Liebes Tagebuch || #Wattys2015

Von Chichis-World

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Durch einen Autounfall verliert Lola Cane ihren Bruder. Innerhalb weniger Augenblicke bricht ihre Welt zusamm... Mehr

Chapter One
Chapter Two
Chapter Three
Chapter Four
Chapter Five
Chapter Six
Chapter Seven
Chapter Eight
Chapter Ten
Chapter Eleven
Chapter Twelve
Chapter Thirteen
Chapter Fourteen
Chapter Fifteen
Chapter Sixteen
Chapter Seventeen
Chapter Eighteen
Chapter Nineteen
Chapter Twenty
Chapter Twenty One
Chapter Twenty Two
Chapter Twenty Three
Chapter Twenty Four
Chapter Twenty Five
Chapter Twenty Six
Chapter Twenty Seven
Chapter Twenty Eight
Chapter Twenty Nine
Chapter Thirty
Chapter Thirty One
Chapter Thirty Two
Chapter Thirty Three
Chapter Thirty Four
Chapter Thirty Five
Chapter Thirty Six
Chapter Thirty Seven
Chapter Thirty Eight
Chapter Thirty Nine
Chapter Fourty
Epilog

Chapter Nine

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Von Chichis-World

Am nächsten Tag wachte ich erst gegen Mittag auf. Mein Kopf brummte und gerade noch rechtzeitig schaffte ich es zu der Toilette und fing an mich zu übergeben. Ich würgte mir alles aus dem Leib und würgte weiter, als nichts mehr kam. Mir wurde während ich mich übergab, schlecht und somit übergab ich mich durch das Übergeben. Es war viel zu kompliziert und doch so simpel. Ich lehnte mit dem Kopf an die Fliesen, neben der Toilette, und betätigte die Spülung, bevor ich mit Magenschmerzen vom Boden aufstand und mir den Mund ausspülte. Ich würde keinen Alkohol mehr anrühren. Nicht in diesen Mengen.

Ich durchsuchte sämtliche Schränke nach Schmerztabletten und fluchte, als ich keine finden konnte.

Mein Bett war verwüstet, die Kissen lagen überall auf dem Boden. Aber nicht einmal dafür hatte ich Kraft. Ich zog mir eine Strickjacke über und öffnete meine Balkontüre, um frische Luft zu bekommen. Mein Zimmer war stickig und der Geruch ließ mein Magen ein drittes Mal umdrehen.

„Guten Morgen, Party-Girl."

Erschrocken schaute ich zu Kyle, der rauchend auf seinem Balkongelände lehnte und mich schief angrinste. Party-Girl?

Ich erinnerte mich, wie ich den Abend mit Kyle verbracht hatte, und stöhnte leicht auf. Es war mir so unendlich peinlich, dass er mich nach Hause begleiten musste. Doch ab da waren meine Gedanken wie ausgelöscht.

Panik stieg in mir auf. Es waren nicht die möglichen Szenarien, sondern die Erinnerung meiner letzten Gedächtnislücken.

„Ich erinnere mich nicht", hauchte ich und sah unschlüssig zu Kyle herüber. Dieser schnippte seinen Zigarettenstummel über den Balkon hinweg und runzelte die Stirn.

„Woran?"

„Schon gut." Immer noch fassungslos und überfordert schaute ich schließlich zu Boden. „Danke, dass du mich nach Hause gebracht hast." Und das meinte ich auch so. Kyle war wirklich zuvorkommend und kein bisschen böse. Wie sehr ich dieses Wort verabscheute. Doch er war dennoch nervig mit seinem Dauer-Grinsen und seinen Sprüchen.

Er nickte und schien plötzlich unwohl. Wieso war ihm unwohl? Ich hatte einen Grund mich unwohl zu fühlen! Ich konnte mich an den gesamten Abend nur verschwommen erinnern.

Er zündete sich eine weitere Zigarette an und stieß den Rauch aus.

„Du siehst ziemlich mitgenommen aus."

Ich setzte mich auf meinen Stuhl und zog die Knie an. Er war ein Gentleman. Durch und durch. „Ich habe mich gerade übergeben."

„Das wollte ich nicht wissen."

„Tut mir leid."

Dann herrschte eine Stille, in der ich Kyle beobachtete. Er hatte letzte Nacht auch getrunken und schien dennoch top fit. Ich beneidete ihn.

„Brauchst du eine Tablette?" Ich nickte erschöpft und kaum eine Sekunde später warf er mir eine Packung rüber.

„Dankeschön."

Ich hielt noch einmal die Packung hoch und verschwand in meinem Zimmer. Ich schloss die Tür und sah, wie Kyle amüsiert den Kopf schüttelte.

Aus Fehlern lernte man.

Die nächsten zwei Stunden verbrachte ich mit Reue und Wehleiden. Ich räumte mein Zimmer auf, machte mir ein Sandwich, putzte mir ordentlich die Zähne und ging duschen. So erschöpft wie ich es seit Wochen war, konnte man doch gar nicht sein.

Ich fand erst Entspannung, als ich nach meinem Notizbuch und Kugelschreiber griff. Ich war wirklich schlecht in dem, was ich dort hineinschrieb. Aber es war doch schon bewundernswert, wie sehr es mir half.

Liebes Tagebuch,

Es war die erste Nacht allein. Liam war nicht bei mir und auch Mom und Dad schliefen nicht im Schlafzimmer neben an. Es war ein Fehler, diesen Frust in Alkohol zu versenken, aber ich habe durchgeschlafen. Ich bin kaputt - keine Frage, aber ich hatte weder einen Alptraum, noch bin ich hochgeschreckt. Ich habe das Gefühl, dass mich zwei Arme in dieser Nacht gehalten haben und dafür bin ich unendlich dankbar. Auch wenn die Konsequenzen ein pochender Kopf und ein umgedrehter Magen sind.

Ich bin so unheimlich wütend auf Mom und Dad. Dass sie mich hier allein zurückgelassen haben. Wir hätten direkt in Kalifornien bleiben können.

Denn er fehlt mir. Jeden Tag mehr und es bringt mich um den Verstand, nicht mit Liam reden zu können. Ich weiß, dass ich mit jemandes Grabstein rede. Aber dieser schenkt mir mehr Vertrauen und Liebe, als wenn ich einfach in die Luft starren und zu reden beginnen würde.

Und dann ist da noch Kyle O'Connor. Dieser Junge treibt mich mit seiner unverblümten Art in den Wahnsinn. Er ist so anders, als dass die Menschen ihn betrachten und sehen und doch spiegeln sich immer wieder einzelne Merkmale. Er fordert, grinst durchgehend und nimmt kein Blatt vor den Mund. Jedoch ist er auch hilfsbereit und seit gestern Nacht weiß ich, dass er ebenfalls ein guter Tänzer und Gast ist.

Ich bin verwirrt. So verdammt verwirrt und ich irre umher, auf der Suche nach etwas, was ich nicht einmal definieren kann.

Ich will zurück nach Hause. Zu Liam.

In Liebe, Lola

Ich klappte das Buch zu und seufzte. An mir war wahrlich keine Schriftstellerin verloren gegangen.

Dann packte ich meine Sachen. Ich musste aus diesem Haus und wenn ich nur eine Treppe weiter runter zum Strand lief. Hauptsache aus diesen vier Wänden, die mich einzuquetschen drohten.

Mit einer Sonnenbrille auf der Nase schloss ich unsere Haustür und lief an der Seite entlang in den Hintergarten, um dann die Treppenstufen hinunterzulaufen. Der Strand war etwas voller und seufzend wanderte ich durch die Gegend, auf der Suche nach einer abgelegenen Stelle. Diese fand ich schließlich auch. Ich jubelte, als ich den kleinen Berg erklomm und auf eine ganz kleine Bucht blickte. In Buchten war es gefährlich, hier gab es keine Rettungsschwimmer. Aber sie waren abgelegen und das überwog meine Vernunft.

Den halben Tag verbrachte ich in der Sonne. Ich lag auf einem Handtuch und hatte die Augen geschlossen. „Du bekommst noch einen Sonnenbrand."

So oft hatte ich mich schon erschrocken und inzwischen fragte ich mich, wann ich einem Herzversagen erliegen würde.

„Hör auf, mich immer zu erschrecken!" Ich ließ meine Augen geschlossen und versuchte die Sonnenstrahlen auf meiner Haut zu genießen.

„Ich kann wirklich nichts für deine Schreckhaftigkeit."

Nun stützte ich mich auf und blickte durch die Sonnenbrille in Kyles Gesicht. Er war ein kleiner Stalker. „Was machst du hier?"

Er setzte sich neben mich in den Sand und schaute mit zusammengekniffenen Augen auf das Meer. „Um ehrlich zu sein, habe ich mir einfach Sorgen um dich gemacht."

Überrascht sah ich ihn von der Seite an. Eine so ehrliche Antwort hatte ich nicht erwartet. Skepsis schlich sich ein.

„Wieso solltest du dir Sorgen um mich machen?"

Nun sah er mich an und zuckte mit den Schultern. Ich starrte ihn weiter an, doch er antwortete mir nicht mehr, also legte ich mich wieder auf das Badetuch. Es war mir etwas unangenehm, halb nackt vor Kyle zu liegen, aber ich hatte heute keinen Nerv, mir großartige Gedanken zu machen.

„Soll ich dich eincremen?" Ich drehte mich auf den Rücken und legte meinen Kopf in meine Armbeuge. „Du sollst mich in Ruhe lassen."

„Autsch." Theatralik floss in seinem Ton und unwillkürlich musste ich lächeln.

„Wie geht es dir?", fragte ich schließlich und lauschte den Wellen, die gegen die die Bucht schlugen.

„Ganz in Ordnung."

Wieder legte sich eine Stille über uns. Ich hatte das Gefühl, dass etwas zwischen uns stand und setzte mich auf, um ihn anzublicken.

„Habe ich gestern etwas falsch gemacht?" Unsicher biss ich auf meine Unterlippe und nahm meine Sonnenbrille ab. Doch Kyle sah auf das Meer.

„Nein." Das war es. Er sagte nichts weiter und Unbehagen breitete sich in mir aus.

„Sicher? Wenn ja, tut es mir wirk-"

Er unterbrach mich. „Nein, du hast nichts falsch gemacht. Ich bin nur in Gedanken."

Ich murmelte ein ‚Verstehe' und musterte ihn einen weiteren Augenblick. Dann stand ich auf und packte meine Sachen zusammen. Ich wollte ihn nicht stören, auch wenn er urplötzlich aufgetaucht war und sich neben mich fallen gelassen hat.

„Was machst du?" Kyle sprang ebenfalls auf und sah mir dabei zu, wie ich mir ein Top über den Kopf zog. „Ich lasse dich in Ruhe."

Ich wollte den Sand entlang stapfen, als Kyle seine Hand um mein Handgelenk legte und mich zu sich zog. „Warte-" Er druckste drum herum.

„Hättest du Lust, noch etwas zu unternehmen? Einen Film zu schauen... oder so?"

Ich blinzelte und musterte ihn skeptisch. „Wirklich? Du möchtest mit mir einen Film schauen?"

Er nickte und so machten wir uns auf den Weg zu mir nach Hause. Ich schmiss die Tasche in eine Ecke und blickte ihn peinlich berührt an.

„Ich - werde mir kurz eine Hose anziehen gehen."

„Von mir aus, brauchst du es nicht." Er setzte sich auf mein Bett und auf einmal hatte ich das Gefühl, mich verstecken zu müssen. Er schien mein Unwohlsein zu bemerken, stand auf und kam langsam auf mich zu. „Du bist wunderschön, weißt du das?"

Perplex zog ich mir kurze Shorts über und bedankte mich leise bei ihm. Warum war er auf einmal so nett und sanft?

Während des Filmes schloss ich immer mal wieder meine Augen. Ich war müde.
Kyle legte eine Decke über mich und ich fing an, in das Kissen hineinzulächeln.

„Geht es dir immer noch nicht besser?" Er strich mir eine Strähne aus der Stirn, als ich mich klagend zu ihm drehte und nickte. „Mir tut alles weh." Mein Herz, mein Kopf, mein Magen. Einfach jeder Knochen.

Plötzlich pikste Kyle mir in die Seite und vor Schreck sprang ich ein Stück auf.

„Lass das!", quengelte ich und wurde die nächsten 5 Minuten Opfer einer Kitzelattacke. Und diese lenkte mich hervorragend ab.

Kyle war über mich gebeugt und grinste mich an, während auch ich mir inzwischen das Grinsen nicht verkneifen konnte. „Du bist eigentlich ganz in Ordnung."

Meine Wangen färbten sich rosa und ich blickte weg.

„Das freut mich", antwortete Kyle lachend und beugte sich ein Stück weiter runter.

„Das kann ich nur zurückgeben." Er war mir so unbeschreiblich nahe, doch im selben Moment überkam mich eine Erkenntnis und ich quetschte mich unter seinem Arm hinweg. „Wir - ich... ich kann das nicht." Ich blickte auf meine Hände und konnte nur vermuten, wie verwirrt Kyle ausschauen musste.

„Was?", fragte er und setzte sich auf.

„Das." Ich fuchtelte mit meinen Armen herum und schaute zu meinem Balkon.

„Mein Leben ist eine einzige Katastrophe und ich habe so viele Probleme. Ich möchte nicht, dass du ein weiteres wirst." Ein Stich in meinem Herzen und der Schmerz breitete sich aus. Es war nicht allein der Gedanke an Liam und dass er niemals dieses Glück von Liebe erfahren durfte oder an meinen Eltern, sondern der Fakt, dass ich nicht die Erste oder Letzte sein würde.

„Wie kommst du darauf?"

Ich stand auf und schaute ihn traurig an. „Ich bin nicht die Erste oder Letzte, Kyle. Du hast bestimmt schon mit so vielen Mädchen geschlafen und nach mir - da würde es weitergehen."

Kyle schnaubte und stand ebenfalls auf.

„Wenn du es genau wissen willst, mein letzter Sex ist über einen Monat her. Aber du scheinst es besser zu wissen." Er wirkte enttäuscht und wandte sich zur Tür, doch ich hielt ihn auf.

„Es ist nicht nur das..." Ich ließ meine Arme sinken und blickte in Kyles erwartungsvolles Gesicht. „Ich - ich bin noch nicht bereit."

Kyles Gesichtszüge wurden sanfter, als würde er meine Geschichte kennen und würde sie nachvollziehen können. Langsam hob er seine Hand und strich über meine Wange.

„Ich habe das erste Mal seit langem das Gefühl, dass es sich lohnen wird zu warten." Er lächelte. „Ich nehme dich morgen früh mit in die Schule." Und verschwand.

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