Dark Neyfrem #2

By FantasydreamerL

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Das ist der zweite Teil von Neyfrem! *** Ich will jetzt nicht zu viel vorwegnehmen. Wer den ersten Teil geles... More

*Info*
~Gaia~
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Epilog
Danksagung

~13.2~

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By FantasydreamerL

Schon von weiten konnte man helle Lichter und die riesige Rauchwolke aufsteigen sehen. Umso näher wir kamen, umso deutlicher war zu erkennen, dass das Licht von einem riesigen Lagerfeuer stammte, das genau in der Mitte des Friedhofs aufgebaut wurde.

Während wir uns dem näherten, kam mir zum ersten Mal die Erkenntnis, dass ich ein Volk anführte, von dem ich so gut wie nichts wusste. Ich wusste weder deren Traditionen noch deren Kultur. Sogar Attica schien mehr von ihnen zu wissen als ich. Noch nie hatte ich von diesem Fest gehört und es gab bestimmt noch sehr vieles mehr, von dem ich nichts wusste. Ich hatte ja nicht einmal ein Jahr bei ihnen gewohnt. Wie konnten sie mich ihre Anführerin nennen? Das war lächerlich. So gut wie jeder andere hätte bessere Voraussetzungen für diese Stellung als ich.

Viele tanzten ausgelassen um das Feuer, als gebe es nur diesen Augenblick. Als gebe es keine anderen Sorgen. Nur dieser Moment bedeutete etwas. Die Magie dieses Momentes wurde nur manchmal von einzelnen Personen unterbrochen, um einen großen Kelch entgegen zu nehmen, der durch die Menge gereicht wurde. Die Energie die in der Hyse lag war unnatürlich. So etwas hatte ich schon mal gespürt. Es war als wäre eine große Macht hier vertreten. Ich wusste nicht wo ich das gespürt hatte, aber es kam mir so vertraut vor. Wie etwas das mich früher in meinen Alpträumen jagte.

Wir traten näher und die Magie die in der Hyse schien sich langsam zu lösen. Nach und nach wurden unsere Präsenzen allen bewusst. Ein Getuschel ging durch die Runde und viele erschrockene und überraschte Blicke sahen mich an. Die Ausgelassenheit war verpufft, wie der Rauch, der immer weiter gegen Himmel schlich und nicht mehr zurück zu bringen war. Man konnte manche Dinge nicht einfach rückgängig machen. Genauso war auch die Aufmerksamkeit die jetzt auf mir lag. Ich konnte es nicht ungeschehen machen. Aber ich konnte die Lage beruhigen und hoffen, dass sie ihr Fest weiter feierten. Ich war der Lebende Beweis in welcher Lage sie waren. Wie sie eigentlich kämpfen sollten, statt hier Feste zu feiern. In manchen Gesichtern sah ich Scham. Sie dachten wahrscheinlich, dass sie mich im Stichgelassen hatten, nach dem ich für sie gekämpft hatte und nicht zurückgekehrt war. Und das hatten sie in gewisser Weise auch.

»Sie lebt.«, rief jemand.

Auf einmal wurde alles totenstill und niemand wagte es auch nur zu atmen, so als hätte sie die Erkenntnis getroffen, dass ich wirklich am Leben war und sie nicht halluzinierten.

Ich versuchte mir ins Gedächtnis zu rufen, wie ich früher reagiert hätte. Also setzte ich ein strahlendes Lächeln auf. »Es freut mich zu sehen, dass ihr alle wohl auf seid. Ich möchte euch bitten, dass es in dieser Runde bleibt, dass ich noch am Leben bin. Ihr seid mein Volk. Meine Familie. Und ich konnte es nicht mehr ertragen euch im dunklen zu lassen. Aber um Mehyl zu stürzen, musste ich mich in seinen engeren Kreis schleichen und ich muss sein Vertrauen gewinnen. Das ist der einzige Weg.«, log ich. Ich seufzte und blickte hoch, so als würde mein Schicksal in deren Händen liegen. »Werdet ihr mein Geheimnis für euch behalten.« Viele nickten eifrig und einigen liefen sogar Freudentränen übers Gesicht. Sie glaubten mir anscheinend den Schwachsinn den ich ihnen gerade aufgetischt hatte. Ich sah weiter durch die Menge und blickte in Kates Augen. Was zur Hölle hatten diese Augen hier zu suchen? Warum war sie hier? Zu ihrer rechten standen ihre Eltern. Nur Jay war nicht bei ihnen. Ich verstand nicht was sie hier taten. Hatte sich so viel verändert seit ich gegangen war? Das war natürlich verständlich, dass sich innerhalb von einem halben Jahr viel verändern würde, aber diese Veränderung verstand ich nicht. Ich ließ meine Augen weiter schweifen und suchte nach anderen Überraschungen die hier auf mich warten konnten. Fand stattdessen jedoch nur Luc etwas abseits der Menge. Er schaute mich wissend an. Als wüsste er, dass das alles nur ein Akt war.

Das sollte für den Anfang als Begründung reichen. Also ging ich durch die Menge, bis ich in ihr unterging. Die Musik begann wieder zu spielen und die Lage schien sich wieder zu beruhigen. Aber wie ich schon geahnt hatte, war die Magie in der Hyse verschwunden. Einige Neyfrem an denen ich vorbeilief, schenkten mir aufmunternde und anerkennende Worte der Zuversicht und Hoffnung.

»Das war zwar ziemlich knapp, aber es hatte seine Wirkung.«, sagte Attica leise neben mir. »Ich misch mich etwas unters gemeine Volk.«

»Bist du zum Feiern hergekommen oder was?« Sie zuckte nur mit den Schultern und lächelte berechnend, während sie ging.

Keine Sekunde später stand auch schon Luc vor mir. Als hätte er nur gewartet, dass Attica verschwindet. Er lächelte, um mich zu reizen. »Warum ziehst du hier diese Show ab? Du verhältst dich, als hättest du dich nicht verändert?« Für das letzte Wort kam er mir so nahe, dass er mir es ins Ohr flüstern konnte.

Alle Blicke der um uns stehenden lagen auf uns. Sie sahen ihn an, als wüssten sie jetzt, dass er einer der Anführer war. Nicht wie sie immer gedacht hatten, einer von ihnen. Als wollten sie sehen, wie wir uns verstanden. Ob unsere Völker sich miteinander verstehen würden und ob wir in der Lage sein würden ein Bündnis zu schließen. »Wissen sie das du der Anführer der Apyés bist?«

»Ja, mein Volk weiß es jetzt auch.«, sagt er diesmal zum ersten Mal ernst. »Bin nur gekommen, weil ich eine Einladung zu dem Fest bekommen habe. Ich lebe nicht mehr hier.«

»Die sehen dich an, als würden die dich zum ersten Mal sehen.«

»Du bist scharfsinnig geworden, seit du gegangen bist. Hast du dort gelernt Leute zu lesen?« Er vermied es die ganze Zeit schon mich ein dunklen Neyfrem zu nennen. Er umschrieb es, indem er sagte ich sei gegangen oder habe mich verändert. »Außerdem umgehst du meine Frage. Wieso lügst du dein Volk an? Sie können doch eh nichts gegen deine Veränderung tun.« Da war es wieder. Dieses Wort. Als würde er noch daran festhalten, dass ich noch zu retten sei. Als hätte sich mein Charakter nur etwas verändert. Als sei „mein Zustand" nur temporär. Was für ein Schwachkopf. Wenn er das wirklich glaubte, hatte ich ihn vielleicht falsch eingeschätzt.

Ich spürte noch die Blicke auf uns, also lächelte ich ihn so zuckersüß an, dass mir fast die Galle hochkam. »Wenn sie erfahren, dass ich dunkel bin, werden sie sich gegen mich auflehnen und ich werde viele von ihnen umbringen müssen. Willst du das?«, antwortete ich ihm schließlich.

Seine Mimik veränderte sich Augenblicklich. Auch er wollte nicht, dass unser Publikum in unsere Auseinandersetzung etwas Negatives deutete. Luc war schließlich sein ganzes Leben wie einer von ihnen gewesen. Ich wusste, dass ihm etwas an diesen Leuten lag. Er schaute fast schon freundlich. Nur seine Augen verrieten ihn. Zum Glück war ich jedoch die einzige die ihm so nah war, dass ich den Hass in ihnen lesen konnte. »Du hast die Hoffnung also aufgegeben?«, fragte ich ihn erfreut.

»Nein.«, sagte er immer noch genauso entschlossen wie beim letzten Mal. »Ich weiß, dass du noch etwas fühlst.«

Ich lachte abfällig. Für einen kurzen Augenblick hatte ich vergessen, dass wir beobachtet wurden also tat ich so als hätte er einen schlechten Witz gemacht, um den Abscheu in meinem Blick zu vertuschen.

»Warum, hättest du mich sonst geküsst?«, fragte er mich leise und war mir wieder so nah. Ich trat einen Schritt zurück. Weg von seinen prüfenden Augen und diesen bohrenden Blick.

»Was? Ich habe dich geküsst? Hast du halluziniert?«, fragte ich ihn fassungslos. »Du hast mich überfallen. Würden wir keine Zuschauer haben, wärst du jetzt tot.« Meine Drohung ließ ihn kalt.

»Ach, ja? Bist du dir da sicher.«, provozierte er mich weiter. »Vielleicht stürzt du dich dann wieder auf mich, wie ein Groupie.« Ich wusste, dass er das mit Absicht tat, damit ich eine Reaktion zeigte und irgendwie gelang es ihm auch. Die Wut stieg immer weiter in mir auf und fast hätte ich mich auf ihn gestürzt und ihm diese blauen Augen aus dem Kopf zu reißen. Doch Attica unterbrach meine Gedanken, bevor ich sie zur Tat wandeln konnte, mit einem räuspern.

Ich atmete tief ein und setzte wieder mein Lächeln auf. »Luc. Das ist meine liebe Freundin Attica. Attica das ist Luc.« Sie warf mir einen warnenden Blick zu, dass ich es nicht übertreiben sollte.

»Bist du nicht die Anführerin der Ariner?«, fragte Luc überrascht. »Ich wusste nicht, dass du auch dunkel bist.«

»Naja das ist ein wohl behütetet Geheimnis.«, sagte sie und schaute sich gelangweilt um. »Ich hatte gehört, dass diese Feiern für die Toten bei euch zu den Besten gehören, aber das ist echt lahm.«

Luc verdrehte die Augen. »Du feierst auch erst mit, wenn du von dem Kelch getrunken hast.«

»Was wirklich?«, fragte Attica erfreut und rauschte wieder davon. Dafür hatte sie mich also hierhergeschleppt. Um zu feiern.

»Die ist echt schräg.«, sagte Luc mehr zu sich selbst.

»Sie könnte dich mit ihrem kleinen Finger töten.«, antwortete ich wahrheitsgemäß.

»Ach könnte sie das ja?«, fragte er amüsiert. »Und wie siehts mit dir aus? Bist du auch so gefährlich geworden.« Er machte sich wieder über mich lustig. Seine ständigen versuche reizten mich immer mehr ihm eine reinzuhauen.

»Das sollte ich dir wohl lieber zeigen, als es dir nur zu sagen.«, erwiderte ich genervt.

»Nur zu.« Er provozierte mich weiter und hielt mir sein Gesicht hin. Als er sich jedoch wieder erinnerte, dass wir Publikum hatten zog er sich zurück und sah etwas betreten aus. »Wie wäre es? Hättest du gerne einen Kampf an unserem alten Trainingsplatz?«

»Ich verschwende meine Zeit nicht mit Kämpfen von denen ich schon den Ausgang kenne.«, erwiderte ich.

»Oder hast du etwa Angst zu verlieren?«, fragte er und war mir dabei so nah, dass ich seinen Atem spüren konnte. Seine blauen Augen leuchteten begeistert.

»Also gut. Wenn du unbedingt sterben willst.« Ich sah Besorgnis in seinen Augen. Doch ich realisierte, dass er sich nicht um sich sorgte, sondern um mich. War er etwa schon immer so verrückt gewesen? Warum sollte er sich um mich sorgen. Okey, letztes Mal hatte ich jämmerlich gegen ihn gekämpft, aber das war kein Grund um sich Sorgen zu machen. Aber seine Augen zeigten nicht nur Besorgnis, sondern auch Mitleid. Erst dann verstand ich, dass er sich wegen meiner Veränderung zum dunklen Neyfrem sorgen machte. Dieser Idiot dachte wohl wirklich, dass es noch nicht zu spät war. Wie erbärmlich. Hoffnung war nur etwas für die Schwachen, die es nicht wagten sich die Sachen selber zu nehmen die sie wollten. Das hatte ich auf die harte Tour lernen müssen und hatte zwei Anläufe und Leben gebraucht um das zu realisieren.

»Ivy! Du bist es wirklich!«, unterbrach uns diesmal Kate und warf sich mir um den Hals. Ein Schauer lief mir über den Rücken und ich wand mich angeekelt aus ihrer Umarmung. Es war fast so als würde mein Körper Antikörper bilden um gegen Emotionen und Körperkontakt zu kämpfen.

Kate setzte einen verletzten Gesichtsausdruck auf, der jedoch nicht lange blieb. Genauso wie früher hellte sich ihre Miene schnell wieder auf und sie plapperte weiter. »Jay wird sich so freuen dich zu sehen. Alle dachten, dass du gestorben wärst. Aber wir wussten, dass das nicht sein konnte. Ich konnte fühlen, dass du noch am Leb....«

»Was machst du hier?«, unterbrach ich sie unberührt, bevor sie mich zu Tode langweilte.

»Sie ist eine von uns! Wusstest du das nicht? Naja zumindest zur Hälfte«, mischte sich Luc ein. Er hatte bei unserem letzten Gespräch erwähnt, dass sie eine von uns war. Warum tat er, als sei sein Überfall nie passiert? Das war bestimmt wieder eine seiner Verwirrungsversuche. Was er letztes Mal allerdings nicht erwähnt hatte war, dass sie hier waren und nicht mehr in der Menschenkolonie.
»Doch, aber was macht sie hier?« Dabei betonte ich das hier besonders.
»Du wusstest davon und hast es uns erzählt. Und dann bist du einfach verschwunden!"
Ich zuckte nur mit den Schultern. Kate Tränen in den Augen. »Was fängst du jetzt an zu heulen?«, fragte ich ungläubig. »Das ist ja erbärmlich. Wie konnten wir nur befreundet sein.« Ich musste weg hier bevor sie wieder begann weiter zu reden.

»Luc. Wollen wir von hier verschwinden?« Wie war diese Option auf einmal zur einzig erträglichen geworden? Hier zu stehen und von jeden angegafft zu werden und dabei diese unerträglich gute Miene aufzusetzen, war mir einfach eine Qual. Luc in den Arsch zu treten klag dagegen erfreulich.

Er sah Kate kurz an und als Kate schließlich nickte, nickte auch er. Ich wusste, dass sie gerade telepathisch miteinander gesprochen hatten. Bestimmt hatte er ihr etwas gesagt, damit sie nicht so traurig blieb. Das war so absurd. Ich hatte wirklich gelernt Leute zu lesen und konnte jetzt viele Dinge klarer sehen, aber Empathie verstand ich nicht. Ich konnte sie wahrscheinlich nachahmen und verstehen woher sie kam, aber ich konnte es nicht mehr in mir spüren. Dieser Teil, von dem ich wusste das er mal ein Teil von mir gewesen war, war verschwunden. Es war als hätte jemand ein Radiergummi genommen und all die Fehler in meiner Programmierung eliminiert.

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Hallo ihr Lieben :)

Vielen Dank, dass ihr diesen langen Weg bis hier hin gekommen seid :)

Mich würde es interessieren, wie ihr die Entwicklung der Geschichte vom Anfang des ersten Bandes, bis hier hin empfunden habt. Gab es Sachen die euch gestört haben oder sie euch besonders aufgefallen sind? Wie findet ihr Ivys Entwicklung? Und findet ihr es gut, dass sie ein dunkler Neyfrem geworden ist ?

Ich würde mich sehr auf eurer Feedback freuen :)

Und nochmal vielen Dank, dass ihr meine Geschichte lest :)

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