„Morgen treffe ich mich mit einem Freund. Wir wollen in das Fitnessstudio." Dann drückt er den Zigarettenstummel in seiner Hand, in einem kleinen Aschenbecher aus und sieht mich an. „Und du?"

Ich hatte die nächsten Tage nichts geplant und doch schwirrten mir einige schöne Aktivitäten und Ausflüge in Gedanken umher. Schließlich beugte ich mich etwas nachdenklich vor, stellte die Schüssel mit der Eiscreme, die schon längst geschmolzen war, beiseite und stand auf. Es war immer noch ein surreales Erlebnis, dass Kyle und ich uns so nahe schienen und uns doch bloß auf zwei Balkonen befanden. „Hast du am Mittwoch für mich Zeit?"

Ich lehnte mich rüber und lächelte schwach, als Kyle mich nachdenklich betrachtete.

„Wieso?", hinterfragte er. „Ich - Ich würde gerne mit dir ausgehen." Ich stockte und hielt für einen Moment meinen Atem an. Überraschung lag in seinem Blick, als er meine Worte realisierte.

„Du willst mit mir ausgehen?", hinterfragte er meine Absichten ein weiteres Mal.

Nickend bestätigte ich seine Worte. „Ja. Ich möchte dich kennenlernen. Mit all deinen Macken, mit deinen Wünschen und Zielen."

Mir war bewusst, dass ich der Zeit hätte vertrauen können. Jemanden kennenzulernen, bedeutete Zeit zu schenken. Doch ich hatte in Miami bemerkt, dass Kyle inzwischen mehr über mich wusste, als ich im Ansatz über seine Wünsche, seine Lieblingsfarben und Musik wusste. Seinen ersten Kuss und seine schönste Erinnerung aus der Kindheit.

„In Ordnung." Mit einem Lächeln und Skepsis in seinen Augen, nickte Kyle. Er schien sich nicht ganz mit dem Gedanken anzufreunden, dass ich diesen Augenblick in meinen Händen hielt und ihn keinen Einblick versprach.

„In Ordnung", wiederholte ich seine Worte und nickte, als meine Mutter mich rief. Mit einem Lächeln ließ ich Kyle alleine auf seinem Balkon zurück. Ich schloss meine Balkontüren und zog die Vorhänge zu, bevor ich mich dagegen lehnte und mich auf das Gefühl konzentrierte, welches in mir tobte. Dieser Junge brachte mich um meinen letzten Verstand. Und ich genoss es.

„Mom?", schrie ich die Treppe herunter, doch bekam keine Antwort. Seufzend lief ich die einzelnen Stufen hinunter und blickte in die Küche. Meine Mutter hatte sich auf den Boden gekniet und ihren Kopf tief in einen der Schränke vergraben.

„Mom?", wiederholte ich und sah, wie sie aufschreckte. Ein dumpfes Geräusch erklang durch den Raum, als sie sich allen Anschein ihren Kopf stieß und kurz drehte ich mich in den Flur, damit sie mein Grinsen nicht erahnen konnte. Schadenfreude war eine eindeutige Schwachstelle meinerseits. Ich war froh, dass in meinem Umfeld nicht allzu viel passierte, sodass es offensichtlich werden konnte. „Lola, Spätzchen." Meine Mutter richtete sich etwas auf und schlug mit ihren Händen auf ihre Oberschenkel, die in einer Jeans steckten. Es war selten, dass sie eine einfache Jeans trug und noch seltener, dass sie ein altes T-Shirt meines Vaters trug.

„Was hast du an?", fragte ich irritiert und musterte ihren Dutt, der etwas verrutscht war. Empört sah sie zu mir hoch und strich sich über das locker anliegende Shirt.

„Was soll das denn heißen?", meckerte sie und stand auf, bevor sie sich einen weißen Topf mit Deckel vom Boden schnappte. „Es gibt auch Momente, in denen ich lebe."

Dann stellte sie den Topf auf den Herd und lächelte mich an.

„Wie -", begann sie und zupfte am Saum des Shirts, welches an manchen Stellen in die Hose gesteckt war. Sie schien nervös, mit jedem Wort und unbeholfen wartete ich auf ihre Frage. „Wie fändest du einen Mädels-Abend? Das haben wir lange nicht mehr getan." Sie strich sich eine Strähne, die aus dem Dutt gefallen war, zurück.

„Dein Dad ist heute Abend mit Arbeitskollegen essen." Wiederholt strich sie sich über den Stoff ihrer Jeans und sah mich an.

„Wir könnten Popcorn machen und einen Film schauen oder uns die Nägel lackieren", fuhr sie fort.

„Das", begann ich und versuchte meine Gedanken zu ordnen, während ich auf den Topf starrte und dann zurück zu meiner Mutter. „Das klingt gut." Ich nickte unmerklich und schluckte, doch dann huschte ein Lächeln über mein Gesicht und ich nickte, dass sie es sah. „Ja, das klingt gut."

Erleichterung breitete sich in den Gesichtszügen meiner Mutter aus und ein schmales Lächeln zierte ihre Lippen, bevor sie ebenfalls vor sich hin nickte und sich dann unentschlossen in der Küche umsah.

„Gut. Gut", wiederholte sie murmelnd und griff in einen der Schränke. „Möchtest du mir helfen?", fragte sie, während sie die Flasche Öl auf die Arbeitsfläche neben dem Herd platzierte und zu einer Packung Mais griff.

„Ja." Langsam lief ich auf die Frau zu, die mir so unbekannt war. Weder ihre Kleidung, noch das Haar oder ihre Stimme waren der Frau zuzuordnen, die Liam und mich im Stich gelassen hatte. Vielleicht hatte sie loslassen können. Vielleicht war sie soweit. Ich wusste es nicht und ich würde es nicht hinterfragen. Ich würde einfach den Moment mit meiner Mutter genießen und in diesem Fall, der Zeit vertrauen.

Leider konnten weder meine Mutter noch ich unseren Kochkünsten in Bezug auf Popcorn trauen. Über unseren Köpfen schwebte eine kleine Wolke aus Rauch und ruckartig rissen wir die Fenster auf, damit der Feueralarm nicht ausgelöst werden konnte. Meine Mutter stellte den weißen Topf unter kaltes Wasser und sah mit einer Grimasse auf den Inhalt, als sie das Wasser aus den Topf fließen ließ. Die einzelnen schwarzen Maiskörner hatten sich in die Beschichtung eingebrannt.

„Möchtest du etwas von dem Chinesen?", fragte sie, als sie den Topf seufzend in die Spüle fallen ließ und kurz vor ihrem Gesicht den Rauch weg wedelte.

„Chinesisch klingt gut", lachte ich auf und griff nach dem Telefon in unserem Hausflur.

Wir räumten gemeinsam die Küche auf und schweren Herzens warf meine Mutter den Topf in den Müll. Dann schloss sie die Schranktüren und klatschte sich in die Hände, als wäre die kleine Wolke aus Rauch, nie über unsere Köpfe hinweg geschwebt.

Ein schmaler Junge mit schwarzem Haar und einer Brille auf der Nase, die beinahe sein gesamtes Gesicht zu bedecken schien, reichte uns unsere Bestellungen. In einer Kettenreaktion, reichte ich meiner Mutter die kleinen Kartons, unter denen heiße Dampf an den Seiten emporstieg. Dann reichte mir meine Mutter das Geld und ich reichte es lächelnd dem Jungen, bevor ich die Tür schloss und meiner Mutter ins Wohnzimmer folgte. Das Besteck lag auf dem Tisch, ebenso ein Stapel Servierten. Genüsslich öffnete ich einen der Aluminiumdeckel und atmete den Duft des gebratenen Gemüses ein, bevor ich mir über die Lippen leckte und meiner Mutter die andere Box reichte. Wir lehnten uns auf dem Sofa zurück und erstaunt blieb mein Blick einen Moment länger an meiner Mutter hängen. Ich hatte sie lange nicht mehr so locker und gelöst gesehen. Im Hintergrund dröhnten Stimmen aus dem Fernseher, doch ich konzentrierte mich auf die meiner Mutter.

Sie schluckte ein Stück Brokkoli herunter und sah auf ihre Gabel, um die sie Nudeln wickelte, bevor sie mich ansah. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen.

„Es ist schön, etwas mit dir zu unternehmen."

Es war kein Abenteuer, mit meiner Mutter gemeinsam auf dem Sofa zu sitzen, chinesische Nudeln zu mampfen und dabei eine Serie zu schauen. Es war trotzdem aufregend und bedeutete mir mehr, als es Außenstehende verstehen könnten. „Und ich bereue es, es zu spät bemerkt zu haben." Ihre Lippen zierte ein trauriges Lächeln und sie ließ die Gabel in die Box zurückfallen.

Ich griff nach einer der Frühlingsrollen, die ich zwischen und positioniert hatte, und blickte zu der Frau, die Liam und mich als kleine Kinder am Strand verfolgt und gefangen hatte.

„Wichtig ist, dass du es bemerkt hast." Dann stupste ich sie leicht mit der Schulter an, achtete jedoch darauf, die Frühlingsrollen zwischen uns nicht auf dem Leder des Sofas zu verteilen. „Ich werde nicht leugnen, dass Dad und du Fehler begangen habt. Und manche sind unverzeihlich. Aber ich kann dir sagen, dass ich für einen Start bereit bin. Ich habe euch trotz allen Umständen, denen wir trotzen mussten, lieb."

Mit einem kleinen erhobenen Lächeln, nahm meine Mutter ihre Gabel in den Mund und nickte. „Wir lieben dich auch, Lola."

Wir aßen in schweigsam unsere Boxen und stritten spielerisch um die letzte Frühlingsrolle, als mir bewusst wurde, dass ich mich seit Monaten nicht bemüht hatte, vernünftig zu essen. Und nun schling ich in einem unbedachten Moment die letzte Frühlingsrolle herunter und grinste schief.

„Ich verspreche dir, für dich da zu sein." Meine Mutter drückte meine Hand, als wir uns den Schauspielern und Schauspielerinnen im Fernseher widmeten. Lächelnd erwiderte ich ihren Händedruck und lehnte meinen Kopf an ihre Schulter. Ich hatte ganz vergessen, wie gut es sich anfühlte.

Den gesamten Abend verbrachten wir mit verschiedenen Filmen, Geschichten und Masken auf den Gesichtern. Heftig hatte ich den Kopf geschüttelt, als meine Mutter vorschlug, mir die Nägel zu lackieren. Und schließlich wurde es Abend. Die Zeit war wie Sand durch meine Finger geronnen und ich fühlte mich wohl und geborgen.

„Gehst du noch zu Kyle?", fragte meine Mutter neugierig, als wir die Boxen zu dem Topf in den Müll warfen und im Wohnzimmer das Sofa richteten.

Nachdenklich blickte ich auf die Decke in meiner Hand, bevor ich sie auf die Lehne fallen ließ und den Kopf schüttelte. „Ich denke nicht."

„Er hilft dir?" Ihre Worte glichen mehr einer Frage und stirnrunzelnd betrachtete ich meine Mutter, die sich mir gegenübergestellt hatte und eine meiner Haarsträhnen in der Hand hielt. Fasziniert ließ sie es durch ihre Fingerspitzen gleiten und blickte mir dann in die Augen. „Wie meinst du das?", fragte ich und nahm die Fernbedienung, um den Fernseher auszuschalten.

„Du bist glücklich mit ihm, oder?", formulierte meine Mutter ihre Worte um und wartete mit Geduld auf meine Antwort. Doch ich musste nicht lange über diese nachdenken. „Ich war lange nicht mehr so glücklich wie mit Kyle."

Es meiner Mutter gegenüber auszusprechen und nicht mit mir allein zu teilen, fühlte sich gut an. „Ich bin stolz auf dich."

Und schließlich gab ich meiner Mutter einen Kuss auf die Wange und verabschiedete mich auf den Weg in mein Zimmer. Langsam kroch die Erschöpfung durch meinen Körper und meine Augenlider fielen immer wieder zu. Doch ich entschloss mich, noch einmal mein Notizbuch aufzuschlagen. Ich fuhr mir mit meinen Händen durch das Gesicht, bevor ich ein kleines Licht anknipste und das Buch aufschlug.

Meine Finger fuhren über die einzelnen Worte, die durch die Mine des Kugelschreibers in das Papier gestampft waren. Es war interessant, sich die ersten Seiten durchzulesen, zu hinterfragen und zu reflektieren.

Dann nahm ich meinen Stift, atmete tief durch, als die Mine klickte und widmete mich meinen Gedanken.

Liebes Tagebuch,

wenn man wütend, verletzt und traurig ist, sprudeln Wörter, von denen man in diesem Moment fest überzeugt ist, einem aus dem Mund. Manchmal frage ich mich, ob man an diesen Wörtern festhalten sollte. Denn die Wahrheit entspringt oftmals der Wut.

Worauf ich hinaus möchte - heute war ein Tag, den ich mir kein einziges Mal gewünscht hatte. Und zugleich war es ein Tag, von dem ich nicht wusste, wie sehr ich mich danach gesehnt hatte. Meine Mutter hat zum ersten Mal Zeit mit mir verbracht. Ich kann mich nicht an unseren letzten gemeinsamen Tag erinnern. Und natürlich, sie kann die verleugnete Zeit nicht aufholen und in wenige Stunden quetschen.

Das habe ich ihr auch ohne Reue erklärt. Das Dinge geschehen sind, die nicht zu verzeihen sind. Aber plötzlich habe ich das Gefühl, dass sie sich Mühe geben wird und das kann vielleicht irgendwann einmal dazu führen kann, dass ich verzeihe. Ich weiß nicht, ob ich es überhaupt möchte und ob ich damit nicht Liam hintergehen würde und mich selbst - in meinem ehrlichsten Augenblick.

Vielleicht sollte ich die Zeit aus der Hand geben. Genauso meine Gedanken. Und mich auf das freuen, was ich im Moment habe, das bedauern, was ich in der Vergangenheit nie erleben durfte, und aufgeregt in die Zukunft schauen. Aber ohne Hoffnung, die mir ins Gesicht schlagen kann.

Das Leben ist etwas Kompliziertes. Die Gedanken und Gefühle, die einen jeden Tag und jede Nacht durch das Leben hindurch wiegen, sind komplizierter. Und doch fange ich an, die Dinge, wie sie sind, zu akzeptieren und vielleicht zu lieben.

In Liebe, Lola

Seufzend legte ich den Stift aus der Hand, strich mir die Haare, die mir ins Gesicht gefallen waren, zurück und klappte das Buch zu. Es war eine kleine Routine. Und mitten drin waren meine Gedanken. Mein gesamtes Ich.

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