Atlantis

Od Mone-Autorin

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Toni geht während einer Kreuzfahrt über Bord des Schiffes und erwacht, an der Seite von Killian, dem gut auss... Více

Kapitel 1 - Toni
Kapitel 2 - Toni
Kapitel 4 - Killian
Kapitel 5 - Toni
Kapitel 6 - Toni
Kapitel 7 - Killian
Kapitel 8 - Toni
Kapitel 9 - Toni
Kapitel 10 - Kira
Kapitel 11 - Toni
Kapitel 12 - Toni
Kapitel 13 - Kira
Kapitel 14 - Toni
Kapitel 15 - Killian
Kapitel 16 - Kira
Kapitel 17 - Killian
Kapitel 18 - Toni
Kapitel 19 - Kira
Kapitel 20 - Killian
Kapitel 21 - Kira
Kapitel 22 - Toni
Kapitel 23 - Killian
Kapitel 24 - Toni
Kapitel 25 - Kira
Kapitel 26 - Killian
Kapitel 27 - Toni
Kapitel 28 - Toni
Kapitel 29 - Kira
Kapitel 30 - Killian
Kapitel 31 - Toni
Kapitel 32 - Killian
Kapitel 33 - Toni
Kapitel 34 - Toni
Kapitel 35 - Kilian
Kapitel 36 - Toni
Epilog - Toni

Kapitel 3 - Kira

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Od Mone-Autorin


Nachdem Antonia verschwunden ist, bleibe ich mit meinem Vater und Kilian zurück. »Vater, warum soll sie unbedingt Kilian heiraten? Sie ist eine Terranerin! Sie hat nicht das Recht, den Thronfolger zu heiraten. Ist dir klar, dass sie damit einmal Königin werden wird? Und was wird Jason dazu sagen?« Mein Vater schaut mich mit düsterem Blick an. Ich weiß selbst, dass meine Liebe zu Kilian etwas zu weit geht, aber er ist nun einmal mein Bruder. Er hat mich von klein auf beschützt und jeder der ihn kennt weiß, dass die harte Schale nur Show ist und ein weiches Herz in seiner Brust schlägt. Auch wenn wir uns mit der Zeit auseinander gelebt haben, weiß ich doch, dass Toni nicht die Richtige ist.

»Kira, nicht du fällst hier die Entscheidungen, sondern ich. Und Jason kannst du auch mein Problem sein lassen.« Vaters Stimme klingt hart, er lässt keinen Widerspruch zu, was meinen Zorn noch weiter anheizt, doch ich halte den Mund. Vorerst.

»Außerdem gibt es einen guten Grund«, spricht mein Vater mit versöhnlicher Stimme weiter. Er holt etwas aus seiner Tasche hervor. Ein kleines Medaillon kommt zum Vorschein, eine Kopie von dem, was er vorhin Antonia gegeben hatte.

»Ihr Medaillon. Ich habe es anfertigen lassen, damit ich einen Teil von Damian bei mir tragen kann. Er ist auch der Grund, warum Kilian Antonia heiraten muss. Ich darf nicht zulassen dass sie den anderen Weg wählt.« Ich frage mich was an einem blöden Medaillon so besonderes sein soll, dass die Person die es trägt, gleich meinen Bruder heiraten und somit Teil der Familie werden muss.

Mein Vater öffnet das Medaillon und Mutter schnappt nach Luft und hält sich die Hand vor den Mund. »Ich wusste doch, dass ich den Namen kenne«, wispert sie.

Ich gehe dichter ran um zu sehen, was so besonderes an dem Ding ist. Dort ist das Gesicht eines Mannes zu sehen, der genau wie Toni rote Haare hat. Auch die Nase scheint das Mädchen von ihm zu haben und die schräg stehenden Augen.

»Wer ist das?«, stelle ich die offensichtliche Frage, die mir wahrscheinlich eh keiner beantworten kann, da der Typ ein Terraner zu sein scheint.

»Das ist Damian Amari«, antwortet mein Vater überraschend Emotional. »Er war mein bester Freund, bis er sich entschied für eine Frau an die Oberfläche zu gehen. Ich habe ihn danach nur noch ein einziges Mal gesehen.« Er schluckt bevor er weiter spricht. »Am Tag seines Todes.«

»Amari bedeutet doch 'vom Meer kommend', oder?«, frage ich, denn der Nachname war es, der mich vorhin zum schnauben gebracht hat. In den ganz alten Geschichtsbüchern heißt es, dass der Name Amari einmal sehr angesehen in Atlantis war, aber es wurde nie erwähnt, dass es noch jemanden gab, der den Namen trägt. Ich bin davon ausgegangen, dass Toni unser Geheimnis herausgefunden hat und sich absichtlich so nennt.

Etwas scheint in meinem Vater aufzubrechen, wie eine längst vergessene Erinnerung. Plötzlich sieht er viel älter aus und man sieht zum ersten Mal, dass die Zeit auch bei ihm Spuren hinterlässt. Er nickt.

»Ja, das bedeutet er. Damian trug diesen Namen und ich habe es nicht geschafft ihn zu retten. Toni ist seine Tochter und das Letzte was ich für ihn tun kann, ist mich um sie zu kümmern. Deswegen kann ich sie einfach nicht sich selbst überlassen.«

»Und deswegen muss sie gleich Kilian heiraten?«, frage ich, weil mir das ganze immer noch nicht einleuchten will und mein Vater mir etwas verwirrt vorkommt. Selbst wenn er sich ihrem Vater gegenüber verpflichtet fühlt, reicht es doch, wenn er sie einfach hier wohnen lässt.

»Ich kann sie nicht einfach so aufnehmen. Das würde das Volk nicht verstehen. Zumal es verboten ist einen Terraner nach Atlantis zu lassen. Es gibt zu viele Leute, die ihr was Böses wollen würden, selbst wenn ich bekannt gebe, wer ihr Vater ist. Vielleicht würde sie das sogar in noch größerer Gefahr bringen. Aber wenn ich Kilian und Toni verheirate, wird das Volk denken, dass ich einfach nur meinen Sohn vor einer schlimmeren Strafe schützen will. Das können sie eher akzeptieren, als die Tatsache, dass ich mich um ein Mädchen von der Oberfläche kümmern will, dessen Vater ein abtrünniger Atlanter war.«

»Außerdem trägt Antonia Atlantergene in sich. Als ich sie gefunden habe, war sie gerade dabei sich zu verwandeln«, fügt Kilian hinzu, der nicht gerade glücklich aussieht.

»Aber das sollte sie doch in den Augen des Volkes würdig erscheinen lassen, bei uns zu leben«, gebe ich zu bedenken. »Und sie kann doch auch einen anderen Atlanter heiraten, da gibt es doch genug die gut zu ihr wären.« Es versetzt mir einen Stich, dass ich nichts für Kilian tun kann. Mein Leben lang war er für mich da, aber nun kann ich rein gar nichts für ihn tun. Ich weiß genau, dass es ihm zutiefst widerstrebt überhaupt jemanden zu heiraten. Eigentlich hatte er nicht einmal vor König zu werden bis Vater ihm Alexandra vorsetzte, die nun seine Versprochene ist. Kilian schüttelt den Kopf und widerspricht: »Nein, eben nicht. Unser Volk akzeptiert nur Atlanter, die hier geboren wurden. Es wird so schon schwer sie zu integrieren, selbst wenn sie mich heiratet. Sie ist ein Halbling. Das Volk würde Angst bekommen, dass sie flieht und uns verrät. Ein anderer Atlanter könnte ihr niemals genug Sicherheit bieten.« Weiterhin skeptisch schüttele ich den Kopf. Wenn ich es nicht besser wüsste würde ich denken, mein Bruder sei Eifersüchtig, aber bevor das passiert, taucht Atlantis aus dem Wasser auf.

»Und wenn sie Bescheid weiß?«, wende ich mich an meinen Vater. »Was wenn sie das alles plant und hoffte, dass du genauso reagieren würdest? Was wenn sie einfach nur Königin von Atlantis werden will um uns dann zu verraten?« Kilian runzelt die Stirn und Mutter und Vater sehen mich an, als hätte ich nicht mehr alle Muscheln beisammen.

»Glaub mir«, sagt Kilian sanft, mit dieser Stimme die nur für mich reserviert ist. »Sie kann nichts von alldem wissen. So eine Verwirrtheit kann man einfach nicht spielen. Außerdem war sie in Todesangst, als ich sie gefunden habe. Und das obwohl sie dabei war sich zu verwandeln. Sie hat nicht geatmet und einfach die letzte Luft aus ihren Lungen entweichen lassen. Wodurch sie Ohnmächtig wurde.«

Es ärgert mich zutiefst, dass er sie auch noch in Schutz nimmt. Es kann ihm doch nicht wirklich gefallen, ein Mädchen heiraten zu müssen, das er kaum kennt.

»Willst du sie denn heiraten?«, frage ich herausfordernd um Kilian aus der Reserve zu locken. »Was ist mit Alexandra?«

Er zieht die Augenbrauen zusammen und antwortet mit zusammengebissenen Zähnen: »Ich werde tun, was ich tun muss um die Konsequenzen meines Handelns zu tragen.« Dann wendet er sich ab. Ich schaue meine Mutter an, die sonst immer auf meiner Seite ist, aber auch sie schaut mich nicht an. Jeder hier scheint zu glauben, dass diese dämliche Hochzeit, die Einzige Lösung ist, aber was hat es für einen Sinn das Oberhaupt einer Stadt zu sein, wenn man dann nicht mal die Regeln ändern kann?

Ich schaue noch einmal in die Runde, bevor ich wütend den Raum verlasse. Vor der Tür muss ich mich erst ein wenig beruhigen, also bleibe ich stehen und versuche tief durch zu atmen, bis ich Schritte höre. Ich verstecke mich hinter einer Säule und sehe, wie Lope mit Antonia aus einem der zahlreichen Flure kommt. Toni sieht ziemlich überrascht aus, als sie die große Halle betritt. Zugegeben sie sieht umwerfend aus, in der Kleidung der Atlanter. Aber Aussehen ist nun einmal nicht alles und nur weil sie gut aussieht, heißt es noch lange nicht, dass sie auch geeignet ist Kilian zu heiraten.

Noch bevor ich es richtig begreife, folgen meine Füße schon den beiden Mädchen. Ich muss herausfinden was Toni im Schilde führt. Ich muss sie entlarven bevor es zu dieser dämlichen Hochzeit kommt.

Nach einer Weile bleiben sie auf dem großen Platz vor der Gesetzestafel stehen. Lope erklärt Antonia wer von uns wer ist. Als Toni glaubt ich sei Kilians Verlobte, würde ich am liebsten aus meinem Versteck springen und ihr den Hals umdrehen, doch ich halte mich zurück. Nachdem Lope mit der Vorstellung fertig ist, will sie weiter gehen, doch Toni bleibt an der Gesetzestafel hängen.

Mit jedem Satz den sie liest, sehe ich wie ihr Gesichtsausdruck finsterer wird. Unsere Gesetze scheinen ihr gar nicht zu gefallen. Dabei sind sie von allen Städten noch die lockersten. In Voltameri dürfen Frauen überhaupt nicht allein hinausgehen. Aber wenn sie ihr nicht passen, umso besser, vielleicht lässt sie dann von Kilian ab und wählt den Tod. Wäre sowieso besser für sie. Aber kein Terraner hätte den Mumm, den Tod zu wählen.

Meine Gedanken erschrecken mich. Niemand verdient den Tod. Selbst Toni nicht. Wenn es doch nur einen Weg zur Flucht geben würde. Wieso musste sie auch bei uns landen. Es gibt neunzehn atlantische Städte, warum musste sie ausgerechnet in Atlantis landen?

Tonis Reaktion auf unsere Gesetze ist etwas anders als ich erwartet habe. Sie erzählt wie es bei ihr auf der Oberfläche ist und wie die Menschen da leben. Ungläubig starre ich nach oben. Es soll eine Welt geben, in der die Frauen genauso viel zu sagen haben wie die Männer? Das kann nicht sein. Frauen sind dazu da, den Männern zur Seite zu stehen und auch wenn wir hier in Atlantis das Recht haben zu lernen wie man sich verteidigt, so sind es doch die Männer die bestimmen wie wir leben. Toni muss sich irren.

Doch das Mädchen spricht mit solch einer Inbrunst und Überzeugung, dass ich ins Schwanken gerate. Und als sie dann auch noch sagt, dass sie unter diesen Bedingungen lieber stirbt als Kilian zu heiraten, weiß ich gar nicht mehr, was ich noch von ihr halten soll. Sie macht wirklich nicht den Eindruck, als sei sie mit Absicht hier. Alles scheint sie zu verwirren und auch ein bisschen zu ängstigen. Aber wie ist es möglich, dass sie bei allen Meeren der Welt ausgerechnet hier landet? Hier wo ihr Vater her kommt? Das scheint mir doch etwas zu viel für einen Zufall.

Als die beiden im Haus von Lopes Vater verschwinden, mache ich mich auf den Weg zurück in den Palast. Hier werde ich sowieso nichts mehr herausfinden und ich habe schon zu viel Zeit verschwendet. Bevor Toni hier auftauchte, hatte ich einen Ausflug ins Wasser geplant. Jetzt ist es zu spät um noch aufzubrechen. Und das ist nur Tonis Schuld. Ich liebe Atlantis, aber manchmal muss ich der Enge der Stadt einfach entfliehen. Es gibt Momente in denen sie mich zu erdrücken scheint. Vor allem dann, wenn mir Bewusst wird, dass ich und Kilian schon zwanzig Jahre alt sind. Es ist ein Wunder, dass bisher kein König der anderen Städte um meine Hand für seinen Sohn gebeten hat. Es ist unvermeidbar, dass es eines Tages so weit sein wird. Und dann muss ich gehen. Ich werde einem anderen versprochen und werde nichts dagegen tun können. Atlantis wird dann nicht mehr mein Zuhause sein.

Am nächsten Tag laufe ich Onkel Remo über den Weg. Er ist der Bruder meiner Mutter und hat immer ein offenes Ohr für mich.

»Kira, was ziehst du denn für ein Gesicht?«, fragt er und hebt eine Augenbraue. Seine blonden Haare hat er zurück gekämmt.

»Ich sehe aus wie jeden Tag«, antworte ich barsch. Ich mag meinen Onkel eigentlich, deswegen tut mir meine pampige Antwort im nächsten Moment schon wieder leid.

»Tut mir leid, Onkel Remo«, sage ich und er lächelt mich milde an.

»Es ist nur, ich verstehe einfach nicht, warum Kilian ein wildfremdes Mädchen heiraten muss, nur weil er sie aus dem Wasser gezogen hat. Alexandra wird auch nicht gerade begeistert sein und was wird ihr Vater sagen? Er ist kein König der sich so eine Beleidigung gefallen lässt.« Seufzend setze ich mich auf eine Ottomane die an der Wand steht. Onkel Remo kommt langsam rüber und setzt sich neben mich.

»Manchmal geschehen eben Dinge die wir nicht verstehen. Vielleicht solltest du dem Mädchen eine Chance geben. Rede doch mal mit ihr, damit du dir ein Bild über sie machen kannst. Vielleicht ist sie ja ganz nett. Und was König Jason angeht: Er hat genug mit seiner Stadt Lamne zu tun. Außerdem wollte er Alexandra sowieso nie so weit weg verheiraten. Aber Kilian war nun mal eine gute Partie. Atlantis ist die größte der versunkenen Städte, wer hier herrscht hat auch eine gewisse Macht über den Rat. Das war alles was König Jason gereizt hat. Und nun kam eben Toni dazwischen. Ich glaube das Mädchen ist ganz in Ordnung.«

Ich schnaube verächtlich. »Ich habe sie gestern mit Lope beobachtet. Sie ist eine typische, verwöhnte Terranerin. Hat erst mal über unsere Gesetze her gezogen und gesagt sie würde lieber sterben, als Kilian zu heiraten und ihre Freiheit zu verlieren.« Dass mich diese Entschlossenheit von ihr gegen meinen Willen ein bisschen Beeindruckt hat, behalte ich für mich. »Dabei sind unsere Gesetze noch nicht einmal die schlimmsten. Stell dir vor sie wäre in Voltameri oder Prahara gelandet.« Kopfschüttelnd schaue ich Onkel Remo an.

Onkel Remo lächelt nur und sagt: »Sie ist aber hier angekommen. Und das war ihr Glück, jeder andere König hätte sie sofort getötet, allein schon dafür, dass sie ein Halbwesen ist.« Ich zucke mit der Augenbraue, während ich sage: »Und so wie es aussieht weiß sie das noch nicht einmal.«

Remo klopft mir noch einmal aufmunternd auf die Schulter und sagt: »Versuche mit ihr auszukommen. Das macht es leichter.« Dann steht er auf und geht, während ich ihm finster hinterher schaue.

Statt seinem Rat zu folgen gehe ich in meine Gemächer und versuche zu malen. Die Farbe hat Vater mir von einer seiner langen Reisen mitgebracht. Er hatte diplomatische Dinge in Katal zu erledigen. Das liegt im Weddel Meer und sie machen Farbe aus ganz speziellen Korallen, die es nur in der Nähe der Antarktis zu geben scheint. Meine Bilder sind nicht gerade Meisterwerke, doch beim Malen kann ich herunter kommen und mich beruhigen.

Am Abend schaffe ich es dann doch endlich Remos Rat zu folgen, über meinen Schatten zu springen und Toni in ihrem Gästezimmer aufzusuchen.

Vor der Tür des Mädchens stehen zwei unserer Palastwachen.

»Kann ich zu ihr?«, frage ich, da ich nicht sicher bin, ob sie überhaupt Besuch empfangen darf.

Die Wachen nicken und ich klopfe an. Von drinnen bittet mich eine leise Stimme herein.

Toni sitzt auf dem großen Bett und hält ein Buch in der Hand. Als sie aufschaut und mich erblickt, werden ihre Augen groß vor Erstaunen. Obwohl sie nichts macht, ziehen sich meine Augenbrauen zusammen und ich wappne mich innerlich.

»Hallo«, sagt sie und deutet ein Lächeln an, welches ihr vergeht, als ich meine Augenbrauen noch enger zusammenziehe. Ohne zu wissen warum fahre ich sie gleich an: »Du wirst niemals gut genug für Kilian sein. Und du wirst niemals eine Königin sein. Du solltest dich lieber für den leichteren Weg entscheiden.«

Im ersten Moment schaut Toni mich nur perplex an, doch dann sehe ich wie sich etwas in ihr verändert. Mit einem Mal wirkt sie stolz und unerschrocken, gar nicht mehr wie das verschüchterte Mädchen, das gestern im Thronsaal stand. Sie steht auf.

»Jetzt hör mir mal gut zu«, sagt sie in schroffem Tonfall. »Wenn du eine Möglichkeit kennst wie ich von hier abhauen kann, dann verrat sie mir doch! Ich bin ganz Ohr. Glaub ja nicht, dass es für mich eine Freude wäre, deinen vermaledeiten, hochnäsigen, arroganten Bruder zu heiraten. Er wird niemals gut genug für mich sein! Nicht anders herum!« Perplex schaue ich das Mädchen vor mir an und kann einfach nicht verhindern, dass ich Ähnlichkeiten zu mir entdecke. Als ich noch jünger und naiver war, war ich auch so aufsässig und habe geglaubt, jedem die Stirn bieten zu können. Doch in Atlantis ist das ein Irrtum. »Wenn du hier überleben willst, solltest du deine Zunge hüten«, sage ich. Doch Toni will meinen Ratschlag nicht annehmen.

»Nur weil ich in eurer bescheuerten Welt gelandet bin, lasse ich mir bestimmt nicht den Mund verbieten. Und jetzt wäre es nett wenn du das Zimmer verlässt. Oder kennt man das Wort Privatsphäre hier nicht?« Toni dreht sich um und geht zum Bett zurück. Sie drückt den Rücken durch und vermeidet es noch einmal in meine Richtung zu sehen, doch täuschen kann sie mich nicht. Ich habe die Tränen in ihren Augenwinkeln bemerkt und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass sie mich nicht kalt lassen.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen verlasse ich das Zimmer und gehe in mein eigenes, immer noch unschlüssig, was ich von Toni halten soll. Sie scheint Charakter zu haben. Aber so richtig schlau werde ich aus ihr nicht. Und ich weigere mich strikt so etwas wie Sympathie für sie zu empfinden. Wieder beuge ich mich über meine Malerei und versuche mich abzulenken.

Am nächsten Morgen versammelt mein Vater uns alle im Thronsaal. Auch Toni wird hereingebracht. Sie wirkt heute nicht so verschreckt wie das letzte Mal. Ihr Gang ist aufrecht und sie hat das Kinn nach vorne geschoben, aus ihrem Gesicht spricht Entschlossenheit. Das mintgrüne Kleid und die Frisur sitzen genauso perfekt, wie auch schon bei unserer ersten Begegnung.

»Nun, Antonia, hast du dich entschieden?« Toni schaut hinüber zu Kilian, dessen Miene verschlossen ist und der es nicht wagt Toni anzuschauen. Alles an ihm wirkt abweisend. Wahrscheinlich hofft er Toni damit abschrecken zu können. Doch diese wirkt nur noch entschlossener.

»Ich habe vorher noch eine Frage«, sagt Antonia mit fester Stimme und tritt auf den König zu.

»In diesem Buch steht, dass es Terraner die hier her kommen gestattet ist sich einzugewöhnen. Sie haben 5 Wochen Zeit. Fünf Wochen in denen sie noch nicht den Gesetzen Atlantis' unterstehen. Diese fünf Wochen beginnen mit der Hochzeit. Was auch bedeutet, dass ich mich nicht eurer Kleiderordnung oder euren Ausgehzeiten unterwerfen muss, dass ich auch allein hinaus gehen darf, meine eigenen Entscheidungen treffe und auch entscheide mit wem ich mich abgebe.« Sie macht eine kurze Pause und stockt in ihrem Redefluss »Und... und dass die Ehe nicht sofort vollzogen werden muss.« Bei diesen Worten wird Toni rot. Es scheint ihr peinlich zu sein, das vor uns allen anzusprechen. Kilian hingegen sieht leicht belustigt aus.

Toni spricht weiter: »Ich weiß, dass seit Ewigkeiten keine Terraner mehr nach Atlantis kamen. Deswegen meine Frage: Gilt das was in dem Buch steht noch?«

Die Miene meines Vaters ist unergründlich. Er lässt sich mit seiner Antwort lange Zeit und mit jeder Sekunde die verstreicht wird Toni immer nervöser. Schließlich antwortet er: »Ja das gilt noch. Du hast das gleiche Recht wie die Terraner damals. Fünf Wochen. Nicht einen Tag mehr.«

Toni schluckt und schaut noch einmal zu Kilian, dessen Miene nun einfach nur noch ausdruckslos ist. Sie hebt noch einmal das Kinn bevor sie antwortet: »Okay, dann werde ich Kilian heiraten.« Während Toni in sich zusammenfällt als hätte sie gerade ihr Todesurteil unterschrieben, breitet sich ein Strahlen auf dem Gesicht meines Vaters aus. Und auch meine Mutter lächelt leicht. Ich habe das Gefühl die beiden wissen irgendetwas, das ich nicht weiß.

Meine Mutter steht auf und führt Toni persönlich aus dem Raum. Kilians Gesicht ist immer noch ausdruckslos, als auch ich mich erhebe und den Thronsaal verlasse. Sollen sie alle doch machen was sie wollen

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