Minho Pov:
Tag 12
Ein normaler unschuldiger Morgen. Damit fing alles an. Mit der Ruhe vor dem Sturm.
,,Noch eine Nacht länger so schlafen und mein Rücken wird vor mir sterben." Versuchte Hyunjin die bedrückte Stimmung zu erhellen, welche sich niemand wirklich erklären konnte. Schon seit wir aufgestanden waren, schien irgendwas in der Luft zu liegen. Nicht wortwörtlich, aber es war mehr wie ein merkwürdiges Gefühl, welches sich in scheinbar uns allen breit gemacht zu haben schien.
Jisung schenkte Hyunjins kläglichen Versuch ein leichtes Lächeln, ehe er sich etwas mehr an mich presste. Wir liefen schon eine ganze Weile und oft hatten wir zwischendurch einfach die Hand des jeweils anderen in unsere genommen. Irgendwie schien das mich, sowohl wie auch Jisung etwas zu beruhigen.
Seufzend kickte Jeongin einige Steine vor sich her, welche auf dem Waldboden lagen. Auch er hielt sich dicht an Hyunjin, welcher ihm durch die Haare wuschelte.
,,Es wird schon alles gut werden, kleiner." Versuchte der schwarzhaarige den jüngsten aufzuheitern, bekam aber nur zweifelnde Blicke von mir und Jeongin.
,,Ich mache mir nur Sorgen über Chan." Gab der kleine nach einem Moment der Stille von sich. Überrascht sahen wir ihn an. Kopfschüttelnd senkte er seinen Kopf.
,,Ich habe keine Ahnung wo er ist, wie es ihm geht, ob er jemanden gefunden hat, der ihm Gesellschaft leistet. Ich weiß nichts." Seufzte er erneut.
,,Versteht mich nicht falsch, ich weiß, ich sollte mich in solch einer Situation mehr auf mich konzentrieren, aber er ist wie mein Bruder. Ich bin mit ihm aufgewachsen und weiß vermutlich besser wie er tickt, als er selbst. Er ist ein Wächter, geboren um auf andere aufzupassen und für sie da zu sein, aber er selbst ist so unglaublich zerbrechlich. Ich habe Angst, dass niemand für ihn da ist. Oder das der falsche für ihn da ist, wenn er zerbrechen sollte." Stieß er aus.
Jisung legte einen Arm um unseren Jüngsten. ,,Weißt du, du hast recht." Überrascht sah Jeongin auf. ,,Chan ist ein Beschützer. Und ich denke, dass er deshalb auch gut auf sich selbst aufpassen kann. Nur weil er zart beseitet ist, heißt es noch lange nicht, dass er nicht stark ist. Du kannst auf ihn vertrauen."
Jeongin nickte leicht. ,,Das tue ich." Antwortete er leise. Mit einem bezaubernden Lächeln strich Jisung über Jeongins Haare und setzte mit uns den Weg fort.
Eine Weile liefen wir so nebeneinander stehen.
Dies sollte ganz plötzlich enden.
Verwirrt blieb Jisung stehen. ,,Was ist?" Fragten wir ihn und auch Hyunjin hatte schon den Knauf seines Schwertes umfasst.
Langsam schritt Jisung auf eine Pflanze zu, welche neben einem Baum gewachsen war. Er kniete sich davor und besah sie die Blätter und die spärlich daran hängenden Beeren etwas, ehe er mit großen Augen zu uns saß.
,,Jemand hat kürzlich davon gegessen." Mit großen Augen sah Jeongin uns an. ,,Na und, derjenige kann schon lange weg sein." Versuchte Hyunjin die Situation mit einem schrägen Lächeln zu entschärfen.
Doch Jisung schien dadurch nicht beruhigt. ,,Hyunjin, versteh doch, das ist eine Mortis Causa!" Ich besah mir fragend sein Gesicht und beugte mich zu ihm runter. ,,Was macht die?" Fragte ich ihn vorsichtig, da er wirklich verängstigt aussah.
Er schluckte kurz, ehe er antwortete: ,,Die Nebenwirkungen sind...Tollwut, Aggressionen, Schmerzlinderung und...Mordlust."
,,Oh." Hörte man leise von Hyunjin. ,,Du willst mir erzählen, dass hier jemand rumläuft, der Mordlust aufweist?" Fragte Jeongin uns ungläubig. ,,Ganz in unserer Nähe." Bestätigte Jisung uns kopfnickend.
Fast zeitgleich erschütterte ein lautes Geräusch die Luft.
Ein Schuss.
Jemand war gestorben.
,,Oh bitte nicht." Flüsterte Jisung leise, während ich ihn schnell hinter mich schob und seine Hand in meine nahm.
,,Rennt!" Sagte ich leise und dennoch laut genug für die anderen zu hören. Fast zeitgleich rannten wir los. Ich zog Jisung an seiner Hand mit mir uns sah mich immer wieder nach den anderen beiden um, welche uns glücklicherweise hinterher kamen.
Wir stolperten über Stämme, Steine und Wurzeln, doch blieben wir nicht stehen.
Wir rannten, bis wir an einer Lichtung ankamen.
Keuchend blieben wir stehen und legten unsere Hände auf unsere Knie. Man konnte klar un deutlich unser schweres Atmen hören, welches das einzige war, dass die derzeitig herrschende Stille unterbrach.
Bis plötzlich noch ein Geräusch ertönte.
Das Geräusch von knackendem Geäst unter den Fußsohlen.
Wir tauschten verschreckte Gesichtsausdrücke aus, da wir die Richtung des Geräusches nicht ausfindig machen konnten. Jisung griff vorsichtig nach meiner Hand, welche ich nur zu gerne willkommen hieß und umschlossen hielt.
Auch Hyunjin hatte sich nun leicht vor Jeongin gestellt, da er immernoch nicht wusste, aus welcher Richtung genau das Geräusch kam.
Wir hielten unseren Atem an und wagten uns nicht, uns zu bewegen aus Angst, dass dies eine enorme Kettenreaktion auslösen würde. Leise versuchten wir die Quelle des Geräusches ausfindig zu machen, doch konnte man nichts erkennen.
Jisung wandte seinen Kopf zur Seite, als seine Augen sich plötzlich um einiges weiteten. Bevor ich überhaupt reagieren konnte, hatte der kleinere sich schon von mir losgerissen und schubste Hyunjin zur Seite, ehe sich ein Pfeil auch schon in seine Herzmuskulatur bohrte.
,,Jisung!" Rief ich geschockt. Ich schaute auf, direkt in das Blutverschmierte Gesicht von Bambam. Seine Augen hatten eine rote verfärbung angenommen und er hielt sogar noch den Bogen in der Hand.
Doch erneut hatte ich nicht genügend Zeit zu reagieren, da hatte Hyunjin aus Reflex schon sein Schwert genommen und auf Bambam geworfen, ehe er Jeongin verdeckte, damit er dies nicht mit ansehen musste.
Das Schwert durchnitt Bambam Hals und ließ diesen sofort leblos zu Boden fallen.
Ich stand in einer Art schockstarre und konnte mich einfach nicht bewegen. Doch als mein Blick auf Jisung fiel, welcher schwer atmend am Boden lag, schaffte ich es meine Muskeln wieder unter Kontrolle zu bringen und mich neben ihn fallen zu lassen.
Auch Hyunjin und Jeongin ließen sich neben ihn fallen. ,,Du Vollidiot!" Haute Hyunjin schniefend sanft gegen Jisungs Oberarm und erntete von diesem ein schwaches Lächeln. ,,Tut mir Leid." Sagte er leise und umfasste leicht den Pfeil, welcher in ihm steckte.
Ich versuchte ihn noch davon abzuhalten, doch da hatte er ihn schon mit einem schmerzhaften zischen herausgezogen. ,,Ich hasse dich." Flüsterte Hyunjin leise, während er leicht nach oben schaute, um nicht weinen zu müssen. ,,Tust du nicht." Antwortete ihm Jisung mit einem leichten Lächeln.
,,Wir bekommen das wieder hin, Jisung." Versuchte Jeongin sich Hoffnung zu machen, obwohl die Tränen, welche seine Wangen hinunter liefen, dass Gegenteil bewiesen.
Jisung verzog schmerzhaft sein Gesicht, als der Schmerz zuzunehmen und das Adrenalin zu verschwinden schien. Ich konnte fühlen, wie auch meine Augen bei diesem Anblick glasig wurden.
Jisung umfasste leicht Hyunjins Hand mit seiner, welche schon leicht blass war. ,,Pass auf den kleinen auf, ja? Dieses System muss gestoppt werden." Flüsterte er leise.
Hyunjin nickte leicht und konnte nun auch seine Tränen nicht mehr vom runterfließen stoppen. ,,Versprochen. Ich gebe mein bestes." Antwortete er meinem kleinen.
Jisung wandte seinen Blick zu mir und zwang sich unter Schmerzen ein Lächeln auf. ,,Tut mir Leid." Ich schüttelte den Kopf, um selbst nicht anfangen müssen zu weinen.
,,Es tut mir Leid." Antwortete ich ihm mit gebrochener Stimme. Ich konnte mitansehen, wie Jisungs Augen immer mehr an glanz verloren und dennoch hörte er nicht auf, mir ein leichtes Lächeln zu schenken.
,,Ich hoffe, ich konnte dir einigermaßen zeigen, wie es ist, geliebt zu werden." Sagte er leise. Und nun konnte ich es auch sehen. Die kleine Träne, welche sich ebenfalls über seine Wange schlich.
Ich beugte mich zu ihm runter und legte meine Stirn gegen seine. ,,Du hast mir mehr als das gezeigt." Antwortete ich ihm. ,,Ich danke dir." Hauchte ich leise.
Jisung legte mit aller Kraft seine Hand in meinen Nacken und zog mich noch etwas zu sich herunter, bis unsere Lippen aufeinander trafen. Der Kuss war schwach, aber dennoch sanft und liebevoll.
Vorsichtig erwiderte ich und spürte, wie nun auch mir eine Träne an der Wange hinunter lief und auf seine traf. Ich löste mich von ihm und hielt meine Stirn weiterhin mit geschlossenen Augen an seine.
Ich konnte fühlen, wie er immer schwacher wurde, bis seine Hand sanft von meinem Nacken rutschte und neben uns auf dem Waldboden aufschlug.
Ich öffnete meine Augen, nur um Jisungs geschlossenen zu begegnen. Seine Brust hob und senkte sich nicht mehr. Kein Atemzug kam mehr zwischen seinen Lippen hervor. Jeongin schlug sich weinend seine Hand vor den Mund, während Hyunjin seinen Kopf in Jeongins Hals vergraben hatte.
Ich nahm Jisungs kalte Hand in meine und umschloss diese fest. Ich schloss meine Augen und konnte die Tränen nicht mehr von laufen stoppen. ,,Es tut mir so Leid." Wisperte ich leise, während mir ein Schluchzer über die Lippen glitt.
Ich wusste nicht wie lange ich nun schon weinte und seine Hand einfach nicht loslassen wollte, obwohl ich wusste, dass es eh keinen Sinn mehr haben würde. Ich fühlte mich einfach nur so leer.
Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ich zuckte nicht einmal vor dieser zurück. ,,Hyung, wie müssen gehen." Sagte Jeongin leise. Seine rote Nase und Wangen verrieten, dass er geweint hatte und auch Hyunjin hielt mir nun seine Hand hin, um mir beim aufstehen zu helfen.
Ich schaute aus glasigen Augen zu ihnen hoch und sagte leise: ,,Ich weiß gar nicht, ob ich das überhaupt noch kann."
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