Dark Neyfrem #2

By FantasydreamerL

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Das ist der zweite Teil von Neyfrem! *** Ich will jetzt nicht zu viel vorwegnehmen. Wer den ersten Teil geles... More

*Info*
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Epilog
Danksagung

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By FantasydreamerL

Vollkommene Dunkelheit umhüllte mich. Es war nicht, als sei ich weggetreten. Ich war wach und noch völlig bei Bewusstsein. Aber ich konnte nichts sehen. Es war als würden meine Augen mich verspotten wollen und sich von meinem Körper abgekapselt hätten. Panik stieg in mir auf. Ich fühlte mich in meinem eigenen Körper eingesperrt. Ein Gefängnis aus Fleisch und Kochen, umhüllt von einer Schicht Haut, die alles beisammenhielten. Erst wurde mir die Unendlichkeit der Dunkelheit bewusst.
War das etwa die Fähigkeit von Calebs Vater? Konnte er Leute die Sehkraft stehlen? Ich versuchte meine Arme zu heben. Wenn ich nur blind geworden war, konnte ich mich zumindest wehren und ihn besiegen. Mit all meiner Kraft hob ich meine Arme. Aber es ging nicht. Ich hatte keine Arme mehr. Also war mein Geist nicht mal in meinem Körper eingesperrt, sondern durch das Fehlen einer Hülle paralysiert. Es war als wären meine Synapsen in den Urlaub gefahren und hätten mich in einem funktionslosen Körper zurückgelassen. Mich zu bewegen war schier unmöglich. Ich konnte nicht einmal an mir hinuntersehen um mich zu versichern, dass ich kein Körper hatte.

Die Dunkelheit umarmte mich und neckte mich. Es war etwas Vertrautes in ihr, etwas Friedvolles. Wie in dem Schlaf. Wie in dem Tod.

Oh nein.

Auf einmal wurde mir bewusst wo ich war. Diese unendliche Dunkelheit und die Unfähigkeit mich zu bewegen. Ich war wieder gestorben. Diese vertraute Dunkelheit. Hier war ich schon einmal gewesen. Wie konnte ich wieder hier sein? Das war unmöglich!

»Wenn haben wir den da.« Diese Stimme würde ich überall wiedererkennen. Sie gehörte zu Charon. Genau wie beim letzten Mal sprach er ohne Worte zu benutzen. Seine Stimme klang alt und weise. Allein seine Gegenwart durchflutete meinen Geist mit Energie. Kein Wunder, dass ich mich nicht bewegen konnte. Hier war ich körperlos. Nur meine Seele war hier. Nur durch sie konnte ich mich bewegen. »Das Neyfrem Mädchen, dass mir durch die Finger ging.« Ein tiefes beben ging durch meinen Geist. Hatte er da gerade gelacht? Fühlte es sich etwa so an, wenn ein uraltes Wesen belustigt war?

»Du sagtest selbst, dass meine Zeit nicht gekommen war.«, erwiderte ich vorsichtig. Es fiel mir schwer zu sprechen. War es nicht gewohnt ohne einen Mund Wörter zu bilden.

Die Kreatur kam näher. So nah. Es fühlte sich an, als würde es mich streifen. »Wir hatten ein Deal, Mädchen.« Ich spürte seine Präsenz sehr deutlich. Vor allem, als er sich vorlehnte und meinen Geist berührte. »Du hast dich verändert. Du hast mehr Macht. Naja zumindest im Verhältnis der sterblichen. Nicht in meinem Verhältnis.«

»Wie kann es sein das ich hier bin?«, fragte ich ihn. Irgendwie musste ich wie beim letzten Mal Zeit schinden. Vielleicht gelang es mir wieder einen Weg hier raus zu finden.

»Du hast keine Angst vor mir.«, überging er meine Frage. »Gestern auf dem Fest hattest du auch keine. Du wolltest nach mir greifen. Niemand hat das jemals versucht. Furcht ist was ich verbreite.«

Es stimmte also, dass es eine Feier für Charon gewesen war. »Furcht ist was für die schwachen.«

»Entweder du bist sehr mutig oder sehr dämlich.«, erwiderte er bedrohlich. »Keine Angst vor mir zu haben, könnte ein fataler Fehler sein.«

»Es bringt nichts Angst vor etwas zu haben. Angst paralysiert nur, hindert einem am Gewinnen.«, erklärte ich. »Ansonsten wird geschehen, was geschehen muss. Ohne Angst hat man bessere Chancen.«

»Das Stimmt. Aber nicht jeden paralysiert die Angst. Adrenalin kann auch ein Werkzeug sein.«, flüsterte er. »Oder soll ich dir die Geschichte eines Neyfrem Mädchens erzählen, welches nach einer Begegnung mit mir ihr Leben behielt. Sie hatte Angst und war mir ausgeliefert. Doch als sich ihr die Chance bot mir zu entkommen war sie nicht paralysiert.«

»Nun ja. Dieses Mädchen gibt es nicht mehr. Sie war schwach.«, erwiderte ich. Dieses Mädchen wollte ich auch nie wieder sein. »Aber es scheint, als hätte sie großen Eindruck bei dir hinterlassen.«

Wieder bebte es. Es war ein komisches Gefühl ihn Lachen zu hören. Eine so alte Kreatur, die das Lachen nicht verlernt hatte. Nach einer Ewigkeit in Einsamkeit. Nur in Begleitung der Toten die - wie er mir bei meinem letzten Besuch erzählt hatte- nur Jammern konnten. Das klang für mich wie die reinste Folter. »Es gibt etwas an dir, was mich immer wieder überrascht. Deshalb habe ich dich im Auge behalten. Nicht nur gestern beim Fest.«

»Was du hast mich gestalkt?«, fragte ich entrüstet. Er interessierte sich für mich. Das war seltsam. Wieso sollte sich jemand wie er für jemanden wie mich interessieren. Ich war für ihn wie eine mickrige Kakerlake.

»Weißt du noch, wie ich letztes Mal erwähnte, dass nur drei Personen es jemals gelungen ist mir zu entkommen?«, fragte er und fuhr fort ohne meine Antwort abzuwarten. »Das waren drei meiner Kinder. Einer von ihnen war Hades. Der Anführer der Zoyats. Er ging zurück und begann den Leuten zu erzählen, dass ihm dieser Ort gehören würde. Er verbreitete lügen und stahl meine Identität. Alle glaubten ihm. Vor allem sein Volk. Sie beteten ihn an und folgen ihm, im Glauben, dass er über sie Toten wachte. Dachten er würde ihnen im Leben nach dem Tod Schutz bieten.
Auch meine anderen zwei Kinder haben sich danach unmöglich benommen. Aber noch nie hat es jemand hier rausgeschafft ohne meine Hilfe. Und du hast danach nicht mal damit geprahlt. Hast die Kunde davon nicht in aller Welt verkündet. Hast es nur deinen vertrauten erzählt.« Sein Blick durchbohrte mich. »Das ist ein wenig beleidigend. Du solltest dich geehrt fühlen.«

»Wie meinst du das? Kinder?«, fragte ich und überging seinen verletzten Stolz. Die Vorstellung, dass diese alte Kreatur Kinder zeugen konnte war absurd.

»Ich habe sie zwar nicht gezeugt, aber sie waren meine Kinder.«, erzählte er. »Nur diese drei Söhne habe ich jemals gehabt. Und als ihre Zeit kam ließ ich sie laufen. Gab jeden einzelnen von ihnen eine zweite Chance zu leben.« Hatte diese uralte Kreatur etwas ein Herz? Einen anderen Grund gab es für eine solche Tat nicht.

Ich schaute ihn überrascht an. »Wieso waren sie deine Söhne, wenn du sie nicht gezeugt hast?«

»Zu drei Zeitpunkten der Geschichte starben drei Babys. Ich wusste, dass jeder einzelne etwas Besonderes war. Sie konnten großes Leisten, wenn sie sich dazu entschlossen oder schreckliches. Die ersten zwei Söhne enttäuschten mich ungeheuer. Obwohl sie die Voraussetzungen hatten, waren sie egoistisch und nur an ihr wohl bedacht. Dann gab ich es auf Babys mit Potential, eine zweite Chance zu geben.«, er seufzte. Es war seltsam ihn so sprechen zu hören. Ich hatte ihn nicht für jemand gehalten, der sich für das Gute in der Welt einsetzte. »Doch einige Jahrhunderte später kam Hades. Er hatte so viel Potential. Mehr, als ich bei allen anderen Toten jemals gespürt hatte. Jemanden wie ihn konnte ich nicht sterben lassen. Dieses Potential konnte ich nicht einfach ungenutzt lassen. Also hauchte ich dem Toten Baby, in meinen Armen, neues Leben ein. Er war schwach. Genau wie seine Brüder vor ihm. Sie waren gestorben, weil ihre Seele noch nicht stark genug gewesen waren, um am Körper haften zu bleiben.
Als seine Zeit kam und er genug Zeit hier verbracht hatte, um neue Kraft zu schöpfen, schickte ich ihn zurück zu seinem Todeszeitpunkt.«

Ohne ihn zu berühren ertastete ich seinen Geist. Wollte sehen, was er dachte. Wollte überprüfen ob ich auch hier meine Fähigkeiten benutzen konnte. Warum hatte er mir diese Geschichte erzählt? Was bezweckte er damit? »Also ist wegen dir der Krieg ausgebrochen? Und deine Schuld ist es auch, dass die Zoyats und Menschen auf der Erde leben müssen?«

»Ja.«, sagte er gleichgültig. Auf einer Seite war es im egal und auf der anderen wollte er den Menschen helfen? Auch wenn er bis jetzt echt gescheitert war.

»Warum liegt dir überhaupt was daran ihnen zu helfen?«, fragte ich ihn interessiert.

»Das tat es mal. Früher da war ich Licht. Ich wollte den Neyfrem helfen. Doch egal ob Menschen, Zoyats, Neyfrem oder dunkle Neyfrem, diese Rassen ist zerstörerisch. Ich war dumm und jung. Genau wie eure Welten.«, gab er zu. »Nach meinem Fehlversuch mit Hades gab ich auf. Es wurde mir immer gleichgültiger was mit euch passierte. Ich wurde älter und aus mir wurde die Dunkelheit die du jetzt siehst. Doch ein Funken Licht steckt in jedem. Auch wenn die Dunkelheit es zu überschatten versucht.«

»Sie sind es nicht wert gerettet zu werden. Keiner von ihnen.«, erwiderte ich gleichgültig. Er hatte die richtige Entscheidung getroffen sie im Stich zu lassen.

»Das ist schon das zweite Mal, dass du „ihnen" sagst. Aber du gehörst dazu. Du bist auch eine von ihnen.«, stellte er amüsiert fest.

»Richtig.«, stellte ich bitter fest. Darin genau lag das Problem. Ich wollte nicht sein wie alle anderen.

»Aber du bist anders.« Er musterte wieder meinen Geist. »Letztes Mal dachte ich, dass es an deiner Reinheit lag. Du warst so gut und unschuldig. Aber das hat sich geändert und trotzdem bist du besonders. Warum?«

Seine Worte schockierten mich. Hier kamen täglich bestimmt tausende von Menschen durch und ich war es die besonders war?

»Du bist mir sehr ähnlich. Ich sehe mich in dir wieder. Anfangs war ich so wie du, bevor du zu einem dunklen Neyfrem wurdest. Ich wollte die Welt retten. Wollte bedeutend sein. Etwas mit meinem Leben bewirken. Nicht grundlos am Leben sein.« Er sprach so offen, dass ich mich plötzlich fragte, ob ich es hier wieder lebend rausschaffen würde. In Filmen erzählte man nur Leuten die schon dem Tod geweiht waren, seine persönlichsten Gedanken. »Doch durch Ereignisse veränderten wir uns. Wir wurden gnadenlos und uns wurde das Elend -was wir zuvor so beharrlich versucht hatten auszulöschen- gleichgültig. Der einzige Unterschied zwischen uns ist, dass ich echte Macht besitze und du nur den Krümel den jemand weggeschmissen hat.«

»So wenig Macht kann ich gar nicht haben, wenn ich dich besiegt habe. Richtig?« Es war wahrscheinlich nicht sehr weise ihn auch noch zu provozieren. Schließlich hatte er ja recht. Er konnte mich zerquetschen wie einen Käfer, wenn er nur wollte. Für mich grenzte es an einem Wunder, dass er es nicht schon getan hatte, nachdem ich ihm das letzte Mal vernichtend besiegt hatte.

Zum dritten Mal bebte es. »Ich glaube ich habe in meinem gesamten Dasein noch nie so viel gelacht wie heute. Du bist ein sehr amüsantes Wesen. Deshalb hasse ich dich auch nicht.«

»Wie wäre es? Wollen wir uns die Haare flechten und uns gegenseitig Freundschaftsarmbänder machen?«, fragte ich. Langsam schien er mir seltsam. Warum war er so an mir interessiert.

Diesmal spürte ich nur ein grinsen, soweit man ein grinsen spüren konnte. »Ich habe keine Haare. Aber danke für dein Angebot.«

Nun lag es an mir zu lachen. Dieses Gespräch war so absurd. Wie konnte es nur so anders verlaufen, als beim ersten Mal? Es kam mir fast so vor, als hätte diese alte Kreatur tatsächlich Humor. Wer sollte mir das bitte glauben!

»Aber wir könnten trotzdem Freunde sein.«, flüsterte Charon und ein Schauder lief über meinem Geist. Es hatte schon fast wie eine Drohung geklungen. Also sagte ich schnell: »Natürlich.«

Seine Laune hob sich. »Würdest du gerne sehen wo ich wohne.« Sah ich das nicht schon? Wo war ich gerade, wenn nicht in seinem Zuhause. Er schien meine Verwirrung zu spüren. »Das hier ist nur der Eingang. Wir könnten zu Nalhyka gehen, wenn du willst?«

Die Neugier packte mich. Es war mir egal, was er mir zeigte. Ob wir zu Nalhyka gingen oder zu dem ersten König von England. Ich wollte nur sehen, was sich hinter dem Vorhang verbarg. Wollte etwas sehen, was noch keine lebende Person gesehen hatte. Das gab mir bestimmt einen Vorteil im Leben. Wissen über das Leben nach dem Tod zu erhalten, würde mir bestimmt etwas bringen.
Aber konnte ich ihm auch wirklich trauen? Vielleicht war das ja auch nur eine Falle, damit ich ihm nicht wieder entwischte und wirklich auf der anderen Seite landete, wo es kein Zurück gab. Ich wollte gerade schon dankend ablehnen, als er mich schnell berührte und wir verschwanden. Die Dunkelheit blieb, dennoch fühlte ich wie wir uns fortbewegten. »Ich wusste, dass du „Nein" sagen würdest, obwohl du wolltest. Aber das ist keine Falle. Wenn du einen Weg rausfindest, wie beim letzten Mal werde ich dich nicht daran hindern. Aber solange kann ich dich ja rumführen. Ich hatte noch nie echten Besuch.« Er freute sich tatsächlich über meine Anwesenheit. Ich würde gerne sehen, wie er aussah. Hatte keine Vorstellung, ob er einen Körper besaß oder nur aus seinem Geist bestand.

Es war mir unheimlich, dass er so fröhlich war. Ich wusste nicht genau, was er von mir wollte. Wieso er heuchelte mit mir befreundet sein zu wollen, war mir ein Rätsel.

Die Dunkelheit wich immer mehr. Erst jetzt begann ich mich mit meinem Geist umzusehen. Hätte ich Lungen gehabt, wäre jetzt der Augenblick an dem ich den Atem angehalten hätte.

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