Unverhofft

By BelovedFire

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Die junge Studentin Mercedes Richards ist voller Zuversicht. In wenigen Monaten hält sie ihren Collegeabschlu... More

Kapitel 01
Kapitel 02
Kapitel 03
Kapitel 04
Kapitel 05
Kapitel 06
Kapitel 08
Kapitel 09
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Neues Buch „Bleib doch wo der Pfeffer wächst, Arschloch!"

Kapitel 07

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By BelovedFire

„Ich bin paranoid. Er macht mich wahnsinnig", schimpfte Mercedes, stand von Boden auf und fuhr sich mit den Händen durchs Haar. Jedesmal wenn sie ein Fenster passierte, warf sie einen prüfenden Blick nach draußen und ging sicher, dass Hayden nicht wieder vor ihrem Haus parkte und auf den richtigen Moment wartete, um sie abzufangen.
Wahnsinn. Sie würde wahnsinnig werden, wenn er weiterhin einen Großteil ihrer Gedanken ausmachte. Hoffentlich hatten Phoebes Worte Früchte getragen und er würde sich endlich von ihr fern halten. Sie musste daran denken, was sie sich im Leben für Ziele gesetzt hatte. Beruflicher Erfolg. In erster Linie wollte Mercedes in die Fußstapfen ihres Vaters treten und das Familienunternehmen übernehmen, was die Übernahme von Unternehmen auf allen Kontinenten sowie die Verantwortung für über 2 Millionen Arbeitsplätze bedeutete. Mercedes war sich sicher, dass sie für die Position geeignet war und das sie mit etwas Fingerspitzengefühl und Taktik ihr Unternehmen noch weiter expandieren konnte.
„Denk an deine Ziele", ermahnte sie sich erneut selbst, schnappte sich ihren Rucksack und verließ eilig das Haus, nachdem sie sich eine Wasserflasche und etwas Verpflegung eingepackt hatte. Sobald sie ihre Kopfhörer im Ohr hatte, beschleunigte sie ihre Schritte und begann ihre wöchentliche Joggingrunde. Sie atmete den frischen Duft des Waldes ein und genoss das Gefühl in der Früh, wenn die Luft noch angenehm kühl war und die meisten Kommilitonen noch schliefen, zu laufen. Sie stellte sich vor, dass sie auf dem Weg von ihrem Wohnheim zum Strand all ihre Sorgen verlor und fühlte sich nach ihrer Sporteinheit meist befreit und frisch für die neuen Probleme des Alltags. Erneut beschleunigte sie ihre Schritte, um den Park sowie die kurze Stadtpassage hinter sich zu lassen.
Sie blieb erst stehen, als sie den Sand des Strandes unter ihren Turnschuhen spürte. Erleichtert glitt sie aus den Schuhen, zog ihr Jäckchen aus und genoss das Gefühl des Sandes zwischen ihren Zehen, während sie zu ihrem Lieblingsplatz auf einer Düne zwischen dem hohen Gras ging. Nachdem die Decken ausgebreitet war, setzte sie sich, zog ein Buch aus der Tasche und aß ein Butterbrot. Es war kurz nach halb Acht am Morgen und sie fühlte sich fit für den Tag.
Lächelnd legte sie sich auf die Decke, schloss die Augen und atmete tief durch.

„Wohin gehen wir, Hayden?" Neugierig sah sie sich um. Es war dunkel und sie liefen über einen Trampelpfad. Das Geräusch von brechenden Wellen wurde immer lauter und durchbrach die sonstige Stille der Nacht.
„Wir gehen an meinen Lieblingsort", teilte er ihr mit, während er ihr einen Ast aus dem Weg hielt. Mit weit aufgerissenen Augen betrachtete sie das sich ihr bietende Bild.
„Hayden, das ist .." Zwei starke Hände legten sich auf ihre Schultern und ein fester Körper stand dicht an ihrem Rücken.
„Wunderschön? Magisch? Atemberaubend?"
„Ja."
Hayden nahm plötzlich ihre Hand und zog sie hinter sich her über die weitläufige Lichtung zur Klippe. „Komm mit. Von hier ist es noch viel schöner."
„Hayden, ich ..." Mercedes stemmte die Füße in den Boden und machte sich schwer. Abrupt hielt er inne, drehte sich zu ihr um und sah sie verwirrt an. „Höhenangst."
Sofort wurden seine Gesichtszüge weicher. Er machte einen Schritt auf sie zu und strich ihr eine lose Locke aus dem Gesicht. „Vertraust du mir?"
„Ich .. Ich bin ehrlich gesagt nicht gut im Vertrauen." Vertrauen? Welchem Menschen vertraute sie? Ihren Eltern und ihrer Schwester definitiv nicht und da endete auch schon die Liste ihrer Freunde, Bekannte und Verwandte. Sie schluckte und wand beschämt ihr Gesicht ab.
Sanft legte er ein Finger unter ihr Kinn und zwang sie ihn anzusehen. „Ich werde mir dein Vertrauen verdienen. Auf mich kann man sich immer verlassen."
Überrascht sah sie ihn an, als er ihre Hand los ließ und einige Schritte zurück näher zur Kante machte. Was tat er da?
„Hayden, was ..?"
Er setzte sich auf den staubigen Boden und bedeutete ihr sich zu ihm zu setzen.
Nervös trat sie von einem aufs andere Beine und dachte angestrengt nach. Hayden hatte abwartend die Arme ausgebreitet und beobachtete aufmerksam die verschiedenen Emotionen, die sie in diesem Moment überkamen und sich deutlich auf ihrem Gesicht abzeichneten.
Entschlossen machte sie einen Schritt auf ihn zu und legte ihre Hand in die seine. Vorsichtig ging sie neben ihm in die Knie.
„Nein, komm her." Mit einem beruhigenden Lächeln bedeutete er ihr sich vor ihn zu setzen, sodass er sie in seine Arme einschließen konnte. Ihr Herz schlug ganz schnell und ihre Hand kribbelte dort, wo sie einander berührten.
Langsam kam sie seiner Aufforderung nach und atmete tief durch, als sie sich mit dem Rücken an seine Brust lehnte und er seine Arme um ihren Bauch legte. Hätte ihr jemand vor knapp einem Monat gesagt, dass sie heute mit Hayden Carmichael an der Klippe sitzen und die Sterne beobachten würde, dann hätte sie demjenigen einen Vogel gezeigt und gelacht.
„Die Chancen heute eine Sternschnuppe zu sehen, stehen gut." Sie drehte sich leicht in seinen Armen, sodass sie ihm besser in seine faszinierenden, kristallblauen Augen sehen konnte.
„Hast du etwas, dass du dir wünschst?" Er lächelte und ihr Herz setzte einen Moment zu schlagen aus.
„Ja und du?" Nachdenklich sah sie wieder auf das Meer hinaus und kuschelte sich unbewusst dichter an ihn.
„Ich wünsche mir viel."
„So ein Wunsch muss gut überlegt sein. Denk darüber nach, was von all den Dingen, die du dir wünschst, dich am Glücklichsten macht. Die Liebe? Gute Noten? Beruflicher Erfolg für die Zukunft? Der sichere Halt einer liebevollen Familie?" Ihr war ganz flau im Bauch geworden.
„Hast du das aus einem Buch?", fragte sie ihn leicht belustigt sowie verwundert, da sie mit so viel Philosophie nicht gerechnet.
„Nein. Ich bin nicht belesen. Ich bin Sportler. Wir lesen nicht."
„Wenn du nicht so muskulös wärst, würde man dir das nicht abnehmen."
Er lachte. „War das gerade ein Kompliment?"
„Möglicherweise." Sie spürte wie ihr die Röte ins Gesicht stieg und wand ihren Blick von ihm ab. „Ich bin froh dich vor vier Wochen angesprochen zu haben. Du bist wirklich etwas besonderes, weil du so ganz anders als die anderen Mädchen bist."
„Wieso sollte ich anders als die Anderen sein?" Sanft strich er ihr die Haare von der Schulter.
„Du gibst dich nicht mit dem zufrieden was du siehst. Du hinterfragst Dinge und bist auch nicht so naiv nur das zu glauben, was du siehst. Du siehst mehr in mir als das hübsche Gesicht und den strategischen, talentierten Sportler - und das hebt dich deutlich aus der Masse von Mädchen hervor, außerdem hast du andere Prioritäten. Die anderen Mädchen legen Wert auf Optik, Freunde und Spaß, während du dich auf deine Ziele für die Zukunft konzentrierst und nun endlich mal deine Bücher aus der Hand legst. Du bist etwas verdammt besonderes, Mercedes Richards."

Überrascht öffnete sie die Augen, als die Sonne nicht länger auf ihrer Haut brannte. Was zum Teufel? Noch bevor sie etwas sagen konnte, hatte sich Hayden bereits neben sie auf die Decke gesetzt und lehnte sich ruhig zurück, wobei sein Blick unentwegt auf ihr lag. Hatte er sie verfolgt?
„Was machst du hier?" Er lächelte breit.
„Ich war joggen und habe dich zufällig entdeckt. Ich wohne hier um die Ecke." Lässig deutete er hinter sich auf die Innenstadt und die weit in den Himmel ragenden Hochhäuser.
„Hättest du nicht einfach weiterlaufen können?"
„Hätte ich tatsächlich tun können, habe ich jedoch nicht. Ich habe noch ein paar Dinge zu klären und wie könnte ich besser mit dir darüber sprechen als hier, wo du mir nicht so leicht entkommen kannst und deine Freundinnen dir nicht helfen können." Sie schluckte. Sie hatte keinerlei Interesse daran sich so früh am Morgen schon mit ihm auseinander zu setzen. Seit sich Donnerstag bestätigt hatte, dass er tatsächlich hier war, verging kein Tag an dem sie nicht mit ihm konfrontiert war. Mit ihm und somit mit ihrer Vergangenheit. Selbst eine Begegnung die Woche war bereits eine Begegnung zu viel, wenn man es ins Verhältnis ihrer Aufeinandertreffen der vergangenen Jahre setzte.
„Danke, aber ich habe kein Interesse."
„Mary, ich habe keine Lust länger um den heißen Brei herum zu reden. Ich würde dich gerne näher kennenlernen. Du kannst nicht leugnen, dass da etwas zwischen uns ist und ich habe es ehrlich gesagt auch langsam satt. Wenn du kein Interesse daran hast mit mir auszugehen und unsere Beziehung auszubauen, dann werde ich das akzeptieren. Gleichzeitig würde ich mir allerdings wünschen, dass wir wie zwei normale Menschen miteinander umgehen .. und wenn du magst, dann vergessen wir einfach was letzte Woche beinahe passiert wäre und fangen ganz von vorne an." Ungläubig musterte Mercedes ihn. Meinte er das wirklich ernst? Es war ein verlockendes Angebot. Er würde aufhören sie zu bedrängen und sie könnten gemeinsam mit Phoebe Zeit verbringen. Sie bezweifelte, dass er sie mit ihrem früheren Ich in Verbindung brachte. Vielleicht war das ihre Chance ihm zu beweisen, was für eine Frau aus ihr geworden war und würde eine gute, freundschaftliche Grundlage schaffen ehe sie ihm von ihrer gemeinsamen Vergangenheit erzählte.
„Du .. Meinst du das wirklich ernst?" Er verzog leicht das Gesicht, aber nickte. „Dann würde ich das Angebot annehmen. Ich habe ehrlich gesagt auch keine Lust mich ständig mit dir zu streiten."
Er lächelte etwas widerwillig, setzte sich dann gerade auf und reichte ihr seine große Hand. „Ich bin Hayden Carmichael und freue mich dich kennenzulernen."
„Merc... Mary. Freut mich ebenfalls." War das eine gute Idee? Sie hoffte, dass es eine gute Idee war. Denn wenn nicht, dann konnte sie jetzt auch nichts mehr ändern.
„Erzähl mir ein bisschen was von dir. Woher kommst du? Hast du Geschwister? Was studierst du und was sind deine Interessen?"
„Ich wohne hier seit meinem siebzehnten Lebensjahr, habe eine ältere Schwester und studiere Wirtschaft. Ich möchte nach meinem Abschluss in die Fußstapfen meines Vaters treten, Karriere machen und unser Familienunternehmen übernehmen." Er beobachtete sie aufmerksam.
„Was macht dein Vater?"
„Mein Vater ist in der Ölbranche tätig." Hoffentlich fragte er nicht nach dem Namen ihres Unternehmens, denn es war kein Geheimnis das Peter Richards zwei Töchter hatte und Hayden kannte ihren schnöseligen, abweisenden Vater. „Und du? Was machst du beruflich?"
„Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Ich habe bereits im Kleinkindesalter mit meinem Vater Basketball gespielt und bin ganz gut." Ganz gut? Das war wohl die Untertreibung des Jahrhunderts. Er war zu Highschoolzeiten bereits eine Bombe auf dem Spielfeld und sie bezweifelte nicht eine Sekunde, dass er seine Können noch weiter verbessert hatte. Unwillkürlich erinnerte sie sich an die dutzend Male, die sie auf der Tribüne gesessen, das Spiel verfolgt und ihn angefeuert hatte. Sie verstand nicht wirklich die Spielregeln, aber ihm dabei zuzusehen wie er geschickt den Ball zwischen den Beinen wandern ließ, bevor er zu einer Seite ausbrach und mit großen, schnellen Schritten über das Feld hechtete, um schließlich in die Höhe zu springen und einen Korb zu werfen, war einfach mitreißend und unglaublich beeindruckend gewesen. Außerdem hatte sie sein euphorisches, glückliches Gesicht nach einem erfolgreichen Spiel geliebt. Mit erhitztem Blick war er über das Spielfeld zu ihr gerannt, die Tribüne hinaufgestiegen und hatte ihr Gesicht mit beiden Händen für einen leidenschaftlichen Kuss umfangen.
„Mary?" Hayden hatte den Kopf schief gelegt und sah sie nachdenklich an. „Wo bist du denn mit deinen Gedanken?"
„Nicht so wichtig", keuchte sich, wobei sie sich verlegen auf die Innenseite ihrer Unterlippe biss.
„Kennst du dich mit Basketball aus?"
„Nicht wirklich. Ich habe früher auf der High School ein paar Spiele verfolgt. Ich .." Ihr Blick blieb an ihrer Uhr am Handgelenk hängen. Es war mittlerweile kurz vor neun Uhr. Sie war in einer Stunde mit Tylor zum Lernen verabredet. Wenn sie sich nicht verspäten und zuvor noch duschen wollte, dann sollte sie sich jetzt schleunigst auf den Weg zurück machen. „Tut mir leid, Hayden, aber ich bin zum Lernen verabredet und muss jetzt los."
„Wollen wir vielleicht später einen Kaffee trinken?", fragte er, während sie sich eilig die Schuhe anzog und von der Decke aufsprang, um diese zusammenzupacken. Hayden half ihr beim zusammenlegen der Decke und als sich ihre Hände für den Bruchteil einer Sekunden berührte, setzte ihr Herz einen Moment zu schlagen aus. Ihre Haut kribbelte und sie spürte wieder dieses flaue Gefühl im Magen, dass sie damals in seiner Nähe andauernd verspürt hatte.
„Ich denke nicht, dass ich heute noch einmal Zeit haben werde."
„Wie wäre es mit morgen?" Sie schüttelte den Kopf, schulterte ihren Rucksack auf und setzte sich ihre Cap wieder auf den Kopf, um die Sonne etwas abzuschirmen.
„Hab einen schönen Sonntag, Hayden." Sie lief eilig davon, bevor er ihr antworten konnte. Als sie den Park erreichte, hielt sie an und blickte zurück. Er war nirgends zu sehen und sie atmete tief durch. „Hoffentlich war das keine falsche Entscheidung."

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