Unverhofft

By BelovedFire

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Die junge Studentin Mercedes Richards ist voller Zuversicht. In wenigen Monaten hält sie ihren Collegeabschlu... More

Kapitel 01
Kapitel 02
Kapitel 03
Kapitel 04
Kapitel 05
Kapitel 06
Kapitel 07
Kapitel 08
Kapitel 09
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Neues Buch „Bleib doch wo der Pfeffer wächst, Arschloch!"

Kapitel 17

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By BelovedFire

„Lass uns Männer spielen. Du würdest dich nur verletzen." Wütend starrte sie Hayden an. Wieso nahm er sie überhaupt mit, wenn sie am Ende ruhig in einer Ecke sitzen, ihm zu sehen und kein Wort sagen sollte? Manchmal wusste sie nicht recht, ob es in Haydens Gegenwart oder in der ihrer herablassenden, kaltherzigen Eltern schlimmer war. Hayden war der Mensch, der ihr halt gab, bei dem sie sich geborgen fühlte und nichts ihr etwas anhaben konnte. Doch in letzter Zeit gerieten sie immer öfter aneinander. Er sagte verletzende Dinge, ignorierte ihre Gefühle und zeigte kein Interesse an ihrem derzeitigen Problemen.
Im Moment stellte Mercedes sich stets die Frage, wieso sie eigentlich Zeit mit ihm verbrachte? Zeit, die er gleichzeitig für seine engsten Freunde nutzte, sodass ihre Zweisamkeit völlig auf der Strecke blieb.
Traurig setzte sie sich neben dem Volleyballfeld in den Sand, blickte auf das Meer hinaus und unterdrückte die aufsteigenden Tränen. Was hatte sie nur verbrochen, dass kein Mensch sie auf Dauer zu lieben vermochte? Ihre Eltern sollten ihr Geborgenheit, Schutz und Unterstützung schenken stattdessen erntete sie Spott, Hohn und kontinuierliche Kritik. Und der Mann, in den sie sich verliebt hatte und der ihr monatelang zur Seite gestanden hatte, war auf einmal total abweisend, herablassend und desinteressiert. Wieso tat man ihr das an? Sie hatte in ihrem Leben nichts verbrochen, was das Verhalten ihrer Mitmenschen ihr gegenüber rechtfertigte.
Schluchzend wischte sie sich eine Träne von der Wange, die sie nicht hatte zurückhalten können.
Dong. Etwas prallte ihr gegen den Kopf und sie schlug mit dem Kopf auf die Knie, was ihr erneut Tränen in die Augen trieb.
„Sorry. War keine Absicht", rief Hayden neben ihr, schnappte sich den Ball, der wenige Zentimeter neben ihr im Sand gelandet war und kehrte auf das Spielfeld zurück.
„Ist das dein Ernst, Hayden?", schrie sie und blickte mit Tränen verhangenen Blick zu ihrem festen Freund, der sie in diesem Moment eigentlich in die Arme nehmen und ihr entschuldigende Küsse auf den Mund drücken sollte. Mit ausdrucksloser Miene stand er zwischen zwei seiner Freunde und blickte sie mit ausdrucksloser Miene an.
„Sei nicht so empfindlich. Es war nur ein Ball. Ich bekomme andauernd Bälle an den Kopf und weine nicht gleich."
Fassungslos blickte sie ihn an. Ihr Herz schmerzte. Und der Schmerz war um ein Vielfaches intensiver als die pulsierende Stelle an ihrem Hinterkopf. „Du bist so ein Arschloch."
„Na. Na. Na. Sowas sagt man aber nicht, Misses Richards." Seine Freunde lachten.
„Was ist nur los mit dir?"
Seine Gesichtszüge verhärteten sich. Erschrocken wich sie einen Schritt zurück. Sie kannte diesen Blick. Ihr Vater blickte sie immer so an. Hass. Abscheu. Enttäuschung. „Ich sollte dich wohl eher fragen, was mit dir los ist. Am Besten du gehst jetzt. Ich will einen schönen Nachmittag verbringen und du ziehst uns gerade runter."
Demütigung. Sie war es gewohnt von ihrer Familie gedemütigt zu werden, aber das ihr eigener Freund nun in das Boot aufsprang, riss ihr den Boden unter den Füßen weg. Noch nie hatte sie sich durch Respektlosigkeit so verletzt gefühlt. Es fühlte sich an, als hätte Hayden ihr das Herz aus der Brust gerissen, darauf herum getrampelt und dabei gelacht. Er hatte ihr alles genommen.
Erschüttert und unfähig zu denken, schnappte sie sich ihre Sachen und rannte zur nächsten Bushaltestelle, wo sie sich auf die Bank setzte und den Tränen freien Lauf ließ. Was war nur aus ihnen geworden? Vor wenigen Wochen waren sie noch gemeinsam schwimmen gewesen, waren Händchen haltend durch den Park spaziert und hatten Arm in Arm in seinem Bett Filme gesehen bis sie einschliefen. Was war nur geschehen, sodass er sie vor versammelter Mannschaft derartig bloßstellte?
„Mercedes?" Sie zitterte am ganzen Leib und brachte es nicht über sich aufzusehen. Sie wollte nicht sehen, dass sie ihr hinterher liefen und sich darüber amüsierten, dass sie am Boden zerstört war. „Hey. Ich bin da."
Arme legten sich um sie und hielten sie, während sie unkontrolliert schluchzte. „Wieso? Wieso tut er mir das an?"
„Ich weiß es nicht, Mercedes. Du hast das nicht verdient."
Sie weinte noch eine Weile bis keine Träne mehr floss. Langsam richtete sie sich auf, strich sich über die nassen Wangen und blickte dann zu Liam. Er hielt sie noch immer in seinen Armen, hatte die Augen geschlossen und lehnte an den Wänden der Bushaltestelle.
„Danke Liam. Aber du musst hier nicht sitzen."
„Ich finde es nicht richtig, wie er dich behandelt und es macht mich traurig, wenn du so niedergeschlagen bist. Ich konnte dort nicht mehr bleiben." Das sagte einiges über ihre Beziehung zu Hayden aus, wenn sein bester Freund ihr hinterher lief und er nicht. Sie bedeutete ihm nichts mehr.
„Ich hatte wirklich angenommen, dass er mich liebt."
Liam legte ihr eine Hand auf den Unterarm. „Es tut mir leid, Mercedes."
Sie schluchzte, schloss die Augen und versuchte ihre schmerzendes Herz zu ignorieren. „Ich fahre mit dem nächsten Bus nachhause."
„Nein. Ich fahre dich. Komm mit. Das ist das Mindeste."
„Vielen Dank, Liam. Du bist ein guter Freund." Er lächelte, stand auf und reichte ihr dann eine Hand. Sie gingen die Straße hinab zu seinem Jeep, stiegen ein und Mercedes beobachtete die vorbeiziehende Landschaft. Sie musste sich damit abfinden, dass die Beziehung mit Hayden allmählich kaputt ging und es eine Frage der Zeit war bis es offiziell vorbei ist.

„Ich hoffe inständig, dass du in deinem Studium nicht so unaufmerksam bist. Jede Woche ist es dasselbe mit dir, Mercedes", schrie ihr Vater, warf das Besteck auf den Tisch und sah sie mit hochrotem Kopf an.
„Ich verstehe nicht, was wir bei dir falsch gemacht haben. Wir haben dir alles gekauft, was du für eine herausragende Schullaufbahn brauchtest und haben dich überall gefördert. Und gedankt wird es uns nicht", mischte sich auch ihre Mutter ein, die im Gegensatz zu ihrem Vater nicht so sehr aus der Haut fuhr. Paris saß ihr gegenüber und schob sich zufrieden lächelnd eine Gabel in den Mund.
„Dein Dozent ist im selben Golfclub wie deine Mutter und ich. Er hat mir erzählt, dass du in letzter Zeit ein paar Vorlesungen versäumt hast und nicht mehr aktiv daran teilnimmst, sondern sehr oft gedanklich weit weg bist. Mercedes, wir geben dir eine letzte Chance. Entweder du bekommst das in den Griff und konzentrierst dich wieder oder deine Mutter und ich sehen uns gezwungen Härter durch zu greifen."
„Als deine Schwester in deinem Alter war, lief sie schon auf den Fashion Shows in Mailand, Paris und New York. Sie hat sich selbst finanziell abgesichert. Wenn ich mir dich ansehe .. Wir sind eine Lachnummer. Sobald es sich in unserem Golfclub herumspricht, dass unsere jüngste Tochter in ihren Prüfungen versagt hat und keineswegs lebensfähig ist, werden wir das Klatschthema Nummer eins." Entsetzt fächelte ihre Mutter sich Luft zu und ihr Vater legte ihr beruhigend eine Hand auf den Arm.
„Mercedes, wir bezahlen deine Studiengebühren, dein Zimmer im Wohnheim und deine übrigen Lebenshaltungskosten. Solltest du uns enttäuschen, sehe ich mich gezwungen deine finanziellen Mittel zu streichen und unsere Aufwendungen in deine Zukunft zu kürzen." Ihr stockte der Atem. Meinte ihr Vater das gerade wirklich ernst? Er blickte sie aus seinen blaugrauen Augen ernst an, sodass jeder Zweifel an der Ernsthaftigkeit seiner Aussage im Keim erstarb.
„Soll das .. Soll das.." Mercedes war fassungslos.
„Du bist wirklich schwer von begriff", merkte ihre Schwester in einem ruhigen Ton an. Das Blitzen ihrer Augen und der hinterhältige Zug ihres Lächelns verriet, dass sie die aktuelle Streitigkeit köstlich amüsierte. „Ich kann verstehen, warum Vater und Mutter an deinen Fähigkeiten zweifeln. Ich erkläre dir mal, was das bedeuten soll."
Lächelnd legte sie ihr Besteck ordentlich neben dem Teller ab, tupfte ihren Mund ab und faltete dann die Hände auf dem Tisch. „Vater und Mutter werden dein Leben nicht weiter finanzieren. Das soll heißen, dass sie weder deine Wohnung noch deine Bekleidung noch deine Freizeitaktivitäten noch Auto noch sonstige Luxuswünsche finanzieren werden. Du wirst auf der Straße landen und ohne festen Wohnsitz, Arbeit und einen guten Abschluss wird es schwer eine Anstellung in einem Unternehmen zu finden. Du wirst auf der Straße landen."
„Du hast noch ein paar Wochen bis zu deiner Abschlussprüfung. Nutze die Zeit und dein Vater und ich werden überdenken, ob wir dich enterben oder nicht."
Geschockt blickte sie in die Gesichter ihrer Eltern und konnte nicht fassen, dass sie ihr die Pistole tatsächlich auf die Brust setzten. Sie musste hier raus. Sie brauchte frische Luft.
„Halt!" Mercedes hatte gerade den Stuhl zurückgeschoben und war aufgestanden, als ihr Vater sie inne halten ließ. „Um die Ernsthaftigkeit zu unterstreichen, werde ich dir nicht weiter Geld überweisen. Die monatliche Miete für dein Wohnheimzimmer wurde bereits bezahlt. Dein Dozent wird mich über das Ergebnis deiner Prüfung informieren und ich werde dann entscheiden, ob ich bis zur Vergabe weiterhin für das Zimmer aufkomme oder nicht. Behalte im Hinterkopf, dass wenn die Prüfung nicht nach meinen Erwartungen ausfällt, du zu Beginn des nächsten Monats aus dem Wohnheim ausziehen und dir eine eigene Unterkunft organisieren musst, die du selbst auch finanzieren kannst."
Tränen stiegen ihr in die Augen und mit gesenktem Kopf verließ sie das Esszimmer, zog sich im Foyer die Schuhe an und verließ das Haus. Das ihre Eltern nicht liebenswert, freundlich und unterstützend waren, wusste sie, aber ihre Kaltherzigkeit erschütterte sie dennoch. Sie zweifelte nicht eine Sekunde an den Worten ihres Vaters. Zusätzlich zu dem Stress den die finale Prüfung mit sich brachte und ihrer plötzlichen Konfrontation der Vergangenheit durch Hayden, musste sie sich nun auch um ihren Unterkunft für den kommenden Monat kümmern, falls sie entsprechen der der Erwartungen ihrer Eltern versagte. Sie musste finanzielle und existenzielle Fragen klären. Wie sollte sie ihre Lebensunterhaltung finanzieren? Wo sollte sie Leben? Was war am kostengünstigsten?
Probleme, die sie gehofft hatte, nie so kurz vor dem Ende ihres Studiums zu haben.
Schluchzend winkte sie ein Taxi herbei, setzte sich hinein und blickte aus dem Fenster, während sie zu ihrem Wohnheim zurückfuhr. In Zukunft würde sie nicht einmal mehr Taxi fahren können, weil ihr das Geld fehlte. Wie sollte sie sich nur fortbewegen können? Einerseits konnte sie kaum abwarten finanziell unabhängig zu sein. Andererseits hatte sie in diesem Moment Angst.

Das Taxi hielt vor ihrem Wohnheim. Sie bezahlten den Fahrer, stieg aus und atmete auf, als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel. Traurig blickte sie sich um. Sie liebte dieses gemütliche Haus, mit dem einladenden Vorgarten und dem ruhigen Plätzchen hinterm Haus. In der Küche vernahm sie Geräusche und sie entschloss sich zu ihren Mitbewohnerinnen zu gehen, die sie auf andere Gedanken brachten. Heute wollte sie auf gar keinen Fall alleine sein. Holly stand in der Küche am Backofen und holte in diesem Augenblick einen Kuchen aus dem Ofen.
„Ist das ein Apfelkuchen?" Holly nickte begeistert und stellte den Kuchen auf dem Herd ab.
„Ich lasse ihn einen Moment abziehen und dann können wir essen."
Mercedes legte Sage eine Hand auf die Schulter, woraufhin diese erschrocken zu ihr aufblickte. Sie formte mit dem Mund ein Hallo, woraufhin Sage lächelnd nickte und sich dann wieder dem Buch zuwand, dass sie am Esszimmertisch las.
„Bist du heute gar nicht mit den anderen Mädels feiern?" Holly schüttelte den Kopf.
„Nein. Ich habe heute Bewerbungen für einen kleinen Nebenjob geschrieben, versendet und wollte Sage heute Abend etwas Gesellschaft leisten. Trish ist auch da und malt auf dem Balkon. Hat dir die letzte Party gereicht?"
„Fang bloß nicht davon an", stöhnte sie, setzte sich an den Esstisch und stützte den Kopf in die Hände. Sie hatte alle Gedanken an die Party, ihren Erinnerungsverlust und Herbert erfolgreich verdrängt und wollte sie auf keinen Fall wieder an die Oberfläche holen.
„Apropos Jobs. Auf was hast du dich beworben?" Holly zog die Handschuhe aus, lehnte sich an den Backofen und musterte sie.
„Vieles. Eine freie Stelle als Kellnerin, als Putzfrau, als Babysitterin und einmal als Allrounder, also Putzen, Kochen und Babysitten."
„Putzen, kochen und Babysitten? Ist das nicht ziemlich viel."
Holly zuckte mit den Schultern. „Wenn die Bezahlung stimmt. Ich mag eintönige Arbeit nicht und ein bisschen Abwechslung hält den Kopf fit. Du siehst traurig aus. Ist irgendetwas passiert?"
„Meine Eltern - wie immer." Sie lächelte verständnisvoll, drehte sich dann um und holte ein Messer aus einer Schublade. „Ich weiß genau, was du jetzt brauchst."
Ein paar Sekunden später stand ein Teller mit Hollys leckerem Kuchen vor ihr auf dem Tisch. Obwohl sie vor einer guten halben Stunde bereits zu Abend gegessen hatte, war sie nicht gesättigt. Nachdem auch Holly und Sage ein Stück vom Kuchen hatten, aßen sie und setzten sich schließlich für einen gemeinsamen Filmeabend mit romantischen Komödien, die sie bereits tausendmal gesehen hatten ins Wohnzimmer. Mercedes dachte erneut an die drohenden Worte ihres Vaters. Sie würde ihr Bestes geben und noch mehr lernen. Ihre letzten Monaten mit ihren Freundinnen in diesem Haus durfte nicht noch eher enden.

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