PURPLE RAIN

By agustofwind

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❝And baby, for you, I would fall from grace, just to touch your face❞ Jimin würde alles dafür tun, die verlor... More

foreword - all we have is now
chapter one - (don't fear) the reaper
chapter two - i want to break free
chapter four - surrender
chapter five - comfortably numb
chapter six - fox on the run
chapter seven - yesterday
chapter eight - piano man
chapter nine - breakfast in america
chapter ten - stairway to heaven
chapter eleven - burnin' for you
chapter twelve - hotel california
chapter thirteen - somebody to love
chapter fourteen - lucky man
chapter fifteen - a whiter shade of pale
chapter sixteen - everybody knows
chapter seventeen - this town ain't big enough for the both of us
chapter eighteen - bye bye baby
chapter nineteen - both sides now
chapter twenty - heroes
chapter twenty-one - lake shore drive
chapter twenty-two - rhiannon
chapter twenty-three - california dreamin'
chapter twenty-four - enjoy the silence
chapter twenty-five - when i was young
chapter twenty-six - when doves cry
chapter twenty-seven - don't give up
chapter twenty-eight - oh! you pretty things
chapter twenty-nine - paint it black
chapter thirty - nowhere man
chapter thirty-one - hallelujah
chapter thirty-two - purple rain
epilogue - two years later
acknowledgement

chapter three - crime of the century

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By agustofwind




track no. 3 ♫
crime of the century;
by supertramp


- — -

NACH NUR EINER WOCHE IN SEINER neuen (und ersten) Anstellung musste Jimin feststellen, dass es für die Zubereitung einer simplen Tasse Kaffee mehr Regeln gab, als für die Gründung eines souveränen Rechtsstaats.

Er hatte sich nie wirklich durch Sorgsamkeit ausgezeichnet, war sogar allzeit so schlampig gewesen, dass Geometrie in der Schule mit stolzer Beständigkeit sein schlechtestes Fach gewesen war—ein Versäumnis, das ihm nun zum Verhängnis wurde; denn augenscheinlich war fachmännische Präzision das A und O für das Gelingen dieses wertvoll gehandelten Aufgussgetränks.

Es begann schon alles damit, dass das Wasser offensichtlich eine spezifische Temperatur haben musste, die einzige, mit der man den kostbaren Kaffee benetzen durfte; denn war es zu kalt, schmeckte das Endprodukt schal und alt, wenn er hingegen übertrieb, schlampte oder unkonzentriert arbeitete und die Gradangabe an der Siedemarke kratzte, wurden exzessiv viele Bitterstoffe gelöst und das zarte Arome des Kaffees mitleidlos erstickt. (Und von den Eskapaden des sogenannten Cold Brews wollte er überhaupt gar nicht erst anfangen.)

An seinem ersten Tag in Namusairo, einem simplizistischen Kaffeehaus, das in den Außenbezirken von Jongno-Gu gelegen war und sich in jeder Hinsicht sowohl als Treffpunkt und Geheimtipp sämtlicher Kaffeekenner etabliert hatte, war er von der Besitzerin des Coffeehouses durch den Laden geführt worden. Kim Myungok hatte ihm gleich zu Beginn, noch bevor er wirklich die Möglichkeit gehabt hatte, sich zwischen den schimmernden, sterilen Dielen des Barbereichs zu akklimatisieren, zwei Kaffeebohnen unter die Nase gehalten und ihn gezwungen, sie zwischen den Zähnen zu zerkauen und ihr sein Urteil abzugeben.

Für ihn hatten sie beide grauenvoll geschmeckt, körnig und bitter und überhaupt in keiner Weise exquisit oder erlesen—und als Myungok ihm mit ehrfürchtiger Stimme eröffnet hatte, dass es sich dabei um die Bohnensorten Arabica und Robusta handelte, war ihm der Gedanke gekommen, dass Kaffeetrinker vielleicht den größten, weltweit am besten vernetzten Kult der Erde bildeten. Die Ladeninhaberin hatte die Bohnen zärtlich an sich gedrückt, als handelte es sich dabei um ihr delikates Erstgeborenes und Jimin zwang sich andauernd im Hinterkopf zu behalten, wie dringend er das Geld benötigte.

Neben den zwei Hauptgöttern, der Doppelspitze der Heiligen, den altehrwürdigen Ikonen namens Arabica und Robusta existierten zu allem Überfluss zusätzlich die zahlreichen Art und Weisen, wie sie zu einem feinen, brauen Pulver verarbeitet werden konnten—natürlich, nachdem sie zuerst bei richtiger Temperatur in einem Ofen goldbraun geröstet worden waren.

Es hatte knapp drei Tage gedauert, bis er sich halbwegs eingearbeitet hatte, bis Myungok nicht jede halbe Minute tief aufgeseufzt, und ihm die Pressstempelkanne aus der Hand gerissen hatte, ehe sie ihm mit dem eleganten, beiläufigen Schlenker ihres Handgelenks zeigte, wie er das Pulver ohne Werkzeug gleichmäßig in der Mündung verteilen konnte. Die gesamte Zeit über hatte sie die komplizierten, italienisch oder spanischen Namen der Kaffeesorte, des Röstungsgrads oder des Werkzeugs, das er gerade verwendete, herausgerufen, als würde sie an einer unheilbaren, bestimmten Art des Kaffee-Tourettes leiden und Jimin fragte sich, wie es möglich war, dass ihr die rollenden Rs der italienischen Bezeichnungen so einfach von der Zunge gingen.

Das Schlimmste war, dass die Gäste des Namusairo automatisch annahmen, um seine Leidenschaft für Kaffee sei es ähnlich bestellt, wie um ihre, und so versuchten sie ihn andauernd in Gespräche über die Vorzüge der Bialetti gegenüber einer handelsüblichen Blechkanne zu verwickeln—Konversationen, die er jedes Mal im Keim ersticken mussten, bevor sie Möglichkeiten hatten, richtig Fahrt aufzunehmen. Andere Kunden, die nicht so wirken, als seien sie Stammgäste dieser Institution, nahmen es zum Anlass, ihn schamlos anzustarren, kaum, dass sie ihn hinter der Theke erkannt hatten und dagegen konnte er nicht viel ausrichten.

Wohl aber Myungok—und dies war auch der Grund, warum Jimin nicht schon nach dem dritten Begeisterungsschwall über den brandneuen, brasilianischen Arabica-Hybrid das Handtuch geworfen hatte. Die Ladeninhaberin schien ihn erkannt zu haben, kaum, dass er mit seinem Lebenslauf und Versicherungspapieren durch die Tür gebrochen war, aber sie hatte geduldig gewartet, bis er sich vorgestellt hatte, ehe sie ihn höflich mit Jimin-ssi ansprach.

Nicht ein einziges Mal hatte sie seinen Vater erwähnt; und Jimin bekam sogar das Gefühl, dass sie es auf eine eigenartige Weise berührend fand, wie er sich trotz seiner offensichtlichen Überfordertheit bemühte, jedem einzelnen ihrer Worte zuzuhören und sie sich zu verinnerlichen. Und als ein Gast an seinem zweiten Arbeitstag ein heimliches Handyfoto von ihm machen wollte, wie er gerade gegen den Luftfilter der massiven Kaffeemaschine an der Theke kämpfte, war sie schnurstracks zu ihm hingegangen und hatte ihn höflich an Paragraf Zweiundzwanzig des Grundgesetzes erinnert hatte—und der daraus resultierenden Sanktion, die bei einem Verstoß dagegen impliziert wurde.

Jimin hatte sich bei ihr bedankt, als der Kunde das Feld widerwillig geräumt hatte, aber Myungok hatte ihn verständnislos angeblickt und ihm befohlen, an die Arbeit zurückzukehren.

Myungok war eine strenge Chefin, die sich nicht davor zierte, ihn ordentlich für eine Dummheit zu belangen, die ihm unterlief, aber ihr lag eine tiefe Gerechtigkeit und Herzensgüte zugrunde, die ihn die Stunden seiner Schicht im Namusairo diejenigen Zuhause in Sillim-Dong schon bald vorziehen ließen. Jihyun und Jisoo verbrachten den Tag über in der Schule; sie waren beide auf eine öffentliche Gesamtschule in Sillim-Dong gewechselt, die nur wenige Minuten von ihrem Zuhause entfernt war und während Jisoo bereits in der zweiten Woche bei einer neugefundenen Freundin übernachtet hatte und erholt, befreit und... beinahe glücklich zurückkehrt war, musste Jimin zugeben, dass Jihyun ihn besorgte. Sein kleiner Bruder war nur noch verschlossener, griesgrämiger und mürrischer geworden, als er ihn gewohnt war und obwohl Jisoo ihm andauernd versicherte, dass sie ihn in den Pausen durchaus in der Gesellschaft Gleichaltriger gesehen hatte, pochte die Sorge wie verrückt gegen seine Haut, wann immer seien Gedanken auf Jihyun zurückkamen.

Die Bezahlung im Namusairo war nicht aufregend; aber sie würde die Haushaltskosten, die Miete und gelegentliche Wochenendausflüge mit der Bahn nach Busan decken—damit Jisoo und Jihyun ihre Halmeoni besuchen konnten, während Jimin zurückblieb, und sich um ihre Mutter kümmerte. Eun Ae verließ an schlechten Tagen selten einmal das Bett—aß nichts von dem, das Jimin mit seinen sich stetig verbessernden Fähigkeiten kochte, und wanderte in der Nacht restlos in der Wohnung umher, während er, eng an Jisoo gedrängt, versuchte, zumindest sechs Stunden Schlaf zu bekommen.

Es war jetzt fast drei Wochen her, dass sie ihre Maison in Gangnam geräumt hatten, und in der Zeit hatte Jimin nicht nur einige Schwielen und Brandwunden an den Händen gewonnen, sondern auch eine kleine Schwester.

Jisoo war schon immer in ihn vernarrt gewesen; aber Jimin hatte sich nie groß etwas aus ihr gemacht—nicht, als sein Leben noch aus Seojoon, Partys und Exzessen bestanden hatte. Natürlich hatte er oberflächliche Zuneigung für sie verspürt, ihr beim gelegentlichen gemeinsamen Abendessen durch die Haare gewuschelt, wenn er an ihrem Platz vorübergeschritten war und ihr breites Lächeln über den Frühstückstisch erwidert (wenn er sich danach gefühlt hatte)—aber niemals hätte er ihr erlaubt, in seinem Bett zu schlafen, mit seinen Haaren zu spielen, während sie nebeneinander auf dem schmalen Bett in vollkommener Dunkelheit lagen oder ihr in den Türrahmen gelehnt hinterher geblickt, wenn sie am Morgen das Haus mit Schultasche und übergroßer Daunenjacke verließ, in der sie fast zu versinken schien.

Jisoo hatte sich, ganz unerwartet, zu dem Lichtblick seines gegenwärtigen Lebens entwickelt, nachdem der Rest der Welt ihm nichts als Ablehnung entgegengebracht hatte.

Er würde lügen, wenn er behauptete, dass die okkasionellen Anfälle der schrecklichen Selbstsüchtigkeit, die seinen Charakter definiert hatten, bevor sein Vater ermordet worden war, nicht noch manchmal an seiner Oberfläche aufbrandeten—aber immerhin erkannte er sie inzwischen meistens als solche. Zumindest, nachdem sie vorüber gegangen waren.

Am Montag, dem ersten regulären Beginn seiner Arbeitswoche, hatte Jimin erst am Nachmittag Schicht und so hatte er den gesamten Vormittag damit verbracht, im Gemischtwarenladen um die Ecke, den er meist nur in Gesellschaft von Jisoo oder Jihyun besuchte (nicht, dass irgendjemand es wagen würde, ihn auch nur schief anzusehen), nach Haushaltsmitteln zu suchen, mit denen er den starrenden Dreck von den Fenstern entfernen konnte, der sich dort über die Jahrzehnte angesammelt hatte. Er war mehr oder minder erfolgreich gewesen, als er jedoch in die Wohnung zurückgekehrt war, hatte er die Haustür offen vorgefunden und von seiner Mutter war keine Spur gewesen; ihr Mantel war von dem Kleiderständer verschwunden, ebenso wie ein Paar ihrer Stiefel. Jimin hatte sich gezwungen, nicht sofort wieder aus der Wohnung zu rennen und Sillim-Dong auf der Suche nach ihr umzudrehen—denn vielleicht war es ein gutes Zeichen, dass seine Mutter das Haus verlassen hatte. Und letztes Endes war sie erwachsen und konnte tun, wie ihr beliebte.

Da die Busfahrt nach Jongno-Gu beinahe eineinhalb Stunden dauerte, hatte er ohnehin kaum mehr Zeit gehabt, seiner Säuberungsaktion nachzugehen—und als er sich vor dem Badezimmerspiegel durch sein gebleichtes Haar gefahren war, seine Finger wund und schrumpelig vom Abflussreiniger, den er in den Ausguss des Waschbeckens gegossen hatte, war das erste, ehrliche Grinsen seit Ewigkeiten auf seinen Lippen aufgetaucht. Er hatte seine Hände gegen den Waschbeckenrand gestützt, seine Handballen im unebenen Porzellan eingegraben, während er sich selbst unverwandt ins Gesicht geblickt hatte.

Sein Ausflug ins Octagon vor knapp zwei Wochen hatte das letzte Mal markiert, dass er Make-Up aufgetragen hatte, und er musste zugeben, dass ihm der Anblick seiner unumrissenen, leicht geröteten Wangen und der ausgeprägten, nicht kaschierten Lider vielleicht gar nicht so schlecht gefiel. Er wirkte natürlicher; und er sah einen enormen Vorteil darin, nicht überall klebrige, stark pigmentierte Grundierungsspuren zu hinterlassen. Auch seine diamantenen Ohrstecker hatte er seit gut zwei Wochen nicht mehr getragen; er hatte sie unter einer losen Fliese im Bad versteckt und für sich selbst etabliert, dass er sie dann verkaufen würde, wenn seine Geschwister auch nur ein winziges Anzeichen des absoluten Unglücks aufzeigten. Gut vierhunderttausend Won sollte er dafür mindestens bekommen können, auch wenn allein der Gedanke, sich von den Ohrringen zu trennen, die er als Säugling zu seinem Baek-il bekommen und folglich sein gesamtes Leben getragen hatte, in aller Vollkommenheit schmerzte.

Jimin gefiel die Arbeit im Namusairo, sie war auf eine stupide Weise kompliziert. Er hatte kaum Zeit, sich Gedanken über etwas anderes zu machen, als den nächsten Schritt in seiner achtzehnstufigen Kaffeezubereitung—und so merkte er, wie er die Erinnerung an Kihyuns Worte sich immer weiter in seinen Hinterkopf verschob. Er würde Jang Sungho aufsuchen, natürlich würde er das tun; aber zuerst wollte er noch eine Woche im Namusairo gearbeitet haben, damit er den Scheck mit seinem ersten Gehalt in den Händen halten konnte. Die Adresse des alten Freundes seines Vaters hatte er schon längst in den Tiefen seines Handys gespeichert; aber zuvor hatte er noch vor, mit Jisoo nach Incheon fahren, damit sie wieder einmal das Meer zu sehen bekam. Und die Fenster hatte er immer noch nicht geputzt.

Jimin schindete Zeit; er war selbstkritisch genug, um sich der Tatsache bewusst zu werden—und in gewisser Weise kannte er auch den Grund für sein plötzliches Umschwenken auf die Verzögerungsspur.

Was, wenn sich die Spur verlor oder ins buchstäbliche Nichts führte? Solange er Kihyuns vorsichtige Worte wie ein Leuchtfeuer an seinem Horizont speiste, gab es Hoffnung—in der alleinigen Möglichkeit versteckte sich das Potential auf den gewünschten Ausgang: der Bestätigung der Unschuld seines Vaters.

Und in der Ausführung? Wenn man in die Gleichung seine fehlende Eloquenz einbezog, sowie die nicht allzu geringe Möglichkeit, dass Sungho ihn an der Tür abweisen würde, wenn er unter Vorspiegelung falscher Tatsachen ankäme, ebenso wie das nicht unerhebliche Faktum, dass er nur das Wort eines Drogendealer hatte—dann sahen seine Chancen eher... trostlos aus.

Und so wartete Jimin lieber auf den rechten Augenblick, während er sich die Finger an Wasserdampf verbrühte, Abflüsse reinigte und mit Jihyun stritt.

Der rechte Augenblick (oder vielmehr der definitive Moment, der das unstillbare Verlangen in ihm auslöste, nicht mehr länger darauf zu warten) ereignete sich im Namusairo während seiner Schicht am Montagnachmittag.

Jimin hatte die erste Hälfte seines Stundenpensums hinter der Bar verbracht und sowohl die gut zwanzig Tische mit Bestellungen versorgt, wie auch sich des nicht unwesentlichen Take-Aways angenommen; den das Namusairo in Anlehnung an amerikanische Pendante aufgezogen hatte.

„Ich lös' dich ab", entschied Minsoo fröhlich, der gerade aus dem angehängten Outdoorbereich hineinspaziert war und Jimin, der gerade wieder einmal versucht hatte, sich nicht an der launischen Dampfdüse zu verbrühen, dazu veranlasste, von seiner Arbeit aufzusehen. „Du stehst die ganze Zeit hier drin', und ich will dir 'was Gutes, Hyung. Geh raus, bedien' ein paar Leute. Red' mal mit wieder mit jemanden."

„Das ist nicht nötig", krächzte Jimin und untergrub damit jegliche Glaubwürdigkeit seiner Aussage. Minsoo grinste, während er ihn spielerisch von der Maschine wegdrängte.

Sein Arbeitskollege schien wirklich nicht den leisesten Schimmer zu haben, wer er war, und Jimin stellte fest, wie sehr ihn das erleichterte. Minsoo ging noch zur Schule, kaum ein Jahr älter als Jihyun, und er war gebündelte, reine Gutherzigkeit—deren Unbeschwertheit jedes Mal auf ihn überschwappte, wenn sie sich eine Schicht teilten und so konnte der Ältere kaum anders, als von der Kaffeemaschine wegzutreten und den Block mitsamt Stift entgegenzunehmen, den Minsoo ihm hinhielt. Er war zwei, drei Mal für Myungok als Kellner eingesprungen, aber nur zu später Stunde; wenn keiner mehr wirklich auf sein Gesicht achtete.

Ach, zum Teufel, dachte er bei sich selbst. Wollte er sich sein restliches Leben verstecken, unfähig einem Fremden auch nur in die Augen zu blicken? War er etwa sein Vater? Gab es irgendetwas, das er der öffentlichen Meinung nach verbrochen hatte? Sippenhaft war doch wirklich ein überholtes Konzept.

Jimin bereute seinen plötzlichen Ausbruch der Kühnheit mit Inbrunst, kaum, dass er sich zögerlichen Schrittes dem ersten Tisch näherte, der sich offensichtlich gerade niedergelassen hatte. Zu seinem unbändigen Glück schien man Kellnern jedoch allgemein weniger ins Gesicht zu sehen, als er es für möglich gehalten hatte—während das Gespräch trotz seiner Gegenwart kaum unterbrochen wurde, touchierte ihn kaum einmal ein rascher Seitenblick und er bemerkte mit Überraschung, wie anonym er geblieben war, obwohl er sich in ihrer Mitte bewegt hatte.

Minsoo schien ihm wohl eine soziale Phobie anrechnen zu wollen, denn er schenkte Jimin ein breites Lächeln, als dieser mit ausgetrockneten Mund und der Bestellung in der Hand hinter die Bar zurückkehrte. Sein Blick meinte: Na, siehst du, geht doch.

Die nächste halbe Stunde musste Jimin bemerken, dass Minsoo Recht hatte: es „ging" tatsächlich. Kellnern war um einiges unkomplizierter, als er erwartet hatte, manövrierte er sich in den Fahrwassern der Namenlosigkeit doch äußerst geschickt—und diejenigen, die zu ihm aufsahen und ihn wirklich anblickten; sie schienen ihn nicht zu erkennen.

Als es draußen vor den Fenstern dunkler wurde, erhaschte er in den blinden Glasscheiben einen zufälligen Blick auf sein Spiegelbild—und sofort wurde ihm bewusst, wieso er bisher unerkannt durch die Reihen geschritten war. Er sah nicht mehr aus wie Park Jimin, der Sohn des Premierministers von Südkorea, der auf den Galen seiner Eltern am Treppenabsatz zu stehen pflegte und jovial auf die High-Society dieses Landes geblickt hatte, oder derjenige hoffnungslose Fall, der einen Entzug in Ulsan gemacht hatte, als er siebzehn gewesen war—nein, er sah aus wie Jimin, der große Bruder zweier Halbwaisen, die auf seine Unterstützung angewiesen waren, weil ihre eigene Mutter gelähmt war vor Fassungslosigkeit.

Es stand ihm. Fand er.

Ihm waren einige, wenige Minuten in summender Zufriedenheit gegönnt, bevor seine Welt ein zweites Mal sich in zusammenbrechen würde, diesmal jedoch als ein Echo des ersten Males—weniger öffentlich, aber nicht weniger schmerzhaft.

Park Jimin und Lee Seojoon waren sich vor sechzehn Jahren in einer prestigereichen Institution begegnet, die man entfernt als Kindergarten bezeichnen konnte, oder welches Äquivalent man in der Sprache der Reichen dafür nun einmal ersinnen wollte. Es war eine Freundschaft, die zwischen Baublöcken, Plastikbaggern und bedruckten Teppichen begann, an Schulpulten und während außerschulischen Sportaktivitäten Vertiefung erfuhr und schließlich mit dreizehn, vierzehn die unzerstörbaren Bande ausgebaut hatte, die auf ewigen Erhalt hoffen ließen. Die beiden Freunde, beinahe Brüder, mit befreundeten Elternpaaren und Kindheitshäusern, die beinahe Tür and Tür lagen, brauchten bald keine Worte mehr, um sich zu verständigen. Zugunsten Seojoons hatte Jimin seine leiblichen Geschwister aus seinem Herzen verstoßen; und geglaubt, alles, in dem hochgewachsenen Älteren zu haben, das er brauchte.

Aber Lee Seojoon schien eine andere Auffassung ihrer Freundschaft zu haben und auch wenn Jimin sich oftmals freiwillig mit Blindheit schlug, schon Ulsan hätte ihm eine Lehre sein sollen. Die zwei Monate, die er im Süden des Landes verbracht hatte, abgeschieden von den Tumulten der Hauptstadt, hatten Seojoon und ihn entfremdet. Zuerst nur ein wenig, graduell und langsam, aber unweigerlich—denn Seojoon konnte sich keine ungeliebten Verbindlichkeiten leisten, wenn sie drohten, ihn hinabzuziehen. (Und leider, leider hatte Park Jimin begonnen, schwerer zu wiegen als Blei.)

Als die Familie Park gefallen war, hatte Lee Seojoon das sinkende Schiff beleidigend rasch verlassen, ebenso wie seine Eltern—und er hatte nicht mehr zurückgesehen, nicht einmal in einem bitteren Andenken an all die Jahre ihrer Freundschaft. Oh, die Herzlosigkeit der Opportunisten.

Als Seojoon also durch die Tür des Namusairo stolzierte, räumte Jimin gerade einen Vierertisch ab; aufgrund seiner Unerfahrenheit noch penibel fokussiert auf seine simple Tätigkeit, und vollkommen blind für seine Umgebung. Seojoon war nicht allein; Choi Youngja, die man euphemistisch als die Dritte im Bunde bezeichnen konnte, wenn man so wollte, hatte sich bei ihm eingehakt—gekleidet in hohe Lederstiefel, einen langen Mantel und dem unweigerlich affektierten Auftreten, das sie wie eine zweite Haut umgab. Sie waren von drei Europäern flankiert; Briten vermutlich—und nahmen den größten Tisch am hinteren Ende des Gastraums ein, ohne darauf zu warten, dass jemand sie platzierte.

Als Jimin an sie herantrat, sah er Seojoon erst, als es zu spät war, um den Rückzug anzutreten—Youngja unterhielt sich mit den drei Briten über den Inhalt der Speisekarte und so lag es an den beiden, diesen letzten Augenblick zwischen sich ausdehnen zu lassen, bis sie nicht mehr zu atmen vermochten.

Jimin hatte Seojoon so, so sehr vermisst, wie ihm nun schmerzlich bewusst wurde und er wäre bereit gewesen, dem anderen alles zu verzeihen; die Wochen der Funkstille, die aus diesem egomanischen Selbstschutz geboren waren—wenn der andere nur gelächelt hätte. Wiedererkennung gezeigt hätte.

Die Sekunden verstrichen und Seojoon sagte kein Wort, lehnte sich in der Bank zurück, den Arm noch immer lässig um Youngja gelegt—Jimins Freundin, wenn man nach dem letzten Stand der Dinge ging—ein starrer Ausdruck auf seinem Gesicht. Jimin starrte seinerseits zurück, fast flehend, aber genauso wortlos.

„Können wir bestellen?", fragte einer der Europäer plötzlich auf Englisch und brach die Illusion, diese fragile Zweisamkeit der beiden ehemaligen besten Freunde, die einander auswendig gekannt hatten.

Youngja hob nun ebenfalls den Blick, erkannte Jimin hinter der Rückenlehne ihrer Gäste und—rückte näher an Seojoon heran. Es war ein kindischer, dummer Versuch, ihn zu provozieren und einzig aus dem Grund, tat er ihr nicht den Gefallen, darauf einzugehen.

„Entschuldigung?", fragte der zweite Europäer, als Jimin keine Anstalten machte, den Block zu zücken und seine Bestellung aufzunehmen. „Sie sind doch... hier angestellt?"

Seojoon öffnete den Mund und Jimin hielt die Luft an. An diesem wesentlichen Augenblick hingen sechzehn lange Jahre. Und sie wurden verleugnet. Mühelos. „Kennen wir uns?", fragte Lee Seojoon sanft und legte den Kopf schief, während sein Blick Jimin einschloss.

Ohne auf die irritierten Blicke der Europäer zu achten, machte Jimin auf der Stelle kehrt, durchquerte den geräumigen Gastraum in ein paar wenigen Schritten, bevor er hinter der Bar Zuflucht fand—ein hoher Vorbau schützte ihn dort vor den Blicken des Tisches, den er eben abandonniert hatte. Sein Herz schlug entweder rasend schnell oder hatte ganz damit aufgehört, denn eine Statik herrschte in seiner Brust, die ihn nicht einmal mehr erschreckte. Seine Finger gruben sich in den hinteren Tisch, der entlang der Mauer zur Küche verlief, während er die Augen schloss und einen Atemzug nach dem nächsten durch seinen Körper jagte.

In gewisser Weise hatte er es immer geahnt; gewusst sogar—Seojoon war aus demselben Material gemacht, das Sprunghaftigkeit ermutigte, wenn es darum ging, seine eigene Haut zu retten. Jimin versuchte, sich in Gedanken zu rufen, was geschehen würde, wenn ihre Rollen vertauscht wären—wenn Seojoons Vater durch illegale Machenschaften mit Kkangpae belangt geworden wäre, wenn die Familie Lee alles verloren hätte, und nicht die Parks. Sein Vater hätte ihm den Kontakt zu Seojoon vermutlich untersagt; immer noch Premierminister in dieser verkehrten Welt.

Jimin hätte sich gerne vorgesagt, dass er nicht zu Seojoon stehen würde, dass er genauso wie Seojoon selbst das sinkende Schiff verlassen würde, wenn sich ihm die erste Gelegenheit eröffnete. Aber es stimmte nicht. Seojoon hatte ihm schon immer mehr bedeutet als sein Ruf—er hätte ihn nicht verleugnet; nicht für seinen Vater, nicht um seiner Selbst willen—und erst Recht nicht hätte er ihn so verspottet, wie Seojoon es getan hatte.

Kennen wir uns?

Ja. Kannten sie sich? Kannte Jimin den grausamen, maliziös grinsenden Höhnenden, der ein Lächeln trug, fein und schneidend wie Eis?

Kennen wir uns?

Was für eine böse, berechnende Äußerung.

Plötzlich war Jimin froh um sie. Sie definierte ihm Lee Seojoon als das, was er ungeachtet seiner Auffassung immer gewesen war. Ein Opportunist. Ein Sykophant sondergleichen.

Kennen wir uns?

Oh, ja. Sie kannten sich. Sie kannten sich so gut. Sechzehn Jahre waren eine lange Zeit—und sie so schnell aus seinen Gedanken zu verbannen, wie es Minsoo Zeit kostete, ihm eine Hand auf die Schulter zu legen, dass er zusammenzuckte, war das größte Kunststück der Selbstbeherrschung, das Jimin je zur Vorführung gebracht hatte.

„Ist alles okay, Jimin?", fragte er besorgt. „Du siehst blass aus."

„Mir geht es gut", räusperte er sich und richtete sich sofort auf. „Aber kannst du mir einen Gefallen tun?"

Er erklärte Minsoo in wenigen Worten, dass die Neuankömmlinge auf Tisch elf Geister seiner Vergangenheit seien, denen er lieber nicht begegnen würde. Der jüngere Barista sah ihn zwar neugierig an, schien aber die Anspannung in seiner Stimme sehr wohl wahrzunehmen und sprang zur Stelle, ohne eine Frage zu stellen. Als er den Barbereich mit Block und Stift verließ, um Seojoons Tisch zu bedienen, kehrte Jimin an die Kaffeemaschine zurück—jegliches Zittern aus seinen Fingern gebannt.

Er arbeitete eine halbe Stunde mit leeren Gedanken und erstaunlicher Präzision, ehe Minsoo ihm von hinten auf die Schulter tippte und sagte: „Sie sind weg. Falls du wieder raus willst."

„Ich bleib lieber hier, wenn das in Ordnung ist", meinte Jimin betont ungezwungen und Minsoo zuckte gleichgültig mit den Schultern, ehe er sich neben ihn stellte und die Milchkännchen in der Abwasch versenkte.

„Wer war das denn?", fragte er irgendwann neugierig und Jimin erwog, ihn für seine unverschämte Neugierde zu schelten, bevor er sich es anders überlegte und stattdessen nachdenklich auf seiner Unterlippe zu kauen begann.

„Mein bester Freund auf dieser Welt."

„Dann ist es doch nicht—"

„Und das Mädchen war meine Freundin."

„Oh." Minsoos Ohren verfärbten sich rot und er schrubbte eilig mit dem Drahtschwamm über das empfindliche Milchkännchen—Myungok würde ihm sicherlich das Fell über die Ohren ziehen, wenn sie davon Wind bekam—während er Jimins Worte zu verarbeiten schien. „A-also hat sie mit dir Schluss gemacht, um mit ihm zusammen zu sein?"

Jimin musste gegen seinen Willen grinsen. „Ich sagte Freundin, nicht Ex. Bis vor wenigen Minuten war mir nicht bewusst, dass unsere Wege sich getrennt hatten."

„Das ist übel, Jimin." Minsoo sah ihn aus seinen riesigen Augen mitleidig an, während er den Drahtschwamm ins Abwaschwasser fallen ließ.

„Ach was", winkte er ab. „Es ging mir keine Sekunde um Youngja."

„N-nicht? Sie war sehr hübsch."

„Und auch sehr intelligent." Jimin machte eine abfällige Geste. „Trotzdem... ich werde ihr garantiert keine Träne nachweinen."

Aber Seojoon schon?

„Du bist sehr... ruhig für 'nen den Typen, der gerade sitzengelassen wurde."

„Das liegt daran, weil ich gerade in Gedanken bereits einen Plan entwerfe, wie ich es den beiden heimzahle."

Minsoo begann strahlend zu grinsen, plötzlich von einer maliziösen Energie gespeist, deren Ursprung Jimin nicht so recht zu ermitteln wusste. Er erinnerte ihn ein wenig an einen Kobold, dem gerade ein argloser Mensch in die Falle gegangen war. „Oh, das klingt großartig, Jimin. Ich kann dir helfen! Der Mann meiner Noona besitzt eine Metzgerei und er hat dort immer diese ekelhaften Eingeweide herumliegen, ich bin sicher, wenn ich ihm den Grund verrate, überlässt er sie mir freiwillig und ohne Bezahlung. Wir können sie in die—"

„Stop", bremste er den Enthusiasmus des Jüngeren. „Keine Eingeweide."

Vielmehr eine völlige Rettung seines Familienrufs—das Wiedererlangen all dessen, das ihn in den vergangenen Monaten von Staat, Gericht und Gläubigern geraubt worden war. Und dann; wenn er wieder ganz oben stand, Herrscher über das Familienimperium würde er Seojoon gönnerhaft verzeihen. Oder auch nicht. Das galt es noch zu entscheiden, vielleicht auch erst ad hoc.

Minsoo schob eine Unterlippe vor und überließ Jimin kurzzeitig seinen wild kreisenden Gedanken, während er die Arbeitsfläche zu polieren begann. Keine Sekunde später jedoch schien etwas an der Tür seine Aufmerksamkeit zu erregen; und er schlitterte über den Fliesenboden wieder auf Jimin zu, wobei er ihm aufgeregt zuflüsterte: „Hübsches Mädchen auf drei Uhr!"

Jimin hob mehr aus Gewohnheit als wirklicher Interesse den Blick, bevor er Minsoo überraschend am Ohr packte und mitleidlos zu sich heranzog, der das offensichtlich nicht erwartet hatte. „Das", legte er faktisch dar, „ist meine Schwester."

Tatsächlich war es Jisoo, die gerade in das Coffeehouse getreten war, tief in einem weißen Wollschal vergraben, der über ihre schmalen Schultern gen Boden floss. Sie sah sich suchend um; offensichtlich nicht ganz überzeugt davon, die richtige Adresse erwischt zu haben, und Jimin ließ den wimmernden Minsoo los, bevor ihr Blick auf ihn fallen konnte. Kaum, dass dieser jaulend von ihm fort gesprungen war, rot bis über beide Wangen, wurde er von seiner kleinen Schwester entdeckt, die freudig auf ihn zugeeilt kam.

„Jimin!", rief sie unbeschwert, ein leichter, roter Schimmer der Kälte auf ihren Wangen.

„Jisoo", brachte er überrascht hervor und lehnte sich über die Tresen. „Was machst du hier?"

„Ich wollte dich besuchen." Sie blickte sich neugierig im Inneren des Cafés um, ihr Blick wanderte über die beachtliche maschinelle Ausstattung, die edlen Sitze, der sich entlang der Theke aus dem Boden schraubten, sowie die geschmackvollen Lichter, die jede Wand mit dem gerade adäquaten Lichtstrom bedachten. Jimin konnte sehen, dass sie beeindruckt war, während sie die Hände aus ihren Taschen zog und nachdenklich gegeneinander rieb. „Außerdem macht mir mein liebster Bruder doch bestimmt einen Caramel Macchiato."

„Nein", gab er grinsend zurück. „Du kriegst von mir kein Koffein. Darüber haben wir schon geredet."

„Ich mach' dir einen Caramel Macchiato", kam es prompt aus der Ecke hinter Jimin, in der Minsoo noch immer stand, nachdem er Jimins schmerzhafter Reichweite entflohen war.

„Nein, Minsoo", grollte er. „Geh was abwaschen."

Jisoo lachte hell auf und ließ sich vorsichtig auf einen der Hocker vor der Theke fallen. Sie löste den Schal von ihren Schultern, während sie sich neugierig hinter den Tresen umsah, wo Jimin sich gegen den Einbauschrank lehnte.

„Die Schürze steht dir gut, Oppa."

Sie rief ihn selten bei der Höflichkeitsform, die ihm aufgrund seines Alters eigentlich gerecht wurde—in ihrer Familie hatten sie auf so etwas nie wertgelegt—und so tat sie es nur, wenn sie ihn necken wollte.

„Pass auf, Soo-ie", knurrte er scherzhaft. „Ich kann Ladenverbot erteilen."

„Kann er nicht", rief Minsoo postwendend von der Abwasch herüber. „Das kann nur Myungok und sie ist im Augenblick nicht hier, also dürftest du sicher sein."

Jisoo gluckste, während sie die Schiefertafeln mit den Spezialitäten des Hauses über der Bar in Augenschein nahm, und er fragte sich zum wiederholten Male, wie es ihr gelungen war, in nur drei knappen Wochen seine Brust mit so viel Wärme zu füllen, dass er glaubte, nichts anderes mehr zu brauchen. Selbst die verkohlte Asche in seinem Brustkorb, die Seojoon zu verantworten hatte, wurde allein durch ihre Anwesenheit etwas vergütet.

„Machst du mir eine heiße Schokolade?", bat sie ihn dann mit einem verschlagenen Grinsen, als wüsste sie genau, wie sehr sie ihn unter ihrer Kontrolle hatte. „Mit Sahne?"

„Soo, du weißt genau, dass du keine Sahne essen solltest."

„Oh, bitte, bitte, Jimin. Nur einmal." Sie stützte ihre Ellbogen auf der Theke ab und faltete ihre Hände wie im stummen Gebet.

Jimin schwankte in seiner brüderlichen Unerschütterlichkeit; auch wenn Jisoo eine Vorstufe zur Laktoseintoleranz besaß, (ein Faktum, dass er bis vor drei Wochen nicht einmal gewusst hatte), war sie alt genug, um nachher selbst mit den Bauchkrämpfen leben zu müssen.

Also zuckte er mit den Schultern und trat von ihr weg. „Der Kunde ist König."

Mit gerührter Belustigung stellte er fest, dass Jisoo jeden seiner Handgriffe von ihrer Position hinter den Tresen aus aufmerksam verfolgte, und als er ihr das fertige Endprodukt hinstellte—im Namusairo verfolgte man den allgemeinen Grundsatz, dass nichts ohne Kokosraspeln über die Theke geschoben werden durfte—grinste sie so breit, dass er froh war, ihr die Sahne nicht verweigert zu haben.

„Was machst du eigentlich in Jongno-Gu?", fragte er, während seine Schwester den Amaretto-Keks in den Kakao tunkte und genießerisch die Augen verdrehte.

„Ich war bei Nari."

Jeong Nari?", fragte er überrascht.

„Ja. Sie hat mich eingeladen, weil wir uns gar nicht mehr sehen, seit ich Schule gewechselt habe." Jisoo zog den Löffel heran und bearbeitete das Sahnekonstrukt mit präziser Genauigkeit, wobei sie die eine Hälfte unter die Schokolade mischte.

„U-und?", hakte er heiser nach. „Wie war es?"

„Sooo schön! Sie hat mich in den Stall mitgenommen; auch wenn ich ihr Pferd nicht reiten durfte, weil es wahnsinnig scheu ist, war es so toll, wieder einmal in den Boxen zu stehen." Jisoo klang gelöst und fröhlich, so, als hätte sie den Nachmittag genossen, ohne düstere Gedanken gegenüber dem zu hegen, das sie nicht mehr hatte. Alles in allem war sie die Jüngste von ihnen—mit fünfzehn war mal wohl noch anpassungsfähig, grübelte Jimin.

„Und Nari? Wie war sie? Hat sie dich gut behandelt?"

Jisoo wirkte, als würde sie die Frage nicht verstehen. „Natürlich! Sie ist meine beste Freundin, daran ändert sich doch nichts, nur weil wir wegen Appa vor Gericht mussten."

Ihr Grinsen geriet ins Taumeln, als sie sein Gesicht sah und sie legte den Löffel aus der Hand.

„Jimin?", fragte sie vorsichtig. „Was ist geschehen?"

Er räusperte sich, ehe er sich mit einem Blick über die Schulter versicherte, dass Minsoo ausgiebig mit der Reinigung der Kaffeemaschine beschäftigt war.

„Seojoon war vorhin hier", erklärte er ausdruckslos, wobei er mit dem Frottiertuch wiederholt über dieselbe, blitzblanke Stelle fuhr. „Mein... bester Freund."

„Ich weiß, wer Seojoon ist", sagte sie sanft.

„Nun... er hat so getan, als würde er mich nicht erkennen." Er presste die Lippen aufeinander und vermied es, seiner Schwester ins Gesicht zu sehen. „Ich wusste, dass er seit der Sache mit Vater auf Abstand gegangen ist, aber es war ehrlich gesagt ein Schlag ins Gesicht."

Jisoo schwieg, und zuerst glaubte er, dass sie nach den richtigen Worten suchte, aber dann hob er den Blick und sah, dass ihre Augen in Tränen schwammen. Sie hatte ihre Zähne in ihrer Unterlippe gegraben, um sie am Zittern zu hindern.

Oh, verdammt. Er hatte vergessen, wie emotional sie war. „Jisoo", versuchte er panisch, seinen Fehler einzudämmen. „So schlimm ist das nicht, oh mein Gott. Hör auf zu weinen, bitte."

Zu seiner Überraschung ballte sie ihre Hände zu Fäusten und atmete tief durch. Sie schloss die Augen und als sie sie wieder öffnete, waren dort keine Tränen mehr zu erkennen, nur bittere, ungefilterte Wut. „Jimin, es tut mir so Leid."

„Oh, Soo-ie", beeilte er sich zu sagen. „Ist nur halb so schlimm. Ich werde es überleben. Und jetzt trink deine Schokolade, ehe sie kalt wird."

Sie gehorchte, wenngleich ihre Augen noch immer Funken sprühten. „Ehrlich, Jimin. Ich weiß, dass es das Letzte ist, das du jetzt hören willst, aber Seojoon war kein guter Freund."

„Ach echt."

„Nein, wirklich. Schon früher. Er war eifersüchtig auf dich, wusstest du das?" Sie setzte sich auf ihren Fuß, damit sie ihm auf Augenhöhe begegnen konnte. „Wenn er geglaubt hat, dass du ihn nicht sehen konntest, hat er dich immer eigenartig angeschaut. Irgendwie wütend und unzufrieden. Eomma hat es auch gesehen."

„Wie bitte?"

„Sie mochte ihn überhaupt nicht, aber du hast ihr ja nie zugehört." Jisoo schnalzte mit der Zunge, während sie eine Wahrheit verkündete, die er niemals gehört hatte. „Sie hat immer gesagt: sieh nur, wie Jiminie ihm vertraut—wie er bereit ist, sein gesamtes Leben in Seojoons Hand zu legen, der nicht zögern würde, es an der nächsten Straßenecke für etwas Glänzendes zu verscherbeln."

„Unsinn", widersprach er langsam. „Seojoon hatte keinen Grund, eifersüchtig auf mich zu sein."

Jisoo und seine Mutter hatten solche tiefgreifenden Gespräche über ihn geführt?

Manchmal vergaß er, dass Jisoo seine Schwester war, sein eigen Fleisch und Blut, und nicht ein Waisenmädchen, das er unterwegs aufgegriffen hatte. Sie hatten fünfzehn Jahre seines Lebens unter demselben Dach geschlafen, zahlreiche Geburtstage gemeinsam gefeiert, Urlaube am Strand oder in teuren Skiresorts verbracht—Jisoo war ihm (neben Jihyun vielleicht) näher als sonst irgendjemand auf dieser Welt. Wie wenig er sie gewürdigt hatte.

„Ji-Jisoo", fragte er, von einem plötzlichen Anfall des Masochismus gebeutelt, „weißt du, warum ich vor drei Jahren sehr lange... krank war?"

Sein Vater war immer sichergegangen, seine jüngeren Geschwister von seiner Drogensucht abzuschirmen, möglicherweise aus Angst, dass sie ähnliche Angewohnheiten übernehmen würden, wenn sie älter waren—oder vielleicht; weil er sich dafür geschämt hatte, einen solchen Schwächling zum ältesten Sohn zu haben. In einer anderen Welt hätte Jimin die Macht geerbt und alles, das damit zusammenhing. Wie viel Schande er über seinen Vater gebracht haben musste!

„Natürlich", sagte sie mit so viel Güte, dass es seinem Herz einen Stich versetzte. „Ich habe jede Nacht geweint, in der du nicht da warst." Sie verzog das Gesicht. „Naja, ich war zwölf. Ich hab allgemein sehr viel geweint."

Jimin ergriff ihre Hand, die zwischen ihnen auf den Tresen lag und drückte sie. Er erinnerte sich nur allzu lebhaft daran, wie er im Auto nach Sillim-Dong ihre Hand genommen hatte, um sie zu beruhigen, nicht wissend, was er hätte sagen sollen. Inzwischen wusste er, dass überhaupt nichts manchmal das einzig Richtige war.

„Ich will nicht, dass du deswegen schlecht von mir denkst", brachte er schließlich hervor. „Ich—"

„Das tue ich nicht", sagte sie lapidar und malte mit ihrem Löffel weiße Sahneschlieren an den Rand ihres Glases, bevor sie wieder aufsah. „Jimin, du bist so ein guter Mensch." Sie schluckte, vermutlich ängstlich, dass sie ihn mit ihren nächsten Worten vor den Kopf stoßen würde. „Es hat vielleicht einen... gewissen Anlass gebraucht, damit du deiner Kapazität würdig wurdest, aber im Ansatz war der alte Jimin immer wie du."

„Hey", murmelte er halb im Scherz, seine Kehle plötzlich eng. „Wofür bist'n du so weise?"

„Ich habe meine Kindheit nicht damit verbracht, meine Gehirnzellen mit Pokemon wegzuballern", kicherte sie und rührte mit ihrem Strohhalm durch den Kakao. „Bücher, Jimin. Sie existieren."

„Ich weiß", gab er zurück. „Ich hab' mal eines nach Jihyun geworfen, als er mitten im Spiel meine Konsole ausgesteckt hat."

Während Jisoo lachte, stellte er beruhigt fest, dass doch so etwas wie gemeinsame Kindheitserinnerung zwischen ihm selbst und seinen Geschwistern existierten—Erinnerungen an historische Schlachten in ihren jeweiligen Kinderzimmern, Momente der Harmonie und unverhoffte Bündnisse, in der sie sich zusammengeschlossen hatten, um eine unliebsame Haushälterin aus dem Weg zu räumen—Kleinigkeiten, die sich in die langen Jahre ihrer Koexistenz einstreuten und lebensechter erscheinen ließen.

Wie Jisoo richtig gesagt hatte, er war im Ansatz immer da gewesen.

Das Namusairo schloss am Montag um acht, und während der letzten halbe Stunde begannen Minsoo und er den Boden zu kehren, die Kuchen aus der Vitrine wegzuräumen—Jisoo bekam dabei mehrere Kostproben auf einen riesigen Teller vorgesetzt—und die großen Kaffeemaschinen für die Nacht zu säubern. Es war unglaublich, wie sich nach kaum eineinhalb Wochen bereits eine Routine in ihm festgesetzt hatte, die es ihm erlaubte, mit seiner Schwester und Minsoo herumzuschäkern, während sie ihre Besen über den hochwertigen Holzboden zogen und über die Umstände des Tages diskutierten.

Myungok kam kurz vor acht in den Laden zurück, um hinter den beiden abzuschließen, wobei sie seufzend über den Idioten in der Behörde schimpfte, die sie den gesamten Tag durch eine Mühle der Bürokratie gedreht hatten, bis sie nun nicht mehr wusste, wo oben und unten war.

„Ich könnt' schon gehen, Jungs", meinte sie geistesabwesend, während sie hinter die Kasse trat und mit dem Generalschlüssel den Safe aufsperrte. Jisoos Anwesenheit schien sie überhaupt nicht zur Kenntnis zu nehmen. „Ich mach den Laden alleine zu."

Das ließen sich die beiden nicht zweimal sagen; Minsoo wollte rechtzeitig für den Fleischeintopf seiner Halmeoni Zuhause sein und Jimin hatte eine eineinhalbstündige Busfahrt vor sich—auch, wenn er diese nun mit Jisoo bestreiten konnte, sodass diese vermutlich weniger öde ausfiel als sonst.

Als sie vor die Tür traten, divergierten sich ihre Wege unmittelbar in verschiedene Richtungen und Minsoo rief über seine Schulter als Abschied, dass er hoffte, Jisoo öfter einmal hier antreffen zu können.

„Dieser unverschämte Schwerenöter", knurrte Jimin, aber das amüsierte Grinsen seiner kleinen Schwester war genug, um Minsoo die Sache nicht allzu krumm zu nehmen.

Jisoo schmiegte sich eng an ihn, während sie die Straße hinab schlenderten, die unweigerlich zu ihrer Bushaltestelle führte. „Ich hätte nicht gedacht, dass du mal zum beschützerischen großen Bruder wirst", kicherte sie und sah zu ihm auf.

„Ja?", gab er zurück. „Ich bin selbst ein männliches Wesen. Da ist es nur unausweichlich, dass ich früher oder später beschützerisch werde."

Die Nacht war so kalt, dass ihm die Luft in der Lunge zu gefrieren schien—und doch war sie sternenklar und ohne einen Hauch des Oktobernebels, der sich sonst gerne über die Straßen senkte. Dieser Teil von Jongno-Gu war einer der ansehnlicheren, mit gepflegten Gehwegen und hübschen Häuserreihen, die sich am Straßenrand entlangzogen. Es war überhaupt kein Vergleich zu Sillim-Dong mit seinen heruntergekommenen, kurz vor dem Verfall stehenden Gebäuden und löchrigen Sicherheitsleitungen. Oh, wie sehnte er sich in solchen Augenblick nach Zivilisiertheit.

„Jimin?", sagte Jisoo plötzlich. „Ich weiß, dass du die Sache zu ändern versuchst, dass du versucht, Appa zu verteidigen und von jeglicher Schuldlast zu befreien, und das ist bewundernswert von dir, aber ich wollte dich nur wissen lassen... ich bin glücklich so."

„Wie bitte?", fragte er verständnislos.

„Ich bin glücklich", wiederholte sie flüsternd und sah ihn aus ihren großen Augen ehrlich an. „Ich habe jetzt dich, Jiminie. Wenn ich all den Reichtum, die soziale Anerkennung und die... die Unbeschwertheit verlieren musste, um dich zu gewinnen, dann... dann war es mir das wert."

Jimin blieb stehen; wortlose Ungläubigkeit pulsierte in jeder Zelle seines Körpers. Es war selten vorgekommen, dass ihm jemand seine Zuneigung versichert hatte. Anerkennung für Errungenschaften, für Fähigkeiten, für sein Aussehen—all das kannte er zur Genüge—aber als er nun auf dem mondbeschienen Gehweg in einer praktisch unbekannten Nachbarschaft stand, konnte er sich nicht daran erinnern, etwas Ähnliches wie Jisoos Worte schon einmal von jemanden gehört zu haben.

Nicht von seinem Vater, auf jeden Fall.

„S-sag das nicht", brachte er mühsam hervor. „Du hast unser altes Leben genauso sehr geliebt wie Hyun-ie und ich... und wenn ich Vaters Unschuld beweise, dann können wir das alles zurückhaben. Willst du das nicht? Stell dir vor, du könntest Meosjin wieder reiten, und müsstest nicht nur Nari in den Stall begleiten, ohne auf ein Pferd steigen zu dürfen."

Jisoo schüttelte den Kopf. „Das war nicht der Punkt—"

„Doch, Jisoo. Genau das ist der Punkt. Du verdienst etwas Besseres als die Tragik, die wir unser Leben nennen. Ich werde bestimmt nicht aufhören, dafür zu kämpfen, dass wir es zurückbekommen."

Auch irgendeinem Grund glitzerten Tränen in Jisoos Augen als sie den Kopf abwandte. Verdammt. Er hatte etwas Falsches gesagt, nicht wahr? Bevor er jedoch in Gedanken seine Aussagen durchgehen konnte, gab sie ihm die Auflösung.

„Es ist gut zu wissen, dass du lieber in das alte Leben zurückkehren würdest, in dem wir uns vollkommen fremd waren." Sie klang plötzlich weit entfernt, und es bereitete ihm beinahe körperliche Schmerzen, sie so zu sehen. „Was sind Jihyun und ich schon gegen... gegen Lee Seojoon und Partys, nicht wahr?"

Oh. Fuck. „Nein. Nein, Jisoo."

Sie schüttelte den Kopf und machte sich von ihm los. „Tu, was du nicht lassen kannst. Ernsthaft."

Bevor er sie am Ärmel ihrer Jacke packen konnte, war sie ihm entwischt und irgendwo in seinem Hinterkopf manifestierte sich die Notion, dass er ein fünfzehnjähriges Mädchen auf keinen Fall alleine durch Südkoreas Hauptstadt laufen lassen sollte.

„Jisoo, bleib hier!", rief er und verfiel in einen schnellen Laufschritt, aber er verlor ihre Spur, noch bevor er um die Ecke biegen konnte. Er blieb am Bushäuschen stehen, außer Atem, nachdem er den restlichen Weg halb rennend zurückgelegt hatte und mit einem wütenden Knurren ließ er sich auf die freie Sitzbank fallen.

Jisoo war alt genug, um alleine nach Hause zurückzufinden, und wenn sie lieber schmollend durch Jongno-Gu stromern wollte, dann sollte ihm das Recht sein. Er war weder ihr Vater, noch in irgendeiner anderen Weise für sie verantwortlich.

Sein Atem ging stoßweise, während seine Finger sich um sein Handy klammerten—und außer ihm wartete am Bushäuschen niemand, der ihm einen befremdlichen Blick zuwerfen konnte. Der erste Bus nach Sillim fuhr an ihm vorbei, ohne dass er einstieg, immer noch an der Hoffnung festhaltend, dass Jisoo sich doch noch hier einfinden würde.

Als eine halbe Stunde in Windeseile verstrichen war, und am Ende der Straße allmählich der Bus nach Gangnam-Gu auftauchte, fasste Jimin einen Entschluss: Jisoo würde alleine nach Hause fahren müssen, falls sie sich noch dazu herabließ, aufzutauchen—und er selbst würde dem Hauptgeschäftsbezirk in Gangnam-Gu einen Besuch abstatten.

Es wurde Zeit, dass er Kihyuns Ratschlag nachging—und selbst wenn es sich dabei auch nur um eine falsche Fährte handelte—alles war besser, als diese lähmende Untätigkeit, die zu nichts als Zwietracht führte.

- — -

( author's note )

Hi, hello, annyeonghaseyo, I'm back mit dem letzten ruhigen Kapitel, bevor shit down geht. Hier haben wir noch einmal Park Jimin, der 1) sein Leben nicht unter Kontrolle hat und 2) dringend einmal seine Prioritäten checken sollte. Ich dachte nur, es ist unglaublich wichtig, dass wir seinen Hintergrund, seine Motive und Ziele erläutern, bevor wir ihn auf... Charaktere treffen lassen, die ihn... ähm... herausfordern. Sagen wir so.

Außerdem muss ich mal loswerden, wie sehr ich Jimin liebe. Also den echten. Den BTS-Member/Sänger/Tänzer. Dass ich den Boden unter Min Yoongis Füßen verehre, dürfte allen hier bewusst sein—aber Chim? Gott, er ist so ein Engel. Er verdient alles. (Vor allem Yoongi.)

(außerdem... wer Yoongi so ansieht, mit dem fühle ich mich auf Ewigkeit verbunden. you go, jiminie.)

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