"Ihh", erschrocken zuckte ich zusammen, als mir etwas übers Gesicht leckte und eine Schleimspur hinterließ. Empört hob ich meinen Kopf und wurde gleich noch einmal abgeschleckt. Wer war das? Ich schaute direkt in zwei schwarze Kulleraugen und eine braune Schnauze.
"Du bist aber ein süßer kleiner Warg", sagte ich entzückt. Der kleine Warg hechelte und schleckte mir noch einmal durchs Gesicht.
"Lass das kleiner Warg", sanft schob ich ihn ein wenig weg. Doch der kleine Warg dachte nicht daran mich in Ruhe zu lassen. Vergnügt bellte er mich ein paar mal an und sprang hin und her.
"Was willst du kleiner Warg?", fragte ich spaßeshalber. Ich wusste, dass er mich nicht verstehen konnte. Ich setzte mich auf die Wiese und kraulte den Warg hinter den Ohren. Es schien ihm zu gefallen. Er neigte seinen Kopf und schloss die Augen. Süß dachte ich während ich mich umsah. Wo bin ich hier?
Ich saß auf einer kleinen Wiese, das Gras hatte überall dieselbe Länge und sah unnatürlich aus. Links von mir konnte ich einen See sehen, doch es war ein komischer See. Irgendwie viereckig und ohne Pflanzen und Tiere. Rund um diese Grasfläche war eine Reihe aus Büschen, die alles einrahmte.
Komisch diese Erde.
Was sollte ich jetzt eigentlich machen? Gandalf hatte mir gar nichts gesagte. Ich stand auf und schaute mich weiter um. Direkt vor mir war ein Haus, wenigstens das kannte ich von Mittelerde, auch wenn dieses Haus ein wenig anders aussah. Es war höher und größer, als die Häuser bei uns und auch besaß es viel mehr Fenster. Zum Garten hin war es komplett aus Glas. Wie das wohl hält? So viel Glas! Die Menschen hier waren echt gute Bauarbeiter.
Eine Tür in dieser Glaswand stand offen und von drinnen waren Stimmen zu hören. Der kleine Warg sprang immer noch kläffend um meine Beine herum. Will er mit mir spielen?
"Sascha, sei leise oder die Nachbarn beschweren sich wieder", brüllte eine Stimme von drinnen nach draußen. Sascha? Ob das der Name von dem kleinen Warg ist?
"Na kleiner Warg. Bist du Sascha?", fragte ich und kraulte sein Ohr. Er kläffte mich kurz freudig an und lief ein paar Meter von mir weg, nur um dann wieder zurückzulaufen. Das war wohl ein Ja. Sascha dachte gar nicht daran leise zu sein, er bellte vergnügt weiter und sprang um mich herum.
"Oh man, Sascha hör jetzt auf. Wegen dir musste ich meinen Herr der Ringe Filmmarathon unterbrechen", hörte ich eine junge Frauenstimme. Eine junge Frau, vielleicht 17 Jahre alt, trat aus der Glastür und kam in den Garten. Sie stockte als sie mich sah und starrte mich verblüfft an. Ich hatte nicht etwa einen Pickel oder so? Nein hatte ich nicht.
"Sascha lass die Frau in Ruhe", sagte sie und kam langsam auf mich zu.
"Wer seid ihr und wie kommt ihr in unseren Garten?", fragte sie. Ich lächelte sie leicht an. Sollte ich es ihr sagen? Konnte ich ihr vertrauen? Habe ich eigentlich eine andere Wahl?
"Können wir vielleicht reingehen. Ich möchte nicht, dass es jeder mitbekommt?", fragte ich. Die Frau schien erst ein wenig überrascht zu sein, stimmte dann aber zu.
"Na gut, kommt mit", sagte sie und bedeutete mir mit ihrer Hand ihr zu folgen. Ich folgte ihr langsam ins Haus. Es war merklich kühler und sah komplett anders aus als die Häuser in Mittelerde.
"Sam jetzt komm endlich oder du verpasst die Schlacht von Helms Deep", rief eine weitere Stimme von rechts. Ich schaute in die Richtung und sah zwei andere junge Frauen auf einer Sitzbank. Sie schauten gespannt auf ein flaches Bild, das sich bewegte. Warte mal was? Ein sich bewegendes Bild. Hatte die eine gerade Schlacht von Helms Deep gesagt? Woher wussten sie davon?
"Stoppt mal kurz den Film. Ich habe ein kleines Problem", sagte die Frau neben mir. Eine der Frauen drückte auf irgend so ein Ding und das Bild hielt an. Beide schauten auf und sahen mich erstaunt an.
"Mae govannen", begrüßte ich sie und lächelte sie an. Irgendwie hatte ich ein mulmiges Gefühl bei der Sache.
"Ihr könnt elbisch?", fragte eine der Frauen erstaunt. Verdutzt schaute ich sie an.
"Bestürmt sie doch nicht gleich mit Fragen. Setzt dich doch...", fragend schaute sie mich an.
"Kiana", sagte ich und setzte mich auf die Sitzbank.
"Ich bin Samantha, aber jeder nennt mich nur Sam und das sind meine besten Freundinnen Amanda und Jane", sagte Sam und zeigte auf ihre Freundinnen.
"Hallo", sagten die beiden gleichzeitig.
"Ihr könnt also elbisch?", wiederholte Jane ihre Frage.
"Ich habe noch keinen Elben getroffen, der nicht elbisch kann", sagte ich und schaute sie ein wenig verwirrt an. Die jungen Frauen waren viel zu überrascht von meiner Antwort um etwas zu sagen.
Plötzlich sprang der kleine Warg auf die Sitzbank und legte sich auf meinen Schoß.
"Na du kleiner Warg", sagte ich entzückt und kraulte ihm das Fell hinterm Ohr.
"Warg?", erstaunt schaute mich Jane an.
"Jetzt mal erlich. Woher kommst du?", fragte mich Sam. Ich seufzte und holte einmal tief Luft.
"Ich komme aus einer anderen Welt, Mittelerde...", sagte ich und wurde von Jane unterbrochen.
"Mittelerde? Wie kannst du aus Mittelerde sein?", fragte sie erstaunt.
"Woher wisst ihr von Mittelerde?", fragte ich überrascht. Gandalf hatte nicht erwähnt, dass diese Welt Mittelerde kennt.
"Mittelerde ist zufällig der Handlungsort unseres absoluten Lieblingsfilms", sagte sie und zeigte auf diese Bild. Ich folgte ihrer Hand und sah auf dieses Bild. Das konnte nicht sein. Wie geht das?
"Haldir", murmelte ich und starrte auf das Bild. Ich erntete erstaunte Blicke von den drei jungen Freunden.
"Du kennst Haldir?", fragte mich Jane.
"Ja wir sind seit über 60 Jahren gute Freunde", sagte ich und schaute immer noch völlig verdutzt auf das Bild. Die drei jungen Frauen schauten sich erstaunt gegenseitig an.
"Wie kommt er in dieses Bild?", fragte ich.
"Das ist kein Bild, sondern ein Film, der die Geschichte der Ringgemeinschaft erzählt", erklärte mir Amanda.
"Du bist also wirklich aus Mittelerde und was machst du dann hier?", fragte sich mich.
"Ja ich bin aus Mittelerde. Ich bin hier weil Gandalf mich geschickt hat. Eine große Gefahr bedroht eure und meine Welt und nach Gandalf kann nur ich sie aufhalten", erklärte ich ihnen.
"Unglaublich. Das heißt dann ja alle anderen sind auch echt, auch Haldir und er ist wirklich gestorben", sagte Jane. Zu Anfang war ihre Stimme noch klar und gut zu verstehen, doch als sie von Haldir und seinem Tod sprach war ein trauriger Unterton in ihrer Stimme zu hören. Ich legte ihr besänftigend meine Hand auf die Schulter.
"Ja Haldir war tot, mehrere Wochen lang, doch seit ein paar Stunden lebt er wieder", sagte ich und schon wieder schauten mich alle erstaunt an.
"Wie?", fragte mich Sam.
"Ich bin keine normale Waldelbin, sondern eine Gwâna. Mein Amulett besitzt besondere Kräfte und damit konnte ich wohl irgendwie Haldir zum Leben erwecken", erklärte ich.
"Haldir lebt", jubelte Jane und hüpfte durch den Raum.
"Was hat sie?", fragte ich verwundert.
"Sie mag Haldir sehr", meinte Amanda breit grinsend.
"Oh, ich kann nur sagen, dass Haldir noch keine feste Freundin hat", sagte ich ebenfalls grinsend. Jane schien sich darüber noch mehr zu freuen, als es plötzlich klingelte.
"Das müssen unsere Eltern sein", meinte Amanda zu Jane und stand auf.
"Tschüß", sagten die beiden und gingen.
Sam kam einige Minuten später wieder. In der Zwischenzeit hatte ich mir das Bild genauer angeschaut.
"Wie kommt Haldir in dieses Bild rein?", fragte ich Sam. Sie lachte leise, als sie meine Frage hörte.
"Das ist ein Fernseher und es ist nicht der echte Haldir, den du da siehst, sondern ein Schauspieler", meinte sie und setzte sich neben mich.
"Es ist echt komisch wie gut ihr wisst, wie Haldir aussieht", sagte ich.
"Ja, wenn man darüber nachdenkt schon, aber sag mal diese Gefahr von der du gesprochen hast, lebt die hier auf der Erde?", fragte Sam ein wenig ängstlich.
"Ja er soll hier leben und nach Saurons Tod ist Saratan der Mächtigste. Ich weiß nicht genau wo er lebt, aber dass er hier ist ist sicher. Tut mir echt leid", antwortete ich ihre Frage und schaute auf diesen Fernseher.
"Jane mag Haldir wirklich sehr oder?", fragte ich Sam nach einigen Minuten.
"Ja, man kann auch eher sagen, sie liebt ihn", antwortete mir Sam breit grinsend.
"Und du und Amanda, wenn findet ihr am besten?", fragte ich weiter. Ja ich war ziemlich neugierig.
"Niemanden aus diesem Film, sondern jemanden von der Hobbit", sagte sie.
"Ist der Hobbit auch ein Film?", fragte ich weiter.
"Ja, er spielt 60 Jahre vorher und erzählt die Geschichte der 13 Zwerge, die sich auf den Weg zum Erebor machen", erklärte sie mir.
"Achso ja, die Geschichte kenne ich. Und wen mögt ihr da?", stellte ich meine Frage noch einmal.
"Also ich mag Kili und Amanda mag Fili", sagte sie und lächelte mich an.
Sam schaute auf ein rundes Ding an der Wand.
"Es ist schon spät. Du kannst hier auf dem Sofa schlafen. Gute Nacht", sagte sie, stand auf und verließ den Raum.
Ich legte mich auf das Sofa und schaute zur Decke. Was war das für ein Tag gewesen. Das gute war, dass die Menschen hier die Geschichte Mittelerdes schon kannten und ich so nicht mehr viel erklären musste. Andererseits hatte Gandalf selbst das nicht gewusst oder er hatte es mir verschwiegen, aber das war irgendwie unwahrscheinlich. Gandalf hatte es nicht gewusst, da war ich mir sicher.
Ich bewegte mich ein wenig hin und her um eine bequeme Lage zu finden und legte eine meiner Hände auf den noch flachen Bauch. Ach, Legolas seuftze ich traurig. Ich hatte nie gedacht, dass ich irgendwann jemanden so sehr vermissen kann. Hoffentlich finde ich diesen Saratan schnell und kann zurück nach Mittelerde, zurück zu dir. Aber wie soll ich ihn finden? Mit dieser Frage im Kopf schlief ich schließlich ein.
Baam! Kapitel endlich fertig. Sorry falls das Gespräch zwischen den Mädchen etwas durcheinander ist, aber ich glaube es wäre nicht anders wenn jemand aus Mittelerde plötzlich vor dir steht. XD
Laura