Die Verlierer - Sklaven des E...

By traumjaegerin

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[TEIL 2] Während Jay alles gibt, um der gefürchtetste Dealer der Stadt zu werden, dafür, dass jeder in Berli... More

1 | Immer noch am Gewinnen
2 | Wie in alten Zeiten
3 | König von Berlin
4 | Irrelevant
5 | Warum Herzen unnötig sind
6 | Ihr habt Gift geleckt
7 | Gnadenlos untergehen
8 | Dealer, kein Therapeut
9 | Kopflose Pläne
10 | Von Spitzentangas und Boxershorts
11 | Echte Männer brauchen keinen Trost
13 | Paranoia
14 | Fast Geschäftspartner
15 | Keine Moral
16 | Nur ein bisschen cool
17 | Pornos und Probleme
18 | Nicht in Hollywood
19 | Taten und Träume
20 | Ein Whirpool voller Nutten
21 | Nur Freundschaft
22 | Leggings, Tanga und Arschdellen
23 | Nur noch Dreck
24 | Gehirnmatsch
25 | Vaginas sind keine Controller
26 | Ertrunken in Wut
27 | Ausbrennen
28 | Aufgeschmissen
29 | Nehmen, was man will
30 | Wer vertraut, wird gefickt
31 | Worauf wichst du?
32 | Blut, Schweiß und Wodka Melone
33 | Niemals entschuldigen
34 | Niemals bedanken
35 | Niemals
36 | Die Welt soll bluten
37 | Keine Gefühle
38 | Kein Bock auf Menschen
39 | Zwei Flaschen Sterni
40 | Rücksichtslos
41 | So viel Hass
42 | Nichts als Verlierer
43 | Verliebt in Geld
44 | Lila Scheine
45 | Shopping Queen und Whisky
46 | Niemals daten, nur ficken
47 | Para und Palaver
48 | Marode Männlichkeit
49 | Leicht zu haben
50 | Pinke Wattewelten
51 | Angst vor Schwänzen
52 | Vom Kotti bis zum Xenon
53 | Loslassen
54 | Auf Abruf bereit
55 | Kokainrausch
56 | Okay, gut
57 | Braun, Gelb, Grün
58 | Ich will dir wehtun
59 | Lösch meine Nummer
Ankündigung

12 | Kaffee und Provokation

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By traumjaegerin

»Boah, ich geh' wieder pennen«, verkündete Leonardo und drückte sich von dem Tisch hoch. »Und ich schwör's dir, ich bring' meinen Bruder um, falls er gleich in mein Zimmer kommt.«

Im Flur waren die Stimmen von Bahar und Federico zu hören, dann wie sie lachte. Ich hasste es, wie vertraut sie miteinander waren, als würden sie sich jeden scheiß Samstag treffen und lernen. War doch total bescheuert.

»Mach das ruhig.« Dann müsste ich mich wenigstens nicht darüber abfucken, dass die beiden klangen wie ein verliebtes Pärchen aus einem kitschigen Liebesfilm.

Auf Leonardos Gesicht kämpfte sich ein müdes Grinsen, als er sich durch die Tür schleppte, die Fede hatte offen stehen lassen. »Bis dann, Alter!«

»Warte mal«, hielt ich ihn auf und schob mir den letzten Bissen meines Brots in den Mund. Dann stand ich auf und öffnete die Schublade, aus der Fede vorhin das Brot geholt hatte, um mir ein weiteres Stück davon zu nehmen. Als ob ich halt von so wenig satt werden würde.

»Ja, was?« Leonardo sah mich fragend an und fuhr sich gähnend durch seine Haare, die zwar kurz geschnitten, aber doch ein wenig länger als meine waren.

Mit einer trockenen Brotscheibe in der Hand lehnte ich mich gegen die Arbeitsfläche. »Falls du mal was willst, meld' dich«, bot ich ihm an. »Also Emma oder so, Pep. Was du brauchst. Ich hab' alles.«

Er nickte eifrig und war dabei so enthusiastisch, als sei er ein kleines scheiß Kind, das gleich seine Weihnachtsgeschenke kriegen würde. Vergessen, dass er eben noch so träge wirkte, dass er auch im Stehen hätte einpennen können. »Ja, Mann, mach' ich! Auf jeden Fall!«

Irgendwie war's echt schon bemitleidenswert, wie leicht man ihn in Begeisterung versetzen konnte. Musste doch total anstrengend sein, so zu leben. »Cool«, sagte ich gelangweilt und faltete die Brotscheibe, ehe ich einen Bissen davon nahm.

Leonardo verabschiedete sich und verließ dann die Küche. Ich blieb an derselben Stelle stehen und aß, während ich mein Handy rausnahm, um meine Nachrichten zu checken. Wolltest nicht eigentlich auch noch kommen alter?, hatte Tarek heute Nacht noch geschrieben. Ich antwortete ihm nicht.

Eigentlich wäre es an der Zeit, einfach abzuhauen. Irgendwie hatte ich nicht wirklich einen Grund noch hier rumzuhängen, aber ich wollte es mir nicht entgehen lassen, diesen Lehrerlieblingen auf den Sack zu gehen.

Aus dem Flur war zu hören, wie sich die beiden Brüder auf Italienisch unterhielten. Die Worte wurden schnell aggressiver und wütender. »Vaffanculo!«, vernahm ich Leonardos ziemlich abgefuckte Stimme, ehe lautstark eine Tür ins Schloss geschlagen wurde.

Es verging noch ein kurzer Augenblick, dann trat Fede mit Bahar im Schlepptau in die Küche. Die Olle gehörte mit Sicherheit zu den Leuten, bei denen ich echt froh war, sie nicht mehr sehen zu müssen, seit ich von der Schule geflogen war. Das war irgendwann in der Zehnten gewesen und schon damals war ich meistens nur dort gewesen, um mein Zeugs zu verticken.

»Ich wurde übrigens gerade aus meinem eigenen Zimmer rausgeworfen. Von meinem kleinen Bruder. Das ist schon fast traurig«, lachte er. Auf seinem Arm hatte er einen zerknickten Collegeblock, ein Schulbuch und sein dunkelblaues Mäppchen, auf dessen abgenutzten Stoff ein paar Worte mit Edding gekritzelt waren.

»Krass«, erwiderte ich desinteressiert.

»Oh, hey«, begrüßte mich Bahar und klang ein wenig überrascht. »Ich wusste gar nicht, dass ihr noch Kontakt habt.«

»Hatten wir irgendwie auch nicht wirklich«, erwiderte Fede. Keine Ahnung, warum, aber ich hasste es total, wie er das sagte. Als ob er gar keinen Bock hatte, dass ich hier war und wir uns wiedersahen.

Okay, ich sollte echt aufhören, irgendeinen Scheiß in Sachen zu interpretieren, die nichts zu bedeuten hatten.

»Möchtest du was trinken?«, wandte sich Fede an Bahar, die in der Küche stehen geblieben war. Sie hatte einen braunen Lederrucksack bei sich, wahrscheinlich voll mit Lernzeugs. Scheiß Streber. »Wir haben zwar nichts Spektakuläres hier, Mamma ist eben erst einkaufen, aber ich kann dir Kaffee und Leitungswasser anbieten.«

»Kaffee klingt gut, danke«, meinte sie mit einem Lächeln.

»Du auch, Jay?« Er sah mich an.

»Nee, lass mal.«

»Setz dich ruhig schon mal«, bot er Bahar an und machte sich an der Kaffeemaschine zu schaffen. Sie tat es und begann damit, ein paar Hefte aus ihrem Rucksack zu holen.

»Rutsch mal ein bisschen«, meinte er und streckte sich, um an den Küchenschrank in meinem Rücken zu kommen. Unsere Arme streiften sich und kurz huschte eine Gänsehaut über die Stelle, ehe ich zur Seite trat. Ich warf Bahar einen Blick zu, wie sie das blaue Englischbuch aufschlug. Im Gegensatz zu früher trug sie kein buntgemustertes Kopftuch, sondern ein lediglich Hellblaues aus glänzendem Stoff. Immer noch viel zu viel Farbe für meinen Geschmack, aber wenigstens glich sie keinem Papagei mehr. Schon ein Fortschritt.

»Fede? Hast du diesen komischen Text da gerafft, den wir letztes Mal lesen mussten?«, fragte sie ihn mit Blick in das Buch.

»Hey, der war sogar echt cool! Ging ja um die Wichtigkeit von Wissenschaft in der Politik und ich fand, da waren echt ein paar interessante Gedanken drin«, erzählte er, während der Geruch von frischem Kaffee sich in dem kleinen Raum verbreitete. »Dazu, dass Politik sich zu sehr auf Machterhalt konzentriert und wissenschaftliche Thesen oft populistisch missbraucht werden.«

»Macht is' halt auch wichtig«, warf ich ein und unterdrückte ein Gähnen. Die Müdigkeit lag bleiern auf meinen Schultern und ich spürte den Alkohol von gestern noch in meinem Magen grummeln.

Fede streckte sich zu einem der oberen Schränke und kurz blieb mein Blick an seinem Shirt hängen, das ein wenig nach oben rutschte und den karierten Stoff seiner Boxershorts herausblitzen ließ. Er holte zwei Tassen heraus, ehe er sich mit einem Grinsen mir zuwandte. »Was ist eigentlich dein Plan? Willst du auch mit Englisch lernen oder was?«, fragte er mich.

»Bisschen Bildung soll ja angeblich nicht schaden«, erwiderte ich und nahm meine Kippenschachtel raus, um einen Blick hineinzuwerfen. Nur noch eine einzige. Boah, wie nervig.

Während Fede nach der Glaskanne griff und Kaffee in die beiden Tassen füllte, fühlte es sich auf einmal unglaublich sinnlos an, hier herumzustehen.

»Milch und Zucker, oder?«, hörte ich Fede fragen. Mein Blick lag auf den schwarzen Lettern, die auf der rotweißen Schachtel standen und mich genauso wenig juckten wie damals. Rauchen macht sehr schnell abhängig. Fangen Sie gar nicht erst an.

»Ja, genau.«

»Siehst du, ich hab's mir gemerkt.« Grinsend ließ er sich mit den beiden Tassen neben ihr nieder.

»Bin stolz auf dich«, lachte sie und meine Fresse, war diese dumme Fotze nervig. Es war echt an der Zeit, nach Hause zu gehen und mich am besten erst mal in mein Bett verkriechen, die nächsten Stunden durchpennen.

Aber keine Ahnung, irgendwie wollte ich nicht schon gehen. Nicht akzeptieren, dass das mit uns – was auch immer das sein sollte – irgendwie vorbei war. Wahrscheinlich würden wir uns eh nicht mehr anfreunden, tja, so war das halt. Ich hatte vor ein paar Jahren meine Chance drauf verspielt, jetzt sollte ich drauf scheißen und nicht so dämlich hier in seiner Küche rumhängen.

Er lebte sein Leben und ich meines und sie hätten unterschiedlicher nicht sein können. Aber das war auch voll in Ordnung so, das passte halt einfach nicht zusammen.

Okay, nein, das war absolut nicht in Ordnung. Aber es war nun einmal so und ich hatte echt keinen Plan, wie sich das wieder ändern sollte.

Auf einmal war ich echt scheiße drauf, während Federico und Bahar mittlerweile angefangen hatten zu lernen und über Grammatik sprachen. Ich wollte Provokation, ich wollte Stress.

Wenn schon der ganze andere Dreck nicht klappte, das würde immer funktionieren, das wusste ich.

»Denkste echt, dir bringt dieser Schulscheiß was?«, wandte ich mich spöttisch an sie. »Die ganze Zeit lernen und nachher bleibste eh in diesem Viertel sitzen. Bringt doch nichts. Schaffst es eh nicht.«

»Ist ja nicht deine Sache, oder? Lass doch Menschen einfach machen, worauf sie Bock haben. Soll gar nicht so schwer sein«, widersprach sie mir und hob ihre geschwungenen Augenbrauen. Wahrscheinlich wollte Fede sie knallen und hing deswegen die ganze Zeit mit ihr herum. Oder weil sie genau die gleiche, dumme Fresse wie er hatte.

»Und, hast sie schon vernünftig durchgefickt?«, wandte ich mich an ihn. Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen verschränkte ich die Arme vor der Brust. »Okay, nein, wahrscheinlich nicht, denn dann würde sie ihre Fresse nicht so aufreißen.«

»Oh, wir haben also mal wieder den Jay-kämpft-verzweifelt-um-Aufmerksamkeit-Modus erreicht«, sagte Fede mit einem spöttischen Unterton. Die nachdenklichen Falten tauchten zwischen seinen Augenbrauen auf und irgendwie kam es mir vor, als würde er sich eigentlich nicht auf diese Art mit mir unterhalten wollen. Als fände er es ziemlich schade, dass die Stimmung so umgeschwungen war.

Vielleicht hoffte ich das auch nur.

»Alter, das war nur 'ne Frage, wie wär's mal mit entspannen?« Ich lachte verächtlich auf. »Oder lässt sie dich etwa nicht ran?«

Bahar verdrehte genervt die Augen. »Können Jungs und Mädchen bei dir nicht einfach nur befreundet sein?«

»Jay, du brauchst nicht plötzlich hier auftauchen und Stress verbreiten, das ist echt uncool.« Mit einem Seufzen sah er mich an, während sein italienischer Akzent ein klein wenig stärker klang. Wenigstens war's ihm nicht scheißegal. »Erst gehst du die ganze Zeit auf Abstand und jetzt sowas?«

»Sei mal nicht so empfindlich, das ist echt lächerlich. Voll das Pussy-Verhalten«, erwiderte ich und erwiderte seinen Blick, ohne wegzugucken, obwohl in mir der Impuls da war, mich jede Sekunde zur Seite zu wenden. Zu schauen, was um mich herum abging und nicht nur in dieses warme Braun zu sehen. Ein genervter Ausdruck lag darin, aber irgendwie auch Wut. Er fand mein Verhalten scheiße, keine Frage.

»Wär' glaub besser, wenn du einfach gehst«, sagte er dann, ohne seinen Blick von mir loszureißen.

»Haut rein.« Ich steckte mir meine letzte Kippe zwischen die Lippen und schmiss die leere Schachtel in den überfüllten blauen Mülleimer, der neben dem letzten Küchenschrank stand. Dann durchquerte ich den Raum. »Und tröst' sie, wenn sie flennt, weil sie verkackt hat.«

»Tschüss«, meinte er, während Bahar den Blick in ihr Buch gesenkt hatte. Ich hasste es, wie verdammt knapp dieses Wort aus seinem Mund klang.

Ich schlüpfte eilig in meine Schuhe und wollte schon auf die Wohnungstür zu gehen, ehe mir einfiel, dass ich meine Winterjacke noch in Fedes Zimmer liegen hatte.

Leonardo lag dort zusammengerollt im Bett und hatte sich an seine Decke gekuschelt, seine Jeans hatte er mittlerweile ausgezogen. »Va' fuori!«, stöhnte er, ohne sich zu mir umzudrehen. »In dieser scheiß Familie hat man echt nie seine Ruhe.«

Ich schnappte mir meine Jacke so leise wie möglich, um nicht doch noch ein Gespräch mit ihm zu riskieren. Dann beeilte ich mich, zuerst aus dem Zimmer und dann aus der Wohnung zu kommen. Erst, als ich unten auf der Straße stand, atmete ich tief durch. Spürte, wie der Luftzug langsam meine Brust erfüllte und doch nicht die Anspannung lockern konnte, die mich fast zerriss. Die meinen Kiefer schmerzen ließ und mir jeden verfickten Muskel bewusst machte.

Fuck. Ich hatte es echt hinbekommen, alles schlimmer zu machen.




_______

Vaffanculo – Verpiss dich 
Va' fuori – Geh raus 

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