Die Elite

By AstoriaLily

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Nach heftigen Naturkatastrophen erhebt sich aus den Trümmern der Erde eine mächtige Organisation mit einer br... More

Prolog
1. Jade
2. Brandon
3. Jade
4. Brandon
5. Jade
6. Brandon
7. Jade
8. Brandon
9. Jade
10. Brandon
11. Jade
12. Brandon
13. Jade
14. Brandon
15. Jade
16. Brandon
17. Jade
18. Brandon
19. Jade
20. Brandon
21. Jade
22. Brandon
23. Jade
24. Brandon
25. Jade
26. Brandon
27. Jade
28. Brandon
29. Jade
30. Brandon
31. Jade
32. Brandon
33. Jade
34. Brandon
35. Jade
36. Brandon
38. Brandon
39. Jade
40. Brandon
41. Jade
42. Brandon
43. Jade
44. Brandon
45. Jade
46. Brandon
47. Jade
48. Brandon
49. Jade
50. Brandon
51. Brandon
52. Jade
53. Brandon
54. Jade
55. Brandon
56. Jade
57. Brandon
58. Jade
59. Jade
60. Brandon
61. Jade
62. Brandon
63. Jade
64. Brandon
65. Jade
66. Brandon
67. Jade
68. Brandon
69. Jade
70. Brandon
71. Jade
72. Brandon
73. Jade
74. Brandon
75. Jade
76. Brandon
77. Jade
78. Brandon
79. Jade
80. Brandon
81. Jade

37. Jade

49 5 1
By AstoriaLily

Tag 39

Ich hasse diese Zelle. Mit jedem mir zur Verfügung stehenden Körperteil hasse ich sie. Der dunkelgraue, kalte Beton. Die eisigen, massiven Gitterstäbe. Die unbequeme, harte Pritsche. Zwei Tage bin ich jetzt schon hier und mich hat immer noch niemand freigelassen, obwohl ich mir Mühe gegeben habe, mich nicht zu beschweren und mich ganz hervorragend benehme.

Brandon ist überraschenderweise immer noch da, obwohl ich erwartet hätte, dass er längst über alle Berge ist.

„Clare fragt nach dir", sagt er.

Ich sitze an die Rückwand meiner Zelle gelehnt und starre ins Leere. Sie darf mich nicht so sehen. Niemand soll mich so sehen. Bis jetzt waren es nur vier Leute: Stella, Brandon, Tristan, Elian. Ich beobachte sie alle, während sie da sitzen und mich beobachten. Elian sagt nichts, starrt mich einfach nur an. Tristan erzählt Geschichten aus seinem Leben – alles Lügen – und Stella plappert ununterbrochen.

Ich habe es satt. Ich weiß zwar nicht, wo ich jetzt lieber wäre, aber ganz bestimmt nicht hier. Mein Hals schmerzt und meine Glieder schmerzen. Alles an mir schreit nach Freiheit.

„Ich bin nicht verantwortlich dafür, dass du hier sitzt." Brandon verschränkt die Arme vor der Brust. „Du musst mich gar nicht so anschauen."

„Das ist mein Psychoblick. Pass auf, bald fällt dir das Fleisch von den Knochen", murre ich.

„Du hast wohl zu viele Horrorfilme gesehen."

Ich mache ihn nicht auf seinen Irrtum aufmerksam. Ich glaube, das weiß er selbst nur zu gut. Um etwas zu tun, springe ich auf und tigere im Raum auf und ab. Langsam habe ich es satt, auf Tommy zu warten.

„Mach dir keine Sorgen. Tommy ist ein Denker. Er muss alles für eine Woche mindestens durchkauen."

Das beruhigt mich nicht im Mindesten. Wie bin ich nur hier gelandet?

Es klopft an der Tür, die in diesen blöden Vorraum führt. Schichtwechsel? Nein, dafür ist es zu früh. Ich bleibe mitten in der Bewegung stehen und blicke zu Bran, der nicht wirklich beeindruckt wirkt.

„Herein."

Die Tür schwingt auf. Es ist Tommy. Sein Haar steht in alle Richtungen ab und verlangt lautstark nach einem Haarschnitt. Sein Brille sitzt schief auf seiner großen Nase. Jeder Winkel, jeder Schatten dieses Körpers müsste mir vertraut sein, aber stattdessen fühle ich in mir nur Leere. Absolut nichts.

Brandon tauscht einen kurzen Blick mit ihm und verkrümelt sich dann. Tommy lässt sich auf dem Stuhl nieder, den Tristan hergeschafft hat, weil er sich nicht mehr auf den Boden hocken wollte. Schweigen hängt zwischen uns. Ich kann seinen Blick fast wie eine Berührung auf meinem Körper spüren.

„Jade." Es klingt fast wie ein Seufzer, etwas, das aus dem tiefsten Inneren zu kommen scheint. Wie der letzte Atemzug. Alles fällt von einem ab und plötzlich existiert man einfach nur noch. Es ist unendliche Erleichterung.

Ich setzte mich im Schneidersitz auf den Boden und ignoriere die Kälte, die sich durch meine Hose kämpft.

„Es ist so lange her." Er blickt auf seine Hände, auf den Boden, auf seine Füße. Plötzlich kann er mich nicht mehr ansehen. „Was ist mit dir passiert?"

Ich erkläre es ihm, in allen schillernden Details. Wie mein Körper von Feuer erfasst wurde und ich praktisch schon tot war. Und dann das Wunder: Ich erwachte. Er hört schweigend zu, unterbricht mich kein einziges Mal. In seinen Augen steht Schmerz, als könnte er selbst das Feuer an seiner Haut lecken spüren, als würde er würzige Flammen und verbrannte Haut riechen.

„Es tut mir so leid", haucht er. Er meidet noch immer meinen Blick. Bin ich wirklich so scheußlich? „Das ist alles meine Schuld. Ich hätte bei dir bleiben müssen."

„Mach dich nicht dafür verantwortlich. Du kannst nichts dafür." Wenn hier einer Schuld ist, dann wohl ich. „Wie war ich früher?" Ich muss es einfach wissen.

„Du warst ... einfach toll." Er lächelt in sich hinein, die Erinnerung bereitet ihm offenbar Freude. „Ich kannte dich, seit du ein Baby warst. Wir sind zusammen aufgewachsen, durchs Forschungszentrum gerannt und haben die Angestellten geärgert. Dein Vater hat viel gearbeitet und deine Mutter wollte nicht, dass du bei einer Babysitterin versauerst, also hat sie dich immer mit auf die Arbeit genommen. Du warst schon früher widerspenstig. Wie eine Katze, immer bereit die Krallen auszufahren." Er lacht leise. „Du warst erst acht Jahre alt und trotzdem hat dich jeder mit Respekt behandelt. Es war fast schon unheimlich. Ich glaube, du hast schon mit sechs angefangen, dich für Chemie zu interessieren. Du hast später Preise gewonnen, weißt du? Das Forschungszentrum war praktisch dein Zuhause. Du warst eine echte Überfliegerin. Aber auch sehr eigen. Ich war dein einziger guter Freund. Ich habe dich immer irgendwie dafür bewundert, dass du dich nie darum gekümmert hast, was andere von dir denken."

Ich wünschte, das wäre wirklich so. Eigentlich will ich gemocht werden. Sogar sehr gerne. Aber das werde ich auf keinen Fall vor ihm zugeben.

„Was war meine Mutter von Beruf?", frage ich stattdessen.

„Biologin. Weltbekannt noch dazu. Sie hat jeden Preis eingeheimst, den es nur gibt, und fast ihr ganzes Leben ihrer Arbeit gewidmet. In diesem Punkt warst du ihr sehr ähnlich. Ihr seid beide extrem ehrgeizig." Er spielt mit dem Bügel seiner Brille.

„Und mein Vater?"

„Er war Besitzer und Vorsitzender von Kiefer Inc., sie haben Unterhaltungselektronik hergestellt. Extrem erfolgreiche Firma, deswegen wohntet ihr ja auch im Reichenviertel."

„Wow, klingt ja, als hätte ich das perfekte Leben." Fast zu perfekt. Anscheinend hat das Leben es mir jetzt zurückgezahlt.

„Nicht wirklich." Tommy runzelt die Stirn. „Du hast dich oft bei mir beschwert. Darüber, dass deine Mutter über dein Leben bestimmt."

„Über so etwas beschweren sich doch nur reiche Kinder, die nichts Besseres zu tun haben." Ich spüre Wut in mir hochsprudeln. Wut auf mein früheres Ich. Vielleicht bin ich nur noch eine armselige Kopie, aber wenigstens habe ich etwas erlebt.

„Nein, so warst du nicht", sagt er mit Nachdruck.

Ich verschränke die Arme vor der Brust. Vielleicht bin ich ja doch ganz froh, dass ich ich bin. Dass mir nicht der Erfolg zufliegt.

„Ähm, Jade, ich bin aber nicht hier, um mit dir über die Vergangenheit zu reden, sondern..." Er holt tief Luft, als wappne er sich für einen Kampf. „Ich muss dir etwas gestehen."

Alles an mir verkrampft sich. Das kann nichts Gutes heißen. Vielleicht will er mir ja sagen, dass er das neue Ich hasst. Andere Möglichkeiten fallen mir wirklich nicht ein. Oder vielleicht ist es auch nur etwas Banales, etwas, das er früher getan hat. Meinen Lieblingskuchen aufgegessen, obwohl nur noch ein Stück übrig war. Meine Hausaufgaben ruiniert. Ich weiß es nicht.

„Ich habe dir ein paar Dinge erzählt, die du eigentlich nicht wissen solltest. Mein Vater, er war im gleichen Forschungsteam wie deine Mutter und ... Dr. Ruth."

„Sie haben zusammen gearbeitet?!" Ich schreie fast. Dann hat sie mich angelogen. Sie kannte nicht nur mich, sondern auch meine Mutter. Sie wusste bestimmt, wo sie ist oder dass sie tot ist oder ... Ich hämmere mit den Fäusten auf den Boden ein.

„Ja, ja das haben sie. Mein Vater hatte Bedenken gegenüber Dr. Ruth und er hat nachgeforscht und ihre Pläne entlarvt. Das hat Dr. Ruth aber nicht gefallen und sie ... Ich glaube, sie hat ihn vergiftet. Jeder hat behauptet, es sei Selbstmord gewesen, aber ich kannte meinen Vater." Er wischt sich energisch über die Augen. Seine Stimme bebt vor unterdrückter Wut. „Er ... er hat mir kurz vor seinem Tod erzählt, dass Dr. Ruth plant, die ganze Welt mithilfe von Naturkatastrophen zu zerstören, und mir einen Code für einen Bunker gegeben, in den meine Mutter und ich uns retten sollten. Er wusste wahrscheinlich, dass er sterben würde."

„Das tut mir leid." Ich versuche, mein kochendes Blut unter Kontrolle zu bringen. Ich bin nicht mehr bei Dr. Ruth. Sondern hier.

„Ich wollte ihm helfen, das zu verhindern, aber es ist ihm anscheinend nicht gelungen. Ich bringe das hier für ihn zu Ende. Mithilfe der Rebellen werde ich sie vernichten. Aber Jade, das ist nicht alles. Kurz bevor es passiert ist, habe ich dir alles erzählt, was ich wusste. Jedes einzelne kleine Detail. Erst im Nachhinein ist mir klargeworden, dass es dich in Gefahr bringen könnte. Also habe ich dir heimlich eine Pille verabreicht, die mein Vater entwickelt hat. Etwas ist offenbar schiefgegangen, sie sollte nur dein Kurzzeitgedächtnis löschen, nicht alles."

„Du warst das?" Ich nehme meinen geladenen Gang wieder auf. „DU hast mein Leben ruiniert?" Ich explodiere. Eine Bombe ist nichts im Vergleich zu mir. Mir knallen alle Sicherungen durch. Wenn die Gitterstäbe nicht im Weg wären, ich würde ihm jetzt auf der Stelle an den Hals gehen. Meine Fäuste knallen gegen das harte Metall, ich verlange lautstark von ihm, dass er mich freilässt.

Und er? Er weicht zurück. Entschuldigt sich. Entschuldigt sich noch einmal. Und noch einmal.

Ich schreie, ich wüte wie ein Sturm. Selbst als er weg ist, rase ich noch immer. Die Tür öffnet sich und Tristan nimmt seelenruhig auf dem Stuhl platz. Er lässt alle meine Beschimpfungen an sich abprallen und isst einen Apfel mit der Schnelligkeit eines Faultiers.

Ich breche zusammen. Mein bester Freund hat mein Leben ruiniert. Die Frau, die mein Leben gerettet hat, hat Millionen von Menschenleben beendet.

Ich verstehe die Welt nicht mehr.

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