Tacha und der Gott der Jagd...

By BlauerFalter

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Dafydd lebt mit seinen Eltern alleine im Wald und sorgt mit seinem Vater für Nahrung und Geld. Sein Vater kan... More

Der Grund des Schicksals
Die Schatuelle
Der Kuss

Der Schlüssel

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By BlauerFalter

Der Verkauf des Mantels brachte Dafydd und seinen Eltern genug Geld ein, um ohne Probleme durch den restlichen Herbst und den Winter zu kommen. Dafydd musste auch nicht mehr jeden Tag stundenlang jagen gehen, um die Familie zu ernähren. Es war eine angenehme Zeit ein volles Vorratslager zu besitzen und die Beziehung zu seinem Vater verbesserte sich.

Erst Ende des Winters, kurz bevor der Frühling ihn ablösen sollte, wurde das Essen doch etwas knapper. Dafydd beschloss, wieder in den Wald zu gehen. Doch das Glück war ihm nicht hold.

Kein Tier ging in die Fallen. Er verfehlte, obwohl er genaustens zielte.

Unglücklich ging er Richtung „Der Grund des Schicksals", die ewigwarme Lichtung. Er wollte unbedingt auf andere Gedanken kommen und auf dem Weg dahin pfiff er ein Lied.

Plötzlich spürte er ein Beben unter seinen Füßen und hörte Äste knacken. Einige Rehe und Hirsche brachen aus dem Dickicht und kreuzten seinen Weg. Der junge Jäger reagierte schnell und konnte so ein Reh erlegen. Er jubelte und lachte, doch anstatt nach Hause zu gehen, ging er zur Lichtung. Als er die Lichtung schon von weitem sehen konnte, wurden seine Schritte immer langsamer und blieb genau an einen der Bäume stehen, die den „Grund des Schicksals" umkreisten.

Das Mädchen, welches er im Herbst getroffen hatte, stand da und blickte zu ihm.

Er ging zu ihr, legte das Reh neben sich ab und traute seinen Augen immer noch nicht.

Die junge Frau blickte auf das Tier hinunter, verzog ihren Mund traurig, ehe sie Dafydd wieder ansah. „Hallo", sagte sie knapp und lächelte.

„Hallo", erwiderte er und ein bedrückendes Schweigen trat ein. Er wusste nicht, was er noch sagen sollte. Sollte er ihr offenbaren, dass er sie vermisst hatte?

„Kamen du und deine Eltern gut durch den Winter?", fragte sie nach einer Weile.

„Ja", antwortete Dafydd schnell. „Dank deines Mantels." Sie grinste ihn an. „Aber warum hast du das getan? War dir nicht kalt, als du am Morgen gegangen warst?"

„Ich friere nicht so schnell", antwortete sie und ging leicht von Dafydd weg. „Komm."

Kurz sah er zum Reh hinunter, dann folgte er der namenlosen Schönheit. Er wollte ihr so gerne all seine Fragen stellen, die er bereits seit ihrem ersten Treffen hatte.

„Frag ruhig", sagte sie plötzlich und setzte sich ins Gras. Dafydd war verwundert, wusste sie, dass er Fragen hatte?

„Wie heißt du?", wollte er wissen und gesellte sich zu ihr.

Sie warf ihr dunkles Haar nach hinten und legte sich ins Gras. „Wenn du diesen wüsstest, wärst du mir gegenüber anders. Daher möchte ich ihn dir ungern sagen."

„Dann... dann bist du eine Königstochter?" Flink sprang Dafydd auf und verbeugte sich.

Das Mädchen erhob sich wieder und lachte. „Nein, das bin ich nicht. Nun setzt dich hin und stelle mir deine anderen Fragen."

„Woher kommst du?", fragte Dafydd, als er sich wieder hinsetzte.

„Ursprünglich aus dem Norden von Niaver. Nun bin ich..." Sie schmunzelte. „hier auf Wanderschaft."

„Bist du etwa eine Händlerin?" Dafydd war so verwundert und fasziniert von ihr. Er wollte so viel mehr hören. Er wollte ihre Stimme auf ewig hören.

„In der Art, ja." Sie sah ihn eine Weile an, bevor sie weitersprach. „Darf ich für eine Weile bei dir und deinen Eltern bleiben?"

„Immer!" Seine Antwort kam ohne weitere Gedanken darüber, ob seine Eltern dafür stimmen würden oder nicht. „Dann musst du aber in meinem Zimmer schlafen. Ohne Wiederworte!"

Sie schien etwas dagegen sagen zu wollen, blieb aber stumm und nickte. „Deine Eltern sind sehr nette Leute", meinte sie und atmete tief ein. „Lass uns nur noch einen kleinen Moment hier bleiben."


Sie unterhielten sich über die Natur und lachten über kuriose Geschehnisse mit den Tieren des Waldes.

Tullia erzählte ihm, dass sie einmal aus Versehen einem Hasen, das Leben gerettet hätte. Er wurde von einem Fuchs gejagt und sie war an ihnen vorbeigegangen und der Fuchs blieb vor Schreck stehen. Er sah dem noch laufenden Hasen hinterher und trottete davon.

Dafydd erzählte ihr, von seiner heutigen missglückten Jagd und der wundersamen Begegnung mit dem Rotwild.

Sie hörte ihm aufmerksam zu, lächelte, als er lächelte. Zu gerne wäre er mit ihr auf der Lichtung geblieben. Doch die Zeit aufzubrechen nahte mit großen Schritten und Dafydd nahm das Reh über seine Schulter und das Mädchen ging neben ihm her.

„Meine Eltern werden einen Namen gerne wissen wollen. Damals waren sie enttäuscht gewesen, dass du keinen Namen nanntest", sagte Dafydd und das Mädchen nickte.

„Dann stell' mich als Tullia vor, dann sind sie beruhigt." Sie grinste und lachte, als ob sie seine Gedanken lesen könnte. „Nein, dieser Name hat fast nichts mit meinem echten zu tun."

Dafydd erwiderte nichts darauf, nickte nur stumm und beide gingen weiter durch den Wald.

„Hast du irgendwo Gepäck?", fragte der junge Jäger nach einer Weile und von weitem konnten beide den Rauch vom Haus aufsteigen sehen.

Tullia schüttelte den Kopf und sagte daraufhin: „Ist schon alles vor deinem Elternhaus."

Für Dafydd war Tullia ein Rätsel, welches er zu gerne gelöst hätte. „Wie hast du nur...?

Sie legte einen ihrer schlanken Finger auf seinen Mund und lächelte ihn warm an. „Das muss du nicht wissen, mein Lieber."

Dafydd spürte, dass er errötete, und erkannte auch bei Tullia das sie rot wurde. Beide räusperten sich und beeilten sich zum Haus zu kommen.

Vor dem Haus standen ein kleiner Lederpacken und eine unterarmlange hellbraune Truhe mit einem goldenen Schloss.

Tullia lächelte Dafydd an. „Siehst du? Ich brauche nicht viel."

„Du bist außergewöhnlich", gestand Dafydd und sie sah errötend zu Boden.

„Danke. Das... das bist du auch", flüsterte sie.

„Ich bin nur ein Jägerssohn", meinte er, doch sie runzelte ihre Stirn.

„Nein, das bist du nicht! Du bist viel mehr für...", antwortete sie laut und legte eilig ihre Hände auf ihrem Mund. „Ich meine ... klopf doch bitte an."

Dafydd sah Tullia direkt in die Augen und wollte fragen, was genau sie damit meinte, doch sein Gedanken brach ab, da er auf seiner Haut ein leichtes Kribbeln spürte und den Drang ihrer Bitte nachzukommen. Er legte das Reh neben der Haustür ab und klopfte.

Sekunden später öffnete sein Vater die Tür. „Ach, mein Junge, gut das du..." Er verstummte, da er Tullia erblickte. „Oh."

„Guten Tag", sagte sie freundlich und knickste.

„Schön das du wieder da bist. Nur zu einer unpassenden Zeit."

Aus dem Haus hörte man jemanden qualvoll stöhnen und Dafydd sah besorgt hinein. „Ist etwas mit Mutter? Was hat sie?" Er drängte sich an seinen Vater vorbei, lief zum Schlafzimmer seiner Eltern und riss die Tür auf. Seine Mutter lag gekrümmt im Bett und wälzte sich hin und her.

Tullia betrat leise nach ihm das Zimmer. „Was hat sie?", fragte sie und blickte zu Dafydd Vater, der ihr nachgekommen war.

„Ich weiß es nicht", antwortete er ihr.

„Darf ich zu ihr?", fragte sie weiter und sein Vater überlegte kurz.

„Ja, aber lass dich nicht anstecken", meinte dieser und Tullia gesellte sich zu Dafydd, der neben dem Bett der Eltern saß. Seiner Mutter perlten bereits Schweißtropfen vom Gesicht hinunter.

„Was hat sie gegessen?", wollte Tullia wissen, berührte die Stirn der Frau und zuckte zurück. „Sie ist so heiß, wie die warmen Quellen des Nordens!"

„Sie hat nichts besonderes gegessen. Wir hatten noch etwas Eintopf von den letzten Tagen", erklärte der Vater.

Tullia seufzte und Dafydd sah sie verwundert an. In seinem Kopf hörte er sie zu ihm sprechen: „Vertraust du mir?" Er nickte ihr nur still zu, sie lächelte und eilte hinaus in Richtung Feuerstelle.

„Wieviel wurde gegessen?", fragte sie laut und Dafydd stellt sich vor, wie sie angeekelt in den Topf blickte. Er selber hatte nichts davon gegessen und war heilfroh, dass er auf die mahnende Stimme, die er morgens vernommen hatte, gehört hatte. Für einen kurzen Moment glaubte er, dass es vielleicht Tullias Stimme gewesen wäre.

„Heute hatte ich nicht so viel Hunger, daher aß meine Frau beide Portionen", erklärte Dafydds Vater.

„Der Eintopf war etwas älter als gedacht", meinte sie. „Ich weiß aber was man dagegen tun kann." Sie kam wieder ins Schlafzimmer und sah Dafydd an. „Kannst du mir kurz helfen?"

Dafydd sprang sofort auf. „Was möchtest du?"

„Das du mir meine Truhe und meinen Packen in die Stube bringst."

Dafydd war verwirrt, die Truhe war doch gar nicht so groß und wirkte auch nicht sonderlich schwer. Selbst ihr Packen war noch handlich genug, um ihn mit der Truhe tragen zu können.

„Vertrau mir", flüsterte Tullias Stimme in seinem Kopf. „Bitte."

Dafydd nickte ihr zu, verließ das Schlafzimmer und holte die Truhe von draußen in die Stube. Sein Vater war bereits da und sah verwundert die Truhe an.

„Du hast dir ein merkwürdiges, aber sehr liebenswertes Mädchen ausgesucht", sagte er und Tullia ging aus dem Schlafzimmer direkt zur Truhe.

Sie fuhr mit ihren Fingern über das Holz und atmete tief durch, bevor sie sich eine Kette vom Hals abnahm. Dafydd sah sich den sonderbaren Schlüssel, der daran befestigt war, an und glaubte immer mehr, dass er träumte. Der Schlüssel war gold-silbern und schimmerte wie das Wasser in einem Fluss im Sommer. Sie kniete sich hin, steckte den Schlüssel hinein, drehte ihn und verharrte für einen Moment, bevor sie die Truhe öffnete. Tullia lächelte, sah David an und wieder spürte er dieses sonderbare Kribbeln auf seiner Haut.

„Es wird alles gut", versprach die Stimme von ihr in seinem Kopf.

Tullia nahm ein kleines Fläschchen aus der Truhe, schloss diese und ging zurück zur Mutter, die noch immer qualvoll stöhnte. Dafydd folgte Tullia und sah, wie das junge Mädchen die Flasche entkorkte und es unter die Nase seiner Mutter hielt. Sie hustete kurz auf und beruhigte sich sogleich. Auf den Lippen seiner Mutter bildete sich ein Lächeln.

„Ich lasse es hier stehen. Sie muss über Nacht es einatmen und daher wäre es gut, wenn sie alleine heute schläft", erklärte Tullia, stellte das Fläschchen auf den Tisch neben dem Bett und schaute zu Dafydd und seinem Vater. „Sonst braucht sie länge rum zu genesen."

Dafydds Vater ging zu seiner Ehefrau, strich ihr über den Kopf und sah Tullia an. „Danke."

„Ich helfe gerne", erwiderte sie.

Dafydd, sein Vater und Tullia kehrten zurück in die Stube und setzten sich an den Esstisch. Tullia blickte zu ihrer Truhe, die noch immer auf dem Boden stand. Dafydd stand auf, nahm die Truhe und stellte diese genau vor Tullia auf den Tisch an.

„Du musst sie noch abschließen, nicht wahr?", fragte er und sie musterte ihn.

„Ja", sagte sie knapp, drehte den Schüssel und legte die Kette wieder um ihren Hals.

„Danke", sagte Dafydd. Tullia nickte nur, stand selber auf und ging zu dem Topf, in dem der Eintopf war.

„Ich werde ihn richtig sauber machen", meinte sie, nahm ihn und wollte gerade hinaus gehen, da sprang Dafydd wieder auf.

„Warte Tullia, ich komme mit!"

Tullia musterte ihn, nickte und ging aus dem Haus.

„Wir sind gleich wieder da, Vater", sagte Dafydd. Sein Vater brummte vor sich hin und warf neues Feuerholz in die Feuerstelle.

Draußen war es bereits dunkler und Tullia stand mit dem Topf neben dem Brunnen. Sie goss aus dem Eimer etwas Wasser hinein und schwenkte den Topf hin und her. „Zupf bitte Gras raus", sagte sie, als Dafydd sich ihr näherte.

Dafydd sammelte eilig Gras und überreichte es ihr. Tullia lächelte leicht und begann den Topf damit zu säubern.

„Bist du die Tochter eines Alchemisten?", fragte Dafydd, doch sie schüttelte nur den Kopf.

„Vielleicht sage ich es dir eines Tages."

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